Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kenwood KRV-999D - Startphase fehlerhaft - massiv übersteuert


von Wilhelm K. (maniaxx)


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Hallo,
ich habe hier einen Kenwood KRV-999D AV-Receiver, der beim Einschalten 
meistens entweder keinen Ton von sich gibt oder es fliegen einem die 
Ohren weg. Da mir langsam die Ersatzohren ausgehen, würde ich die 
Symptome gerne zur Diskussion stellen. :)

Ich habe unten ein Video angehängt, das veranschaulichen soll, wie das 
Gerät in kaltem Zustand reagiert. Der Erststart zeigt starke 
Verzerrgeräusche (kommen im Video aus Sicherheitsgründen von 
angeschlossenen In-Ohr Kopfhörern), die langsam abklingen. Die zwei 
weiteren Startvorgänge haben keine Verzerrungen mehr und in der Regel 
geht das Gerät dann wieder bis zum Abschalten. Lautstärke ist auf 0.

Die Symptome sind fließend mit der Zeit (vielleicht über 3-4 Jahre) 
stärker geworden. Mittlerweile startet das Gerät fast immer auf diese 
Art oder der Überlastschutz greift beim umlegen des Relais (secondary 
power) und schaltet das Gerät komplett ab. Dann muss man mehrere 
Startvorgänge machen. Irgendwann pendelt sich das scheinbar ein 
(maxmimal 3 bis 4 mal) und das Gerät funktioniert bis zum Ausschalten 
einwandfrei.

Als würde das Gerät eine Betriebstemperatur oder eine Kondensatorladung 
nicht aufbauen können. Meist verhindert der Überlastschutz eine längere 
"Aufladezeit". Auffällig ist der länger drehende Lüfter, der schon vor 
dem Relais verdächtig hoch dreht. Dieser bewegt sich im Idealfall nur 
kurz. Im Video dreht er deutlich länger, im Überlastfall dreht er wohl 
permanent bis zur Abschaltung.

Ich bin mir nicht sicher, ob das zusammenhängt. Selbst wenn das Gerät 
funktioniert, laufen die B-Speaker nicht im Stereomodus. Es kommt 
(hinten) nur lauteres Rauschen, das nicht auf Lautstärkeänderungen 
reagiert. Die Endstufe (für die hinteren Boxen), die in diesem Fall 
scheinbar nicht "gezündet" wird, dürfte aber in Ordnung sein, da sie im 
Surround-Modus funktioniert. Könnte ein isoliertes/unabhängiges Problem 
sein. Ich will es nur nicht unerwähnt lassen.

Manchmal kann man anstatt des undefinierten, übersteuerten Rauschen ein 
starkes Brummen (Masse?) und die Steuersignale der Lautstärke hören 
(wenn man denn daran herumdreht).

Ich habe bereits einiges nachgelötet (Flachbandkabel, Gleichrichter und 
die dicken Kondensatoren, die AVRs und sämtliche TO220 Transistoren). 
Das Gerät wurde mehrfach komplett zerlegt und sämtliche Stecker 
nachgesteckt.

Und jetzt weiß ich erst mal nicht weiter...

Habt ihr vielleicht Ideen oder Vermutungen, woran das liegen könnte?


Schaltplan verfügbar:
http://elektrotanya.com/kenwood_kr-v999d_kr-1090vr.pdf/download.html

Video:
https://dl.dropboxusercontent.com/s/dxpeuuzfmow4bcr/Kenwood.KRV999D-PowerOn-distort.mp4
(MP4, h264, AAC, 1:30min, 6MB)

Lothar K. schrieb:
> Schlecht starten???
> Zieht das Lautsprecher-Relais erst nach langer Wartezeit oder mehreren
> Einschaltversuchen an? Dann hast du vermutlich DC-Offset an den
> Ausgängen.
> Auch eine Folge von ausgetrockneten oder gar ausgelaufenen Elkos. Dann
> aber in der Endstufe . . .
> Ein häufiger Fehler bei Geräten aus den 90er Jahren.

Das (secondary power) Relais zieht eigentlich immer recht schnell an. 
Die Lautsprecherrelais an den Ausgängen ziehen auch sofort nach dem 
secondary power Relais an. Edit: Wobei ich bei den Lautsprecherrelais 
nicht ganz sicher bin. Manchmal kommt ja auch kein Ton. Und ob das 
Klopfen auf den Deckel wirklich manchmal geholfen hat, da bin ich mir 
nicht sicher...

: Bearbeitet durch User
von Nico (nico123)


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Hast Du schon alle Versorgungsspannungen beim Start gemessen!

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Kreise den Fehler mal ein, indem du an die REC Out gehst und da mal mit 
exernem Verstärker oder Oszi schaust, ob da die Symptome schon anliegen.
Kleine Schiebeschalter wie der auf der Rückseite vertragen auch gerne 
mal ein wenig WD-40.
Dann misst du mal am Eingang des zentralen AD Wandlers IC34, ob da Mist 
anliegt. Die Innereien des DSP ignorieren wir mal und dann geht es zu 
den 6 Ausgängen des IC34. Auch hier ist ein Oszi hilfreich. Nach den 
ganzen LPFs und HPFs gehts dann weiter zu den Eingängen der Endstufen. 
IC51, 54, 57 und IC60 sind die Lautstärkesteller, auch hier wieder an 
den Eingängen und den Ausgängen messen. Hier ist z.B. sinnvoll, mal zu 
schauen, ob der -20dB Abschwächer Wirkung auf das Krachen hat, oder 
nicht. Wenn ja, muss der Fehler davor liegen, wenn nein, liegt er 
dahinter. Die PreOut Buchsen sind auch zum Messen geeignet, die liegen 
hinter all dem Vorstufenkrams, aber vor den Endstufen. Wenns da immer 
noch nicht kracht, muss der Fehler in den Endstufen liegen.

Den Symptomen nach könnte es ein defekter Koppelkondensator sein, 
welcher, ist aber in der komplexen Kiste nur mit System herauszufinden.

Mach das erstmal (kannst auch von hinten nach vorne anfangen) und dann 
sehen wir weiter.

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