Hallo liebe Elektronikfachleute,
mich beschäftigt momentan folgendes Problem:
Ich benötige eine Konstantstromsenke (KSS) für ca. 800mA.
Die Schaltung soll relativ genau arbeiten und über einen großen
Temperaturbereich funktionieren. Ich habe deshalb auf einen
temperaturkompensierten TLV431 als Referenz zurückgegriffen und die
abgebildete Schaltung aufgebaut.
Hier eine etwas genauere Erklärung:
- Die KSS wird aktiviert über den Transistor T8. Dieser zieht die Basis
von T4 auf Masse und das Potential an R35 und R46 steigt damit auf VCC
(ca. +20V).
- Die Zenerdiode DZ5 dient lediglich dazu den TLV431 zu schützen, denn
dieser verträgt lediglich 7V Differenzspannung zwischen Anode und
Katode.
- Der Kondensator C10=100nF soll das Einschalten der KSS etwas
verlangsamen und auch die Regelung stabiler machen.
- Mit dem Transistor T11 kann man den Strom der KSS nahezu verdoppeln,
indem die Spannung am REF-Anschluss des TLV431 halbiert wird. An den
Sense-Widerständen müssen demnach ca. 2,50V abfallen bis der TLV431
reagiert, anstatt 1,25V (--> I steigt auf ca. 1,60A).
Laut Simulation in LTSpice funktioniert die Schaltung ohne Probleme. -->
In der Praxis ist dies aber leider nicht der Fall!
Ich habe die Schaltung gelayoutet und eine Prototypenplatine anfertigen
lassen. Nach der Bestückung habe ich einige Tests durchgeführt, leider
mit katastrophalem Ergebnis.
Problem:
Es kommt zu heftigen Schwingungen des Ausgangsstroms! Der Ausgangsstrom
sollte eigentlich ca. 800mA betragen, jedoch schwingt dieser in der
Realität zwischen ca. 300mA und 1,3A mit einer Frequenz von ca. 50MHz!!!
Es liegt mit Sicherheit kein Bestückungsfehler vor, ... denn ich habe
alles mehrfach kontrolliert und auch mehrfach aufgebaut. --> Es zeigt
sich immer das gleiche Verhalten.
Fragen:
- Was haltet Ihr im Allgemeinen von dieser Schaltungsidee für eine
derartige KSS. Ist in der Praxis mit Problemen zu rechnen?
- Könnt Ihr mir erklären wieso es zu diesem Regelschwingen kommt und was
man am sinnvollsten dagegen machen kann? --> Eine logische Erklärung mit
einer strukturierten Vorgehensweise zur Problemlösung wäre für mich
wirklich !sehr sehr! interessant.
Beispiel: TLV431 schneller machen (wie?), MOSFET verlangsamen (wie?),
weil (Begründung) ...
Mögliche Lösungsansätze:
Heute habe ich bereits mehrere kleine Modifikationen und Optimierungen
an der Schaltung durchgeführt und es ist mir dabei auch gelungen die KSS
zu stabilisieren (keine Schwingungen mehr).
Diese !zwei! gefundenen Lösungsansätze sind mehr oder weniger durch
herumprobieren entstanden und daher sehr fragwürdig. Ich kann das
Verhalten nicht nachvollziehen und habe daher auch kein Vertrauen dazu.
--> Es ist wirklich extrem wichtig, dass diese Schaltung in der Praxis
zuverlässig und störungsfrei funktioniert (ohne Regelschwingen) und dies
auch unter Berücksichtigung der möglichen Bauelementtoleranzen,
Temperatureinflüsse, ...
Ansatz 1: Das Weglassen von C10 bzw. die Reduzierung von C10 auf unter
20nF beendet das Regelschwingen.
Ansatz 2: R37 auf 0Ohm reduzieren in Kombination mit einem 100nF
Kondensator zwischen Gate und Source des MOSFET (einzeln bewirken diese
Maßnahmen nichts, nur in dieser Kombination). --> Leider wird durch die
Reduzierung von R37 auf 0OHM die oben beschriebene Funktionalität der
Stromverdopplung über T11 unmöglich (wäre sehr schade)!
Ich bitte euch um ausführliche und kompetente Antworten (bitte keine
vagen Vermutungen äußern). Vielen Dank im Voraus
Mit freundlichen Grüßen
Bushracer
Also wenn Du es wirklich nur so aufgebaut hast, wie im Bild, dann sind
Schwingungen fast unvermeidlich. Es fehlen nämlich die Abblock-C's in
der Betriebsspannung.
