Forum: Ausbildung, Studium & Beruf "Eigenständig arbeiten" im Arbeitszeugnis


von Jürgen W. (lovos)


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In meinem Arbeitszeugniss steht:



Er programmierte selbständig in den Hochsprachen "C" und "Matlab" unter 
Teamwork und anderen Entwicklungsumgebungen.
...
Akute Probleme wurden von Herrn X. eigenständig vor Ort in Korea beim 
Kunden analysiert und beseitigt.
...
Besonders hervorzuheben waren seine sehr selbständige Arbeitsweise, 
seine Einsatzbereitschaft sowie seine Belastbarkeit.



Ich finde, dass "selbständig" ueberbetont ist (3x!!!). Kann es ein 
Hinweis sein, dass ich mir ungern was sage lasse und kein guter 
Teamplayer bin?
Ansonsten macht das Zeugnis eher einen positiv Eindruck.

von Norgan (Gast)


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Also, in Verbindung mit "vor Ort in Korea" liest sich das für mich OK. 
Meine Übersetzung:

- Den kann man aus dem Käfig rauslassen und zum Kunden in die Welt 
senden

- Vor Ort, beim Kunden bringt er Dinge zum Laufe ohne rumzuzicken oder 
uns beim Kunden zu blamieren.

- Statt alle fünf Minuten nach Hause zu telefonieren und zu jammern hat 
er sich den Arsch abgearbeitet damit das Ding läuft - und es lief

von markus (Gast)


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ich schließe mich Norgan voll und ganz an :)

von Johnny (Gast)


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Für mich klingt es auch positiv, aber kommt halt immer auch auf den 
Leser darauf an. Allenfalls kannst Du ja noch einen separaten Satz zum 
Thema Teamarbeit ergänzen lassen.

von Garagentoröffner (Gast)


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Wenn man als Einzelkämpfer zum Kunden fährt ist Teamarbeit nicht 
gefragt, sondern Selbständigkeit, Durchsetzungsfähigkeit, diplomatisches 
Geschick etc.

Die 'Gefahr' bei dieser Formulierung ist, dass du als optimaler 
Inbetriebnahme-Ingenieur klassifizierst wird.

von Ingenör (Gast)


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>Besonders hervorzuheben waren seine sehr selbständige Arbeitsweise,
>seine Einsatzbereitschaft sowie seine Belastbarkeit.

Das könnte man auch so deuten:
Hr.X ist ein eigenbrötler der sich in seine Entwicklerkammer zurückzieht 
und vor sich hinbastelt. Auf ihn kann man jeden Müll abladen, da er sehr 
leidensfähig ist und sich niemals über Arbeit beschwert - er kann halt 
nicht nein sagen. Aber vorsicht: er neigt zu selbstüberschätzung.
Beim Kunden vor Ort trifft er eigenmächtig Entscheidungen - zum Glück 
hat er uns dadurch noch keinen Schaden zugefügt.

@Jürgen:
Ich würde Dich bei einem Bewerbungsgespräch ganz sicher darauf 
ansprechen.

>Kann es ein Hinweis sein, dass ich mir ungern was sage lasse und kein  >guter 
Teamplayer bin?
Gut erkannt.

von tom (Gast)


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..Kaffeesatz lesen.....

von Jürgen W. (lovos)


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Ingenör schrieb:
>>Besonders hervorzuheben waren seine sehr selbständige Arbeitsweise,
>>seine Einsatzbereitschaft sowie seine Belastbarkeit.
>
> Das könnte man auch so deuten:
> Hr.X ist ein eigenbrötler der sich in seine Entwicklerkammer zurückzieht
> und vor sich hinbastelt. Auf ihn kann man jeden Müll abladen, da er sehr
> leidensfähig ist und sich niemals über Arbeit beschwert - er kann halt
> nicht nein sagen.

Also, bis dahin ist es nicht unbedingt negativ. Die meisten Firmen 
brauchen Mitarbeiter, die nicht nur schlau herumreden und Vorschlaege 
machen, sondern die Arbeit auch tun. So verstehe ich meinen Job.

