Hallo, ich sitze zur Zeit an meiner externen Diplomarbeit und habe mir gestern ein Buch zum Thema Schreiben von Abschlussarbeiten durchgelesen. Dabei wird erwähnt, dass eine Abschlussarbeit eine wissenschaftliche Arbeit ist und deshalb zwei Dinge wichtig sind: 1. Sie sollte falsifizierbar sein, also so aufgebaut, dass man sie wiederlegen kann. 2. Sie sollte den aktuellen Stand der Wissenschaft erweitern, das heißt, etwas Neues beitragen und nicht das Rad neu erfinden. Es wird auch erwähnt, dass die zweite Bedingung bei externen Arbeiten in Firmen oft nicht erfüllt wird, denn diese wollen einfach eine kostengünstige Entwicklung und keinen neuen Beitrag zum aktuellen Stand der Wissenschaft. Somit wird nicht wissenschaftlich geforscht sondern einfach nur entwickelt. Im gleichen Buch ist aber auch zu lesen, dass das Ingenieurswesen keine Wissenschaft ist, sondern die Umsetzung der wissenschaftlichen Forschungsergebnisse in Problemlösungen. Jetzt meine Frage: Muss eine Ingenieurs-Diplomarbeit obigem wissenschaftlichen Prinzip entsprechen oder nicht? Denn meine Aufgabe ist zwar eine Neuentwicklung eines Controllers für die Firma, aber für die Wissenschaft ist das sicher nichts neues. Wird das an einer FH in technischen Studiengängen vielleicht einfach nicht so eng gesehen?
Du solltest das nicht so verbissen sehen. Ich hab schon Diplomarbeiten gesehen, da wurden nur Handbücher abgeschrieben und die haben trotzdem ihr Diplom bekommen. Natürlich sollte man schon den Anspruch haben, eine ordentliche Diplomarbeit abzuliefern. Bei mir an der Uni wurde zu jeder Diplomarbeit ein Plakat angefertig, das dann im Institut ausgehangen wurde. Wenn das bei dir genauso ist, dann kannst du dir anschauen, was die anderen so machen und ob das anspruchsvoller ist als deins ist.
Sehe ich auch so. Und du wirst ja sicher auch einen Betreuer/Prüfer an der Hochschule haben. Erkundige dich bei dem, wie die Gepflogenheiten am Institut bez. DAen sind. Oft schreiben die Institute da auch was dazu auf ihrer Homepage. Z. B. ein Institut an meiner Uni schreibt vor, dass DAen ausschleßlich in MS Word verfasst werden dürfen. Schwachsinnig, aber was willst du machen, wenn die Betreuer zu dumm* sind, LaTeX zu verstehen. Andere Institute sind völlig auf dem wissenschaftlichen Trip. Da muß die Absatz-, Formel-, Kapitel-, Tabellen-, Zeichnungsnummerierung gem. DIN sein und die Ränder müssen einen bestimmten Wert haben. Auch wird die Schriftgröße vorgeschrieben. Der Aufbau muß aus Einleitung, Grundlagen, eigener Teil, Zusammenfassung und Ausblick bestehen. Umfangreiche Formelherleitungen, die nicht Bestandteil der Arbeit sind, gehören in den Anhang. Andere Formeln und Theoreme sind mit Quellenangabe zu versehen. Bestimmte Ergebnisse, die sich zwangsläufig aus einem Zusammenhang ergeben, sollten nicht erwähnt werden und Methoden und Verfahren, deren Nützlichkeit bereits im Vorfeld angezweifelt werden kann und sich dann im Verlauf auch als wertlos erwiesen, sollten halt auch nicht erwähnt werden. ... Also wie gesagt kommt auf das Institut an. Aber im großen und ganzen wird selten so heiss gegessen, wie es gekocht wurde. *) Wurde von einem Betreuer des Instituts genau so begründet.
Eine DA muss zeigen, dass Du in der Lage bist selbständig arbeiten zu können. Kest
Ich habe auch immer angenommen, Ziel einer Diplomarbeit ist die selbstständige ingenieurmäßige Lösung eines Problems. Von einer "Erweiterung des aktuellen Standes der Wissenschaft" war mir nichts bekannt. Mein Betreuer hat sich ja das Thema vor Ort angeschaut und dann entschieden mich zu betreuen. Er hat also das Thema als für eine DA praktikabel angesehen. Ich habe eine Diplomarbeit eines Freundes vorliegen, wo eine bestimmte Auswertesoftware für physikalische DAten geschrieben wurde. Da ist auch nichts von irgendeinem wissenschaftlichen Anspruch zu sehen. Denke in anderen Firmen, die mit den selben Daten hantieren, ist ein ähnliches Tool auch vorhanden.
