Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Elektroingineur- ein paar Fragen


von Florian Eberl (Gast)


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Hallo,

ich bin zur Zeit in der 11ten Klasse in der Fos(Bayern) auf dem Technik 
Zweig. Für mich steht schon seit langem fest, dass ich später einen 
technischen Beruf mit viel praktischem Bezug ausüben will.Ich bastle 
seit ca. dem 9.Lebensjahr an allen möglichen elektr. Schaltungen und 
werde dies auch nicht so schnell aufgeben ;-) . Ich hab mich jetzt an 
ein paar FH's informiert und denke, dass dies auch der richtige Weg ist. 
Ich würde gern nach der 12ten Klasse auf der FH studieren um 
Elektroingineur zu werden. leider höhrt man des öfteren, dass man als 
Elektroingineur ein totaler Bürohocker ist. Das will ich auf gar keinen 
Fall werden, da mich zwar die Praxis sehr fasziniert, die Theorie aber 
weniger.Also wäre es optimal wenn 70% Praxis und 30% Theorie vorhanden 
wären . Eine einfache Ausbildung will ich auch nicht machen, da ich mir 
"höhere Ziele" gesteckt habe.

Kann jemand was genaueres zum Beruf Elektroingineur sagen? Ist die 
Arbeit wirklich so theorielastig?

Mfg,
Florian

von Mike H. (-scotty-)


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Wenn es dich nach draußen treibt und du auch keine Angst hast
dir die Finger schmutzig zu machen, dann mach zunächst eine
solide Berufsausbildung und dann ein aufbauendes Studium.
Dann biste nämlich ein Macher mit Diplom und kein Diplomierter
ohne blassen Dunst wie es geht. Was ist gegen ein Büro auszusetzen?
Jobs wo man eigene Interessen mit denen des Arbeitgebers in Einklang
bringen kann gibts doch auch.
Wenn du fertig bist kannste Deutschland ohnehin Tschüss sagen
und den Jobs in der Welt hinterherreisen mit einem Minimum an Hilfe
die du dann durch praktisches Können kompensieren muss.
Ich hätte dir ja gern etwas positiveres erzählt, aber dazu besteht
bei der Stimmung auf dem Arbeitsmarkt kaum ein Anlass.
Ist zwar keine Hilfe bei der Berufswahl, aber hätte es damals
schon ein Web gegeben, hätte ich vielleicht was anderes gemacht.
Jetzt ist es fast schon zu spät.

von Hörmel (Gast)


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> 70% Praxis und 30% Theorie vorhanden wären


Das wird aber selbst an einer FH nix werden.
So dolle viel mehr "Praxis" als an der Uni ist da auch nicht.
Und "Praxis" ist oft "irgendwas am PC machen" z.B. was mit Matlab 
simulieren - also im Büro.

von Axel (Gast)


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Florian Eberl schrieb:
> leider höhrt man des öfteren, dass man als
> Elektroingineur ein totaler Bürohocker ist. Das will ich auf gar keinen
> Fall werden, da mich zwar die Praxis sehr fasziniert, die Theorie aber
> weniger.Also wäre es optimal wenn 70% Praxis und 30% Theorie vorhanden
> wären . Eine einfache Ausbildung will ich auch nicht machen, da ich mir
> "höhere Ziele" gesteckt habe.

Meistens ist es ja mit ein Grund für ein Studium, im Beruf eben nicht 
handwerklich/körperlich arbeiten zu müssen, sondern sein Geld mit dem 
Kopf verdienen zu können. Daher widerspricht Deine Einstellung eher 
einem Studium und spricht vielmehr für eine Ausbildung.

Übrigens sind es am ehesten die begeisterten Elektronik-Bastler, die von 
einem Elektrotechnik-Studium enttäuscht werden, denn das hat mit dem 
Hobby und der Praxis extrem wenig zu tun. Im Grundstudium werden die 
ganzen theoretischen (d.h. mathematischen und physikalischen) Grundlagen 
durchgekaut, bis es einem aus den Ohren wieder herauskommt. Da wird 
weder gelötet noch eine Schaltung aufgebaut - höchstens auf dem Papier. 
Viele Studienanfänger haben da völlig falsche Erwartungen.

Vielleicht wäre es für Dich eine interessante Alternative, den Techniker 
anzustreben? Da ist der Anteil an Theorie zu Gunsten der Praxis 
wesentlich kleiner.

von Wilhelm (Gast)


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@Florian:

Schau dir hier im Forum Ausbildung und Beruf einfach mal die Threads der 
letzten 4 Wochen an. Da steht schon so manches drin.

Da hast du erst mal einen halben Tag lang was zu tun, ist aber durchweg 
interessant.

Such dir was, was erfolgversprechend ist. Meinetwegen auch in Handwerk 
und Service. Nicht unbedingt Studium. Ich selbst, bin als Entwickler, 
der auch mal Spaß an Elektronik hatte, z.Zt. auf dem Abstellgleis 
(arbeitslos). Die Firmen suchen sich nach dem Studium nur die Top-Ten. 
Wie in der Hitparade. Die riesigen Absolventenmassen geben das 
anscheinend auch her. Und wenn du das nicht bist, und nicht in die 
Auswahlkriterien passt, hast du schon verloren.

Man kann sich da schwer verschätzen: Ich glaubte vor dem Studium auch 
mal, gut zu sein. Weil ich vorher schon erfolgreich mit Elektronik 
bastelte. Am Ende landete ich eher im Mittelfeld. Dafür schäme ich mich 
nicht. Aber das braucht/will zur Zeit niemand.

