Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Promotion - Pro, Kontra


von Thomas F. (thomas-hn) Benutzerseite


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Hallo,

ich stehe momentan vor der Entscheidung ob ich nach dem Studium gleich 
noch promovieren soll oder nicht. Könnt Ihr mir mal Eure Meinungen zu 
einer Promotion...also die Pro's und Kontra's zeigen? Was spricht denn 
alles für den Dr. und was spricht dagegen?

Danke,

Thomas

von Medikussi (Gast)


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Im Bereich Medizin/Pharma musst Du einen Dr. haben, um Abteilungen 
leiten zu dürfen (hätte fast fälschlicherweise geschrieben "zu können") 
- selbst, wenn Du Elektroniker oder Softwerker bist. Wenn du es nicht 
zum AL bringst, steht dir die Promo nur im Weg, da Dich jeder gern als 
Fachidiot abstempelt. Lohnen tut es sich finanziell auch nicht. Soviel 
kriegst Du nicht mehr.

Promovieren sollte man nur, wenn man ein so großes Interesse an 
Forschung hat, daß man eine Tätigkeit dort einem guten Gehalt vorzieht.

von Jürgen (Gast)


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Mir hat die Promotion damals sehr geholfen. Ohne Promotion hätte ich den 
Job als Unternehmensberater nicht bekommen.
Finanziell gelohnt hat sich das auf jeden Fall. Keiner meines 
Abschlussjahrgangs verdient soviel wie ich.
Aber wie auch überall im Leben gibt es hier kein Schwarz oder Weiß.
Wenn Dir Dein Fach Spaß macht und Du nicht auf jeden Fall direkt 
arbeiten möchtest, dann mach die Promo.
Nur um den Titel zu haben das Ganze lustlos durchziehen ist sicherlich 
verkehrt.

von J. (Gast)


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Ich hab mich dagegen entschieden, weniger aus dem Grund "was ist danach" 
sondern wegem dem "währenddessen". Du bist drei Jahre (oder länger) von 
allerhand äußeren Umständen abhängig (Projektverlauf, Laune des 
Doktorvaters), die du nicht beeinflussen kannst, die aber von heute auf 
morgen über Sein oder Nicht-Sein entscheiden. Wird das Projekt, an dem 
du forschst, nach zwei Jahren gestrichen, stehst du mit leeren Händen 
da. Wird dein Doktorvater vom Bus überfahren ... ich denke, es ist klar, 
was ich meine. ;-)

Das zweite ist der Verdienst(-ausfall). Als Ingenieur bin ich in der 
Zeit im Beruf auch dort, wo ich als Doktor anfangen würde. Aber bis es 
soweit ist/wäre, bin ich 30 und steh dann mit nix da (außer vllt nem 
Doktortitel).

Zu guter Letzt ist die Frage, ob man der Typ dafür ist. Mich persönlich 
interessieren Dinge nicht mehr, sobald sie erfolgreich realisiert sind. 
Dann noch einige hundert Seiten Pamphlet darüber zu verfassen, würde 
mich ehrlichgesagt anöden. Diplomarbeit hat mir da schon gereicht.

von Jürgen (Gast)


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"Ich hab mich dagegen entschieden, weniger aus dem Grund "was ist 
danach"
sondern wegem dem "währenddessen". Du bist drei Jahre (oder länger) von
allerhand äußeren Umständen abhängig (Projektverlauf, Laune des
Doktorvaters), die du nicht beeinflussen kannst, die aber von heute auf
morgen über Sein oder Nicht-Sein entscheiden. Wird das Projekt, an dem
du forschst, nach zwei Jahren gestrichen, stehst du mit leeren Händen
da. Wird dein Doktorvater vom Bus überfahren ... ich denke, es ist klar,
was ich meine. ;-)"


Das ist doch im "normalen" Beruf dasselbe. Wird der Chef, der einem 
wohlgesonnen ist, überfahren und Karl Arsch wird der neue, dann ist man 
auch schnell draußen.
Geht die Firma pleite oder wird übernommen, kann auch schnell Schluß 
sein. Hellsehen kann keiner. Das Risiko ist in der Industrie sicherlich 
größer, daß etwas "schief" geht.