Die "notwendige Wissenschaftlichkeit" der Arbeit liegt offensichtlich im Ermessen des betreuenden Professors. Ich spreche da aus leidvoller Erfahrung, denn meine inhaltlich äußerst interessante und anspruchsvolle DA wäre fast an diesem Punkt gescheitert (Bewertung unter aller Sau ...). Ein Kommilitone von mir hat eine (nach Ansicht aller Beiteiligten) zwar weniger anspruchsvolle, aber dafür dem universitären Standard offensichtlich angemessenere Arbeit geschrieben, die mit 1 benotet wurde. Schlussfolgerung: Lieber ein einfaches und ggf. langweiliges Thema hochwissenschaftlich darlegen als eine praxisnahe komplizierte Entwicklung machen! Ich sitze jetzt halt auf meiner beschissenen Diplomnote, auch wenns ein geiles Projekt war ...
Schau dir doch mal den Verfasser des Buches an. Mit Sicherheit hat der eine sogenannte Wirtschaftswissenschaft oder ähnliches studiert und will nun beurteilen, wie eine Wissenschaft auszusehen hat. Mir soll mal einer Sagen, was für Wissenschaft wissenschaftlicher ist, als das Ingenieurwesen bzw. die Technik? Aber ehrlich gesagt muß ich fragen, wo studierst du? An allen FHs und UNIs ist mir bekannt, muß man vor der DA mindestens zwei Studiearbeiten abliefern, bevor man DA schreiben darf? Es kann nicht sein, daß die Diplomarbeit die erste wissenschaftliche Arbeit ist?
Die Autoren waren Informatiker. Ich kann das schon nachvollziehen, als Ingenieur in der Industrie machst du ja selten Grundlagenforschung, du nimmst wissenschaftliche Ergebnisse als gegeben hin und bastelst daraus eine Problemlösung. Ich studiere an der FH Friedberg, die eigentlich einen ganz guten Ruf in Hessen hat. Wir hatten aber keine Studienarbeiten im Vorfeld.
>Sie (die Diplomarbeit) sollte falsifizierbar sein, also so aufgebaut, dass man sie wi(e)derlegen kann. Bei mir sind alle Dokumentationen, gleich wie sie sich nennen, immer so aufgebaut, dass sie sich NICHT widerlegen lassen. >Ich studiere an der FH Friedberg, Selber Schuld >einen ganz guten Ruf in Hessen hat. ***lol***
@Kaspar Da du ja an einer viel besseren Institution studiert hast, die sicher Wert auf hoch wissenschaftliche Abschlussarbeiten legt, du aber nicht falsifizierbare Dokumentationen anfertigst, wird deine Diplomnote dementsprechend schlecht gewesen sein. Da bin ich ja froh dass ich im (unwissenschaftlichen) Friedberg gelandet bin.
Kann mir mal einer erklären, warum irgendeine Arbeit widerlegbar sein MUSS?? Warum mache ich sie mir dann überhaupt?? Dass der tiefere Sinn wohl der ist, dass Aussagen bewiesen werden müssen, habe ich schon verstanden - nur der Zusammenhang mit diesem Begriff erschließt sich mir nicht... Verwirrte Grüße...
Ich denke falsifizierbar heißt nicht widerlegbar, sondern angreifbar, nachprüfbar: (aus wikipedia) Falsifizierbarkeit einer Aussage ist gegeben, wenn eine Beobachtung denkbar ist (formal: ein empirischer Beobachtungssatz), mit der sie angreifbar ist; die sie also widerlegen würde. Falsifizierbarkeit wurde in der Wissenschaftstheorie von Karl Popper als Kriterium für den empirischen Gehalt und wissenschaftlichen Charakter einer Theorie vorgeschlagen. „Morgen regnet es“ ist falsifizierbar, nicht jedoch „Morgen regnet es oder regnet es nicht“. Falsifizierbarkeit ist eine logische Eigenschaft von Aussagen und sagt nichts darüber aus, ob in der Praxis geeignete Experimente durchführbar sind („Heute in 1.000.000 Jahren wird es regnen“). Man unterscheidet daher zwischen theoretischer und praktischer Falsifizierbarkeit.
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