Viele haben schon darüber gesprochen und die Unia hat sich auch des
öfteren damit beschäftigt: Die asozialen Anstellungsbedingungen bei Aldi
Suisse.
Ich habe meine Quelle aus meiner engsten Bekanntschaft:
1. Wer bei Aldi als Verkäuferin eingestellt wird, erhält ausschliesslich
einen 50% Arbeitsvertrag. Man hat aber trotzdem die Möglichkeit 100% zu
arbeiten. Die Mehrstunden werden dann (ohne Zuschlag) zum Lohn
dazugezahlt. Wer aber krank ist oder aus einem anderen Grund nicht
arbeiten kann, erhält für diese Zeit nur die 50% ausbezahlt. Ausserdem
werden die 100% in den seltesten Fällen erreicht. Die Filialleiter sind
meistens nicht fähig, in den Einsatzplänen das gewünschte Pensum zu
erreichen.
Das bringt mich zu
2. Die Einsatzpläne kommen meist erst eine Woche im voraus. Auf private
Situationen, wie Kinder wird kaum Rücksicht genommen. Wenn man beim
Filialleiter nach einer Änderung des Plans fragt, wird man blöd
angemacht.
3. Meine "Quelle" hat selbst ein Kleinkind, welches tagsüber in eine
Kindertagesstätte ist. Einmal hat die Kita angerufen, das Kind sei
krank. Meine "Quelle" ist dann zum Filialleiter gegangen, hat ihm
erklärt sie müsse schnell nach Hause um das Kind zu versorgen und einen
Babysitter zu organisieren, um anschliessend wieder zur Arbeit zu
kommen. Beim Gespräch, das sie nach der Kündigung mit dem
Regionalverkaufsleiter geführt hat, musste sie sich anhören lassen, sie
sei einfach gegangen und: "Die Arbeit geht vor".
4. Die Verkäuferinnen werden von Anfang an eingeschüchtert. Zum
Arbeitsvertrag werden Verhaltensregeln ausgeteilt, in denen bei
jeglichem Verstoss mit fristloser Kündigung gedroht wird. So muss man
z.B Arbeitskolleginnen verpfeifen, die eine überreife Frucht essen (die
nicht mehr verkauft werden kann), ohne sie zu bezahlen. Wird das nicht
gemacht: Kündigung.
5. Nach dem ersten und zweiten Jahr bekommt man jeweils eine vorher
festgelegte Lohnerhöhung. Nachher nie mehr. Die Löhne sind unabhängig
von Alter, Ausbildung und Berufserfahrung ausgelegt.
6. Nach der Kündigung wird man sofort freigestellt. Alle restlichen
Überstunden und Ferien werden eingezogen.
7. Wegen der 50% Verträge zahlt Aldi auch nur 50% Pensionskasse.
8. Piercings müssen entfernt und Tätowierungen abgedeckt werden. Will
man in der Freizeit eine Vereinstätigkeit wahrnehmen (z.B. Fussbalclub),
braucht man eine schriftliche Genehmigung.
9. Gesetzliche Ruhezeiten werden nicht eingehalten. Nicht selten muss
man Abends bis halb neun arbeiten und dann Mogens um sieben wieder auf
der Matte stehen. In Extremfällen (bei Inventur) wird auch bis 22 Uhr
gearbeitet, um dann wieder um halb sieben anzufangen.
Es gibt noch viele weitere Punkte, die die Unmenschlichkeit der Aldi
Suisse AG verdeutlichen würden.
Wenn Ihr also in Eurem Bekanntenkreis jemanden habt, der sich bei Aldi
Suisse bewerben will, ratet dem davon ab.
Ich kenne mich mit den Schweizer Gesetzen nicht aus, aber ist das
überhaupt rechtlich zulässig? Nebenbei gefragt, ist das bei Aldi
Deutschland ähnlich (wäre Grund genug, den Laden zu boykottieren), oder
ein lokales Phänomen?
Ich habe auf der Seite von Unia gelesen, dass die die
Anstellungsbedingungen von Aldi Deutschland übernommen haben. Das mit
dem rechtlichen ist so ne Sache. Die Angestellten dürfen (laut
Arbeitsvertrag) nicht öffentlich über die Anstellungsbedingungen reden,
sonst Kündigung.
Irgendwie müssen die ja die Audi A4 Kombis für die
Regionalverkaufsleiter mit ihren billig Produkten finanzieren. Wo
sparen, wenn nicht bei den Angestellten?
