Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Simulation von Common-Mode Filter in LTSpice


von Julius (Gast)


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Hallo Leute,

ich brauche Hilfe bei der Simulation eines Common-Mode Filters.

Vorgeschichte, die leider recht lang und hoffentlich ausführlich genug 
ist:
Wir haben einen Motorregler (BLDC/24Vdc/15Apeak/5Anom) an der Uni als 
Projektarbeit entwickelt wird und in einem ersten Prototypen einem 
EMV-Test unterzogen wurde. Dies war eine lehrreiche Erfahrung mit vielen 
Aha-Momenten. Gemessen wurde (falls von Interesse) nach einem Mix aus 
EN61000-6/EN55011/EN55014/EN61800. Bei unterschiedlichen Auslegungen 
zwischen den Normen wurde immer der niedrigste Grenzwert als Referenz 
heran gezogen.

Im niederfrequenten Bereich (Messung an der Stromzuführung) konnten wir 
feststellen, dass unsere Kapazität auf der Baugruppe unterdimensioniert 
war. Unsere Vorgabe, maximal 250mVpp zu erzeugen haben wir mit 1Vpp um 
mindestens Faktor 4 überschritte. Auch konnten wir bei der 
niederfrequenten Messung (30Hz – 150kHz) im „Differential Mode“ die 
Rotation ableiten, da sie mit +5dB über dem Grenzwert lag. Knapp unter 
dem Grenzwert (~10dB unter der Grenze) war auch die PWM der Ansteuerung 
und die Harmonischen (30kHz, gefolgt von 60/90/120) zusehen

=> Hier wird nur eine deutliche Vergrößerung der Kapazität auf der 
Baugruppe helfen. Dies ist zumindest unsere Annahme. Der ESR sollte so 
niedlich sein wie möglich, um die PWM-Frequenzen zu dämpfen und genügend 
Strom für die FETs liefern. Ein paar 1/10/100nF MLCCs zusätzlich, nahe 
den FETs werden da sicher auch zusätzlich helfen.

=> Bislang hatten wir nur einen LC-Filter (1µH MgZn Speicherinduktivität 
ein paar MLCCs in diversen Größen (470pF, 10nF, 220nF, 3,3µ) und zwei 
100µF Low-ESR ELKOs) vorgesehen.

==> Wie legt man die Stromfähigkeit der ELKOs eigentlich in einer 
Motorapplikation aus? Müssen Elkos 100% des Peaks an Rippelstrom 
verkraften, oder reichen auch ggf. 50% oder weniger, wenn die 
Stromversorgung potent genug ist? Bei Peak-Strömen von 15A wäre das eine 
physikalisch recht große Kondensatorbank, die man sonst bei 100% 
Peakstrom vorsehen müsste. In der Betrachtung sind unsere bislang 
vorgesehen zwei ELKOs ganz klar unterdimensioniert!

Unsere Schaltregler, welche die 24V direkt auf 12, 5 und 3,3V 
herabsetzen konnte man leider schön im Spektrum (Common Mode Messung im 
Bereich von 100k – 100M) sehen. Bei 800kHz bis 1.2MHz, was ungefähr der 
Frequenz der der Schaltregler entspricht hatten wir Ausschläge von +10dB 
über dem gesetzten Grenzwert. Wir hatten im Vorfeld zwar CLC-Filter mit 
Ferriten vor jeden Schaltregler vorgesehen, aber die Ferrite wirken erst 
ab 10MHz am besten, wie wir jetzt beim studieren der Datenblätter sehen 
konnten.
[Randnotiz: Auf was für Wissen man jetzt auf einmal zurückgreifen kann, 
wenn man nur einen einzigen Test gemacht hat ist wirklich erstaunlich. 
Das konnte ich so aus keiner Vorlesung bislang mitnehmen. Theorie ist 
wir großartig, aber die Praxis öffnet einem die Augen!]

=> Da werden wir jetzt zusätzlich noch 10µH SMD-Induktivitäten als 
weiteren LC Filter (MnZn oder falls verfügbar un platztechnisch passend 
FE-Material) in reihe bringen, um auch den Bereich um 1MHz besser zu 
filtern.