"Das zweite ist der Verdienst(-ausfall). Als Ingenieur bin ich in der
Zeit im Beruf auch dort, wo ich als Doktor anfangen würde. Aber bis es
soweit ist/wäre, bin ich 30 und steh dann mit nix da (außer vllt nem
Doktortitel)."


Das ist so nicht richtig. Der Verdienst hängt vom gewählten Beruf ab. In 
manchen Berufen gibt es schon einen ordentlichen Doktorzuschlag. Als 
"normaler" Physiker hätte ich jedenfalls bis jetzt deutlich weniger in 
der Summe verdient als mit dem Doktortitel.
Zudem hat man während der Doktorarbeit alle Freiheiten, die sicherlich 
nicht mit Geld aufzuwiegen sind. Morgens lange schlafen, mal einen Tag 
nicht kommen, mal am Wochenende rumexperimentieren...
Ich wünschte, ich könnte ewig den Doktor machen!


"Zu guter Letzt ist die Frage, ob man der Typ dafür ist. Mich persönlich
interessieren Dinge nicht mehr, sobald sie erfolgreich realisiert sind.
Dann noch einige hundert Seiten Pamphlet darüber zu verfassen, würde
mich ehrlichgesagt anöden. Diplomarbeit hat mir da schon gereicht."


Na, dann zeig mir mal einen "echten" Job, wo Projekte nicht vernünftig 
dokumentiert und präsentiert werden müssen.
Bei mir ist das keinen Deut anders jetzt, nur daß die Prämisse nicht 
mehr auf "wissenschaftlich" liegt, sondern auf "überzeugend" im Sinne 
von Verkaufen, also irgendwelche Kunden bzw. Klienten davon überzeugen, 
daß man selber toll ist und sie die Arbeit selber nicht so gut 
hinbekommen hätten.
Im Übrigen war meine Doktorarbeit 79 Seiten lang. Bis heute verstehe ich 
nicht, wieso es immer noch so viele Leute gibt, die Quantität mit 
Qualität verwechseln. Vielleicht, um dem Professor die Lust am 
Durchlesen zu nehmen und dadurch eine bessere Bewertung zu bekommen...?

von AVRja (Gast)


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Und sind wir doch mal ehrlich:
So ein "Dr." vor dem Namen befriedigt unsere Eitelkeit, gelle? :-)
Gruss ausm F&E-Keller!

von J. (Gast)


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>Das ist doch im "normalen" Beruf dasselbe. Wird der Chef, der einem
>wohlgesonnen ist, überfahren und Karl Arsch wird der neue, dann ist man
>auch schnell draußen.
>Geht die Firma pleite oder wird übernommen, kann auch schnell Schluß
>sein. Hellsehen kann keiner. Das Risiko ist in der Industrie sicherlich
>größer, daß etwas "schief" geht.

Da hast du natürlich recht, aber das ist eben genau auch der 
Unterschied. Dann geh ich eben zur nächsten Firma, kann aber das bisher 
geleistete als Referenz einbringen, während ich bei einer neuen 
Doktorarbeit effektiv wieder bei 0 anfangen muss. Ich bin mit Sicherheit 
vorbelastet, weil meine Diplomarbeit dahingehend fast gekippt wäre. 
Unterm Strich kann jeder das für sich selbst entscheiden, mir wärs 
einfach zu heiß, besonders in meinem Beruf ...

>Physiker
... der da ET-Ingenieur ist. Meine bisherigen Beobachtungen des wilden 
Berufslebens führen zu dem Ergebnis, dass der Dr. nicht unbedingt 
notwendig ist.

>Na, dann zeig mir mal einen "echten" Job, wo Projekte nicht vernünftig
>dokumentiert und präsentiert werden müssen.
Kommt im Verhältnis des Arbeitsaufwandes nicht hin, zumindest bei mir. 
Darüberhinaus ist die Länge von Arbeiten leider zuwenig abhängig von den 
Fähigkeiten des Schreibenden als vielmehr von den Vorlieben des 
Beurteilenden. :-P Ich für meinen Teil bin durchaus in der Lage, mich 
ohne inhaltliche Einbußen kurz zu fassen ...

>Zudem hat man während der Doktorarbeit alle Freiheiten, die sicherlich
>nicht mit Geld aufzuwiegen sind. Morgens lange schlafen, mal einen Tag
>nicht kommen, mal am Wochenende rumexperimentieren...
Mein Job ist so. :D Es lebe die Gleitzeit.

