Moin, ich wollte mal wissen wie viel analoge Schaltungstechnik man studieren sollte? Ich möchte später PCBs und Schaltungen entwerfen. ICs nicht. In meinem Grundlagenbuch geht es überall etwas rein. Kommt es häufig vor, dass man eine analoge Schaltung entwerfen muss? Meistens ist es ja ICs nutzen was ich bis jetzt gesehen hab außer in Leistungselektronik.
Ratsuchender schrieb: > ich wollte mal wissen wie viel analoge Schaltungstechnik man studieren > sollte? Ich möchte später PCBs und Schaltungen entwerfen. Ich sag mal, dass heute Analogtechnik wichtiger ist als Digitaltechnik. Sämtliche komplexe Logik setzt man heute in VHDL oder Software um, dagegen steigen die Ansprüche and Leisterplatten, Stromversorgung, analoge Signalvorverarbeitung und Layout immer weiter. Tatsächlich ist auch eine solide Grundlage in HF-Technik wichtig. In meinem Bereich (Applikationsprozessoren) geht das von Stromversorgung (Power intigrity) über Schnittstellen mit lustigen Frequenzen wie DDR4 oder PCIe bis hin dazu, dass ein solides Grundverständnis davon für die EMV wichtig ist. Dagegen war das komplexeste Logikbauteil das ich je verwendet habe ein 74HC123. Ich habe bisher nur in Einzelfällen Dinge wie UND, ODER, XOR und wie sie alle heißen verbaut. Wozu auch, das ist eine Zeile Code. Und Programmieren (mindestens µC) sollte man zumindest gehört haben, und Debuggen ist eine Grundvoraussetzung.
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Ratsuchender schrieb: > Ich möchte später PCBs und Schaltungen entwerfen. So so. Was meinst du denn, was man da so braucht ? Quasi jeder uC muss mit Strom versorgt werden, EMV Einwirkungen von aussen widerstehen können und leistungshungrige Peripherie steuern können. An jeder dieser Stellen geht es analog zu. Den uC mit einem Programm versehen kann jedes Arduino-Kind, aber die Schaltung stromsparend robust und billig hinzubekommen können nur Leute die Maxwell & Co. verstanden haben.
Ratsuchender schrieb: > Kommt es häufig vor, dass man eine analoge Schaltung entwerfen muss? Kommt drauf an, was man so macht... Aber ganz viele digitale Probleme haben ganz analoge Ursachen. Und auf der Platine ist irgendwie Alles analog. Digitale Probleme suche ich, indem ich mit Messungen erst mal sicherstelle, dass die Digitalschaltung auch wirklich digital ist. Und natürlich muss man sich auch bei der Entwicklung einer uC-Schaltung mit Analogtechnik auskennen, weil z.B. schon der Quarzoszillator eine völlig analoge Baugruppe ist.
Ratsuchender schrieb: > ich wollte mal wissen wie viel analoge Schaltungstechnik man studieren > sollte? Jede Menge, je mehr, desto besser! Die ganzen Digitalkasper übersehen, dass die reale Welt analog ist. Die Jungs mögen noch so virtuos programmieren können, vorneweg müssen Werte wie Temperatur, Druck, Spannung ... erstmal an deren Bits angepasst werden. Liest Du mikrocontroller.net - die Kiddies scheitern, aus einem µC heraus ein Relais zu schalten oder eine Spannung zu messen, die außerhalb des Bereiches deren A/D-Wandlers liegt. Ich bin sehr zufrieden, dass ich analoge Schaltungstechnik gelernt habe, bevor µCs in meine Nähe kamen.
In analoger Schaltungstechnik lernt man doch nie aus. Je mehr man kann desto wertvoller ist man, weil es da nicht viele gibt die da Expertise drin haben. Halbleiterentwickler suchen auch vermehrt nach Analog zur Zeit.
>Kommt drauf an, was man so macht..
Jeder der Elektronik entwickelt muss Kenntnisse der analogen
Schaltungstechnik haben.
Das geht schon bei der Versorgung los und endet bei Verbindung
mit anderen Teilen.
