Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Defekte SD-Karte reparieren


von Santa (Gast)


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Hi,

habe hier eine defekte SD-Karte, die ich gerne wieder zum Leben
erwecken würde. Sie wird im Kartenleser nicht mehr erkannt. Die
I/O-LED des Kartenlesers geht zwar kurz an, glimmt danach aber
nur vor sich hin. Unter Windows sieht man beim Einstecken der
SD-Karte kurz die Sanduhr, aber dann passiert nichts. Ein
direkter Zugriff auf das Laufwerk mit Winhex ist leider auch
nicht möglich.

Wie wahrscheinlich ist es, dass nur der Controller defekt ist?

Lässt sich der durch einen funktionierenden Controller einer
speziell dafür gekauften SD-Karte mit gleicher Kapazität und
mit der gleichen Hersteller-Bezeichnung problemlos austauschen?

Oder vielleicht der Speicherchip?

Ich habe da noch so etwas wie Wear-Leveling in Erinnering...

Ich bin ein Bastler, habe also Heißluft und gute Lötstationen
hier. Eine SD-Karte habe ich aber noch nie geöffnet und ich
weiß weder, was bei SD-Karten in der Regel kaputt geht, noch
was man in welchem Rahmen austauschen kann.

Gruß,

Santa

von Michael G. (linuxgeek) Benutzerseite


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Santa wrote:
> Hi,
>
> habe hier eine defekte SD-Karte, die ich gerne wieder zum Leben
> erwecken würde. Sie wird im Kartenleser nicht mehr erkannt.

Gib's auf.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Vorausgesetzt, daß die betreffende SD-Karte aus zwei getrennten 
Bausteinen - Controller und Flash-ROM - besteht, und es Dir gelingt, 
eine exakt identische Ersatzkarte zu organisieren, kann ein Austausch 
des Controllers helfen.
Muss aber nicht -- es kann ja auch das Flash-ROM anstelle des 
Controllers defekt sein, oder aber die Controller-Firmware, die bis auf 
einen kleinen Bootloader im Flash-ROM untergebracht sein könnte, kann 
defekt sein.

Prinzipiell könntest Du auch versuchen, das Flash-ROM aus der SD-Karte 
auszubauen und mit anderen Mitteln auszulesen, aber auch das kann recht 
problematisch werden. Dank des angewandten Wear-Leveling-Algorithmus' 
ist der Speicherinhalt des Flash-ROMs alles andere als ein lineares 
Abbild des Dateisystems der Karte, sondern kann aufs wüsteste zerwürfelt 
sein.

Ich habe mal versucht, die Daten einer defekten CF-Karte zu 
restaurieren, indem ich die vier darin enthaltenen Flash-ROMs ausgebaut 
und mit einem µC ausgelesen habe. Das hat auch soweit geklappt, aber das 
Resultat ist ein großer Datenklumpen, der nur einige Bruchstücke des 
Dateisystems an völlig unerwarteten Stellen enthält. Nutzdaten waren 
nicht rekonstruierbar, da die Blockgröße des Wear-Leveling-Algorithmus 
effektiv die wie Rauschen aussehenden JPG-Dateien auf der Karte munter 
zerhackstückte ...

Tja, und gemeinerweise gibt es auch SD-Karten, bei denen die Innereien 
aus direkt auf die Platine gebondeten nackten Chips besteht, die unter 
Klecksen aus Vergussmasse verborgen sind.
Da sind dann Reparaturversuche jeder Art komplett ausgeschlossen.

von Michael G. (linuxgeek) Benutzerseite


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Wenn die Daten so wichtig waren hast ja was fuer die Zukunft gelernt: 
Backup. Bei den heutigen Preisen fuer diese Karten lohnt doch eine 
Reparatur nicht. Vielleicht hast ja noch Gewaehrleistung/Garantie.

von ARM-Fan (Gast)


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Selbst versucht:
Eigens für die Reparatur gekaufte Zweitkarte gleichen Typs, aus dem
gleichen Laden, aus dem gleichen Regal hatte .... tataaa ein völlig
anderes Inneleben.

Vergiß es. Auch aus den anderen genannten Gründen.

von holger (Gast)


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Vieleicht ist die Karte gar nicht defekt.
Win zickt manchmal ganz gewaltig rum wenn
das Dateisystem auf der Karte defekt ist.
Selbst formatieren kann man da gelegentlich nicht mehr.
Dann kann es helfen das Dateisystem komplett zu entsorgen.
Einfach mal mit einem uC die ersten 100-1000 Sektoren
mit Nullen überschreiben.

