Forum: Platinen Wie werden SMD-Prototypen gemacht?


von Oliver V. (busoni)


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Hallo


ich frage mich, wie im professionellem Umfeld Prototypen mit SMD-Teilen 
gebaut werden. Werden die von Hand gelötet?
Ich weiss, es gibt SMD-Adapter, wo man dann die Teile drauflöten kann. 
Aber bei SOT-353 u.ä. ist auch das äußerst mühsam und ich kann mir nicht 
recht vorstellen, dass in den Entwicklungsabteilungen großer Firmen mit 
solchen Adaptern rumgefummelt wird. Wird da einfach für jeden Entwurf ne 
neue Platine geätzt und maschinell bestückt oder gibt es noch andere 
Lösungen?

von Icke M. (Firma: my-solution) (hendi)


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Hi, also ich hab heute den ganzen Tag damit zugebracht "Prototypen" mit 
SMD-Bauteilen zu bestücken. Das geht runter bis auf kleinste Rastermaße. 
Ob das "professionell" ist weiß ich nich. Ist an nem Fraunhoferinstitut. 
Ich denke mal beim Prototyping wird schon eher Hand angelegt, zumindest 
was ich bis jetzt - auch in anderen Firmen - mitbekommen habe.

von Mathi (Gast)


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Bei uns kommen die Prototypen komplett vom Bestücker. Nur kleinere 
Änderungen werde von Hand gemacht.

von Matthias (Gast)


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Ist verschieden denke ich.
Wenn man in der Firma die entsprechenden Hilfsmittel hat, kann man alles 
selbst machen.

Wenn nicht (z.B. keine BGA) Bestückungsöglichkeit, dann wird mans wohl 
bei Platinen mit BGA Chips irgendwo bestücken lassen, und bei Platinen 
ohne BGAs selbst bestücken.

Oder halt alternativ auch komplett bestücken lassen. Je nachdem wie es 
Zeit und Geldmäßig für die Firma besser ist.

von Oliver V. (busoni)


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Verstehe. Dann muss ich mir einfach überlegen, wieviel Zeit es mich 
kostet, diese Staubkörner selbst zu löten und ob mir die enstprechende 
Zeitersparnis die Fertigungs-/Bestückkosten wert ist. Kniffelig, gerade 
in einer frühen Phase, wo sich das Design noch komplett ändern kann. Da 
bleibt dann wohl nur, den Prototypen möglichst modular, großflächig und 
mit vielen Pins zu gestalten.

Was sind das für Hilfsmittel?

von Falk B. (falk)


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@ Oliver V. (busoni)

>ich frage mich, wie im professionellem Umfeld Prototypen mit SMD-Teilen
>gebaut werden. Werden die von Hand gelötet?

Manchmal.

>Ich weiss, es gibt SMD-Adapter, wo man dann die Teile drauflöten kann.
>Aber bei SOT-353 u.ä. ist auch das äußerst mühsam und ich kann mir nicht
>recht vorstellen, dass in den Entwicklungsabteilungen großer Firmen mit
>solchen Adaptern rumgefummelt wird.

Machen sie nicht. Es gibt auch Leute, die haben handwerkliches Geschick 
und Löten dir 0,5mm Pitch problemlos mit nem Klempnerlötkolben.

> Wird da einfach für jeden Entwurf ne
>neue Platine geätzt und maschinell bestückt oder gibt es noch andere
>Lösungen?

Bei grossen, komplexen Schaltungen wir dalles maschinell gemacht, bei 
BGAs geht es kaum anders.
Bei "einfachen" Schaltungen kann amn auch komplett per Hand bestücken, 
wobei "einfach" auch Käfer mit 200 Pins meinen kann.