Außerdem wäre zumindest für meinen Fachbereich (hauptsächlich HDL, 
digitale Hardware, ein klein wenig HF) noch die Frage, woran man über 
einen so ewig langen Zeitraum von mehreren Jahren sinnvoll forschen 
kann, wenn Chips (digitales TV) einen Produktzyklus von einem Jahr 
haben. Wenn ich jetzt anfange, ist mein Ergebnis schon alt bevor es 
fertig ist. Zumindest habe ich die Befürchtung.



von Klaus (Gast)


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>Außerdem wäre zumindest für meinen Fachbereich (hauptsächlich HDL,
>digitale Hardware, ein klein wenig HF) noch die Frage, woran man über
>einen so ewig langen Zeitraum von mehreren Jahren sinnvoll forschen
>kann, wenn Chips (digitales TV) einen Produktzyklus von einem Jahr
>haben. Wenn ich jetzt anfange, ist mein Ergebnis schon alt bevor es
>fertig ist. Zumindest habe ich die Befürchtung.

Wissenschaftler sind keine Erfinder.
Es keine Rolle, ob das, was Du erforschst, irgendwann veraltet ist. Das 
Wissen bleibt und ist Gold wert. Man kann es für neue Produkte/Ideen 
verwenden.

Mal abgesehen davon soll eine Promotion zeigen, daß Du Dich mit einem 
Thema umfassend (also in die Tiefe gehend) befassen kannst. Bei Deinem 
genannten Produktlebenszyklus von einem Jahr hast Du aber keine 
Gelegenheit etwas umfassend zu verstehen, zu untersuchen und die 
Möglichkeiten auszuloten. Man macht etwas schnell, verkauft es schnell 
und wirft es genauso schnell wieder weg. Hauptsache Geld fliesst.

Promovierst Du als wissenschaftlicher Mitarbeiter (und nicht extern) 
kommt hinzu, daß Du eine ganze Portion "Management" dazu lernst und 
Verantwortung übernimmst. Ausserdem mußt Du publizieren und Ergebnisse 
präsentieren. Das sind wertvolle Erfahrungen.



von Simon H. (simi)


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Ich habe mich nach meinem Abschluss lange überlegt, ob ich promovieren 
soll oder nicht. Und schliesslich habe ich mich dafür entschieden.

Finanziell hat es mir bis jetzt nichts eingebracht. Während dem 
Doktorat, also über dreieinhalb Jahre hinweg, lag ich umgerechnet 
1000-1500 Euro unter dem durchschnittlichen Abgänger-Lohn (monatlich). 
Und danach umgerechnet knapp 1000 Euro darüber - wobei sich der Lohn 
eines "parallelen Simis", der in der selben Firma drei Jahre früher 
angefangen hätte, ja auch gestiegen wäre.
Also kann ich sagen, dass ich etwa 50'000 Euro in meinen Doktortitel 
"investiert" habe. Die wieder reinzukriegen, ist natürlich nicht 
einfach.

Meine Promotion begründete ich damals wie folgt:

Ich stell(t)e mir zwei Szenarien vor.
a) in 30 Jahren werde ich auf meine Laufbahn zurückblicken und sagen: 
"Naja, das Doktorat... interessant war's! .... jaja.... war 'ne 
interessante Zeit. Aber gebracht hat's mir nichts"

b) in 10 Jahren sage ich mir: "Oh mann, hätte ich doch damals nur 
promoviert! Jetzt kriegt dieser Dr. wasweissich diesen super Job, obwohl 
ich doch besser bin! Mann, damals hatte ich Zeit, Elan, 
Forschungswillen... warum nur wollte ich gleich die "grosse" Kohle?

Naja, und a) schien mir einfach weniger frustrierend! :-)

Es ist definitiv nicht so, dass das "Dr." im Namen Geld verdient, das 
zum "Dipl.Ing-Gehalt" dazukommt. Diese Zeiten sind zumindest in der 
Schweiz vorbei. Aber es gibt doch Situationen, in denen das "Dr." vor 
dem Namen Türchen ein bisschen mehr öffnet. Es KANN sich also unter 
Umständen als SEHR SEHR lohnend erweisen, promoviert zu haben - oder 
überhaupt nicht.

