Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Netzteilbau: Strom vor und nach Gleichrichtung


von Alex (Gast)


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Hi,

in meinem Versuchsaufbau belaste ich ein selbst gebautes Labornetzteil 
mit 1 A (bei 18 V). Mit einem Zangenamperemeter (AC) messe ich 2,2 A 
nach dem Trafo. Irgend wie habe ich ein Verständnisproblem, weil es sich 
hier um AC handelt. Sind die 2,2 A ein Spitzenstrom, oder ist das 
gemittelt?

Danke!

Gruß,
Alex

von MaWin (Gast)


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Der AC Strom nach dem Trafo in den Siebelko ist nicht sinusförmig, 
offenbar hat dein Multimeter mit dem crest-Faktor ein Problem. Denn 2.2A 
ist nicht realistisch, eher 1.6A sollten rauskommen.

http://www.dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.9

von Elektrofan (Gast)


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Vermutlich misst die Zange den Effektivwert des Stroms.
Und der Effektivstrom hinter dem Transformator ist eben grösser, als der 
nach dem Ladekondensator fliessende arithmetische Gleichstrom.

Um wieviel genau, hängt von den einzelnen Bauteilen ab.
Ein Faktor von 2,2 ist aber reichlich viel, ich schätze immer mit 1,5.

von Lurchi (Gast)


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Je nach Art des Amperemeters ist das der Effektivwert oder der 
Gleichrichtwert ("Mittelwert" mit entsprechender Skalierung so dass bei 
Sinus der Effektivwert raus kommt).

Ein Faktor von 2,2 ist schon relativ hoch, aber nicht unrealistisch. Ein 
Wert von 1,5 oder 1,6 wäre auch schon eher optimistisch, wenn keine 
Filterdrossel verwendet wird oder der Trafo nicht sehr klein ist.

Beim Netzteil Eigenbau neigen viele zu eher großen Filter Elkos, was zu 
dem eher schlechten Leistungsfaktor führt.

von Alex (Gast)


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Danke! Ich habe mit Faktor 1,7 gerechnet und dementsprechend auch 
Schaltung und Sicherungen ausgelegt. Mit den 2,2 A wusste ich daher 
nichts anzufangen.

Das Messgerät ist ein Uni-T UT210E. Im eevblog-Forum gibt es dazu einen 
Thread mit Modifikationen (Anschluss für ein Oszi, eeprom-Änderung für 
mehr Auflösung usw.).
http://www.eevblog.com/forum/testgear/a-look-at-the-uni-t-ut210e/150/

Laut dem übersetzten Datenblatt macht der Chip TrueRMS bis 1 khz.
http://www.kerrywong.com/blog/wp-content/uploads/2016/04/DTM0660DataSheet.pdf

von Elektrofan (Gast)


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Man muss genau aufpassen:

Bei einer Transformatorschaltung mit idealem Brückengleichrichter OHNE 
Ladekondensator ist der Effektivstrom "vorne" bereits um den Formfaktor

f= Pi/Wurzel(8)≈ 1,11

grösser, als der arithmetische Gleichstrom "hinten". -
Mit dem Ladekondensator steigt der Effektivstrom, den der Transformator 
liefern können muss, und für den er (über die Bauleistung) spezifiziert 
ist, weiter an.

von Alex (Gast)


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@Elektrofan: Kannst du mir die Formel erklären?
Bei steigendem Strom wird der Faktor kleiner:

DC-Last  AC-Trafo Faktor
1A  2,18A  2,18
2  4,05  2,025
3  5.80  1,93
3,9A  7,27  1,86
3,98  7,40  1,86

von Elektrofan (Gast)


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> ... Kannst du mir die Formel erklären?

s.u.:
https://de.wikipedia.org/wiki/Formfaktor_(Elektrotechnik)#Formfaktoren
> Bei steigendem Strom wird der Faktor kleiner ...

Ja, dann muss der Ladekondensator länger nachgeladen werden, also 
vergrössert sich der Stromflusswinkel (günstig).
-
Wird aber bei gleichem DC-Strom am Ausgang der Ladekondensator 
vergrössert, wird zwar die Brummspannung kleiner (wie gewünscht),
aber der Stromflusswikel auch, was wiederum höheren Effektivstrom 
bedeutet (blöd).

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