Forum: Offtopic Evolution im Wasser vs Luft


von daniel (Gast)


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Mal in die Runde meinen Gedanken werf ...
Die Radioaktivität sorgt doch (zumindest der Theorie nach)
für einen gewissen Mutationsdruck indem sie Teile
der DNA beschädigt. Wenn das stimmen sollte,
dann müssten Landlebewesen eine viel stärkere
Evolutionsgeschwindigkeit haben. Das Wasser ist
viel dichteres Medium als Luft und schirmt demnach
besser ab. Hat jemand darüber nachgedacht?
Diese These sollte sich doch anhand der Daten
nachweisen lassen.

grüsse,
    daniel

von Uhu U. (uhu)


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Die These, Radioaktivität sei der Antrieb der Evolution ist falsch .

Auch einen Mutationsdruck gibt es nicht - wahrscheinlich meinst du 
Selektionsdruck .

Grob skizziert funktioniert die Evolution folgendermaßen:

Phase 1 : Erzeugen einer neuen Kombination von Genen

In einer Population kommen die meisten Gene in verschiedenen Varianten 
vor - man spricht von Allelen .

Bei der Reifeteilung (http://de.wikipedia.org/wiki/Reifeteilung) wird 
das in zwei (leicht unterschiedlichen) Kopien im Chromosomensatz 
vorhandene Genom (je ein Satz des Vaters und einer der Mutter) auf zwei 
Keimzellen verteilt, die anschließend nur noch über einen 
Chromosomensatz verfügen. Hier setzt Stufe 1 des Würfelprozesses ein: 
Welche Kopie aus der Vorläuferzelle in welcher Keimzelle landet, ist 
zufällig.

Bei der Befruchtung verschmelzen zwei Keimzellen (Ei- und Samenzelle) zu 
einer Zelle, die nun wieder über den doppelten Chromosonensatz verfügt. 
Das ist Stufe 2 des Würfelprozesses: Welche Samenzelle sich mit der 
Eizelle vereinigen kann, hängt nicht nur von deren Fitnes ab, sondern 
ist stark von Zufälligkeiten bestimmt.

Bei der Befruchtung entsteht also eine neue Kombination der im 
Elterngenom vorkommenden Allele.

Wenn dann das neue Individuum glücklich auf die Welt gekommen ist, setzt 
die

Phase 2 : Test auf Fitnes

ein. Das Individuum muß die Geschlechtsreife erreichen - das kann es 
aber - trotz starkem stochastischem Rauschen: Wievielen potetentiellen 
Einsteins wurde die Karriere durch einen herabfallenden Dachziegel 
vorzeitig beendet? - nur, wenn es fit genug ist, in seiner Umwelt 
zurecht zu kommen. Hier setzt der Selektionsdruck durch die Umwelt 
ein.

Hat er die Geschlechtsreife erreicht, geht das Spiel von vone los...

Es gibt neben dem Auswürfeln noch einige weitere Mechanismen, die 
tatsächlich zu mutierten Genen führen können - z.B. Crossing Over und 
Kopierfehler - das Allele-Auswürfeln ist jedoch der bei weitem häufigste 
Prozeß.


Bei der Kopie von Genen können natürlich auf verschiedene Weise 
Kopierfehler passieren - Ursachen gibt es viele - auch ohne 
Radioaktivität. Die Mechanismen zur Unterscheidung eigen/fremd des 
Immunsystems (Haupthistokompatibilitätskomplex 
http://de.wikipedia.org/wiki/Haupthistokompatibilit%C3%A4tskomplex) 
beruhen sogar geradezu auf bestimmten Kopierfehlern.

Wie man sich leicht vorstellen kann, führen massive 
Chromosomenveränderungen, wie sie durch starke ionisierende Strahlung 
entstehen können, meistens nicht zu einer brauchbaren neuen 
Genkombination - falls es überhaupt zu einer Befruchtung kommt, ist die 
Wahrscheinlichkeit, das der Fötus abstirbt hoch.

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