Zum Prestige: Das zählt in der Schweiz (nicht leider, sondern m.E. zum 
Glück) überhaupt nichts, ausser bei den Ärzten. Ich stelle mich auch nur 
EXTREM selten - nein - eigentlich nie mit "Dr. Huwyler" vor. Man würde 
mich ja eh nur schräg anschauen.
Ich glaube aber, das ist in Deutschland weniger der Fall - und VIEL 
weniger in Österreich. Das ist zumindest meine Erfahrung. Und in Amerika 
brauchst Du einem Unihäschen nur zu sagen, dass Du ein Ph.D. hast, und 
Du hast sie in der Kiste ;-) Das wäre doch ein Argument für die 
Promotion! :-D

Zur Arbeit selber: Wenn Du Dir ein gutes Thema und 'nen guten 
Doktorvater aussuchst, kannst Du Dir die Promotion so gestalten, dass es 
vielleicht der befriedigendste und interessanteste Teil Deiner Karriere 
wird. Du wirst in der Industrie zumindest in den nächsten Jahren sicher 
nicht so viel Möglichkeiten kriegen, DEIN DING durchzuziehen.


von Peter (Gast)


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Also - wenn du die Möglichkeit geboten bekommst - dann nutze sie!
Eine Promotion im technischen Bereich ist schon eine menge arbeit, die 
sich aber später auszahlt (wenn du nicht gearde ein sozial inkompetenter 
Dr. bist).
Jürgen (3. Beitrag) sagte es ja auch schon.
Zu 60-70% verdient ein promovierter im späteren Leben mehr, als ein 
"normaler" Ing. Du bekommst als Dr.Ing auch bessere Stellen angeboten.
Will damit sagen, dort wo sowieso mehr Geld gezahlt wird, also 
Marketing, Vertrieb, Consulting, usw. bist du als Dr. gerne gesehen. 
Jede Firma freut sich sagen zu können "Im Vertrieb ist unser Herrn Dr. 
Ing. XY ihr kompetenter Ansprechpartner"
Unsere Semestergruppe besteht zu 20% aus Dr. und die verdienen auch mehr 
als die anderen!
Fazit: Dr. Arbeit schreiben!

von Piccoz (Gast)


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Hallo,

ein Dr. ist Visitenkartendenken.

Wer darauf "hereinfällt" ist selbst schuld


Sicher gibts Jobs , wo es ohne nicht geht , zB Chemiker.

Aber sonst

wer sich die Mühe macht und rückverfolgt , was viele
Ing-absolventen so gemacht haben....

9 von 10 sind in die Exklusivausgabe der kaschierten Arbeitslosigkeit.
Die Promotion eben.   Somit wurde und wird auf "elegante" Art
viel Zeit für etwas verbracht , was in keinem Verhältnis zum
Wissensgewinn im generalistischem Sinne steht.

Somit sind krass gesprochen die Dr . nicht anderes als Leute vom
Typus Weichei , die es mental noch nicht verkraftet haben, sich
von der Kuscheluni zu lösen....


Viele Grüße

Ein Dipl.-Ing.  ( TH )













von Karl (Gast)


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Als ich die Uni abgeschlossen habe (1996), war es schwer einen Job zu 
finden. Die, die keinen Job gefunden haben, haben promoviert.

Meine Erfahrungen in der Industrie sind folgende: Fuer viele Jobs ist es 
hinderlich, einen Doktortitel zu haben.

von Simon H. (simi)


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Wie es in Deutschland ist, weiss ich nicht. Aber zumindest hier stimmt 
das von Piccoz Gesagte mit sicherheit nicht.

Um doktorieren zu können, muss man erst mal einen Doktorvater finden. 
Und die Professoren nehmen bei weitem nicht jeden. Und sie verlangen 
viel. Einige sogar sehr viel. Ich selber hatte Glück und konnte meine 
Promotion relativ gelassen hinter mich bringen, mich auf mein Projekt 
konzentrieren. Viele meiner Kollegen haben aber vier Jahre lang ziemlich 
regelmässig von 0600 bis 2200 gearbeitet, um dann vom Professor 
zusammengeschissen zu werden, weil sie "schon" nach Hause gingen.

