Forum: Offtopic EZB hilft mit weiterer Milliardenspritze


von Jens (Gast)


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Wieder mal hat die EZB Milliarden in den Markt "gepumpt". Kann mir mal 
jemand erklären, was man sich darunter vorstellen muß?

von Timo (Gast)


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Die EZB kauft festverzinsliche Anleihen auf. Diese werden von Banken 
ausgestellt und verkauft. Dadurch wird die Geldmenge im Markt erhöht.

von Uhu U. (uhu)


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Die EZB gibt den Banken für n Tage einen Kredit zum Zinssatz k.

Sinn der Sache ist, die Banken liquide zu halten und damit in 
kurzzeitigen Krisensituationen vor dem Kollaps zu bewahren. Damit will 
sie einen Domino-Effekt verhindern, der womöglich die ganze Wirtschaft 
in den Abgrund reißt.

Sie kauft keine festverzinslichen Papiere auf - auf denen säße sie dann 
ja erst mal -, sondern nimmt Wertpapiere der Banken als Sicherheit.

von Timo (Gast)


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@Uhu

Das würde auch ein Handeln durch die Banken erfordern. Eine Bank müsste 
aktiv einen Kredit einfordern, und dann noch Sicherheiten in Form 
eigener Wertpapierbestände an die EZB geben.

Das würde die Handlungsfähigkeit der EZB stark einschränken!

Die EZB kauft am Markt angebotene festverzinsliche Wertpapiere der 
Banken auf. Nur so kann sie EIGENSTÄNDIG den Markt regulieren, deine 
Version würde eine Mitarbeit der Banken erfordern. Eine Notenbank kann 
sich darauf aber nicht verlassen!

von Kracher (Gast)


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Man kann das auch anders lesen. Die EZB hat Milliarden rausgeblasen, 
weil sie denken, dass das guenstiger ist als den USD durchsacken zu 
lassen. Dieses Spiel dauert nun schon einige Jahre. Die Amis finden 
immer wiede Dumme, die ihre Schulden bezahlen. Irgendwann wir er eh 
durchsacken. Die US Wirtschaft ist morsch, die Infrastruktur 
ausgeleiert. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

von Uhu U. (uhu)


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Timo wrote:
> Nur so kann sie EIGENSTÄNDIG den Markt regulieren, deine Version würde
> eine Mitarbeit der Banken erfordern. Eine Notenbank kann sich darauf
> aber nicht verlassen!

Na ja, meinst du wirklich, eine Bank, die am Abgrund der vorübergehenden 
Zahlungsunfähigkeit steht, wartet, bis ihr ein Kredit aufgezwungen wird?

von Platinenbauer .. (platinenbauer)


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Nur gibt es da ein Problem...
Wenn die "Kreditnehmer" schon jetzt kein Geld mehr haben, wie sieht es 
dann mit der Rückzahlung der Finanzspritze aus??
?
?
?
Irgendwann kippt dieser künstlich am Leben gehaltene Währungsmarkt, und 
dann ist Ruhe im Karton, oder die nächste Weltwirtschaftkrise a la 30 
Jahre wieder da.
Verhindern kann man es damit nicht, nur herausschieben.

Platinenbauer

von Timo (Gast)


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@Uhu
Darum geht es nicht, eine ZB kann sich darauf nicht verlassen! Sie 
benötigt andere Instrumente als eine Kreditvergabe zur Regulierung des 
Marktes.

@Kracher
>Die Amis finden immer wiede Dumme, die ihre Schulden bezahlen.

Ich denke eher nicht, dass die Strategen bei der EZB "dumm" sind. Die 
verfolgen mit den Aktionen natürlich primär eigene Interessen!

von Uhu U. (uhu)


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Sehen wir die Sache nochmal genauer an:

Die EZB bietet der Bank X für n Tage einen Kredit zum Zinssatz k an. 
Darüber wird ein Kreditvertrag geschlossen.

Eine Sicherheit in entsprechender Höhe stellt die Bank X der EZB in Form 
von Wertpapieren - wie das so üblich ist.

Damit ist der Kreditvertrag, den die EZB mit der Bank X geschlossen hat, 
ein befristetes, festverzinsliches Wertpapier.

Nur: Die EZB kauft das der Bank nicht ab, sondern sie gibt der das Geld 
als Kredit und nimmt die Sicherheit dafür. Sie hat also nichts gekauft.