MFG
Falk

von Bernd T. (bastelmensch)


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Gebe Falk recht. Vor allem mit dem Klempnerlötkolben. Ich löte 1206-Rs 
oder 0,4mm Pitch mit einem 3mm breiten Lötkolben. :-)
Klar, wenn man an einen Pin eine Litze hinlöten will, dann gehe ich auch 
zu einer kleineren Spitze über. ;-)

Ich habe Jahre Lang in der Prototypenabteilung eines sehr großen 
Internationalen Konzern gearbeitet.

Wir hatten einen Bestückautomat der BGA (auch µBGA) bestücken konnte.

Da die Boards doch auch recht groß waren (80 QFP, 25 BGA, 8000x 
Hühnerfutter etc pp) 500x350mm, war an eine Bestückung von Hand nicht zu 
denken!

Teilweise waren es von einem Prototyp schon beim ersten Aufbau 20 
Platinen, damit jeder Softi seine eigene hat. (das waren dann meist 
kleinere Boards)

Da haben wir zum Teil in zwei Schichten Prototypen, Kleinserien und 
Unterstützung der Mass-Production gemacht...

von STK500-Besitzer (Gast)


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Das kenne ich auch so: Je nach Aufwand lötet man selbst oder lässt 
löten.

von 6639 (Gast)


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Prototypen werdn von Hand geloetet. Hilfsmittel sind offensichtlich : 
Pinzette und Lesebrille. 0603, TTSOP, und DFN sind noch gut loetbar.

von Oliver V. (busoni)


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Vielen Dank für die Auskünfte.

von Mtec (Gast)


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Es gibt für gössere Prototypen auch die Möglichkeit eine Musterschablone 
einzusetzen. Dann die Bauteile händisch in die Paste setzen und ab durch 
den Reflowofen.
So machen wir eine Prototypenbestückung bis 20-50 Stk je nach Aufwand.
In vielen Fällen ist es einfach zu teuer für Prototypen einen Automaten 
zu rüsten und zu programmieren.
Bei nur einem Stück kommt es auf die Bauteilanzahl an ob es sich mit 
einer Schablone lohnt oder ob man die Bauteile lieber ebend mit der Hand 
setzt.
Wir setzten händisch bis 0603 und 0,5 Pitch ohne größere 
Schwierigkeiten.

mfg Mtec

von Ulrich T. (ullerich)


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Hi,

Mtec wrote:

> Bei nur einem Stück kommt es auf die Bauteilanzahl an ob es sich mit
> einer Schablone lohnt oder ob man die Bauteile lieber ebend mit der Hand
> setzt.

Wobei man nicht vergessen sollte, daß z.B. bei PCB-Pool eine Schablone 
im DIN A4 Format ca. 55 EURO kostet. Zum Bedrucken eines Stückes braucht 
es keinen Schablonendrucker, eine plane Unterlage und ein wenig Tesa 
Krepp tun wahre Wunder.

Eine solche billige Schablone rechnet sich fast immer ab ca. 30 bis 50 
Bauteilen.

just my 0,02$

Ulrich

von Michael G. (linuxgeek) Benutzerseite


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Falk Brunner wrote:
> @ Oliver V. (busoni)
>>Ich weiss, es gibt SMD-Adapter, wo man dann die Teile drauflöten kann.
>>Aber bei SOT-353 u.ä. ist auch das äußerst mühsam und ich kann mir nicht
>>recht vorstellen, dass in den Entwicklungsabteilungen großer Firmen mit
>>solchen Adaptern rumgefummelt wird.
>
> Machen sie nicht. Es gibt auch Leute, die haben handwerkliches Geschick
> und Löten dir 0,5mm Pitch problemlos mit nem Klempnerlötkolben.