Zweitens wundert mich überhaupt, daß die Schaltung so einigermaßen Strom
liefern kann. Denn Source ist ja durch die Sensewiderstände auf 2,5V
eingestellt, dann kommen noch so 2,5-4V Ugs dazu (Pi*Daumen - je nach
Mosfetexemplar und Typ)Du brauchst also eigentlich zw. 5 und 6,5V
Gatespannung (gegenüber Masse), was mit der Z-Diode nicht mehr so recht
gewähleistet ist.
Und sollte es wirklich stimmen, daß der TLV431 nur 7V verträgt?
Zumindest der TL431, von dem ich hier das DB habe, verträgt 36V.
Ich glaube, das Ansatz 1 in die Richtige Richtung weist, Die Referenz U5
hat eine recht hohe Spannungsverstärkung, um diese zu zügeln
(Frequenzkombination) ist es eigentlich üblich, eine Reihenschaltung
eines Widerstandes in der Größenordnung von R37 und eines Kondensators
im einstelligen nF-Bereich von der Kathode der Referenz (oberes Ende)
zum Fühlereingang zu schalten. Dadurch wirkt die Referenz integrierend
(wie sicher mit C10 beabsichtigt -> PI-Regler), ohne jedoch gegen diesen
Kondensator "kämpfen" zu müssen. Der beabsichtigte "Sanftanlauf" wird
dadurch übrigens auch erreicht.
Viel Erfolg!
Jens G. schrieb:> - Der Kondensator C10=100nF soll das Einschalten der KSS etwas> verlangsamen und auch die Regelung stabiler machen
Der ist wahrscheinlich die Ursache du mußt den Regler (TLV431) langsamer
machen nicht die Regelstrecke.
Gruß Anja
@ Anja
>Jens G. schrieb:>> - Der Kondensator C10=100nF soll das Einschalten der KSS etwas>> verlangsamen und auch die Regelung stabiler machen
ich bin unschuldig - das war ich nicht ... ;-)
Gerade das DB des TLV431 angeschaut. Der verträgt ja wirklich nur ein
paar Volt.
Im DB von TI gibt's aber auch schöne Diagramme, STABILITY BOUNDARY
CONDITION genannt. Da kannste genau entnehmen, daß C=100nF und k=1 (also
Vka=Vref) geradezu die ungünstigste Kombination ergibt. Den C also ganz
weglassen (zumindest unter 10n), oder aber ganz groß machen (>1µ). Ganz
weglassen sollte ok sein, solange der Mosfet keine zu große
Gatekapazitäten mit etlichen nF aufweist.
Bushracer schrieb:> Beispiel: TLV431 schneller machen (wie?),
ist vermutlich nicht nötig
> MOSFET verlangsamen (wie?),
durch das einfügen eines Gate-Dämpfungswiderstandes in Serie zur
Gateleitung
> weil (Begründung) ...
Gerade bei Analoganwendungen ist das Weglassen des Gatewiderstandes
streng verboten und wird heftigen Schwingungen nicht unter 20 MHz
bestraft.
Jörg
MaWin schrieb:>> *SNIP*>> Deine Schaltung hat dasselbe Problem weil der MOSFET mit seiner> Gate-Kapazitt (und dem extrem ungeschickten C10, entfern den) noch> bremst. Also muss der TLV431 langeamer gemacht werden. Aber das macht> man nicht, im dem man ihm noch mehr Gewicht ans Bein bindet, sondern> indem man seinen Ausgang auf seinen Eingang rückwirken lässt, "ach, so> schnell kommt die Reaktion".
Genau so ist es. Viel besser kann man es umgangssprachlich nicht
formulieren!
Ebenso bei C10, den Nagel auf den Kopf getroffen ;)
Hier ist die klassische Bandbegrenzung angesagt...
Hallo Jens,
erstmal vielen Dank für deine Antwort!
Zur Eingangskapazität:
Die Gesamtschaltung besteht aus erheblich mehr Bauelementen (Mess- und
Steuerkreis habe ich nicht dargestellt). Ich habe versucht nur die
relevanten Teile darzustellen und dabei leider die Eingangskapazitäten
vergessen.
Da ich aus Lebensdauergründen, sowie aufgrund der niedrigen Bauhöhe und
hoher auftretender Umgebungstemperaturen keine Elkos verwenden möchte
habe ich auch hier ausschließlich Keramikkondensatoren verwendet.