Aber eben, das sind dann schon Extreme. Normalerweise ist eine Promotion 
eine Arbeit, in der man viel von Projektplanung mitkriegt, forschend 
tätig ist, Vitamin B sammelt, lernt, sich und seine Arbeit zu 
präsentieren, und ausserdem didaktisch tätig ist.

... kurz: Man lernt Dinge, die man in der Industrie auch lernen kann. 
Für mich ist ein Doktor nicht mehr "wert", aber sicher auch nicht 
weniger. Weicheier sind ETH-Doktoranden ganz sicher nicht; die würden 
sonst nicht überleben.

Ich persönlich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass meine Diss. 
mir hinderlich war bei der Stellensuche. Oder anders ausgedrückt: Nach 
meinem Diplom hätte ich für jeden meiner Finger einen guten Job 
gekriegt. Danach musste ich einige Wochen lang suchen, bis ich was fand. 
Das lag am damalig ausgeprägten Arbeitgebermarkt. Aber sicher auch ein 
bisschen an der Tatsache, dass man "Doktoratsabgänger" mit "Null Praxis" 
assoziierte (zu unrecht).
Das heisst aber bloss, dass man Mühe hat, das Doktorat als 
Praxiserfahrung zu verkaufen. Also wirst Du mit einem Studienabgänger 
verglichen. Da aber Deine Lohnforderungen zwangsläufig höher sein 
werden, hast Du erstmals wohl einen Nachteil gegenüber Ings, die schon 
in der Industrie waren, und in einigen Stellen, wo günstige formbare 
Frischlinge gesucht werden, wohl auch gegenüber Studienabgängern.

Das gilt aber nicht mehr, sobald Du einige Jahre Erfahrung hattest. Da 
bin ich mir ziemlich sicher. 0 Jahre Praxis, 4 Jahre Doktorat ist 
schwierig zu verkaufen. Schwieriger als 4 Jahre Praxis. Aber 4 Jahre 
Praxis, 4 Jahre Doktorat ist mit Sicherheit besser verkäuflich als 8 
Jahre Praxis.

Nur: Das verbessert die Chancen, den Job zu KRIEGEN. Wieviel Du 
verdienst, und wie es weitergeht, hängt dann primär davon ab, was DU 
bringst. Unabhängig von Deinen Titeln.

von Simon H. (simi)


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Im Übrigen:

Piccoz' Meinung würde ich ignorieren. Er disqualifiziert sich selber.

Man könnte denken, da habe ein Dr. 'nen Job gekriegt, den er wollte.

Ich bin jetzt - was ich nicht gerne bin - mal sehr arrogant: Mir wurde 
mal von einem Professor gesagt, dass Dres. aufgrund nicht-technischer 
Fähigkeiten wie Sozialkompetenz und Allgemeinbildung in vielen Jobs 
beliebt sind. Dem stimme ich NICHT zu. Dres sind wie gesagt. m.E. nicht 
besser und nicht schlechter als Dipls.

... Aber wenn man Piccoz' Meinung liest.... wie gesagt - 
selbstdisqualifizierend.

Nichts für Ungut,


Ebenfalls ein Dipl.Ing (und den Namen findet Ihr im Link :-)

von Piccoz (Gast)


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Hallo

meinen Uniabschluß habe ich an der TH Aachen 1996 gemacht......

btw hat mir kein Dr. den Job weggeschnappt  . das ging auch ohne Dr.

Wir haben übrigens regelmäßig über relevante Arbeitsblöcke berichtet, 
also
wer erst bei der Promotion zu referieren lernt, der ist etwas grün 
hinter
den Ohren.

( natürlich hätte ich auch einen machen können, hatte sogar Angebote
u.a. nach Japan ... )

9 von 10  daß paßte übrigens nicht nur bei meiner Fakultät.

Das ging Fachrichtungsübergreifend ...

bzgl :"Piccoz' Meinung würde ich ignorieren. Er disqualifiziert sich 
selber."

lieber Simon, sowas kann nur einer schreiben, der keine praxisrelevanten
Kenntnisse besitzt.  Die Aussage deines Profs ist so tiefschürfend
wie sowas  : 2 von 100 Ing taugen was... ( auch so ein Profzitat )

Wo lernt ein Dr. eigentlich Sozialkompetenz ? - Indem er seine Assis und
Institutsangestellten regelmäßig zusammenscheißt ??

