Forum: Platinen Frage: Schon ein echtes Projekt mit KiCAD gemacht?


von Detlev T. (detlevt)


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Hallo Leute,

Ich will zwar nicht wechseln, bin aber neugierig. Ich habe es testweise 
installiert, war aber nicht in der Lage, mich da auf Anhieb zurecht zu 
finden. (Ich habe bisher nur Erfahrung mit den hier meist diskutierten 
Programmen "Ziel" und "Adler".) Die Threads, die ich hier zu dem 
Programm KiCAD gefunden habe, enthalten vor allem Begriffe wie "kurz 
angesehen", "ausprobiert", "mal rumgespielt".

Deshalb meine Frage: Hat überhaupt jemand schon einmal ein reales 
Projekt damit bis zum Ende durchgezogen? Falls ja: Wie sind die 
Erfahrungen? Steckt hinter der Bedienung irgendeine Philosophie? Und wie 
sieht das ggf. mit der Datenübergabe an LP-Hersteller aus. Hat das 
geklappt?

von Fred S. (Gast)


Angehängte Dateien:

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Hallo Detlev T.,

bei jedem dieser Layout-Programme erlebt man eine Lernkurve. Die Logik 
bei KiCAD wird erst ersichtlich, wenn man es (endlich) geschafft hat, 
ein bestimmtes Problem erfolgreich zu lösen. Bei der Erstellung der 
Platine im Beispiel (Prototyp zum Testen meiner Software: 160mmx100mm, 
1690 Pads, 390 Vias, 652 Netze) wusste ich zum Beispiel noch nicht, wie 
ich ein Bauelement um einen beliebigen Winkel drehe. Eine 
45°-Gegen-den-Urzeigersinn-Drehung des quadratischen 100-Pin-ICs links 
im Bild hätte zum Beispiel viel vereinfacht. Wie man eine solche Drehung 
ausführt, habe ich erst in der Yahoo-Gruppe erfahren; inzwischen steht's 
auch in den FAQs.

Die Dokumentation ist nicht besonders nützlich. Es hilft, in den 
entsprechenden Gruppen zu fragen und mal ein kleineres Projekt bis zum 
Ende durchzuziehen. Es gibt aber diverse Websites, auf denen gute Tips 
zu finden sind.

MultiPCB hatte keine Probleme mit den erzeugten Gerber- und 
Excelon-Dateien.

Viele Grüße

Fred

von Kai G. (runtimeterror)


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>...war aber nicht in der Lage, mich da auf Anhieb zurecht zu
>finden.

Ging mir auch so... hab's nach einigen Rückschlägen erstmal ad acta 
gelegt.

von Sven W. (woehlb)


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Ich habe auch schon mal eine Leiterplatte mit KiCAD erstellt. Produziert 
wurde die Leiterplatte zwar nicht, aber ich habe die Gerber-Dateien in 
den Gerber-Viewer GC-Prevue (z.B. akzeptiertes Format bei BetaLayout: 
http://www.pcb-pool.de) einlesen können, damit gehe ich von einer 
problemlosen Produktion aus.

Es ist von der Bedienung wie jedes andere Programm gewöhnungsbedürftig, 
und es ist nicht alles ideal gelöst. So kannst Du im Schaltplan 
anscheinend eine verlegte Leitungen nicht durch hin- und herziehen 
verändern. Das läuft dann in der Regel auf neuzeichnen hinaus. Die Hilfe 
reicht oft nicht. Unter dem folgenden Link gibt es aber ein recht gutes 
Step by step Tutorial, das alle wichtigen Bedienschritte erklärt.

http://www.kicadlib.org/Fichiers/KiCad_Tutorial.pdf

Aufgrund der holprigen Bedienbarkeit würde ich KiCAD im professionellem 
Bereich eher nicht einsetzen. Wenn aber jemand im Hobbybereich mit den 
eingeschränkten Versionen der Platzhirsche nicht mehr klar kommt (z.B. 
Platinengröße, Layeranzahl, PAD-Anzahl), der sollte sich auf jedenfall 
KiCAD ernsthafter ansehen. Auch wenn die Einarbeitung etwas dauert, man 
sollte nicht vergessen, das dieses Programm bei voller Funktionalität 
kostenlos ist.

Außerdem ohne Fleiß kein Preis!

Tschau Sven!

von Fred S. (Gast)


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Hallo,
>>...war aber nicht in der Lage, mich da auf Anhieb zurecht zu
>>finden.
> Ging mir auch so... hab's nach einigen Rückschlägen erstmal ad acta
> gelegt.

Das wird häufiger mit KiCAD passieren, befürchte ich. Die sogenannten 
"Tutorials" zeigen stumpfsinning einen Weg von einem bestimmten 
Schaltplan zu einer bestimmten Platine -- und das nutzt einem nichts.

Echte Reinfälle mit KiCAD hatte ich nur dadurch, dass ich anfangs die 
Organisation der Bibliotheken nicht verstanden habe.

Andererseits: Ein neues Modul in KiCAD zu erstellen (also die "landing 
pads" für ein Bauelement zu definieren), ist in KiCAD ein Klacks! Es 
lohnt sich sehr, eigene Bibliotheken für Bauelemente (Schaltplan) und 
Module (PCB) zu erstellen.

Bauelementnamen im Schaltplan müssen wie in vielen der professionellen 
Layout-Programme separat die zugehörigen Module zugewiesen bekommen 
(gibt ja auch viele ICs usw., die in verschiedensten Bauformen 
produziert werden), bevor man sich an die eigentliche Platine macht; 
aber das ist mit KiCAD sehr einfach, insbesondere mit einer eigenen 
Bibliothek.