Vieleicht läßt sich die Karte auch in einer
Digitalkamera wieder zum Leben erwecken.

von Karl-heinz S. (cletus)


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holger wrote:
> Vieleicht ist die Karte gar nicht defekt.
> Win zickt manchmal ganz gewaltig rum wenn
> das Dateisystem auf der Karte defekt ist.
> Selbst formatieren kann man da gelegentlich nicht mehr.
> Dann kann es helfen das Dateisystem komplett zu entsorgen.
> Einfach mal mit einem uC die ersten 100-1000 Sektoren
> mit Nullen überschreiben.
>
> Vieleicht läßt sich die Karte auch in einer
> Digitalkamera wieder zum Leben erwecken.

Bloß nicht. Ein Dateisystem, welches gerettet werden soll, darf an 
keiner Stelle überschrieben werden!


Linux-Live-CD. dd if=/dev/sdb of=backup.dd
(/dev/sdb = SD-Karte, beim Einstecken der Karte mit dmesg untersuchen)

Da dann "photorec" drauf fahren.

von Olli R. (xenusion)


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Karl-heinz Strunk wrote:

> Linux-Live-CD. dd if=/dev/sdb of=backup.dd
> (/dev/sdb = SD-Karte, beim Einstecken der Karte mit dmesg untersuchen)

Fuer die Nicht-Linuxer:

/dev/sdb ggf. durch das passende Device ersetzen. Wenn (sonst) keine 
SATA/SCSI/USB-Laufwerke im System sind, ist das /dev/sda.

Das kommt aber auch auf den CardReader an. Ist das ein Kombiteil, wird 
er mehrere Devices anlegen, dann mal

tail -f /var/log/messages

auf einer Textkonsole und beobachten, welche Meldungen beim Einstecken 
kommen.

IDE-Laufwerke heissen /dev/hda (primary master) bis /dev/hdd (secundary 
slave). So wird allerdings nur das gesamte Laufwerk angesprochen, 
einzelne Partitionen sind durchnumeriert (z.B. /dev/sda1).

Olli

von Klaus R. (klaus2)


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"...auf einer Textkonsole und beobachten, welche Meldungen beim 
Einstecken
kommen."

Komfortabel, man man :)

Klaus.

von Olli R. (xenusion)


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Klaus R. wrote:
> "...auf einer Textkonsole und beobachten, welche Meldungen beim
> Einstecken
> kommen."
>
> Komfortabel, man man :)

Ja, ist es. Immerhin ist das hier ein technisches Forum und nicht 
bild.de, da wuerde ich sowas auch nicht vorschlagen.

Fuer dich gibt's zur Anzeige der Logfiles auch grafische Tools in Gnome, 
KDE etc.

Wie machst du Mausschubser das unter Windows XP/Vista, wenn es den Stick 
/ die Card nicht erkennen mag? Ereignisanzeige? LOL.

Und schonmal Spass bei einer Windows-Installation mit 
Laufwerksbuchstaben-Bingo gehabt?

Olli

von Klaus R. (klaus2)


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...weiß ich alles, war auch etwas provokant - geb ich zu.

Ich sage mal so: Laufwerksbingo vs. Treiber-Safari.

Ist aber OT, also lassen wir das - Klaus.

von Jemand (Gast)


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Tja, schon scheiße, wenn man erst 'ne Linux Live CD saugen muss, um die 
scheiße zu beheben. Wenn man seinen Arsch mal von Windoof löst, und 
gleich Linux verwendet, hat das Problem erst garnicht. Aber nein - erst 
wenn die Kacke erstmal am Dampfen ist, ist Linux plötzlich gut...

von Markus F. (5volt) Benutzerseite


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Es kann auch sein, dass die berühmt-berüchtigte Secured-Partition 
zerstört wurde. Das ist ein Speicherbereich, der (angeblich) nur mit 
Passwort und speziellen Card-Readern zugegriffen werden kann. Durch 
ungültige Schreibbefehle an die Karte kann dieser Bereich aber auch mal 
so zerstört werden.

Ich hatte auch eine defekte 2GB Karte. Die Daten darauf waren mir aber 
sowieso nicht mehr wichtig.
Dann habe ich halt aus der Not eine Tugend gemacht und die Flash-Chips 
ausgebaut. Ich bin gerade dabei, einen davon per AVR anzusteuern. Dieser 
Chip ist jedenfalls nicht defekt. Ich weiß aber nicht, ob der andere 
Speicherchip auch ok ist (da waren 2 Stück zu je 1GB drin...).

