Die SpaceTechExpo in Bremen zeigt Elektronikern neue Wege zur Nutzung ihrer Talente: neben Defense gilt, dass auch verschiedenste zivile Bereiche nach Technikern suchen. Welche Komponenten und Technologien beim Zusammenbau von Weltraumtechnologien Auferksamkeit verdienen, versuchen wir am ersten Tag der SpaceTechExpo in Bremen zu klären.
Aurora Avionics – Satellitenavionik im Baukastensystem
Spätestens seit Cubesat und dem New Space-Trend, der Weltraumtechnologie aus preiswerten Bauteilen zusammenzusetzen sucht, gilt, dass Modularität auch im Weltraum König ist. Aurora Avionics bietet ein modulares System an, das das Zusammenstellen des Zentralrechners aus verschiedenen Modulen erlaubt. Für die Konnektivität sorgen Board to Board-Verbinder, während vier durch das Gesamt-Konvolut geführte Bolzen für die Ridigität sorgen.

Bildquelle, alle: Aufnahme durch Autor
IL Metronic – Mensch im Aspik, äh, Kontakt im Glas
Glasisolatoren erleichtern die Realisierung robuster Steckverbinder. Im Hause IL Metronic ist man auf die Realisierung ebendieser spezialisiert, und offeriert auch zusätzliche Abschirmung mit Epoxydharz.

Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang die Art der Realisierung. Da Metall sich bei Erwärmung stärker ausdehnt als Glas, wandern Glasperle und Metall in einen Ofen – die Zusammenfügung erfolgt laut Standpersonal im erwärmten Zustand...
NovaWurks – Satelliten-Energieversorgung im Baukastenprinzip
Satelliten beziehen ihre Energie im Allgemeinen aus Solarzellen. NovaWurks – dies ist kein Tippfehler – offeriert nun das in der Abbildung gezeigte Baukastensystem. Jeder Block kann dabei bis zu 500 Watt an Solarzellen verwalten; die weißen Adapter erlauben das Anschließen beliebiger Nutzlastkomponenten an das Restsystem.

RF-Komponenten, optischer und elektrischer Natur
Splitter, Combiner und andere Komponenten aus dem RF-Bereich spielen naturgemäß auch im Weltraum eine tragende Rolle. Verschiedene Unternehmen bieten entweder schlüsselfertige oder halbfertige Komponenten an. Klassische RF-Elemente für den Weltraumeinsatz bekommt man beispielsweise Ecliptic Defense. Die Produkte decken dabei verschiedenste gerne verwendete Bänder ab.

Im Hause I-Photonics bietet man sowohl die Lohnfertigung von technischen Gläsern mit bestimmten Beschichtungen als auch Beschichtungsmaschinen an. Interessant war das Gespräch mit dem diensthabenden Verkaufsingenieur: er wies darauf hin, dass Nutzer ihre optischen Filter allzu oft ohne Berücksichtigung der realen Fertigbarkeit zusammenstellen.

Off the Record – optische Datenbusse im Satellit sind immer wichtiger
Das Entwicklerteam eines Halbleiterherstellers bestand darauf, nicht namentlich oder fotographisch erwähnt zu werden. Im Gegenzug zu dieser Zusicherung beriet man den Newsautor über die hauseigene Sicht der Dinge. Wichtigster Wachstumstrend ist dabei nicht das aus unter Geheimhaltung liegenden Gründen übernommene Halbleitergeschäft eines schnell heulenden Konkurrenten. Der Fokus liegt vielmehr auf dem Anbieten optischer Links für Satellitensysteme. Die Nutzung eines optischen Busses ist Kupfer selbst unter Berücksichtigung eventuell notwendiger Transciever überlegen. Ursache dafür ist einerseits das in Summe geringere Gewicht, andererseits die höhere Störfestigkeit optischer Datenübertragung.
astralight: Laser bis zum Horizont
Optische Verbindungen funktionieren auch ohne Glasfaser. Im Hause astralight verwendet man verschiedene “stabilisierte” Kommunikationsinterfaces, beispielsweise für Schiffe. Das hier gezeigte System erreicht dabei eine Reichweite “bis zum Horizont”, und ist mit Geschwindigkeiten im Bereich 1 Gigabit durchaus leistungsstark.

Kosminis Vytis – mit direktiver Antenne gegen Störungen im Drohnenbereich
Wo Drohnen sind, sind Störmaßnahmen nicht weit. Kosminis Vytis setzt auf Empfänger, die durch direktive Antennenkonfiguration den am wenigsten störbelasteten Pfad zwischen Fluggerät und Bodenstation finden können.

3D-Druck zur Ersten – professionelle Maschinen von Formlabs
Additive Fertigung spielt in Sachen Weltraumforschung eine wichtige Rolle. FormLabs – vertreten durch Distributor 3D-Werk – stellte verschiedene Modelle vor. Der Einstiegspreis für SLA liegt dabei bei 20k, während die SLS-Systeme ab rund 60k zu haben sind.