> leidensfähig ist und sich niemals über Arbeit beschwert
Das klingt doch super fuer jeden potentiellen Arbeitgeber

> Aber vorsicht: er neigt zu selbstüberschätzung.
> Beim Kunden vor Ort trifft er eigenmächtig Entscheidungen - zum Glück
> hat er uns dadurch noch keinen Schaden zugefügt.

Das konnte ich nicht aus dem Zeugnis rauslegen. Kann aber sein, dass 
manche das nicht haben wollen, andere aber schon.

von Gast (Gast)


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>kein guter Teamplayer

Scheiss Teamarbeit, wir-Gefühl und wasweißich.
Ganz im Ernst, wenn ich jemanden vor mir sitzen hätte, der sich ständig 
einen auf seine Teamfähigkeit einbildet, ich würd den nach Hause 
schicken.

Natürlich ist es viel wert, mit anderen Leuten zusammenarbeiten zu 
können.
Was mir allerdings gehörig gegen den Strich geht, sind Firmen, die alle 
Leute in einem "Team" als eine Einheit betrachten, gleich schlecht 
bezahlen und sich freuen, wie toll das "Team" arbeitet.

Das wird in der Realität nämlich nie passieren. In jedem Team wird es 
einen geben, der nichts kann aber alle Leute herumkommandiert, einen 
armen Kerl, der bestenfalls noch gemobbt wird und sowieso die ganze 
Arbeit machen muss und einen Schwung Leute, die sich mit fremdem Feder 
schmücken und beim Chef kriechen gehen.

Der Teamplayer ist für mich ein Mensch, der genau da mitmacht. Selber 
leistet er kaum was, aber alles was irgendwer geleistet hat, selbst wenn 
er selber nie daran beteiligt war, haben "wir" geleistet.
Wenn der Chef dann kommt, haben "wir" natürlich auch ein Problem, wenn 
er mit seiner verkorksten Idee vor die Wand gefahren ist.

Kurzum, sei froh, wenn du einer bist, der selber mal was auf die Reihe 
bekommt und sich auch mal traut, den Mund aufzumachen...

von gast (Gast)


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Bzgl des Fragesteller:

ich halte eher den passus  "Er programmierte selbstständig" für
fragwürdig  .
Diese Überbetonung selbstständig ist sicherlich eher ein
Zeichen der eloquenten Hilflosigkeit ..  ein häufig zu findenes
Problem, was typische Auswahlorgane z.T. überhaupt nicht realisieren

Meine Exfirma war u.a. nicht mal in der Lage wichtige
Arbeitsspekren bei mir im Zeugnis zu kommunizieren - ohne
darauf hier näher eingehen zu wollen nur dies: Nach nem halben
Jahr "stand" der Laden -und noch mehr....

Da hier einige Nerds kommunizieren ,soviel . Ich kann programmieren
aber vielleicht nicht so elegant und vorallem schnell genug, so
daß mancher einen schnell als "Nichtskönner" einstuft...

Mit dem Privileg lebe ich aber gerne ,weil der Gesamtverbund
von allem wieder ganz anders aussieht - nur dazu benötigt man
ein passendes Teamumfeld :

Zu viele Firmen habe überhaupt nicht begriffen das man nicht
die eierlegende Wollmilchlaus -also letzlich  Alphatierchen
nur einstellenkann bzw finden muß .

Wer sagt denn das der sog "Nichtskönner" nichts kann ... gerade
dieses aus einfältiger Sicht nichtskönnen ist es, was viele
Arbeiten voranbringt.

Heute heißt sowas Skills auf neudeutsch - nur diese wirklich
wichtigen Skills werden defacto nicht abgefragt bzw Allgemein-
plätzen nebengeordnet

Wieviele Projekte werden an die Wand gefahren ,weil lauter "Könner" 
effektiv mit Knowhowzelt rumagieren und mit eben fragwürdigstem
Fachdenken rudimentäre Dinge gar nicht anpacken können ?!

Selbstverständlich muß sich der Einzelne im Sinne des Teams zurücknehmen
können... leider lassen heutige Personalauswahlkriterien nur typische
Ellbogenkandiaten und/oder Dummschleimer durchkommen...
Das "Zocken" ist mittlererweile Allgemeingut , was "verzockt" wird
hat nur den zu interessieren ,der den Saustall aufräumen soll.