Ich sehe gerade, dass der Beitrag schon ziemlich alt ist. Egal, das 
poste ich jetzt trotzdem...

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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von Magnus Müller (Gast)


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@Rufus:

Diese Reklame ist auch noch in einem anderen SD-Karten Thread 
vorhanden...

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Jetzt nicht mehr. Danke.

von Werner F. (iloads)


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Wie das ganze funktioniert kann man hier sehen: 
http://www.youtube.com/watch?v=VbIaTH_qcug

Einen anderen Weg gibt es leider nicht. Das austauschen des Controllers 
oder der Platine wird nicht funktionieren. Lediglich System wie PC-3000 
Flash können hier helfen.

von Stephan M. (dameda)


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Bist du sicher, dass das Kartenlesegerät funktioniert?
Schon andere Karten probiert ?
(ggf. ogn. Karte in Kamera einsetzen und dort dein Glück probieren, 
ansonsten schließ ich mich den dmesg'lern an...(Besorg dir n Live Image 
von ubuntu, knoppix o.ä.) Bitte log von Befehl "dmesg" des Terminals 
hier posten.

von Stephan M. (dameda)


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Mh.. Ich glaub er wird unsere Tipps nicht mehr brauchen.. (2008)

von Gerd (Gast)


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Stephan M. schrieb:
> Mh.. Ich glaub er wird unsere Tipps nicht mehr brauchen.. (2008)

Ich aber schon. Egal wie alt der Thread ist. Also her mit Tipps wie ich 
wieder an meine Daten auf meiner SD karte komme.
Windows sagt mir nur, ich soll formatieren. Wenn das nicht mache und 
abbreche, kommt "Auf dem Datenträger befindet sich kein erkanntes 
Dateisystem."

von Stefan F. (Gast)


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Gerd schrieb:
> Also her mit Tipps wie ich
> wieder an meine Daten auf meiner SD Karte komme.

Es gibt Firmen, die sich auf Datenrettung spezialisiert haben. Wenn dir 
die Daten wichtig sind, überlass das diesen Profis. Und wenn nicht, 
vertrödele deine Zeit nicht mit aussichtslosen Löt-Versuchen.

von w.o. (Gast)


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Gerd schrieb:
> Ich aber schon. Egal wie alt der Thread ist. Also her mit Tipps wie ich
> wieder an meine Daten auf meiner SD karte komme.
> Windows sagt mir nur, ich soll formatieren. Wenn das nicht mache und
> abbreche, kommt "Auf dem Datenträger befindet sich kein erkanntes
> Dateisystem."

w.o. schon erwähnt: Linux-Live-System starten, dann SD-Karte einstecken.

Zuerst exakte Kopie mit ddrescue machen, dann die Kopie mit Testdisk 
untersuchen, ob das Dateisystem gerettet werden kann.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ddrescue
https://de.wikipedia.org/wiki/TestDisk

Testdisk NICHT von Windows oder MacOS starten, denn Linux schreibt NICHT 
auf die Karte, wenn nur gelesen wird, Windows und MacOS beschreiben die 
Karte bereits, wenn sie eingesteckt wird und zerstören dadurch evtl 
Dateien, wenn das Dateisystem beschädigt ist.

von gfdwas (Gast)


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w.o. schrieb:
> Testdisk NICHT von Windows oder MacOS starten, denn Linux schreibt NICHT
> auf die Karte, wenn nur gelesen wird, Windows und MacOS beschreiben die
> Karte bereits, wenn sie eingesteckt wird und zerstören dadurch evtl
> Dateien, wenn das Dateisystem beschädigt ist.

Warum beschreibt Windows die SD-Karte, wenn davon gelesen werden soll?

von Stefan F. (Gast)


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gfdwas schrieb:
> Warum beschreibt Windows die SD-Karte, wenn davon gelesen werden soll?

Keine Ahnung warum, aber das stimmt.

von Ingo W. (uebrig) Benutzerseite


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gfdwas schrieb:
> Warum beschreibt Windows die SD-Karte, wenn davon gelesen werden soll?

Es gibt im Dateisystem ein "dirty"-Bit, welches beim Einhängen gesetzt 
und beim Aushängen zurückgesetzt wird. Da es im Windows meines Wissens 
kein "read only mount" gibt, also immer.

von DerEinzigeBernd (Gast)


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Hier könnte der Schreibschutzschieber der SD-Karte helfen, 
vorausgesetzt, der Kartenleser berücksichtigt den. Soll ja vorkommen, 
daß es sowas gibt.

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