Forum: Platinen Lötpraxis und welchen Zweck haben Lötbäder?


von Georg M. (sheridan)


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Hallo Elektronik-Experten,

ich möchte Löten lernen, da ich eine Elektronikschaltung aus einem Buch 
nachbauen möchte. Die Printplatte aus dem Buch gibt es schon fertig beim 
einem Leiterplattenhersteller zu kaufen und ist auch schon mit 
Lötstopplack ausgestattet.

Wenn ich das richtig verstehe, verhindert (wie der Name schon sagt), das 
sich Zinnbrücken bilden, oder? Kann man das komplett ausschließen, oder 
wie soll ich angstfrei an die Sache rangehen? (Gibt es Faustregeln, 
welche Lötspotze und Lötzinn ich brauche? Material, Größe, Dicke von 
Lötspitze und Lötzinn. Glaube das mein Standardlötkolben etwas zu groß 
ist (so 0,75 cm breite Spitze in etwa))

Beim Recherchieren bin ich auf Lötbäder gestoßen! Kann man damit 
bestückte Printplatten löten und sich so die Arbeit mit dem Lötkolben 
ersparen?

Meine eigentliche Angst ist, dass ich auf der fertigen Schaltung 
Zinnbrücken (vorallem bei ICs) mache.

Vielen Dank

LG
Georg!

von Hauke R. (lafkaschar) Benutzerseite


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Bei normalen PDIP ICs wirst du wohl kaum zinnbrücken bekommen, erst 
recht nicht mit lötstop.
0,75cm Lötspitze ist aber wirklich zu breit. Ich empfehle dir nicht so 
nen Baumarkt 5€ 60W Brateisen sondern schon eine richtige Lötstation 
(Weller, Ersa, etc, wollen wir uns jetzt bitte nicht schon wieder drüber 
streiten ;) )

Als Lot extra Elektronik lot verwenden, mit Dachrinnenlot kommt man hier 
nicht weit ;)

von Christoph Kessler (db1uq) (Gast)


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Lötbäder zum Schwall-Löten von Printplatten werden ständig umgewälzt, 
damit sich an der Oberfläche keine Oxidschichten bilden. Das ist für 
Hobbyanwendungen zu aufwendig.
Die kleinen "Lötbäder" für große Lötkolben sind vor allem zum Verzinnen 
von Kupferlackdraht gedacht.

von Karl heinz B. (kbucheg)


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> so 0,75 cm breite Spitze in etwa

Mit dem wirst du allerdings nicht glücklich werden.
Schau mal ob du für deinen Lötkolben eine andere
Spitze bekommst. Wenn nicht, wirst du dir wohl
oder übel einen kleinen Elektronik-Lötkolben kaufen
müssen.
An Lötzinn. Bin kein Experte aber ich nehm immer das
ganz normale Elektronik-Lot wie es jeder Anbieter
im Angebot hat.

> Beim Recherchieren bin ich auf Lötbäder gestoßen! Kann man damit
> bestückte Printplatten löten und sich so die Arbeit mit dem
> Lötkolben ersparen?

Können tut man schon. Nur lohnt sich der Aufwand nicht.
Nicht für 1 Platine.

> Meine eigentliche Angst ist, dass ich auf der fertigen
> Schaltung Zinnbrücken (vorallem bei ICs) mache.

Ist kein Problem.
Wenn du deinen Lötkolben kaufst, kauf noch eine
Lochrasterplatine dazu ein und etwas Draht oder
irgendwelche Widerstände, die es grade im Angebot gibt.
Und mit denen übst du dann erst mal.
Beinchen 90° abwinkeln, Beinchen in die Lötaugen einführen bis
der Widerstand auf der Platine aufliegt. Dann Platine umdrehen
und Löten: Lötkolben in das Eck zwischen Beinchen und Platine
reinhalten, so dass beides erwärmt wird. Im Zweifelsfall lieber
zuerst das Lötauge erwärmen und erst 2 Sekunden später nach
das Bauteil-Beinchen. Nach 2 Sekunden erwärmen mit dem Lötzinn
dazu kommen - Pfft - Lötzinn weg; Lötkolben weg; fertig
Noch eine Sichtkontrolle machen, die Lötstelle darf nicht matt
sein und das Beinchen mit einem kleinen Seitenschneider abzwicken.
Auf zum nächsten Beinchen.

Wenn du 10 oder 20 Lötungen gemacht hast, solltest du den Dreh
soweit raus haben, dass auch Ic (Sockel) kein Problem darstellen.
Und wenn doch mal eine Brücke entsteht, dann streift man entweder
das überschüssige Zinn mit dem Lötkolben ab oder (da du ja sowieso
noch einkaufen gehen musst) man kauft gleich 'Lötsauglitze'
mit dazu. Lötsauglitze ist ein präpariertes Kupfergeflecht, dass
Lötzinn wie ein Schwamm von der Platine aufsaugt. Lötsauglitze
auf den Zinnklecks legen. Von aussen mit dem Lötkolben draufgehen
und in 2 Sekunden hat die Litze das flüssige Zinn weggesaugt.

Aber wie gesagt: Bei den Bestückungsdichten sind Brücken
kein Problem.




von Hajo (Gast)


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> Aber wie gesagt: Bei den Bestückungsdichten sind Brücken kein Problem.

Hat er was von Bestückungsdichten geschrieben? Ausserdem hängt das 
erstmal vom Pinabstand ab. Also John, ich empfehle dir, erstmal nur ICs 
mit 2.54mm Pinabstand zu verwenden (die meisten SMD-Chips haben 1mm bis 
zu 0.5mm. 1mm geht mit ein wenig Erfahrung auch ganz gut, später auch 
0.5mm)

Mit der "Station AP 2" (Suchfunktion auf reichlet.de) und z.B. dem 
"LÖTZINN SA 825" löte ich alles bis TQFP144 (besagte 0.5mm). Der 
Lötkolben ist einer der günstigsten brauchbaren. Später kannst du dann 
entscheiden, ob du ein digitales Wundergerät von Weller, Ersa oder so 
brauchst.

von Stefan W. (wswbln)


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Karl heinz Buchegger wrote:
>...
> Noch eine Sichtkontrolle machen, die Lötstelle darf nicht matt
> sein...

Da hat einer noch nicht mit bleifreien Loten gearbeitet!   ;-))   ;-))

von Dieter Werner (Gast)


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Naja, bei bleifreien Loten ist die Lötstelle halt nicht mehr 
hochglänzend sondern eher seidenmatt.
Ich arbeite mit Sn96Ag3,5Cu0,5 bei 330 Grad und das geht erstaunlich 
gut.

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