Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Fragebogen


von Jens (Gast)


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Hallo,

wenn man sich bewirbt, möchten ja viele Firmen, dass man ihnen 
zusätzlich einen Bewerberbogen ausgefüllt mitschickt. Da stehen so 
Fragen drin, wie

* Sind sie verschuldet?
* Liegen Pfändungen vor?
* Mitglied in einer Gewerkschaft?
* Ist ihr Ehepartner berufstätig?
* Sind sie Mitglied der Scientology?
* Geburtsdatum der Kinder
* Wurden sie in den letzten Monaten ärztlich untersucht?
* Entbinden sie den Arzt von seiner Schweigepflicht?

Beim besten Willen, aber ich halte das schon für sehr extrem. Das kommt 
ja schon fast einem Offenbahrungseid gleich.

Haltet ihr diese Fragen für angemessen? Muß man die tatsächlich 
beantworten?

Jens

von yyyy (Gast)


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Wenn man den Job nicht haben will, beantwortet man auch keine Fragen.

von Timo (Gast)


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Man muss es nicht. Bei einigen (zB Geburtstag der Kinder) bin ich mir 
nicht ganz sicher, aber sowas wie Scientology, ärztliche Untersuchungen 
etc muss definitiv nicht beantwortet werden.

Ich weiß, dass es sogar Fragen gibt, auf die man bewusst lügen darf. ZB 
bei der Frage an eine Frau, ob sie in der nächsten Zeit Kinder plant. 
Vermute, dies trifft auf einen Teil deiner genannten Fragen auch zu.

Ob dies auf alle deine Beispielfragen zu trifft, kann ich nicht sagen.

Besonders den Punkt mit der Entbindung von der Schweigepflicht finde ich 
sehr kritisch. Dem würde ich auf jeden Fall nicht zustimmen.

Ich wage aber zu bezweifeln, dass VIELE Firmen, einen solchen üblen 
Fragebogen verschicken. Wenn die Jobaussichten nicht ganz so schlecht 
aussehen, würde ich dem entsprechenden Personaler sofort, mit Hinweis 
auf den Fragebogen, auffordern meine Bewerbungsunterlagen 
zurückzuschicken.

von Jens (Gast)


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>Ich wage aber zu bezweifeln, dass VIELE Firmen, einen solchen üblen
>Fragebogen verschicken.

Die Fragen wurden einem Bewerberbogen entnommen, den ich vorgestern per 
Mail erhalten habe. Zugegeben, es war der erste, der nach 
Gewerkschaftstätigkeit, Entbindung der Schweigepflicht sowie 
Geburtsdatum der Kinder gefragt hat.

von Jens (Gast)


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Ich hab so den Eindruck, dass diese umfassenden Informationen gerade 
auch der Familienangehörigen dazu dienen sollen, den Bewerber bis ins 
kleinste zu durchleuchten zumal sich ein amerikanisches Unternehmen 
dahinter verbirgt. Wäre schon denkbar, oder?



von Der F. (zotos)


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Schick das doch mal anonym an Spiegel oder Stern TV.

von Timo (Gast)


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Ich denke aber nicht, dass sie das machen, um einen evtl terroristischen 
Hintergrund zu erkennen, falls du das meinst. Das wird eher so eine Wal 
Mart mäßige Unterdrückung der Mitarbeiter sein:

- keine Gewerkschaften!
- krank? Was ist das?
- als Kind etwa Windpocken gehabt? Sowas können wir nicht brauchen!
- macht dein Frauchen schön den Haushalt? Wenn nicht, du denkst ja wohl 
nicht daran, auch nur einen Tag Erziehungsurlaub zu nehmen!
- deine Kinder sind noch Säuglinge? Die könne sich doch wohl aber 8 
Stunden am Tag selbst versorgen, oder?
- Schulden? Kannst du etwa nicht mit Geld umgehen?

Das einzige auf das ich mir keinen Reim machen kann, ist die Scientology 
Frage. Wenn die aus Sicht des Unternehmens "voll cool" sind, wäre es 
gut, wenn du Mitglied bist, andersrum halt nicht.

Also ich würde es mir GANZ stark überlegen, ob ich mir weiter Mühe mache 
dort angestellt zu werden. Das muss schon so ein Spitzenjob sein, den 
ich nie wieder in meinem Leben kriegen würde, damit ich überhaupt nur 
mit dem Gedanken spielen würde.

Denke aber, die vernünftigste Entscheidung wäre dort nicht anzufangen. 
Selbst wenn du denen mit dem Fragebogen die Hucke volllügst, wird sich 
deren Verhalten nach deiner Einstellung ja nicht ändern. Ich würde mich 
nicht auf ein entspanntes Arbeiten einstellen!

von Stefan P. (pauli003)


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>Schick das doch mal anonym an Spiegel oder Stern TV.