Allerdinsg war ich recht spaarsam und habe ledgilich 2 X 2,2uF / X7R
Keramik-Kondensatoren vorgesehen.
Während meiner Tests zeigte sich keinerlei Unterschied zwischen der
Schatung mit und ohne Eingangs-Stützkondensatoren. In der Praxis wollte
ich eigentlich auf die Bestückung von nur einem der beiden 2,2uF
Kondensatoren hinaus.
--> Ich gehe mal davon aus, dass du die Höhe der Kapazitätswerte für
viel zu niedrig hällst. Wieviel uF bzw. mF würdest du empfehlen? Sind
die Kondensatoren zwingen nötig um die Schaltung zu stabilisieren? Falls
nicht: Welche Nachteile könnten sonst entstehen, wenn ich die
Eingangskapazitäten weglasse bzw. sehr klein wähle?
Zu DZ und TLV431:
Habe nochmal nachgelesen: Leider stimmt es: Der TLV431 verträgt nur 7V
zwischen Katode und Anode (sehr schade). Aber vielen Dank für den
Hinweis mit der Zenerdiode.
Der MOSFET ist ein Logik-Level-MOSFET und arbeitet daher bereits bei
sehr niedrigen Gate-Source-Spannungen. Ich habe die Spannung zwischen
Gate und GND gemessen. --> Sie stieg im Betrieb (800mA Normalbetrieb)
nicht über ca. 4,5V. Für den Normalbetrieb stört die Zenerdiode deshalb
nicht. Bei einer Verdopplung der Stromstärke über T11 wird es jedoch
knapp!
--> Ich werde die Zenerdiode gegen eine 6V8 austauschen! Danke für den
Hinweis :-).
Viele Grüße
Bushracer
Hallo Ingo,
danke für deine Antwort!
Ich habe den Punkt "Frequenzkompensation" bei Wikipedia mal nachgelesen.
Dort steht:
"Kompensation:
Die übliche Maßnahme ist ein kleiner Kondensator von wenigen PicoFarad
zwischen Kollektor und Basis eines Transistors in Emitterschaltung, der
wegen des Miller-Effektes die Verstärkung mit steigender Frequenz
reduziert."
Du schreibst "im einstelligen Nanofarad-Bereich". Bei Wikipedia steht
"wenige PicoFarad". Kannst du mir einen konkreten Wert empfehlen, den
ich bei meinen nächsten Tests verwenden sollte?
Viele Grüße
Bushracer
Hallo MaWin und AkkiSan,
danke für eure Beiträge!
Was Ihr schreibt hört sich sehr interessant an: Stichwort Bandbegrenzung
und Rückwirkung von Ausgang auf Eingang, ...
Leider verstehe ich es nicht (liegt an mir :-(). Was meint Ihr konkret?
Welche konkreten Maßnahmen leiten sich daraus ab?
Stimmt Ihr mit den anderen überein? Also mit den folgenden Maßnahmen,
oder kommen noch weitere Maßnahmen hinzu?
- C10 weglassen --> klar, habe ich begriffen!
- R37 auf 10kOhm lassen
- Einen Kondensator zwischen Ref und Kathode einfügen (wenige nF)
------------------------------------------------------------
Was haltet Ihr von Jörgs Vorschlag mit dem Gatewiderstand um den MOSFET
zu verlangsamen? Ist das zielführend oder verschlimmert es die Situation
nur weiter? Wird die Regelung durch diese Verlangsamung / Dämpfung
stabiler?
Viele Grüße
Bushracer
> Leider verstehe ich es nicht (liegt an mir :-(). Was meint Ihr konkret?
Daß du die verlinken Beiträge liest, da wird auf 3 verschiedene Arten
erklärt, was vor sich geht.
Ich hab nicht die Lust, das extra für dich hier zum vierten Mal
hinzuschreiben, bloss weil dir das Lesen zu viel Mühe ist.
Bushracer schrieb:> Was haltet Ihr von Jörgs Vorschlag mit dem Gatewiderstand um den MOSFET> zu verlangsamen? Ist das zielführend oder verschlimmert es die Situation> nur weiter? Wird die Regelung durch diese Verlangsamung / Dämpfung> stabiler?
Langwierig - das Ganze rein textbasiert hier hineinzunageln ;)
Suche einfach mal nach
"driving capacitive loads"
da wirst Du eine Fülle von Informationen finden.
