Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Probl. mit Transistor-Grundschaltung


von blackbird (Gast)


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Moin, moin zusammen!

Habe auf einem Steckboard eine LED (Vorwiderst.=120R) über einen BC548 
angesteuert, RB=10k. Ub=5V. Alles wie erwartet. Doch vertausche ich 
Emitter mit Kollektor, leuchtet die LED auch! Ich weiß nur nicht, warum? 
- Kann mir da mal jemand auf die Sprünge helfen???  Vielen Dank schon 
mal :-))!

: Verschoben durch Admin
von Helmut L. (helmi1)


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blackbird schrieb:
> Doch vertausche ich
> Emitter mit Kollektor, leuchtet die LED auch!

In dem Fall arbeitet der Transistor im Inversbetrieb. Funktionieren tut 
er da auch nur ist die Stromverstärkung in diesem Fall nur noch rund 
1/10 der ursprünglichen Verstärkung.

von Jochen F. (jamesy)


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Der Transistor ist dann eine Siliziumdiode in Flussrichtung. Stromfluss 
garantiert - LED leuchtet.

von Jens G. (jensig)


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@Jochen Fe. (jamesy)

>Der Transistor ist dann eine Siliziumdiode in Flussrichtung. Stromfluss
>garantiert - LED leuchtet.

Wirklich ?!! Inversbetrieb paßt besser zu diesem Effekt.

von Zweifler (Gast)


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Inversbetrieb ist das Stichwort. Macht man manchmal sogar absichtlich. 
Die Verstärkung ist dann zwar mieß, dafür ist die Sättigungsspannung 
sensationell klein.

von Jochen F. (jamesy)


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Da ist nichts invers - nur falsch!

von Andreas W. (drahtigelgriller)


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Theoretisch unterscheiden sich Emitter und Kollektor nicht voneinander.

In der Technik/Praxis allerdings dadurch das sich der sogenannte Ohmsche 
Kontakt (der eigentliche Anschluss an's Halbleitermaterial) der Basis, 
näher am Kollektor als am Emitter befindet.

von blackbird (Gast)


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Der Transistor ist dann eine Siliziumdiode in Flussrichtung.???
Mal´ doch einfach mal ein Schaltbild dazu. -> Emitter u. LED sind dann 
gegeneinander geschaltet!!!
Doch nochmals, danke für die Rea´s :-))

von Jochen F. (jamesy)


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Das ist nicht stimmig. Der Transistor sperrt in "Normalschaltung", weil 
eine Siliziumdiode in Sperrichtung geschaltet ist. Drehe ich die 2 
Anschlüsse um - hoppla!

von Zweifler (Gast)


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> Der Transistor ist dann eine Siliziumdiode in Flussrichtung.???

Nein. Alles was "Jochen Fe" zu diesem Thema geschrieben hat, ist falsch.

Wenn Du Kollektor und Emitter vertauscht, funktioniert der Transistor 
prinzipiell gleich wie ein normaler Transistor, nur mit deutlich anderen 
elektrischen Eigenschaften. Eine der Eigenschaften im Inversbetrieb ist 
die sehr schlechte Stromverstärlung im Vergleich zum Normalbetrieb. Eine 
weitere Verschlechterung ist, dass die Emitter-Basis-Spannung nicht sehr 
groß werden darf, der Transistor also nur kleine Spannung "ausschalten" 
kann (ab 5 Volt wirds bald kritisch). Ein Vorteil des Inversbetriebs 
ist, dass die Sättigungsspannung im Schaltbetrieb sensationell niedrig 
wird.

Das liegt an der unterschiedlichen Ladungsträgerdichte am Emitter und 
Kollektor.

Die Unterschiede entstehen durch den unsymetrischen Aufbau eines 
Transistors.

von Udo R. (blackbird)


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Ich bedanke mich! Auch wenn jemand sich "Zweifler" nennt!

Ich weiß aber noch nicht, wie ich dieses Transistorverhalten einem 
Schüler erklären kann. Denen habe ich beigebogen: Wenn in 
Basis-Emitter..., dann auch in Kollektor Emitter etc. Über einen sog. 
"Inversbetrieb" habe ich bislang noch nichts gehört/gelesen.

Nun gut. Dank nochmals an alle, die versucht haben, mir "auf die 
Sprünge" zu helfen.  Ich fand´s prima hier in eurem Forum!

von Zweifler (Gast)


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> Ich weiß aber noch nicht, wie ich dieses Transistorverhalten einem
> Schüler erklären kann.

Naja, ist ja nicht so schwer: So ein Transistor ist (sehr vereinfacht) 
ja nur ein Stapel aus drei verschieden dotierten Halbleitern, also z.B. 
N-P-N.

N ist negativ dotiert, P ist positiv dotiert. Die mittlere Schicht ist 
der Basis-Anschluss. Die beiden äusseren sind der Emitter und der 
Kollektor.

Wäre der Transistor in der Praxis jetzt komplett symetrisch aufgebaut, 
würde sich durch das Vertauschen von Kollektor und Emitter überhaupt 
kein Unterschied ergeben.

Aber die wirkliche Physik ist nicht so trivial, sondern deutlich 
komplexer. Und man will ja Transistoren mit bestimmten Eigenschaften. 
Z.B. möglichst hoher Stromverstärkung. Zu allem Überfluss ist man noch 
an verschiedene Fertigsverfahren und Möglichkeiten gebunden. Und das 
Resultat von all dem ist eben, dass in realer Transistor eben doch nicht 
symetrisch ist.

> Über einen sog.
> "Inversbetrieb" habe ich bislang noch nichts gehört/gelesen.

Logisch. Spielt ja auch in 99,9999% der Anwendungsfälle überhaupt keine 
Rolle. Da verwendet man ein Transistor so wie er "gedacht" ist.

von Udo R. (blackbird)


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Dazu noch ein kurzer Nachsatz an "Zweifler/Weissler"!?
Vielen Dank für deine Erläuterungen. In der von dir beschriebenen Form 
werde ich sie auch an (einige) Schüler weiter vermitteln können. - Bei 
Gelegenheit untersuche ich mal "meine" Schaltung in einem 
Simulator-Programm. Auf das Resultat bin ich gespannt!
Dir und auch den anderen sage ich Danke und Gute Nacht!

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