Die Antwort oben ist also Unsinn.
Je mehr, desto besser. Analogfrontends können beliebig komplex werden, bevor die Eingangsgrößen endlich im ADC landen. Und gelegentlich lassen sich rein digitale Schaltungen auch mit Analogbauteilen viel besser und einfacher realisieren. Z.B. eine Zwei-Drittel-Majorität mit einem OPV und ein paar Widerständen im Gegensatz zu jeweils drei UND- und ODER-Gattern (was praktisch auf zwei ICs, die je vier Gatter enthalten hinausläuft). Gerade habe ich aus einem ODER-Gatter (das ich sowieso brauchte) mit nur einem RC-Glied und zwei Transistoren eine Pulsverlängerung (von ein paar 100ns auf 500ms...1s) gebaut. Wäre auch mit einem Flipflop, Zählern und einem passenden Takterzeuger gegangen, wäre aber aufwendiger gewesen.
Lothar hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Um es volkstümlich mit Murphy zu sagen: Ganz viel Low ist fast so viel, wie ein ein klein wenig High ;-)
> Wie viel Analog sollte man können?
Ohm, Kirchhoff, Lenz usw. wäre schon nicht schlecht ...
IC's benutzen.... aha. Ja. Dann. Abgesehen davon dass jedes IC, auch digitale erst mal analog laeuft, bevor es digital laeuft... Man kann nie zuviel lernen.
Wenn dein Chefentwickler dir sagt, er will eine WIRED-OR-Schaltung um zwei Signale auf einen Pin zu verknüpfen, was schwebt dir dann so vor?
> digitale erst mal analog laeuft, bevor es digital laeuft...
Es gibt kein "digital". Die Welt ist analog. Digital ist nur eine
vereinfachung wo man ein paar Aspekte der analogen Welt glaubt
vernachlaessigen zu koennen. In der Praxis stoesst man dabei manchmal
auf Probleme. Spaetestens im EMV-Test. Oftmals auch frueher wenn z.B die
Flanken von SPI/I2C nicht mehr stimmten, sich die Schaltung komisch
resettet(groundbounce), Schaltregler einfach mal so kaputt gehen oder
einen schlechten Wirkungsgrad haben. Und je schneller die Schaltungen
werden um so wichtiger wird das.
Olaf
Rein Digitale Schaltungszustände können in diesen Universum nicht wirklich existieren. Digital bezieht sich lediglich in der Weise wie 0 und 1 Schaltzustände von den kümmerlichen Menschlein interpretiert werden. Wenn reines "Digital" tatsächlich existieren würde, wäre die theoretische Schaltgeschwindigikeit gleich Null, was aber in der Realwelt durch nicht einmal die schnellste HW der Welt, realisiert werden kann und deshalb die Flankensteilheit immer größer als Null sein muß, sonst wäre die Fourierserie nämlich auch unendlich. Konsequent braucht ein Logiksignal eine endliche Zeit um von einem zum anderen Elektrischen Spannungswert zu kommen. Da man aber nachweisen kann, dass zwischen diesen beiden Zuständen fast unendlich viele diskrete Spannungswerte gemessen werden könnten, sind alle Signalzustände diskret nachweisbar und in der Analogdomaine und haben ein Spektrum welches der Herr Fourier in seiner Klugheit erkannte und definierte. Was kann man daraus schließen? Digital existiert nicht!😊 Digital ist nur eine Krücke um in der Welt schaltender Devices ohne Analog auszukommen und nur ein Trick um mit Nullen und Einsen praktisch umgehen zu können. Aber ohne Analog gehts eben nicht. Also, verneigt Euch vor dem Schrein des Herrn Jim William und anderen Gurus der Vergangenheit die sich so viel Mühe gemacht haben...