Da durfte ich schon ganz andere Projekte zu stemmen , inkl 
Sozialkompetenz.
und zwar sofort in der Leitung...


Hinzu kommt was anderes , was derzeit durch den Ing-mangel Hype nur 
etwas
in den Hintergrund tritt.

Jeder Dr sollte sich eines (Originalzitat) vor Augen Halten .
Ing sind ab 39 nicht mehr arbeitsfähig ... das heißt, sie kommen um die
30 schon mit Rostbefall "auf den Markt" . Schon 35 Jährige sind fast
out heutzutage.

Sicherlich klingt das ziemlich darwinistisch, aber die Realität ist nun
mal leider so.

Aber natürlich kann man Fakten auch ignorieren.....



von Bewunderer (Gast)


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@Picoz,

verstehe ich Dich also richtig, daß eine Promotion eher ein Merkmal für 
Inkompetenz und mangelnde Lebensfähigkeit ist.

von Simon H. (simi)


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Piccoz, Piccoz... Du hast mich - was wundert's mich - kein bisschen 
verstanden. Ich schrieb ja selber, dass das mit der Sozialkompetenz ein 
Schmarren ist - nach meiner Meinung. Ich wollte damit aber andeuten, 
dass in DEINEM Fall da wohl etwas fehlt. Oder an der Kenntnis, zu 
kommunizieren. Da hat ein bisschen mein Zynismus durchgeschimmert.

Weisst Du - alle bis jetzt haben Argumente dafür und dawider gebracht.

Und dann kommt so einer, der mit "ein Dipl. Ing. (GuteUni)" 
unterschreibt und in fürchterlichem Deutsch und einer riesen Polemik 
über die Herren Doktores herzieht. Das hört sich einfach enorm nach 
"proletarischer Schimpferei über die Mehrbesseren" an und hat null 
verwertbaren Inhalt. Carl hat eigentlich dasselbe geschrieben. Dass er 
findet, es sei hinderlich, einen Doktortitel zu haben, und dass 
offensichtlich viele Doktoranden bloss der Arbeitslosigkeit entflohen 
sind.

C'est le ton qui fait la musique.

von Bernhard (Gast)


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Nach meinen Erfahrungen (FH-Ing.) kann ich Simon Huwyler vollkommen 
zustimmen. Auch in Bezug auf Piccoz.

von Kommentator (Gast)


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Ich sehe das so, daß einer, der sowieso schon 5-7 Jahre auf der Uni war, 
zuvor ein Gym besucht hat dort nichts mehr Neues an Sozialkompetenz 
lernen kann. Eine Promo bringt in dieser Beziehung nichts Neues. Die 
größte Sozialkompetenz lern mn sowieso ausserhalb der Uni. Wenn ich mir 
jetzt einenextrem akademisch ausgerichteten 60h/Wo -Forshcer vorstelle, 
der ausser seinen Assis , derm Prof und der Uni nicht viel sieht  ... so 
einer kann nie und nimmer eine Abteilung führen!

von Simon H. (simi)


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Warum?

Der hat ein grösseres Projekt offensichtlich erfolgreich durchgeführt, 
hat Studenten betreut, einen PMP zusammengestellt und verfolgt, etwas 
gemacht, das wissenschaftliche Relevanz hat, Skripte geschrieben, 
gelehrt (und Lehren ist, zumindest für mich, eine hocheffiziente Art zu 
lernen)...

Diese Meinung ist doch genau so stereotyp wie die Aussage, dass Doktoren 
per se intelligentere Menschen sind.

Ein Ing kann in der Industrie wachsen, lernen, führen, Kompetenzen 
erlangen - oder seine 8 Stunden am Tag vor sich hin brösmeln.
Wenn einer ein Doktorat gemacht hat, hat man zumindest die Gewissheit, 
dass er sich mal 3 Jahre lang in den Arsch geklemmt und selbstständig 
und auch führend ein Projekt durchgezogen hat.

Notabene: Auch viele DiplIngs haben das gemacht. Und die stehen den Dres 
in keiner Weise nach - ausser, dass sie einen Titel haben. Dir ist der 
egal, mir ist der egal, aber vielen eben nicht.