Die Unia hat schon öfters versucht, mit Aldi zu verhandeln. ohne Erfolg.
Was soll das Theater? Aldi muss Kosten sparen weil die Leute immer alles
guenstiger haben wollen. Und Aldi will/muss guenstiger als die Anderen
sein. Das sagt doch schon alles. Nun kann man weder qualitativ
hochstehende Ware mit 5 Jahren Garanite erwarten, noch super Bedingungen
fuer das Personal. Weder muss jemand dort arbeiten, noch muss dort
jemand einkaufen.
Na ja. Ich verstehe nicht, wie man durch Schikane die Kosten senkt. Ein
paar der erwähnten Maßnahmen dienen sicher dazu, Lohnkosten niedrig zu
halten, sehen wir hier mal kurzzeitig vom moralischen Aspekt ab. Aber
wie die Punkte 3, 4 und 8 dem Betrieb oder Kunden irgendwelche Kosten
sparen sollen ist mir schleierhaft.
sechsnullsechs wrote:
> Was soll das Theater? Aldi muss Kosten sparen weil die Leute immer alles> guenstiger haben wollen. Und Aldi will/muss guenstiger als die Anderen> sein. Das sagt doch schon alles. Nun kann man weder qualitativ> hochstehende Ware mit 5 Jahren Garanite erwarten, noch super Bedingungen> fuer das Personal. Weder muss jemand dort arbeiten, noch muss dort> jemand einkaufen.
Hallo,
die Arbeitsbedingungen sind bei Aldi in D sicherlich nicht anders. Die
Aussage bezüglich des "angeblichen" Kostendrucks durch die Verbraucher
möchte ich gern ein wenig relativieren und folgende Informationen in den
Raum werfen: Die "Brüder Aldi" besitzen laut Medienberichten jeweils
etwas mehr als 17.000.000.000,- Euro. Insgesamt also 34.000.000.000,-
Euro.
Also vierunddreissigtausend Millonen Euro.
Ein wenig mehr Menschlichkeit und ein paar Milliarden weniger wären
sicher vertretbar. Zumal die Beiden Brüder (85 und 87 Jahre alt) das
Geld ohnehin nicht mehr werden ausgeben können.
Grüße
Hansjürgen
Ich Boykottiere Aldi und Lidl schon lange.
Hab während meiner Schulzeit und meines Studiums 8 Jahre bei Rewe
gearbeitet (anfangs noch HL). Da herrscht ein gutes Klima und
Menschlichkeit. Die "Ja" Sachen sind keinen Cent teurer als die Produkte
von Aldi oder Lidl. Dafür gibts mehr Auswahl, einen aufgeräumten,
sauberen Laden, keine 20min warten an der Kasse und Mitarbeiter die
verdienen was sie verdienen.
allen, die auf die Filial/Regionalleiter schimpfen, sei ans Herz gelegt,
deren Lohn von ~50-60K auf den Stundenlohn runterzurechnen, für diese
Leute gibt es keine SchichtEN, sondern nur eine einzige Schicht von ~
7-20:00
unterm Strich verdienen die kaum mehr pro Stunde als ihre Kassierer,
gleiches gilt für die (Halb-)Leiter diverser Baumärkte !
Ich kenne da einer andere Story, von einem Bekannten dessen Freundin bei
Aldi arbeitet.
Das mit den 50% Gehalt stimmt. Dafür wird aber jede Überstunde ohne
murren ausbezahlt. Er meinte so kann man als Verkäuferin schon mal auf
3000€ Brutto kommen. Die Vergütung erfolgt sozusagen leistungsbezogen.
In anbetracht der geringeren Bezahlung bei den Konkurrenten würde ich
das als Vorteil betrachten. Ja, die Aldi Mitarbeiter sind sauber
angezogen und man merkt das auf Äußeres wert gelegt wird. Das macht bei
mir einen guten Eindruck, schließlich wird hier mit Lebensmitteln
hantiert.
Negatives hat er mir nicht berichtet. Man muss halt etwas härter
arbeiten, wird dafüra aber auch entsprechend entlohnt.
Ich denke das bei den Discountern und Supermärkten auch ein Kampf auf
medialer Ebene entbrannt ist. Sicherlich wird versucht sich gegenseitig
zu diffamieren. Mit dem ein oder anderen Körnchen Wahrheit.
Was ich jedoch glaube ist, dass der Umgangston für
Filial-/Regionalleiter schon härter sein kann. Hier gab es schon ein
paar Reportagen, bei denen Ehemalige ausgepackt haben.