Lothar M. schrieb: > Digitale Probleme suche ich, indem ich mit Messungen erst mal > sicherstelle, dass die Digitalschaltung auch wirklich digital ist. Ein wahrer Satz - den kann man ruhig nochmal zitieren :-)
MaWin schrieb: > Den uC mit einem Programm versehen kann jedes Arduino-Kind, aber die > Schaltung stromsparend robust und billig hinzubekommen können nur Leute > die Maxwell & Co. verstanden haben. Maxwell? Du meinst den Instantkaffee den ich trinke während ich im Bauteilkatolog den billigsten Spannungsregler raussuche?
Moin, Ratsuchender schrieb: > ich wollte mal wissen wie viel analoge Schaltungstechnik man studieren > sollte? Ich möchte später PCBs und Schaltungen entwerfen. Wie gut wird wohl ein Jagdhund sein, der in der Ausbildung erstmal fragt, ob und wenn ja, wie schnell man den gejagten Viechern denn hinterherrennen muss? Gruss WK
PS schrieb: >>Kommt drauf an, was man so macht.. > ... > Die Antwort oben ist also Unsinn. Ähem... naja, es ist im Grunde wohl eher die naive Vorstellung davon, was man künftig so am liebsten zu machen gedenkt (von allen Dingen, von denen man mal gehört hat). Also etwa sowas: Ratsuchender schrieb: > Ich möchte später PCBs und Schaltungen entwerfen. Ah ja, deren grafische Eigenschaften, also das Aussehen, sind dir interessant. Könntest du dich etwa auch für die damit realisierten Funktionalitäten interessieren? W.S.
Beitrag #6953888 wurde von einem Moderator gelöscht.
Analoge Schaltungen werden in Deutschland so gut wie gar nicht mehr entwickelt. Die IC Hersteller sind bereits vor vielen Jahren nach China abgewandert. Was heute wichtig ist: - es wird viel mit ICs gearbeitet - Mikrocontroller - HF Technik - EMV - Signalintegrität - Spannungsversorgung - Platinenlayout Bei der analogen Schaltungstechnik würde ich es maximal bei einem Grundlagenbuch belassen und bei Bedarf nachlesen. Wo noch diskret aufgebaut wird ist z.B. in der Leistungselektronik, weil man da noch nicht alles in einen IC pressen kann.
> Was heute wichtig ist: > ... > - HF Technik > ... > Wo noch diskret > aufgebaut wird ist z.B. in der Leistungselektronik, ... By the way: Leistungselektronik und HF-Technik haben vieles gemeinsam.
Millenial schrieb: > Bei der analogen Schaltungstechnik würde ich es maximal bei einem > Grundlagenbuch belassen und bei Bedarf nachlesen. Das sieht man hier oft bei Fragen, wo man nur den Kopf schütteln kann. Aber im Grunde hast du Recht. Im Studium kann man auch nur Grundlagen erlernen. Man lernt da, wie man Aufgaben angeht und wie man die löst. Und wo man nachschlagen muß. Kein Mensch kann etwas lernen, was in 20 Jahren erst erfunden wird.
michael_ schrieb: > Millenial schrieb: >> Bei der analogen Schaltungstechnik würde ich es maximal bei einem >> Grundlagenbuch belassen und bei Bedarf nachlesen. > > Das sieht man hier oft bei Fragen, wo man nur den Kopf schütteln kann. > > Aber im Grunde hast du Recht. > Im Studium kann man auch nur Grundlagen erlernen. > Man lernt da, wie man Aufgaben angeht und wie man die löst. > Und wo man nachschlagen muß. > Kein Mensch kann etwas lernen, was in 20 Jahren erst erfunden wird. Naja es macht eigentlich wenig Sinn sich durch Haufenweise analoge Schaltungen durchzukämpfen, wenn man am Ende an einer Hand abzählen kann was man davon typischerweise so braucht. Und das was dann Domänenspezifisch ist, liest man nach. - OPV Schaltungen - Mal nen Quarzoszillator - AD/DA Wandler - Spannungsversorgung - Filtern (meistens nur LC, RC, Netzfilter oder dann digital)
Preisrätsel: Wieviel Analogtechnik steckt im Berechnen des Vorwiderstands einer einzelnen LED. Da wurde doch hier schon öfter gefragt danach. Für Digitalos ein schier unlösbares Problem.
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