Forum: Platinen transparente Platinen


von Oliver V. (busoni)


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Ist soetwas möglich? Hab mal gelesen, das übliche FR4 sei eigentlich eh 
transparent, aber wahrscheinlich wäre es ohne Einfärbung wohl höchstens 
milchig durchscheinend. Was mir vorschwebt, ist eine glasklare Platine, 
die in Kunstharz eingegossen komplett unsichbar wird, sodass 
Leiterbahnen und Teile quasi schweben. Könnte man Plexiglas oder sogar 
Glas als Basis nehmen?

von Sven P. (Gast)


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Warum nicht? Du müsstest dir nur zwei Dinge überlegen: Wie die 
Kupferschicht draufkriegen (abätzen ist m.E. nach kein Thema -> 
Sprühphotolack)? Und: Wie nachher löten? Bei Plexiglas wirds 
kompliziert, das schmilzt wohl direkt weg. Bei normalem Glas könnte man 
überlegen, es vorher auf Temperatur zu bringen, damits nachher nicht 
springt. Oder gleich Duranglas (hitzebeständig) nehmen.

von Oliver V. (busoni)


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Das ganze sollte auch geeignet für die Serienproduktion sein, ich weiss 
nicht in wieweit da solche Sonderverfahren wie langsames erhitzen mach- 
bzw bezahlbar sind. Ich hatte auch schon beim Platinenhersteller 
angefragt, aber bisher noch keine Antwort bekommen.
Es ist auch fraglich, ob Hersteller/Bestücker überhaupt andere 
Basismaterialien in ihre Maschinen lassen, selbst wenn man ihnen 
versichert, dass das Material robust genug ist.

von Michael H* (Gast)


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die ganzen folien-leitungen, die man oft bei display-zuleitungen findet, 
sind genau das. das kannst du dann auch selbst auf plexiglas o.ä. 
aufbringen.
bei größeren platinenherstellern kann man preise für sowas anfragen.
grüße, holli

von Oliver V. (busoni)


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Interessante Möglichkeit. Aber kann man die denn auch bestücken?

von Michael H* (Gast)


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http://www.richter-elektronik.de/firma_prospekt10.php
die machen sowas. kostet bestimmt richtig dick geld. so muss es sein =)

edit
@ Oliver V.
> Interessante Möglichkeit. Aber kann man die denn auch bestücken?
ich würde mal ganz ganz stark davon ausgehn. die materialforscher haben 
sich bestimmt dabei angestrengt ^^

von Jochen Müller (Gast)


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Falls es jemanden interessiert:
Ich habe vor einigen Monaten einen FlexLayer in glasklar mal ganz 
erfolgreich selbst gemacht. Hier in aller Kürze mein Verfahren:

1) Sehr dünne Kupferfolie gekauft (Bastelbedarf, Grafikerbedarf)
2) eine sehr dicke Heisslaminiertasche aufgetrennt.
3) Kupferfolie auf die Klebeseite eines Blattes gelegt
4) Mehrmals durch ein Heisslaminiergerät gefahren.
5) Folie ist nun fest mit dem Kupfer verbunden, oben Kupfer unten Folie.
6) Fotolack aufgesprüht
7) fotografisch behandelt und geätzt wie normale Platine. (NatPersulfat)
8) immer nur kurz löten, weil sich sonst der Heisskleber wieder anlöst.
   (allerdings klebt er beim erkalten auch wieder)

Die Folie ist beim Löten garnicht mal soooo empfindlich, aber lange 
Brutzeln geht natürlich nicht.
Da ist noch einiges verbesserbar, aber der erste Versuch war schon 
tadellos  brauchbar.

Gruss
Jochen Müller

von Stefan B. (stefan) Benutzerseite


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Oliver V. wrote:
> Ist soetwas möglich? Hab mal gelesen, das übliche FR4 sei eigentlich eh
> transparent, aber wahrscheinlich wäre es ohne Einfärbung wohl höchstens
> milchig durchscheinend. Was mir vorschwebt, ist eine glasklare Platine,
> die in Kunstharz eingegossen komplett unsichbar wird, sodass
> Leiterbahnen und Teile quasi schweben. Könnte man Plexiglas oder sogar
> Glas als Basis nehmen?

Du könntest dich nach ITO- oder ATO beschichtetem Glas umsehen. Das ist 
Glas mit einer leitfähigen, transparenten Schicht, das beim Bau von LCDs 
verwendet wird. Man kann durch Wegätzen von überflüssigem 
ITO/ATO-Material Leiterbahnen herstellen.

Oder du schaust dich nach einer transparenten, leitfähigen Druckfarbe 
oder Tinte um z.B. die Orgacon(TM) Sachen von Agfa. Zur 
Verdichtung/Filmbildung sind allerdings rel. hohe Temperaturen nötig, 
die ein Plexiglas wohl nicht mehr mitmacht.

Oder du bringst die Leiterbahnen aus einem transparenten leitfähigen 
Polymer auf (die Druckfarbe besteht eigentlich aus Teilchen eines 
solchen Polymers). Je nach Abstand vom Betrachter könnten auch 
ultradünne metallische Drähte eine Lösung sein. Ein 50 µm (0,05 mm) 
Golddraht wie er beim Bonden benutzt wird hat die Dicke eines 
menschlichen Haares... Oder ein Einzeldraht aus einer HF-Litze...

Bei allen diesen Methoden muss man im Hinterkopf haben, dass der 
Widerstand solcher Leiterbahnen grösser ist als bei Kupferbahnen und 
dass man durch so dünne Drähte nur wenig Strom quetschen kann, d.h. eine 
anspruchsvolle Elektronik wird man auf Kupfer aufbauen und irgendwo 
verstecken und z.B. nur den unkritischen Teil wie LEDs oder 
Touchscreen-Taster o.ä. im transparenten Teil ausführen.

Ein Beispiel für solche Objekte:

http://www.inhabitat.com/2005/05/15/led-glass-table/

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