Hallo zusammen, ich experimentiere gerade mit den RFM12 - Modulen (433MHz) und wollte mehrere Modulpaare auf unterschiedlichen "Kanälen" zeitgleich senden lassen (also z.B. zwei Sender/Empfänger - Paare). Nun stellt sich mir die Frage, wie weit die Frequenzen zweier benachbarter Kanäle auseinanderliegen müssen, ohne sich zu stören. Auf anderen Bändern gibt es ja offizielle Kanalraster, die das vorgeben. Aber zum ISM 433 - Band konnte ich nichts dergleichen finden. Ich bin im Funk - Grundlagenwissen leider nicht so versiert, aber soweit ich weiß, stören sich die Signale zweier benachbarter Frequenzen, wenn diese zu nah beieinander liegen. Kann mir jemand zur Berechnung dieses Frequenz - Mindestabstandes eine Formel nennen oder einen Link dazu geben? Vielen Dank und Gruß, Martin
Ja, ein Kanalraster ist für Datenübertragungen im 433-MHz-ISM-Band nicht vorgeschrieben. Wie weit du zwei Knoten voneinander entfernt senden lassen musst, hängt von zwei Parametern ab: . Der minimalen Bandbreite, die für die sichere Übertragung der Information bei der gewählten Datenrate entsprechend dem Modulationsverfahren notwendig ist. Bei digitaler Signalübertragung gibt es dafür keine wirklich simple Formel, da die harten Signalflanken des Digitalsignals erst einmal eine sehr große Bandbreite erzeugen (bei einer Frequenzmodulation nochmals mehr, da diese selbst bei sinusförmiger Modulation theoretisch unendlich breite Seitenbänder erzeugt), andererseits in den weiter abgelegenen Bereichen kaum noch Energie steckt. Wenn man diese durch Einengung der Empfängerbandbreite beschneidet, dann "verrundet" man das demodulierte Signal. An dieser Stelle spielen wiederum die Demodulationseigenschaften des Empfängers eine Rolle, wie gut er mit dieser Verrundung umgehen kann und trotzdem noch fehlerfrei das Ursprungssignal herstellen kann. (Daher beziehen sich Empfindlichkeitsangaben für digitale Empfänger stets auf eine bestimmte bit error rate [BER] oder packet error rate [PER].) Langer Rede kurzer Unsinn: Faustformel ist erst einmal, dass es bei einem Bit pro Symbol (also zwei verschiedenen Pegeln bei AM, zwei verschiedenen Frequenzen bei FM, zwei verschiedenen Phasenlagen bei PM) mindestens ein wenig breiter ist (in Hz) als die Datenrate (in bit/s), bei FM (z. B. FSK) zuzüglich der shift der beiden Frequenzen. Das ist die minimal notwendige Bandbreite. . Der zweite Parameter ist, wie schmalbandig der Empfänger in der Lage ist, die Information auch nur tatsächlich aus dieser minimal notwendigen Bandbreite zu demodulieren. Die Bandbreitenbegrenzung kann durch analoge Filterung (im HF-Kanal) oder digitale Filterung (Korrelation etc.) erfolgen. Die ist eine Charakteristik des benutzten Empfängers. Um ein Beispiel zu nennen: IEEE 802.15.4 benutzt auf 2,4 GHz eine Bandbreite von ca. 2 MHz, und man hat das Kanalraster auf 5 MHz festgelegt. Damit erreicht man mit den dort in den ICs integrierten Mitteln (sowohl auf der HF-Seite als auch im Demodulator) bereits eine passable Nachbarkanalunterdrückung. Nichtdestotrotz wird man aus dem Nachbarkanal deutlich schneller gestört als bereits einen Kanal weiter entfernt (also 10 MHz daneben).
Hallo Jörg, vielen Dank für die ausführliche Info, dann werde ich mich wohl noch etwas ausführlicher in die Materie einlesen müssen, um alle Zusammenhänge zu verstehen. Ich werde erstmal einen Abstand von 200kHz austesten. Datenrate ist bei mir 9600 bit/s, Frequenzshift 120kHz. Nochmals vielen Dank, Martin
Martin S. schrieb: > Datenrate ist bei mir 9600 bit/s, Frequenzshift 120kHz. Hat es eine Bewandnis, für eine so niedrige Datenrate so viel Shift zu benutzen?
Nein, ich muss gestehen, dass ich diesen Wert unreflektiert aus diversen Code - Beispielen einfach so übernommen habe (z.B. aus der Lib von das-labor.org). Bei meinen bisherigen Versuchen hat es mit 120kHz auch wunderbar funktioniert, hast Du mit den RFM12 und geringerer Shift gute Erfahrungen gemacht? Störungen anderer Anwendungen würden natürlich minimiert, wenn man die Shift kleinstmöglich hält,nur habe ich da leider keine Erfahrungen..
Martin S. schrieb: > hast Du mit den RFM12 und geringerer Shift gute > Erfahrungen gemacht? Nö, aber nur deshalb, weil ich damit noch gar keine Erfahrungen gesammelt habe. ;-) Für 9600 Bd solltest du aber mit einigen kHz bis wenigen 10 kHz Shift bequem auskommen. Als Vergleich, RTTY (Funkfernschreiben mit Baudot-Code) auf Kurzwelle im Amateurfunk benutzt für 45,45 Bd Bitrate eine Shift von 170 Hz, und sowas konnte man schon vor Jahrzehnten sauber wieder demodulieren. Ist am Ende natürlich auch eine Frage der Stabilität des Quarzes und der PLL da drin.
Ok, dann werde ich mal mit kleineren Shifts experimentieren, sobald ich meinen Testaufbau wieder am Laufen habe und meine Erfahrungen hier kundtun.
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