Vor ein paar Jahren habe ich einen Versuch mit Eagle gemacht und an dem 
Punkt aufgehört, als ich es einfach nicht schaffte, ein 
Bibliothekselement ("landing pads" für ein IC mit 0,5mm Pitch) zu 
erstellen. Auch bei KiCAD habe ich ab und zu ans Aufgeben gedacht; aber 
jetzt ist es "mein" Layout-Programm geworden:

  1. wegen seiner Stärken
  2. weil ich mich gut eingearbeitet habe
  3. weil ich die meisten Schwächen umgehen kann
  4. weil es kontinuierlich weiterentwickelt wird
  5. weil ich gern OpenSource Software nutze

Leider gibt es die deutsche KiCAD-Diskussionsgruppe nicht mehr (wurde 
von "diearmesau" organisiert, der/die auch in diesem Forum aktiv war 
(ist?)).

Viele Grüße

Fred

von Fred S. (Gast)


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KiCAD-Links:

1. Für die Freaks, die die von KiCAD erzeugten Dateien durch Skripte
    verändern möchten:
             http://stawoo.com/dokuwiki/doku.php?id=ecld:kicad:board
            (hat mir sehr bei einer entsprechenden Aufgabe geholfen!)
2. Sehr hilfreiche Infos:
   a. http://kicad.sourceforge.net/wiki/index.php/Main_Page
   b. http://xtronics.com/reference/kicad.html
3. beta-Versionen:
              http://sourceforge.net/project/showfiles.php?group_id=145591
4. FAQs: http://kicad.sourceforge.net/wiki/index.php/FAQ
5. Skript zur Erstellung von IC-Symbolen für Schaltpläne:
                          http://kicad.rohrbacher.net/quicklib.php
   (Dieses Skrpit ist gut! Aber:
    *Achtung*: Die Anleitung zum Replizieren von Elementen und das
    zugehörige Skript dafür in der gleichen Domäne scheinen nicht mehr
    aktuell zu sein!)
6. Yahoo-Nutzergruppe: http://tech.groups.yahoo.com/group/kicad-users/
7. Bibliotheken: http://www.kicadlib.org/

Trotz aller Informationen bleibt man mit KiCAD immer mal ohne Schirm im 
Regen stehen.

von Martin S. (strubi)


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Habe grade von PCB-Pool eine mit kicad fabrizierte 4-Lagenplatine 
bekommen - bin nun nach erfolgter Bestückung und Erst-Check zufrieden, 
abgesehen von meinen eigenen kleinen doofen Design-Böcken für die kicad 
natürlich nix kann :-)

Mit etwas Einarbeitungszeit und dem Willen, sich mit einigen Mängeln des 
Tools abzufinden ist das Fazit: Brauchbar für die Produktion.

Da die Dokumentation wirklich etwas spärlich ist, kann ich folgende Tips 
geben:

- Gerber- und Drill-Daten in GC-Prevue einlesen und dort immer nochmal 
extra kontrollieren. Oft ist bei den Bauteilen (Modulen) nicht ganz 
klar, welche
Löcher welcher Art sind. Muss man also selber mal ausprobieren.
- Flächen GANZ AM SCHLUSS generieren. Wenn man danach nochmal ein 
Bauteil verschiebt, kann man wieder von vorn anfangen - und der 
Polygon-Editor ist NICHT benutzerfreundlich...
- Vorsicht mit Multi-Part-Libraries. Pins in verschiedenen Parts mit 
derselben Position zeigen beim Editieren lustige Effekte. Manchmal lohnt 
es sich sogar, die Dateien mit einem Texteditor zu bearbeiten (wenn mal 
mal Pins tauschen muss..)

Was sehr mühsam ist:

- Kein Pin-Swapping - beim Routen zu CPLDs ärgerlich. Mit etwas 
sorgfältiger Planung lassen sich die Pins aber wie schon erwähnt per 
Texteditor tauschen. Man kann auch zeitweise den DRC abschalten und erst 
mal testweise routen.
- Kein automatisches Updaten der Netzliste zwischen Schema-Editor, 
Footprint-Zuordnung und PCB-Editor. Also laden, laden, und nochmal 
neuladen (man gewöhnt sich aber dran).

Sonst war kicad sehr stabil - obwohl ich eine Entwicklerversion benutzt 
habe. Bei der gabs einige Neuerungen wie eine nicht ganz funktionierende 
DRC-Option fuer die generierten Flächen - die meisten Warnungen davon 
machen keinen Sinn. Kann man aber nach einem manuellen Check einfach 
ignorieren.

Was sehr 'cool' ist: Die Dateien lassen sich prima per Subversion 
verwalten. Geht so weit, dass man die SVN $Rev:$ direkt auf die Platine 
drucken kann - und das automatisch. So kann man also jede 
Platinenrevision wunderbar und sehr eindeutig zurückverfolgen.

Nu aber Schicht im Schacht :-)

Gruss,

- Strubi

von mec (Gast)


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Also ich finde KiCad gut, habe aber auch noch nicht wirklich mit was 
anderem gearbeitet.
Es stimmt zuerst denkt man sich, wie mach ich das, und warum geht das 
nicht. Aber wenn man mal ein wenig damit rumgespielt hat, bekommt man 
mit der Zeit heraus wie was funktioniert, und manche sachen kann man 
wirklich nur sinnvoll über Tastenkürzel machen.
Es müsste wirklich mal eine gute Beschreibung geben.

von mec (Gast)


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achja, es mangelt noch ein wenig an Bibliotheken, aber wie schon 
geschriebn, man kann sich sehr schnell ein eigenes Bauteil machen.

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