Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Kalkulations-Ratgeber


von Gerhardt (Gast)


Lesenswert?

Gibt es ein gutes Paper (oder auch Seite) auf dem die Kalkulation von 
Platinenprojekten beschrieben wird?

Hintergrund ist eine Steuerung (Platine plus Programm im Controller) die 
ich entworfen habe. Nun muss ich einen Preis finden für die Platinen, 
die der Kunde abnimmt. Wer kann da weiterhelfen?

von Helper (Gast)


Lesenswert?

Hoffe mal, ich interpretiere deine Frage korrekt.

Am einfachsten Registrierst du dich bei einem Hersteller von 
Leiterplatten wie z.B. pcb-pool. Danach füllst du mal die Bestellung 
aus, ohne sie auszuschicken. Dann hast du den Preis, den sie verlangen 
würden für die fertige Leiterplatte. Je nachdem, wieviel Stück du da 
fertigen lässt, lohnt es sich wohl auch direkt mal bei denen Anzurufen 
bzw. mit ihnen in Kontakt zu treten.

Die Bauteile kannst du dir ja selbst ausrechnen, indem du die Bauteile 
bei Anbietern suchst und die Preise addierst.

Falls das ganze ein komerzielles Produkt werden soll: Denk dran, was für 
Rechte da einzuhalten sind usw.
Einfach mal etwas zum Verkauf anbieten was du Entwickelt hast ist leider 
nicht ganz Legal.

von Max G. (l0wside) Benutzerseite


Lesenswert?

Das ist eigentlich Grundlagen der Betriebswirtschaft und nicht 
elektronikspezifisch. Es gibt zwei Vorgehensweisen:
1. Cost-up - Du rechnest deine Kosten aus, schlägst einen Prozentsatz 
auf und machst daraus einen Preis.
2. Value-based Pricing - Du findest heraus, was die gleiche Leistung bei 
der Konkurrenz kostet und orientierst dich daran.

Am besten machst du beides, um dein Projekt zu bewerten. Wenn 1. < 2., 
lohnt sich die Sache. Wenn 1. > 2., bist du zu teuer.

Cost-Up
1. Finde heraus, was an Einmalkosten anfällt. Entwicklung, 
Vorleistungen beim Fertiger, anteilige Kosten für Büro, Computer, 
Lizenzen, Muster, IHK, ... und natürlich die Kosten für das CE-Zeichen 
(EMV-Messung, Niederspannunsgrichtlinie, WEEE). Das sind die 
Fixkosten.
2. Lasse dir ein Angebot von einem Fertiger und einem PCB-Hersteller 
machen und rechne aus, was du an Kosten für ein Teil hast. Das sind die 
variablen Kosten. Multipliziere diese mit der zu erwartenden 
Stückzahl.
3. Überlege dir, was du verdienen willst. Vergiss nicht, dass du auch 
Steuern zahlen und Versicherungsbeiträge entrichten musst. Eine 
Orientierung kann sein, was du in deinem Beruf pro Stunde verdienst; der 
Nebenverdienst sollte (wenn nicht Liebhaberei) nicht darunter liegen.
4. Denke an Rücklagen für Reklamationen, Weiterentwicklung, 
Kundensupport, ...
5. Summiere 1.-4. und teile das Ergebnis durch die Stückzahl.
6. MWSt nicht vergessen
7. Fertig!

Value-based pricing
Dazu kann Google viel mehr erzählen als ich.

Max

von Gerhardt (Gast)


Lesenswert?

Danke für deine Antwort.

Der Hintergrund meiner Frage ist, dass die Entwicklung der Steuerung 
bereits angemessen bezahlt wurde, und ich nun vor der Aufgabe stehe die 
Serie zu kalkulieren (50 Stück). Die Bauteilepreise zusammenzustellen 
ist nicht so schwierig. Schwieriger ist es die Kosten, die auf den 
ersten Blick nicht so auffallen zu berücksichtigen (Betriebskosten etc.) 
und natürlich wie man den Gewinn einfließen lässt.

von Gerhardt (Gast)


Lesenswert?

@ Max

Danke für deinen ausführlichen Beitrag.

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

1+1 zusammenrechen reicht nicht in jedem Fall.

Es kommt auch auf das Kleingedruckte im Vertrag an. Eine 
Hotelübernachtung in London und der Austausch eines Garantieteils dort 
vor Ort könnten auch weitere ungeplante Kosten verursachen ...?

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.