Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Anstellungsbedingungen Aldi Suisse


von Patrick (Gast)


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Viele haben schon darüber gesprochen und die Unia hat sich auch des 
öfteren damit beschäftigt: Die asozialen Anstellungsbedingungen bei Aldi 
Suisse.

Ich habe meine Quelle aus meiner engsten Bekanntschaft:

1. Wer bei Aldi als Verkäuferin eingestellt wird, erhält ausschliesslich 
einen 50% Arbeitsvertrag. Man hat aber trotzdem die Möglichkeit 100% zu 
arbeiten. Die Mehrstunden werden dann (ohne Zuschlag) zum Lohn 
dazugezahlt. Wer aber krank ist oder aus einem anderen Grund nicht 
arbeiten kann, erhält für diese Zeit nur die 50% ausbezahlt. Ausserdem 
werden die 100% in den seltesten Fällen erreicht. Die Filialleiter sind 
meistens nicht fähig, in den Einsatzplänen das gewünschte Pensum zu 
erreichen.

Das bringt mich zu
2. Die Einsatzpläne kommen meist erst eine Woche im voraus. Auf private 
Situationen, wie Kinder wird kaum Rücksicht genommen. Wenn man beim 
Filialleiter nach einer Änderung des Plans fragt, wird man blöd 
angemacht.

3. Meine "Quelle" hat selbst ein Kleinkind, welches tagsüber in eine 
Kindertagesstätte ist. Einmal hat die Kita angerufen, das Kind sei 
krank. Meine "Quelle" ist dann zum Filialleiter gegangen, hat ihm 
erklärt sie müsse schnell nach Hause um das Kind zu versorgen und einen 
Babysitter zu organisieren, um anschliessend wieder zur Arbeit zu 
kommen. Beim Gespräch, das sie nach der Kündigung mit dem 
Regionalverkaufsleiter geführt hat, musste sie sich anhören lassen, sie 
sei einfach gegangen und: "Die Arbeit geht vor".

4. Die Verkäuferinnen werden von Anfang an eingeschüchtert. Zum 
Arbeitsvertrag werden Verhaltensregeln ausgeteilt, in denen bei 
jeglichem Verstoss mit fristloser Kündigung gedroht wird. So muss man 
z.B Arbeitskolleginnen verpfeifen, die eine überreife Frucht essen (die 
nicht mehr verkauft werden kann), ohne sie zu bezahlen. Wird das nicht 
gemacht: Kündigung.

5. Nach dem ersten und zweiten Jahr bekommt man jeweils eine vorher 
festgelegte Lohnerhöhung. Nachher nie mehr. Die Löhne sind unabhängig 
von Alter, Ausbildung und Berufserfahrung ausgelegt.

6. Nach der Kündigung wird man sofort freigestellt. Alle restlichen 
Überstunden und Ferien werden eingezogen.

7. Wegen der 50% Verträge zahlt Aldi auch nur 50% Pensionskasse.

8. Piercings müssen entfernt und Tätowierungen abgedeckt werden. Will 
man in der Freizeit eine Vereinstätigkeit wahrnehmen (z.B. Fussbalclub), 
braucht man eine schriftliche Genehmigung.

9. Gesetzliche Ruhezeiten werden nicht eingehalten. Nicht selten muss 
man Abends bis halb neun arbeiten und dann Mogens um sieben wieder auf 
der Matte stehen. In Extremfällen (bei Inventur) wird auch bis 22 Uhr 
gearbeitet, um dann wieder um halb sieben anzufangen.

Es gibt noch viele weitere Punkte, die die Unmenschlichkeit der Aldi 
Suisse AG verdeutlichen würden.

Wenn Ihr also in Eurem Bekanntenkreis jemanden habt, der sich bei Aldi 
Suisse bewerben will, ratet dem davon ab.

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von Sebastian (Gast)


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Ich kenne mich mit den Schweizer Gesetzen nicht aus, aber ist das 
überhaupt rechtlich zulässig? Nebenbei gefragt, ist das bei Aldi 
Deutschland ähnlich (wäre Grund genug, den Laden zu boykottieren), oder 
ein lokales Phänomen?

von Patrick (Gast)


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Ich habe auf der Seite von Unia gelesen, dass die die 
Anstellungsbedingungen von Aldi Deutschland übernommen haben. Das mit 
dem rechtlichen ist so ne Sache. Die Angestellten dürfen (laut 
Arbeitsvertrag) nicht öffentlich über die Anstellungsbedingungen reden, 
sonst Kündigung.

Irgendwie müssen die ja die Audi A4 Kombis für die 
Regionalverkaufsleiter mit ihren billig Produkten finanzieren. Wo 
sparen, wenn nicht bei den Angestellten?