Blöd formuliert: Es gibt genügend Dres, die viel auf ihren eigenen Titel 
geben. Und die werden das wohl wiederum auf andere projizieren. Und wenn 
nun einer von denen der ist, der Dir oder dem DiplIng neben Dir 'ne 
Stelle geben soll?...

An alle, die jetzt Rufen: "Aber die Dres sind doch wirklich nicht besser 
als die DiplIng!!!":

... Ja! Das wisst Ihr, das weiss ich. Aber die Dres wissen es nicht!

;-)

Die Arbeit ist interessant, der Titel KANN ein Türchen öffnen. Die, die 
schreien, Dres seien generell Nesthäkchen, weicheier und ohne 
Führungskompetenz, sind - ich erdreiste mich, das schlicht zu 
konstatieren - im Irrtum. Ich kenne genügend Dres und BEFAND mich im 
Doktorandenumfeld, um das zumindest im Fall der ETH zu WISSEN.

Warum also darauf schimpfen? Machen, wenn Du Lust hast. Ist doch egal, 
WARUM Dich dann einige für "besser" halten! Und wenn's nur aus 
Selbstverherrlichung ist...

Beispiel: Ich war einmal an einem "Rekrutierungs-Event" für 
Studienabgänger als Vertreter "meiner" Firma. Da kam ein Junge 
(Deutscher; wie gesagt, meine Erfahrung ist schon, dass die Schweizer 
generell bodenständiger sind in Bezug auf Titel - vielleicht ist Piccoz 
"Doktorenhass" auch eine Reaktion auf höhere "Doktorenarroganz" 
Eurerseits, keine Ahnung), und erzählte mir ein bisschen von schräg oben 
herab, dass er kurz vor dem Abschluss seiner Doktorarbeit stünde und 
gerne bei uns als Consultant arbeiten würde. Dann sprach er wieder von 
seinem bald erworbenen Titel. Dann wieder von Consulting. Dann wieder 
ein bisschen von seinem Doktortitel, den er schon fast in der Tasche 
habe.
Ich redete ein bisschen mit ihm... immer ein bisschen von unten zu 
diesem Übermenschen schauend... und irgendwann tauschten wir die 
Visitenkarten aus. Und ich spürte förmlich, wie sein Blick von schräg 
oben nach gegenüber wanderte. "Ah - ein Kollege!"

.... danach sagte ich ihm sehr höflich, dass für Consulting doch schon 
ein bisschen Praxiserfahrung nötig ist - und ein Doktortitel in der 
Schweiz a priori nicht viel bedeutet.

Er war plötzlich sehr sehr ruhig.


Nun, was will ich damit sagen?
- Ja, es gibt sie, die arroganten Doktores, die meinen, die 
gescheitesten Menschen der Welt zu sein.
- Wenn ICH bei IHM eine Stelle wollte, wäre ich genau so plötzlich ganz 
anders betrachtet worden. WEGEN meines Doktortitels.
- Ja, richtig, das ist absurd. Ja, richtig, die, die darauf reinfallen, 
sind doof. Aber:
- Ich hätte die Stelle gekriegt ;-)

Ich hoffe, was ich damit sagen will, kommt rüber.

Gruss
Simi

Ach ja: Sozialkompetenz. Nochmals: Das sagte ein Professor. Ich halte 
das für Mumpitz.
Ich persönlich glaube, den grössten Teil meiner erlangten 
Sozialkompetenz durch das Führen einer Guggemusig zu erlangen - ein 
Haufen besoffener Jungs und Mädels aus allen "Gesellschaftsschichten" 
zwecks einer Beteiligung an einem innerschweizer Kulturgut, das viele 
meiner Kollegen (egal ob DiplIng oder Dr, Hauptsache ETH) als eines 
Akakemikers unwürdig und primitiv betrachten.
... Aber das ist eine andere Baustelle ;-)

von Piccoz (Gast)


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Hallo zusammen, herrlich wie man provozieren kann !

@ Blaubär . Ihre Kommentare sind forumbekannt .

@ Simon . Entschuldige , ich habe das "NICHT" überlesen . Somit 
relativiert
sich sicher einiges.
Mein Telegrammstil hat mit schlechtem Deutsch nichts zu tun .