In der Common Mode Messung 100kHz bis 50MHz der zuführenden 
Stromversorgung von 24Vdc konnten wir leider eine Erhöhung um +5dB bei 
2-3,5MHz über dem Grenzwert Messen. Im Differential Mode waren diese 
zwar auch zu sehen, aber mit minimal 10dB unter dem Grenzwert.

=> Hier werden wir eine Stromkompensierte Drossel / Filter vorsehen 
müssen. Diesen würde ich aber gerne im Vorfeld erst einmal theoretisch 
mit LTSpice simulieren.

Und genau da liegen einige Verständnisprobleme. Ich habe eine, noch 
nicht auf unsere Störer angepasste Eingangsbefilterung einmal in LTSpice 
aufgesetzt, um mal etwas zu experimentieren und eine AC-Simulation 
laufen lassen. Kein Bauteil ist auf Frequenz/Impedanz ausgelegt, ich 
habe erst einmal das erstbeste genommen! Dabei kamen mir aber ein paar 
Fragen auf.

1. Ist die AC-Quelle an der richtigen Stelle? Oder muss ich sie auf die 
andere Seite (Lastseite anstelle von R2 bringen, da kommt ja eigentlich 
auch die Störungen her)? Meine Vermutung ist, dass ich genau falsch 
herum einspeise, wenn es denn überhaupt eine Rolle spielt.
2. Um die Dämpfung an Potential V3 anzusehen, ist da GND der AC-Quelle 
oder das virtuelle GND-Potential hinter der StroKo das richtige?
3. Mehr eine generelle Frage: Wenn ich eine Speicher-Induktivität als 
Filter-Induktivität vorsehe, sollte es dann eine geschirmte Bauform 
sein, oder reicht eine offene? In diversen AppNotes von DC/DC Wandlern 
haben ich meist ungeschirmte gefunden.
4. Noch eine generelle Frage: Was für Dämpfungen sollte man anstreben? 
Sollte man nur versuchen so weit zu dämpfen, das die Grenzwerte 
unterschritten bzw. gerade eingehalten werden, oder sollte man am besten 
gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen und immer min 40++dB unter den 
Grenzwerten anstreben? Da fehlt es mir definitiv an Praxiserfahrung um 
darüber eine Meinung zu Bilden.

von Julius (Gast)


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Okay, einen Teil meiner Fragen kann ich mir selber beantworten...

Die Einspeisung der AC-Quelle ist, wie vermutet egal! Wenn ich die 
AC-Quelle an auf die andere Seite Lege, erhalte ich das selbe 
Dämpfungsergebnis.
Hätte ich auch schon vorher einmal testen können...

von Klaus R. (klara)


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Hallo,
Würth ist immer eine gute Quelle.

Dieser Artikel hat mehr mit EMV zutun, betrifft aber gerade 
Eingangsfilter.

Würth Elektronik Webinar: EMV mit LT Spice antizipieren
https://www.youtube.com/watch?v=65LaZaeGkc8

Wie ich sehe hast Du in der Simulation ideale Kapazitäten und 
Induktivitäten eingesetzt. Wer es realistischer haben will nimmt 
entsprechende Modelle.

Hintergrund: Kapazitäten und Induktivitäten haben Eigenresonanzen. Im 
Bereich (bzw. ab) der Resonanz benimmt sich das Bauteil anders.

Für Induktivitäten ist Würth die erste Wahl. Melde Dich dort auch bei 
RedExpert an. Würth hat so gut wie für alle Induktivitäten reale 
Modelle.
Würth bietet auch Kondensatoren an und auch die haben meist Modelle.

Sonstige Quellen:
https://ds.murata.co.jp/simsurfing/index.html?lcid=en-us
https://ksim3.kemet.com/
https://product.tdk.com/en/search/capacitor/ceramic/mlcc/info?part_no=C3216X7R1H105K160AB

mfg klaus

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