Somit sind Phrasen wie eben teamfähig nichts als heiße Luft .  Dies
zeigt auch , daß die Personalbüros Ihren wirklichen Aufgaben
überhaupt nicht gewachsen sind - wie auch , wenn typischerweise
dort sonstwo "durchgefallene" sitzen , also dritt- bis vierklassige
Leute....  Die können gar nicht mit Erstklassigen umgehen ,geschweige
denn erkennen , daß Ihre Aufgabe darin besteht , solche Einschleimer etc
derart rauszufiltern ,daß die kapieren ,was teamfähig in praxi bedeutet.
Da Agieren mit Checklistenworthülsen ist ebensowenig ein Qualitäts-
kriterium wie eine hohe DFQ bei ner Klausur

natürlich sollte ggfs auch der "Chef" hinhören , daß sein Agieren u.U.
genau das Gegenteil dessen bewirkt was die Firma benötigt.

von Jürgen W. (lovos)


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Gast schrieb:
>>kein guter Teamplayer
>
> Scheiss Teamarbeit, wir-Gefühl und wasweißich.
> Ganz im Ernst, wenn ich jemanden vor mir sitzen hätte, der sich ständig
> einen auf seine Teamfähigkeit einbildet, ich würd den nach Hause
> schicken.

Fuer mich bedeutet Teamfaehigkeit lediglich normale soziale Kompetenz. 
Das umfasst Dinge wie: Kritikfaehigkeit, Fehler eingestehen, sein 
Leistung richtig einschaetzen, die Arbeit anderer wertschaetzen und 
loben, und vor allem ehrlich zu sein ...
Wenn jemand ehrlich ist, dann ist er schon der beste Kandidat.
D.h. Dinge die man in der Kinderstube lernt (oder nicht lernt).

Ich wuesste nicht (?) was Teamfaehigkeit sonst noch bringen soll.

von (prx) A. K. (prx)


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Jürgen G. schrieb:

> Ich wuesste nicht (?) was Teamfaehigkeit sonst noch bringen soll.

Du hast etwas ganz Entscheidendes weggelassen: Kommunikation. 
Informationsfluss in beiden Richtungen, nicht nur in eine.

Es gibt exzellente Leute mit allen vor dir genannten sozialen 
Kompetenzen, aus denen du ohne "Gewaltanwendung" nichts rauskriegst, 
schon garnicht von alleine. Nicht teamfähig.

von Jürgen W. (lovos)


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Leider wird ja die Kommunikation im Zeugnis-Deutsch eher negativ 
bewertet:
Er suchte das Gespraech mit den Kollegen = Klatsch-Tante

von (prx) A. K. (prx)


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Das war von mir eher als Bestandteil des Begriffs "Teamfähigkeit" 
gemeint, nicht so sehr als eigener Punkt im Zeugnis: Wer von Natur aus 
eigenbrötlerisch arbeitet und aus dem die Kollegen alles Nötige immer 
erst aus der Nase ziehen müssen, wird die Teamfähigkeit nicht oder nur 
schlecht qualifiziert um Zeugnis finden.

Wenn du natürlich einen Job hattest, in dem du sowieso immer allein 
arbeiten musstest, dann kann das Zeugnis nicht gut qualifiziert darüber 
aussagen.

von Jürgen W. (lovos)


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Bei Kommunikation waere bei mir wichtig: Qualitaet anstatt Quantitaet.
Leider hat ja die Quantitaet durch den Einsatz der elektronischen 
Kom.-Mittel schlagartig zugenommen.
Ich habe selten eine Verbesserung darin gesehen, eher eine 
Zeitverschwendung (z.B. Durchlesen von unendlichen nicht-relevanten 
E-mails).
Bei meinem 1. Job gab es noch kein Handy, Email schon - aber wurde 
wesentlich spaerlicher eingesetzt.
Ich schaetze es, wenn Kollegen ihre Aussage auf die wesentlichen Punkte 
zusammenfassen und keine Romane erzaehlen.

von JÜrgen G. (Firma: 4CKnowLedge) (psicom) Benutzerseite


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Oh, ein Namensverwandter xP

von Klaus (Gast)


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oh, wie selten...

von Schwups... (Gast)


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Diese ganzen Zeugnisgeschichten sollte man als Klopapier recyceln.
Mehr Wert hat das ganze nämlich nicht. Nur Lug und Trug. Ein
Trauerspiel für eine zivilisierte Gesellschaft.

von Garagentoröffner (Gast)


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> Ein Trauerspiel für eine zivilisierte Gesellschaft.