Allerdings könnte sie dann - zumindest theoretisch - diesen 
Kreditvertrag an Dritte weiterverkaufen, wie ein Wertpapier. Das würde 
allerdings wenig Sinn machen, denn sie will ja akute Liquiditätsengpässe 
überbrücken. Wäre jemand am Markt, der das nötige Kleingeld zum Kauf 
hätte, dann hätte sich die EZB wahrscheinlich nicht genötigt gesehen, 
den Kredit an X zu begeben.

von Uhu U. (uhu)


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Platinenbauer .. wrote:
> Nur gibt es da ein Problem...
> Wenn die "Kreditnehmer" schon jetzt kein Geld mehr haben, wie sieht es
> dann mit der Rückzahlung der Finanzspritze aus??

Es dreht sich um die Überbrückung von Liquiditätsenpässen. Die Kredite 
der EZB haben jeweils auch nur wenige Tage Laufzeit.

Bei drohender dauerhafter Zahlungsunfähigkeit würde die Bank X schon 
lange, bevor es so weit ist, vom BaFin dicht gemacht - zumindest, wenn 
das möglich ist, ohne besagten Dominoeffekt loszutreten...

von Timo (Gast)


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@Uhu

Okay, du hattest Recht, habe gerade nochmal nachgesehen. Hatte ich 
anders in Erinnerung.

von Jens (Gast)


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>habe gerade nochmal nachgesehen

Und wo?

von Uhu U. (uhu)


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Timo wrote:
> Die EZB kauft festverzinsliche Anleihen auf. Diese werden von Banken
> ausgestellt und verkauft.

Das würde bedeuten, daß die Banken Buchgeld selbst herstellen. Sie wären 
damit letztlich sowas wie Falschmünzer, denn das Münzrecht liegt 
ausschließlich bei der Zentralbank.

Der Umgang mit Geld ist genial einfach. Dafür ist es umso schwerer, zu 
durchschauen, wie es funktioniert...

http://de.wikipedia.org/wiki/Buchgeld

von Unbekannter (Gast)


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Also, bei der EZB hocken ein paar Typen mit 'nem Glas Bier in der Hand 
und Hauptschulabschluss, die gucken so auf den Nachrichtenseiten im 
Internet rum und diskutieren darüber angestrengt. So ähnlich wie bei 
einem Stammtisch auf  dem Dorf. Und wenn die Journalisten durchdrehen 
und das Ende der Welt an die Wand malen, dann denken sich diese Typen: 
"Ach lass uns mal Geld verschenken".

So geht das. So richtig Ahnung hat keiner der da arbeitet.

Und die Journalisten haben schon recht: Wenn ein Aktienindex mal um 
einstellige Prozentwerte nach unten geht, dann ist das Ende der Welt 
erreicht, die Wirtschaft bricht zusammen und die Sonne erlischt.

von Onur (Gast)


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Hallo,

mal ne Frage. Wird durch die Schnelltenderpolitik der EZB die Geldmenge 
erhöht, auch wenn Sie innerhalb eines Tages den Kredit wieder 
zurückbekommt?

Das bedeutet doch im Endeffekt auch, dass die Inflationsgefahr sich 
erhöht, was sich dann mit höheren Zinsen bemerkbar machen wird. Seht Ihr 
das auch so?

Die armen Bauszinsen hierzulande. Hoffentlich sind sie in ein bis zwei 
Jahren auch noch so niedrig.

Gruß

Onur

von Investor (Gast)


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Mir fehlt etwas der Durchblick. Was muss es mich interessieren wenn ein 
paar amerikanische Immobilien ueberbewertet sind ? Das Geld ist weg. Und 
nun ?

von Onur (Gast)


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Nun ich denke das Geld ist nicht weg, es ist nur an der falschen Stelle, 
aus der Sicht der Börse oder der Banken. Die Banken sind zum Teil selber 
schuld mit Ihrer leichtfertigen Kreditvergabe. Wenn man dann noch einen 
variablen Zinssatz hat, sin Probleme schon programmiert.

Höhere Zinsen, wie es sie jetzt in den USA gibt bedeutet auch, dass es 
eventuelle sicherer und lukrativer sein kann, das Geld auf einem 
Tagesgeldkonto zu lassen. Also wir der Börse das Geld entzogen, und in 
einen sicheren Hafen versteckt.

Der dumme ist wieder einmal der normale Verbraucher, der bei steigenden 
Zinsen sein Haus nicht mehr tilgen kann. Dann droht Insolvenz, die Bank 
bekommt sein Geld nicht mehr zurück, muss aber gleichzeitig trotzdem 
liquide bleiben. So kann man natürlich die Notenbanken zwingen, die 
Zinsen nicht weiter zu erhöhen. Das bedeutet aber, dass immmer mehr Geld 
vorhanden sein wird, was weniger an Wert hat, sprich Inflationsgefahr.

Da kann man mal sehen, was solche Wirtschaftfachidioten alles 
verursachen können.

Onur

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