Bei ner professionellen Platine mit Loetstopp duerfte das kein Problem 
sein. Aber Klempnerloetkolben muss ja nun nicht sein ;)

von Gast (Gast)


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Hab auch schon mal 50 Vorserien-Muster von Hand gelötet, ca. 30 - 40 
Bauteile je Platine, daruter auch ICs im SSOP-Gehäuse. Ging nicht 
anderes, weil die Platinen erst 2 Tage vor dem Auslieferungstermin an 
den Kunden (Automotive) ankamen. Mit entsprechendem Arbeitsplatz 
(ESD-Schutz!, gescheite Lötstation, Pinzette, Flussmittel, sortierte 
Bauteile) ging das ganz gut. Normalerweise ist die Bestückung bei der 
Anzahl ein klarer Fall für einen professionellen Bestücker.

von Patrick D. (oldbug) Benutzerseite


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Apropos "vernünftiger Lötkolben":

http://www.etool.ca/RENDER/1/71/385/11336.html

Damit mal klar wird, was das ganze Zeug für einen 
Bestückungsdienstleister kostet ;-)

von Matthias (Gast)


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Bis 0402 werden Prototypen bei uns teilweise selbst gelötet. Ich brauch 
dafür das Mikroskop oder andere Hilfsmittel, manche Kollegen machen das 
auch ohne.

von Nils (Gast)


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Also ich arbeite schon seit Jahren in der Entwicklung. In allen 
Konzernen ( größer 30000 Mitarbeiter) wo ich bis jetzt gearbeitet habe 
ich die Prototypen immer von Hand aufgebaut. Nichts mit einem Bestücker. 
Der war ich :-)

Und ja, auch in so großen Konzernen werden diese Basteladapter in den 
Prototypen eingesetzt. Geht manchmal kein Weg drumrum, wenn man 
vernünftig messen möchte oder eben mal schnell auf Lochraster etwas 
aufbauen möchte.

von Oliver V. (busoni)


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Wäre nicht alles viel einfacher, wenn die Hersteller sämtliche Teile 
auch in bequem lötbaren Bauformen anbieten würden? Schließlich steht 
doch vor praktisch jeder Massenproduktion die Prototyp-Phase. Diese 
Teile könnten ja ruhig ein vielfaches der SMD-Versionen kosten, es würde 
sich trotzdem rechnen, weil immer noch günstiger als Mascheinen 
einrichten usw.
Naja, anscheinend geht's ja auch so. Oft ist es ja auch so, dass es das 
Teil durchaus als DIP gibt, die Händler aber nur SMD auf Lager haben.

von Gast (Gast)


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Also die "normalen" FinePitch-Bauteile gehen ja ganz gut von Hand. Wenn 
man viel mit Prototypen arbeitet, sollte man halt auch Adapterplatinchen 
von SMD auf bedrahtet vorrätig haben. Die BGAs lässt man sich als 
Großkunde des IC-Herstllers fertig auf Adapterplatinchen liefern.

von 6640 (Gast)


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Oliver,
die Teile sind nicht so klein und fein geworden, weil die Hersteller die 
Kunden neppen moechten, sondern weil die Kunden das so wollen. Weil die 
Technologie des Produktes es so will. Falls Du dich als alt genug 
betrachtest, SMD loeten nicht mehr machen zu wollen, solltest du dir 
eine Karriereaenderung vorstellen koennen. Ein Verwaltungsjob, Schulung, 
Verkauf, da gibt's viele die muessen nicht mehr SMD loeten. Ich, fast 
50, bin stolz nun auch DFN, dh die Beinlosen, loeten zu koennen. BGA 
geht auch. Kuerzlich hab ich einen zweiseitig bestueckten USB Stick 
gemacht. Vor 15 Jahren hat das noch eine Europakarte benoetigt. Das 
macht Spass.

von Ulrich T. (ullerich)


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Hi,

Oliver V. wrote:

> Wäre nicht alles viel einfacher, wenn die Hersteller sämtliche Teile
> auch in bequem lötbaren Bauformen anbieten würden?

Klar, ein 300 Pin BGA wäre dann aber nicht mehr funktionsfähig, oder mit 
einem Takt von 1 Hz;-)

Du denkst aber auch noch daran, daß Elektronik oft danach noch in ein 
fertiges Gehäuse muß.

Ulrich

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