Was aber deine "Unterstellung" meines Projekt betrifft, da liegste 
leider
verkehrt. Hier handelt es sich um ein neues Verfahren , welches die
vorhandene Crew ( u.a. 2 FH.Ing )nicht hinbekam.
Dies lag an nicht vorhandenem Wissen gepaart mit 
Herrschaftwissensallüren,
sprich mangelnder Teamfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit.

Es mußte an verschieden Parametern Modifizierungen vorgenommen werden 
,dito
diverse Proggies geschrieben werden , um die optimale Mischung 
hinzubekommen. Die "Mithilfe" konvergierte gegen Null hierbei.

Letztlich konnte das 4 Mio Projekt zum Erfolg geführt werden und das
Verfahren patentiert werden.....

Zu den Dr.. ich glaube hier wird ein wenig überinterpretiert. Sicherlich
mag ein Dr in Teilbereichen sinnvoll sein, aber wenn er zur Massenware
verkommt - was effektiv der Fall ist, besitzt er nicht mehr den ihm 
eigent-
lich gebührenden Wert. {Der Grund, warum ich dafür keine Zeit 
verschwendet
habe ( Dauert ja immerhin locker 5 Jahre ) }

Aber dies scheint weite Teile der akademischen Berufsfelder erfaßt zu 
haben, insbesondere die technischen Felder

Heute muß es ja ein Ing sein auf Stellen ,die früher mal ein 
Handelsschüler
bestens ausfüllte.

Im übrigen "wächst " ein Ing nicht mehr an seinem Platz, er hat aus dem
Stand verfahrenes zu reparieren  -und wenns funzt, wird er
entlassungsproduktiviert. Im Sinne von Intelligenz gefährdet die Firma.






von Blaubär (Gast)


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> Ihre Kommentare sind forumbekannt

Müßte eigentlich "forumsbekannt" heißen. Oder sind etwa hier im Forum 
die deutschen Rechtschreibregeln außer Kraft gesetzt???? höhöhöhöhö

von Piccoz (Gast)


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@Blaubär

höhöhö , hab ich zuspät gemerkt , öhööö ..
da war der Beitrag schon draussen.

btw.  solche Sachen können passieren und sollten nicht
"überbewertet" werden. genauso wie ungewünschte Zeilensprünge

oder Verdreher wie soewtas  oder dise Fehlr , bei welchen die
TAstatur mal ein zeichen verschluckt etc.

von Kommentator (Gast)


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Hallo Simon. Toll, daß Du zu Beginn deines Beitrags meine Haltung 
hinterfragts und mir dann am Ende Recht gibst: Sozialkompetenz kommt 
nicht primär aus der Doktorandenstelle, sondern eher aus dem Privaten.

Ein Anmedkung aber noch: Die meisten Drs würde ich weniger als arrogant 
einstufen, sondern einfach als selbstüberschätzend: Das Arbeiten in 
einem Uni/Drittmittelprojekt unterschiedet sich z.T. gravierend von dem 
in Industreiprojekten: Weniger Zeit- und Kostendruck, dafür viel 
tiefgehender und inhaltlich gründlicher, gleichzeitig aber formell 
oberflächlicher (QM-Ballast z.B.). Es gibt Leute, die sagen, daß jemand, 
der zu lange auf dem Uni-Level projektiert und gearbeitet hat, weniger 
industrietauglich ist. Und ich kann das aus eigener Erfahrung 
bestätigen. Damit folgt aus der Tatsache, daß der Hr Dr ein Projekt 
geleitet hat, noch lange nicht, daß er es auch in der Industrie optimal 
abwickeln könnte zumal "gemacht haben" noch lange nicht "gut gemacht" 
bedeuten muss, denn Ergenisse kommen aus Forschungsprojekten immer raus.

Noch ein Punkt: Der Dr hat über viele Jahre trainiert mit Studierenden 
zu arbeiten, im INdustriejob muss er mit Erfahrenen umgehen, die oftmals 
deutlich mehr wissen als er. Damit kommen auch viele nicht klar. 
Umgekehrt kommen viele INGs wie ich mit solchen Drs nicht klar, die 
oftmals viel zu simple Wege in der Umsetzung gehen wollen und sich da 
kaum reinreden lasen.

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