Sollte dieser Beitrag kein Witz sein, sollten o.g. Zeitschriften davon 
wirkli ch in Kenntnis gesetzt werden.

Soweit ich weiß, ist die Frage nach der Zugehörigkeit zu einer 
Gewerkschaft bei Einstellungsgespräcken nicht zulässig und darf vom 
Bewerber falsch beantwortet werden.

Ob Fake oder nicht: Laßt euch nicht zur Schnecke machen!!!

Grüße,

          Stefan.

von Timo (Gast)


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Naja, ich glaube nicht, dass der Spiegel sich dafür so interssiert. 
Sowas neues ist das jetzt auch nicht! Es gibt immer mal Berichte bei den 
einschlägigen Stellen darüber, dass Bewerber auf diese Art und Weise 
ausgequetscht werden.

von Jens (Gast)


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Erst mal vielen Dank für eure Einschätzungen.

Eine weitere Frage ist, in welcher Krankenkasse man ist und ob man die 
Absicht hat, diese in nächster Zeit zu wechseln. Eigentlich kein 
Problem, nur hatte ich diese Frage auch noch nie in so einem 
Bewerberbogen. Was will denn der Arbeitgeber mit dieser Infomation 
anfangen?

von Timo (Gast)


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Er will wissen, ob man bereit ist in eine günstigere KK zu wechseln. Das 
bedeutet für ihn geringere Lohnnebenkosten. Ist zwar keine schöne Frage, 
aber die kann ich aus Arbeitgebersicht nachvollziehen. Die Frage ist 
nur, ob man trotzdem eine Chance hat, wenn man sagt man will bei seiner 
teureren Kasse bleiben.

von netbandit (Gast)


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Nun ich denke, dass viele dieser Fragen sehr privater Natur sind und 
auch wenn sie für den Arbeitgeber von interesse sein könnten haben sie 
ja nichts mit dir als Arbeiter/Angestellten im Allgemeinen zu tun und 
gehen für meinen Geschack zu tief in die Privatsphäse... Ein 
Arbeitsgeber der als Bedingung für eine Einstellung die Beantwortung der 
Fragen (egal ob wahrheitsgemäß oder durch "Notlügen") vorraussetzt zeigt 
damit ja eine bestimmte Ausrichtung, wie er seine Arbeitsnehmer sieht... 
als Humankapital und nicht als Mensch mit Privatsphäre. Das mag ja 
durchauis legitim sein für einen Arbeitsgeber einen Arbeitnehmer so zu 
betrachten, spricht allerdings nicht dafür, dass die Arbeitsatmosphäre 
dort besonders gut ist oder? Denn solch ein Arbeitsnehmer möchte nur die 
Arbeitskraft für sien Unternehmen und legt keinen Wert auf den Menschen, 
der diese leistet. Sobald es eine Möglichkeit gibt diese Arbeitsleistung 
von der menschlichen Seite zu trennen wird er sie nutzen...

Daher würde ich folgendes Vorschlagen: Entweder ist es dir egal ob dein 
Arbeitsgeber dich als Menschen oder bloß als Humankapital betrachtet, 
dann beantworte die Fragen wie du denkst und hoffe, dass du den Job 
bekommst. Wenn du jedoch lieber als Mensch, so wie du nunmal bist, 
wahrgenommen werden willst, dann solltest du den Bewerbungsvorgang zwar 
Fortsetzen doch die Fragen die dich stören nicht beantworten. Wirst du 
daraufhin angesprochen, die restlichen Fragen auch noch zu beantworten, 
weist du auf die Privatsphäre hin. Falls es nicht klappt suchst du dir 
eben eine andere Firma, die dich als Menschen sieht.

Ich vertrete nunmal die Meinung, dass kein Mensch ein Roboter ist und 
damit gibt es die Arbeitsleistung nicht für "lau" und genauso wie man 
bei einer Maschiene mit dessen Produktionsspezifischen Vor- und 
Nachteilen leben muss, sollte dich dein Areitgeber eben so nehmen wie du 
bist, mit deinen Stärken und Schwächen. Ein Arbeitgeber der deine 
Arbeitsleitung und Qualifikation wirklich schätzt, der akzeptiert dich 
so und ein Arbeitgeber der meint, dass Arbeitleistung und Qualifikation 
austauschbar ist, der wird dich dann unter umständen ablehnen - aber 
will man wirklich bei solch einem Arbeitsgeber arbeiten? Nicht wenn es 
Alternativen gibt und dank Wirtschaftsaufschwung gibt es ja inzwischen 
bei in einigen Bereichen zum Glück wieder genug Alternativen.

von Christoph (Gast)


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Hallo,

mit der KV kommt nach meiner Erfahrung ziemlich oft vor. Du musst Sie ja 
eh nennen, damit der Arbeitgeber die Zahlungen machen kann...