Die Unia hat schon öfters versucht, mit Aldi zu verhandeln. ohne Erfolg.

von sechsnullsechs (Gast)


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Was soll das Theater? Aldi muss Kosten sparen weil die Leute immer alles 
guenstiger haben wollen. Und Aldi will/muss guenstiger als die Anderen 
sein. Das sagt doch schon alles. Nun kann man weder qualitativ 
hochstehende Ware mit 5 Jahren Garanite erwarten, noch super Bedingungen 
fuer das Personal. Weder muss jemand dort arbeiten, noch muss dort 
jemand einkaufen.

von Sebastian (Gast)


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Na ja. Ich verstehe nicht, wie man durch Schikane die Kosten senkt. Ein 
paar der erwähnten Maßnahmen dienen sicher dazu, Lohnkosten niedrig zu 
halten, sehen wir hier mal kurzzeitig vom moralischen Aspekt ab. Aber 
wie die Punkte 3, 4 und 8 dem Betrieb oder Kunden irgendwelche Kosten 
sparen sollen ist mir schleierhaft.

von Patrick (Gast)


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Es sollte auch eine Warnung an diejenige sein, die mit dem Gedanken 
spielen, sich da zu bewerben.

von Patrick (Gast)


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von Hansjürgen D. (monty)


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sechsnullsechs wrote:
> Was soll das Theater? Aldi muss Kosten sparen weil die Leute immer alles
> guenstiger haben wollen. Und Aldi will/muss guenstiger als die Anderen
> sein. Das sagt doch schon alles. Nun kann man weder qualitativ
> hochstehende Ware mit 5 Jahren Garanite erwarten, noch super Bedingungen
> fuer das Personal. Weder muss jemand dort arbeiten, noch muss dort
> jemand einkaufen.

Hallo,

die Arbeitsbedingungen sind bei Aldi in D sicherlich nicht anders. Die 
Aussage bezüglich des "angeblichen" Kostendrucks durch die Verbraucher 
möchte ich gern ein wenig relativieren und folgende Informationen in den 
Raum werfen: Die "Brüder Aldi" besitzen laut Medienberichten jeweils 
etwas mehr als 17.000.000.000,- Euro. Insgesamt also 34.000.000.000,- 
Euro.
Also vierunddreissigtausend Millonen Euro.
Ein wenig mehr Menschlichkeit und ein paar Milliarden weniger wären 
sicher vertretbar. Zumal die Beiden Brüder (85 und 87 Jahre alt) das 
Geld ohnehin nicht mehr werden ausgeben können.

Grüße
Hansjürgen

von -Marco- (Gast)


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Ich Boykottiere Aldi und Lidl schon lange.
Hab während meiner Schulzeit und meines Studiums 8 Jahre bei Rewe 
gearbeitet (anfangs noch HL). Da herrscht ein gutes Klima und 
Menschlichkeit. Die "Ja" Sachen sind keinen Cent teurer als die Produkte 
von Aldi oder Lidl. Dafür gibts mehr Auswahl, einen aufgeräumten, 
sauberen Laden, keine 20min warten an der Kasse und Mitarbeiter die 
verdienen was sie verdienen.

von Mario (Gast)


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allen, die auf die Filial/Regionalleiter schimpfen, sei ans Herz gelegt, 
deren Lohn von ~50-60K auf den Stundenlohn runterzurechnen, für diese 
Leute gibt es keine SchichtEN, sondern nur eine einzige Schicht von ~ 
7-20:00

unterm Strich verdienen die kaum mehr pro Stunde als ihre Kassierer, 
gleiches gilt für die (Halb-)Leiter diverser Baumärkte !

von Mirko (Gast)


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@Mario

(Halb-)Leiter sind aber auch immer billiger zu haben.

von -Marco- (Gast)


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@Mario

Woher hast du denn diese Infos.
Weder das Gehalt noch die übertriebenen Arbeitszeiten stimmen. Ausserdem 
haben viele Supermärkte bis 22Uhr auf.

von Snief (Gast)


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Ich kenne da einer andere Story, von einem Bekannten dessen Freundin bei 
Aldi arbeitet.

Das mit den 50% Gehalt stimmt. Dafür wird aber jede Überstunde ohne 
murren ausbezahlt. Er meinte so kann man als Verkäuferin schon mal auf 
3000€ Brutto kommen. Die Vergütung erfolgt sozusagen leistungsbezogen. 
In anbetracht der geringeren Bezahlung bei den Konkurrenten würde ich 
das als Vorteil betrachten. Ja, die Aldi Mitarbeiter sind sauber 
angezogen und man merkt das auf Äußeres wert gelegt wird. Das macht bei 
mir einen guten Eindruck, schließlich wird hier mit Lebensmitteln 
hantiert.

Negatives hat er mir nicht berichtet. Man muss halt etwas härter 
arbeiten, wird dafüra aber auch entsprechend entlohnt.

Ich denke das bei den Discountern und Supermärkten auch ein Kampf auf 
medialer Ebene entbrannt ist. Sicherlich wird versucht sich gegenseitig 
zu diffamieren. Mit dem ein oder anderen Körnchen Wahrheit.

Was ich jedoch glaube ist, dass der Umgangston für 
Filial-/Regionalleiter schon härter sein kann. Hier gab es schon ein 
paar Reportagen, bei denen Ehemalige ausgepackt haben.

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