Hallo Ich will in nächster Zeit auf SMD umsteigen, und weiß, dass bleifreies Lötzinn mit viel Silberanteil am besten dafür geeignet ist. Aber jetzt bin ich bei Pollin (http://www.pollin.de/shop/shop.php) auf den bleifreies Lötzinn mit 5% Antimon Anteil gestoßen, und weiß natürlich, dass dieser 1mm dicker Lötdraht in SMD Technik garnichts zu suchen hat. Aber ich frage mich, ob der Lötzinn vielleicht für die THT Technik besser geeignet ist. Was bewirkt das Antimon beim löten? Zur Zeit nutze ich Lötzinn Sn60Pb40, 1mm, 2% Flux. Und da ich schon dabei bin, ich weiß, dass Blei sehr giftig ist, aber gibt es deswegen das bleifreies Lötzinn oder sind andere Faktoren der Grund? Wäre schön, wenn Ihr mich bitte aufklären könntet.
:
Gesperrt durch Moderator
Hallo, das Blei wird wegen der Rohs-Richtlinie aus der (Consumer-)Elektronik verbannt. Rohs steht für Reduction of harmful substances und zielt darauf ab, dass die Geräte, die von Consumern in den Hausmüll entsorgt werden, die Umswelt nicht so stark belasten. Für Industriekunden darf das Blei nach wie vor eingesetzt werden, diese müssen dann aber informiert werden, dass die Bestandteile der Geräte umweltgerecht in die einzelnen Rohstoffsorten getrennt werden müssen, wenn das Produkt entsorgt wird. Die Rohstoffe müssen dem Recycling zugeführt werden. Da man das bei dem Verkauf an Consumer nicht sicherstellen kann (es werden ja schließlich sogar Quecksilberhaltige Batterien im Hausmüll entsorgt), dürfen Consumergeräte kein Blei oder andere bzgl. der Rohs als gefährlich eingestufte Materialien verwendet werden. Natürlich ist die Aussage "kein" Blei nicht durchsetzbar, weil gerineg Spuren Blei in allem nachweisbar sind, deswegen hat man eben eine sehr geringe Konzentration festgelegt, die nicht überschritten werden darf. FÜr die Produktion bedeutet es, dass man kein Blei zuführt, wenn man die Grenzwerte einhalten will. Was das Antimon im Pollin Zinn bringt, weiß ich nicht. Und ich habe auch noch nie zuvor davon gehört, dass man das als Zuschlagstoff anstatt Silber verwenden würde. Ich verwende Zinn mit 4,5% Silber und 2% Kupfer, das lässt sich anständig verarbeiten. Bei weniger Zinn sehen die Lötstellen kalt aus, wenn man nicht unter Stickstoff als Schutzgas lötet. Das Kupfer hilft, dass bei längeren Lötzeiten die Leiterbahnen nicht aufgelöst werden. Das einzige, was mich an dem Rohs Zinn stört, ist das Flussmittel (auch Rohs), das spritzt recht und brennt sich in meine Finger - es ist wohl viel agressiever als das alte. Vielleicht hat ja jemand hier Erfahrung mit Antimon-haltigem Zinn, das würde mich auch interessieren. Ich habe keine Erfahrung mit Antimon, ist das gefahrlos handhabbar oder gibt es Besonderheiten, die man beachten sollte? Viele Grüße, Peter
Kleine Korrektur
>Bei weniger Zinn sehen die Lötstellen kalt aus
Ich wollte natürlich Silber schreiben.
Peter
Danke Peter für deine ausführliche Beschreibung. Und Schade, dass sich keiner mit dem Antimon auskennt. MfG
Hi >Ich will in nächster Zeit auf SMD umsteigen, und weiß, dass bleifreies >Lötzinn mit viel Silberanteil am besten dafür geeignet ist. Die Quelle dieses Wissens würde mich mal interessieren. MfG Spess
Sn95Sb5 hat eine Schmelztemperatur von 236°C und damit oberhalb der Temperaturen anderer Lote. Es fällt in die Kategorie der Sonderlote. Das Silber reduziert die Schmelztemperatur der Legierung. Sn99Cu1 liegt bei 225°, Sn95Ag4 bei 217° Beim finepitch löten mag das einen kleinen Vorteil bringen. Interessanter ist die Tatsache das einige Silberlote (z.B. Sn95Ag3,8Cu0,7) ternär eutektische Legierungen sind. Die haben bessere Benetzungseigenschaften und die Lötstellen sehen etwas besser aus. Es gibt aber auch "modernere" Lote ohne Silberanteil die ähnliche (oder z.T. bessere) Eigenschaften haben sollen als Silberlote. Hier geht es aber v.a. um den Preis bei Verwendung in der Massen- produktion. Zum Handlöten würde ich Silberlot nehmen. Bei 250g/Jahr kann man den Preis vernachlässigen.
Die Kombination Flussmittelgel nach DIN29454 (1.1.1, mild aktiviert) und dem Lot L-SN95.5Ag3.8Cu0.7 (FSW34) breachte bei mir auch bei Fine-Pitch (MSOP, Pinabstand 0.5mm) beste Ergebnisse. Eine Gute Adresse für Lötzubehör ist Weidinger. http://www.weidinger.eu/
Ich hab gerade so eine Rolle Pollin Lötzinn Sn95Sb5 bei mir gefunden in einem Sammelsurium an Lötzubehör das ich man geschenkt bekommen habe und ein paar Testlötstellen haben ergeben dass dieses Lötzinn ziemlicher Schrott ist für normales THT-Löten. Es spritzt, sieht kalt aus, Blowholes, fließt nicht gut durch eine durchkontaktiertes Pad, echt nicht gut. Gelötet wurde mir 360°C. Selbst mit groszügiger Anwendung von RMA Fluxpaste keine erhebliche Verbesserung. Einfach kein gutes Lot. Ich löte sonst mit Sn63Pb37 von Kester und dazwischen liegen Welten in der Qualität. Gut kann man nicht ganz vergleichen aber trotzdem. Für mein Hobby werde ich wohl immer bei verbleitem Lot bleiben.
Valentin D. schrieb: > Schade, dass sich keiner mit dem Antimon auskennt. Wikipedia: "Antimon kann bereits bei Ingestion von 200 bis 1200 mg tödlich sein" Wie war das nochmal mit Teufel und Beelzebub? Georg
Beitrag #7239383 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #7239577 wurde von einem Moderator gelöscht.
AFAIK: Antimonhaltiges Lötzinn war eine frühe Episode bei den bleifreien Loten, es ist aber bald wieder verschwunden und wurde durch andere Legierungen ersetzt. Hat sich offensichtlich nicht bewährt.
Valentin D. schrieb: > ich weiß, dass Blei sehr giftig ist, Nach dem Löten, vor dem Essen: Händewaschen nicht vergessen.
Harald W. schrieb: > Nach dem Löten, vor dem Essen: Händewaschen nicht vergessen. Der Thread ist von 2008 … Florian schrieb: > Gelötet wurde mir 360°C. Was vermutlich viel zu heiß dafür ist. Aber wie dir schon geschrieben wurde: war damals vor knapp 20 Jahren halt ein Versuch, der sich (zum Glück) eh nicht durchgesetzt hat.
Jörg W. schrieb: > Der Thread ist von 2008 … Ja, bin ich auch drauf reingefallen. Warum hängst' kein Schloß dran?
Ja, kann man eigentlich machen – bevor noch mehr drauf reinfallen. Ist ja alles gesagt worden zum Thema. Kurzfassung: obsoletes Material