Denn genau das ist Dein Problem:
Eine Phasendrehung zwischen Aus- (K) und Eingang (Ref).
Ich würde mit 1 nF beginnen, das bringe etwa das gleiche Zeitverhalten
was du mit C10=100 nF beabsichtigt hast. Der Widerstand, wie gesagt in
Größenordung des Teilerwiderstandes vor dem Eingang, dann hast Du einen
PI-Regler, oder nur den Kondensator, dann wirkt der TL431 wie ein
Integrator. Der TL431 wird gern in kommerziellen Schaltnetzteilen auf
der Sekundärseite als Spannungsfühler eingesetzt, und treibt dann einen
Optokoppler. Die Frequenzkompensation wird dann auch immer so gemacht
(R/C oder nur C 1..10 nF)
Grüsse
Ich habe das Ganze jetzt auch mal simuliert. Allerdings mit einem IRFZ44
und einem TL431. Ich habe keinerlei Schwingneigung festgestellt, bis ich
den Shunt-Widerständen eine Induktivität gegeben habe!!
R47...49 sollten also besser "induktivitätsfrei" sein und der ganze
Aufbau darf dort keine relevanten Leitungslängen haben!! Außerdem könnte
man vor die Basis einen kleinen Widerstand von ein paar 100R setzen. Das
ist ja nicht unüblich bei FETs.
Ich würde C10 lassen, aber zwischen ihm und dem TLV431 noch einen
Widerstand schalten.
Kai Klaas
@Kai Klaas
>Aufbau darf dort keine relevanten Leitungslängen haben!! Außerdem könnte>man vor die Basis einen kleinen Widerstand von ein paar 100R setzen. Das>ist ja nicht unüblich bei FETs.
Doch - eine Basis ist relativ unübllich bei FETs ;-)
@ Bushracer
Also Weglassen kannst Du Abblock-C's nicht, weil man ja etliche cm/dm
Leitungslänge vom Netzteil (wo ein größerer C sicherlich drin ist) bis
zur Schaltung hat, und damit Induktivität. Und das kann danns chon ein
schönes schwingungsfähiges Gebilde ergeben.
Was dann noch dazu kommt: Die ganze Leitungsführung. Masse sollte
wirklich möglichst niederohmig ausgeführt werden, und ein der Abblock-C
direkt an der Schaltungvon + nach - gezogen werden.
Signal- und Lastmasse (ebenso auch für die + Leitung) sollten nicht
ungebuffert gemeinsam geführt werden.
Hast Du also z.B. zw. Masseanschluß des unteren Shunt-R, und dem
Masseanschluß des TLV431 ein Stück Leitung, und über dieses Stückchen
fließt auch der Laststrom, dann ist das schon mal sehr schlecht. Gilt
auch für die Plusleitung.
Hier mal deine Schaltung für Ltspice.
Die schwingt mit deinem 100nF Kondensator.
Mach den raus und füge Cf ein. Siehe Schaltbild.
Hab mal mit Cf=0 100p 1n simuliert.
Die Diskussion um Regelschwingungen ist müßig. Schwingungen in der
Größenordnung von 50 MHz können in so einer Schaltung nur direkt vom
MOSFET kommen. Der Rest der Schaltung ist dafür viel zu träge. Solche
Schwingungen werden durch Einfügen eines Gate-Dämpfungswiderstandes
zuverlässig unterdrückt und treten ohne diesen ebenso zuverlässig auf.
Jörg
Hallo Leute,
gestern konnte ich einige Tests an der Schaltung durchführen.
Ergebnis:
--> Jörg hat absolut Recht! Bereits der Einbau eines
Gate-Dämpfungswiderstandes von nur 1 Ohm reichte aus um die Schwingungen
vollständig zu verhindern (ohne jegliche weitere Modifikation)!
Obwohl der Einbau eines Gate-Widerstandes während des Tests ausreichte
habe ich die Schaltung folgendermaßen modifiziert:
- C10 entfernt
- C=10nF zwischen Ref und Kathode des TLV431 eingefügt
- Gatewiderstand von R=100Ohm eingefügt
- DZ5 mit Uz=6,8V gewählt
--> Die Schaltung funktioniert nun problemlos :-).
Auch vielen Dank an Kai und Helmut für die Arbeit die Ihr euch gemacht
habt und an alle anderen für die guten Ratschläge!
Viele Grüße
Bushracer
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