Lohnpfändungen muss der Arbeitgeber auch wissen, daher ist die Frage 
glaube auch zulässig. Alle anderen Fragen, soweit sie nicht unmittelbar 
zur Arbeit gehören, sind nicht zulässig...Können daher auch falsch 
beantwortet werden.
Allerdings wenn man z.B. bei der kath. Kirche anfängt, ist die Frage 
nach Scientology berechtigt und muss dann wahrheitsgemäß beantwortet 
werden! Dasselbe Spiel mit der Gewerkschaft...Nur wenn man bei einer 
Gewerkschaft anfangen will ist diese auch berechtigt...

Allerdings ist die Frage nach der Schweigepflicht der Hammer. Also ich 
würde echt überlegen bei einer solchen Firma anzufangen...Aber hängt 
natürlich immmer von den Alternativen ab...

Gruß
Christoph

PS: Es werden in Bewerbungsgesprächen manchmal rechtswidrige Fragen 
gestellt, um zusehen ob man den Mut hat zusagen das man diese Frage 
nicht beantworten will und aufs BGB verweist...Von einer zukünftigen 
Führungsperson kann man das durchaus erwarten, dass dieser nicht 
einknickt...

von Sarkastiker (Gast)


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* Sind sie verschuldet?  - Nein, ich habe nebenher ein paar Pferdchen 
laufen.

* Liegen Pfändungen vor? - Nein, den Typen lasse ich nicht rein, habe 
einen Pitbull.

* Mitglied in einer Gewerkschaft? - Ja, ich bin Vorsitzender meiner 
eigenen, von mir gegründeten, Gewerkschaft zur Aufdeckung illegaler 
Fragetechniken in Firmen

* Ist ihr Ehepartner berufstätig? - keine Ahnung, zu meiner alten habe 
ich keinen Kpntakt mehr und die neue kenne ich ja erst 2 Tage.

* Sind sie Mitglied der Scientology? - nein, ich habe es nicht so mit 
Wissenschaften

* Geburtsdatum der Kinder - 14.5.2017  und 23.8.2021

* Wurden sie in den letzten Monaten ärztlich untersucht? - nein, der 
Artz sagt, daß man mir nicht mehr helfen kann und das Therapien keinen 
Sinn mehr machen würden

* Entbinden sie den Arzt von seiner Schweigepflicht? - in dringenden 
Fällen ja - sind Sie so ein Fall ?

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Ausserdem noch folgende Infos über mich, die Sie vergessen haben zu 
erfragen:

Meine Lieblingstonart in P-moll

Meine Lieblingssportart ist: Chefs verspotten undKollegen anschwärzen

Ich esse am liebsten : Kaninchen in Rotweinsosse, besonders , wenn ich 
die Kanickel selber totgehauen oder überfahren habe

Ja, ich stehe auf perverse Sexpraktiken, wie z.B. sich dabei in Augen 
schauen und Lichtanlassen

Nein, ich habe noch nie eine Verurteilung wegen Diebstahls in einer 
Firma bekommen, da man mich nie erwischt hat

Nein, ich fahre nie zu schnell, nur manchmal zeigen die rot 
eingekreisten Schilder am Strassenrand meine Geschwindigkeit falsch an

von STK500-Besitzer (Gast)


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Einige dieser Fragen tauchen auch bei einer Sicherheitsüberprüfung auf 
(Geheimhaltungsdingsbums). Dabei geht es dann "nur" darum, ob man 
Angriffspunkte für Spionage bietet.
Die Frage mit der Gewerkschaft braucht man aber nicht beantworten.
(Den Bewerberbogen könnte man auch einer solchen Vereinigung zukommen 
lassen...)

von chris (Gast)


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Für erlaubte bzw. nicht erlaubte Fragen siehe

http://www.bewerbungsmappen.de/links/Arbeitsrecht_Uebersicht/arbeitsrecht_uebersicht.html

insbesondere die Folgen 10 bis 12. Dort sollte eigentlich alles erklärt 
sein.

von Jens (Gast)


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> http://www.bewerbungsmappen.de/links/Arbeitsrecht_...

Danke für diesen Link, eine sehr interessante Seite.

Psychologische Gutachten und Gentest...nicht zu fassen, das sowas 
offensichtlich gemacht wird.

Selbst die deutsche Flugsicherung macht solche Gutachten nicht, und 
Fluglotse ist wohl eine Mörderjob in Sachen Belastungsfähigkeit und 
Multitasking.

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