3D-Druck zur Zweiten – vergleichsweise preiswertes Metallpulver
Wer einen SLS-3D-Drucker mit mehr als rund 200W Leistung mitbringt, bekommt am Stand von TANIOBIS verschiedene Metallpulver angeboten. Hervorzuheben ist der für diese Materialart geringe Einstiegspreis: Tantalpulver kostet rund 1000EUR pro Kilogramm.

Mjolnir Spaceworks – Raketenmotoren und Tanks von der Stange
Im Bereich Raketenwesen gilt – anders als in der klassischen Luftfahrt – dass sowohl Antrieb als auch Luftfahrzeug vom gleichen Unternehmen stammen. Mjolnir Spaceworks möchte sich als Pratt&Whittney oder GE der Raketen etablieren, und offeriert ein weitreichendes Portfolio verschiedenster Antriebe für Raketen aus dem Katalog.

IRIS Technology – europäische Fertigung zur Umgehung von Exportproblemen
Der amerikanische Hersteller von Weltraum-Avionik arbeitet daran, eine europäische Fertigung zu etablieren. Motivation dafür ist das Umgehen von diversen Problemen im Bereich der Exportlizenzierung – wer mindestens 80% der Wertschöpfung in Europa unterbringt, erspart sich den Kampf mit ITAR und Co.
Danish Graphene – graphitbasierte Materialien zum Wärmemanagement
Danish Graphene offeriert verschiedene auf Graphitbasis erzeugte Pasten und Klebstoffe, die sich auf die Wärmeableitung spezialisiert haben. Obwohl das Unternehmen derzeit noch im Aufbau ist, hat man bereits einige beeindruckende Design Wins im Weltraumbereich vorzuweisen.

3DPlus – neue Kamera für Weltraumanwendungen
3DPlus – das Unternehmen bietet unter Anderem strahlungsfeste Speicher und Prozessorkomplexe an – arbeitet man an der Mineaturisierung der hauseigenen Kameraprodukte. Neuestes Offert ist die in der Abbildung gezeigte Asteria, die nur 70 Gramm wiegt, SpaceWire unterstützt und verschiedene Bildverarbeitungsprozesse direkt durchführen kann.

OhmSpace – Resistojet hoher Effizienz
Das Erzeugen von “Kräften” im Weltall ist eine durchaus interessante, aber wichtige Aufgabe – Satellit und Co können sich nun mal nicht levitieren. Resistojets erwärmen Treibstoffe (hier Wasser), um die Vergasung zur Erzeugung eines Kraftvektors heranzuziehen.

Diese per se bekannte Technologie wurde bei OhmSpace durch eine 3D-gedruckte Düse aufgewertet. Lohn davon ist eine höhere Effizienz und ein stärkerer Triebstrahl.
Enpulsion – FEEP-Antriebe
Unter dem Schlagwort Field Emission Electric Propulsion - kurz FEEP – verbirgt sich eine auf Indiumatomen basierende Technologie, die sich ebenfalls auf das Vektorieren von Satelliten spezalisiert hat.

TU München WARR auf den Spuren der Convair POGO
Im Bereich der studentischen Arbeiten sticht ein Testsystem hervor: der “Tailsitter” ist nicht nur aufgrund seiner Ähnlichkeiten zur Convair POGO, sondern auch aufgrund seines Aufbaus interessant. Das Fluggerät besteht – wie in einer der Abbildungen gezeigt – aus Carbonrohren, an denen verschiedene 3D-gedruckte Elemente montiert sind. Als Hauptsteuerrechner dient übrigens ein Raspberry Pi, dessen (sehenswerte) Befestigung unter https://youtube.com/shorts/FxaLvQKcBaU in Videoform zu sehen ist.

New Space Age – Weltraum-Teile als Dekorationsobjekt
The New Space Age ist ein im Umkreis von Raumfahrt Concret angesiedelter Webshop, der Teile von Space Shuttle und Co als dekorative Plakette zu verkaufen sucht.

Fraunhofer Institut – Geier mit Kamera
Über die Frage, was der Meier am Himalaya sucht, rätseln Generationen (österreichischer Witz – korrekte Antwort ist Eier vom Lämmergeier). Sperbergeier dürften es jedenfalls nicht sein, stattet das Fraunhofer Institut die armen Tiere doch mit Umhänge-Kameras aus.

In eigener Sache...
Mit der Forderung nach Freiheit für Geier verabschiedet sich der Newsautor für heute – morgen geht es auf der SpaceTech Expo weiter. Fokus des morgigen Berichts sind unter Anderem Halbleiter und alles, was sich heute nicht mehr ausging.

