Die Unternehmen machen das ja nicht um Leute zu ärgern, sondern, weil 
denen gerichtlich untersagt wird, die angebliche oder tatsächliche 
Wahrheit reinzuschreiben.


Je mehr die Arbeitswelt verrechtlicht wird, umso mehr werden die 
Arbeitgeber mit Tricks arbeiten.

Helfen tut das niemanden, im Zweifelsfall wird auf die Besetzung einer 
Stelle verzichtet.

von Schwups... (Gast)


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Es würde reichen wenn die Bildungsnachweise und eine selbst
verfaßter Erfahrensbericht ohne Namensnennung vorgelegt würde.
Ich weiß selbst was ich kann, welche Erfahrung ich hab und ein 
Arbeitszeugnis hilft bei der Jobsuche nicht  wirklich, gleich
wie wohlwollend es klingt.
Entscheidend ist, ob ich es mir zutraue die geforderte künftige
Tätigkeit erfolgreich auszuüben zu können, finde ich.
Wenn ich schon allein das Wort "Nachweis" in Stellenbeschreibungen
lese, wird mir ganz übel. Arbeitszeugnisse von Inkompenten nutzen
in erster Linie der Unternehmenslobby und bevormunden den AN
unangemessen. Menschen werden dadurch nur auf das Niveau eines
Joghurt reduziert. Leider wehrt sich kaum einer und alle machen
bereitwillig mit. Tatsächlich ist das ganze System hochgradig 
BEDINGUNGSFEINDLICH für den AN.

von Jürgen W. (lovos)


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Garagentoröffner schrieb:

> Je mehr die Arbeitswelt verrechtlicht wird, umso mehr werden die
> Arbeitgeber mit Tricks arbeiten.
>
> Helfen tut das niemanden, im Zweifelsfall wird auf die Besetzung einer
> Stelle verzichtet.


Das scheint nicht nur eine D-typische Eigenheit zu sein. Ich habe mal in 
GB gearbeitet und auch dort ein Zeugnis bekommen mit den entsprechenden 
Formulierungen:

Mr xyz is very diligent and reliable in his work and completed the tasks 
he
worked on to our full satisfaction.

von Filip (Gast)


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Ja, ich finde "sehr selbstständig" wird besonders betont, d.h. die 
Softskills waren nicht so wie gewünscht oder erhofft, ist aber bei 
Entwicklern mehr oder weniger üblich, ich habs auch in Zeugnissen drin 
stehen, auch wenn nicht so intensiv wie in deinem.

von Jürgen W. (lovos)


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Das ist ja ein uralter Thread von mir!
Kann mich gar nicht mehr erinnern, dass ich das geschrieben habe ...

Beitrag #4937858 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Cyborg (Gast)


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Jürgen W. schrieb:
> Das ist ja ein uralter Thread von mir!
> Kann mich gar nicht mehr erinnern, dass ich das geschrieben habe ...

dann kannst du da darüber berichten obs deiner Karriere genutzt hat
oder nicht. So was interessiert die Massen schon.

von Jürgen W. (lovos)


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> dann kannst du da darüber berichten obs deiner Karriere genutzt hat
> oder nicht. So was interessiert die Massen schon.

Das obige Zeugnis ist leider schon zu uralt, dass es noch jemand ließt.
Es gilt grundsätzlich, dass man keine älteren Sachen als 8 Jahre in 
seiner Bewerbungsmappe drinhaben darf.
Zum Zeitpunkt des Threads (2009) war das Zeugnis auch schon an der 
Grenze der 8-Jahre.

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