Das Elektrotechnik-Studium ist in der Tat sehr theorielastig. Es gibt da 
Fächer wie Mathematik Analysis, oder Physik.

Im Nachhinein betrachte ich das locker, und bin froh, da reichlich mit 
bekommen zu haben. Hab vor einiger Zeit mal wieder ne Zinseszinsrechnung 
und Amortisierung auf dem Taschenrechner programmiert. Methodisches 
Arbeiten. Das geht nach so einem Studium in Fleisch und Blut, wenn man 
sich etwas interessiert. Ist ganz nett, wenn man da sowas direkt aus dem 
Stehgreif nebenbei mal kann, und nicht nur die Grundrechenarten.

Vielleicht kann man immer nochmal in anderen Tätigkeiten landen, die 
Chancen sind jedenfalls größer als bei weniger Gebildeten.

von Mike H. (-scotty-)


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Die Technikerausbildung ist auch sehr theorielastig im Gegensatz
zur Berufsausbildung wo die Auszubildenden auch in praktische
Lehrgänge gesteckt werden wo dann Praxisbezogen vermittelt wird.
Außerdem ist für die Zulassung zum Techniker gewöhnlich eine 
Berufsausbildung mit einigen Jahren Berufserfahrung gefordert.

von Axel (Gast)


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@Mike Hammer

Stimmt. Aber der Techniker wäre dann zumindest ein Ausblick für die 
"höher gesteckten Ziele" des Thread-Openers, wenn er vielleicht doch 
erst einmal eine Ausbildung gemacht hat. Im Vergleich zu einem Studium 
ist die Theorie ganz bestimmt weniger tiefschürfend (im Vergleich zu 
einer Uni oder FH).

von Mike H. (-scotty-)


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>Im Vergleich zu einem Studium ist die Theorie ganz bestimmt weniger 
>tiefschürfend (im Vergleich zu einer Uni oder FH).

Natürlich, weil die Technikerschule nur 2 Jahre dauert und
das ist nur halb so viel wie die Regelstudienzeit. Lernen
kostet eben Zeit.

von brott (Gast)


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Moin Florian,

bei deiner Fragestellung habe ich auch sofort an eine Ausbildung + 
Techniker/Meister gedacht.

Mein jüngerer Bruder hat diesen Zweig eingeschlagen (Ausbildung > 
Festanstellung + nebenbei vom AG geförderte Abendschule zum Techniker) 
und verdient im Gegensatz zu mir, der immernoch in Regelstudienzeit auf 
der Uni hängt richtig nett Geld - Geld, von dem mancher hier als Ing zu 
träumen wagt (mein Fazit aus dem lesen der 100x Job threads).

Finanziell scheint sich das Ing Studium nicht zu lohnen und mit deinen 
Vorstellungen, dass du eben gar nicht die Vorzüge des Ings (Theorie, 
Büroarbeit ;) ) genießen möchtest ist das Argument auch weg.

Ich würde dir auch erstmal die Ausbildung ans Herz legen - ein Praktikum 
musst du als Studi sowieso machen, das hätteste dann auch schon, wenn du 
dich noch umentscheidest und du kannst dir erstmal in Ruhe ansehen, wie 
der Job von Meistern, Technikern und Ingenieuren so ist.

Das niveau der Techniker Ausbildung ist im übrigen auch deutlich unter 
dem Ing. Da geht es eher um praktikabele und fix anwendbare Formeln als 
um komplexe Algebra :) - es ist also wirklich kein halbes Studium, 
sondern etwas ganz anderes. Das macht aber nix, denn für die Praxis ist 
du uni in der Tat manchmal fast hinderlich.

Die Vorteile des oben genannten Praktiker+Ing sind nicht von der Hand zu 
weisen.

von IGBT (Gast)


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Praxis vs. Theorie

Es gibt bei der Frage verschiedene Betrachtungen die wichtig sind.

Kurz nebenbei: Ich hab erst Elektriker gelernt, dann ein paar Jahre auch 
als Leiharbeiter viel Praxis gesammelt - Europaweit.
Dann E-Technik studiert.

Aus meiner Sicht heute würde ich sagen - es ist am besten, wenn man 
beides kann.

Die Praxis sieht durchaus so aus, das man auf irgendwelchen Baustellen 
Überstunden schiebt und in Hotels wohnt (kann ich ein Lied von singen).
Das ist anfangs interessant und irgendwann einfach nur langweilig.

Die Theorie ist nicht langweilig, da man "neues" erschaffen kann.

Wenn ich meine heutige Arbeitssituation (5 min zu Fuß zum Büro, flexible 
Arbeitzzeit, Abteilungsleiter)  vergleiche mit der Zeit der Praxis - wo 
Andere dir sagen was du machen sollst und man im Monat 1000 km (wenn 
auch im modersten Mercedes) sitzt - ich würde nicht mehr tauschen 
wollen.

Aber das ist eine Frage der Zeit in der du gerade bist.

Gedankenexperiment: Du bist nach 10 Jahren der super Praktiker und 
machst deine Sache gut. Dann bist du irgendwann (sagen wir mal 30) und 
triffst "Theoretiker" die 5 Jahre jünger sind als du und im Gespräch so, 
ist das auch kein großes Problem...aber der ist dann dein Vorgesetzter 
und hat wenig Ahnung von der Praxis und so wird es vorkommen, das du 
Freitag das abreißt, was Montag noch richtig wichtig war.

Ich habe gesehen wie Leute, richtig gute Praktiker mit 50 von 25jährigen 
"studierten" abgekanzelt wurden.  Sie arbeiten dann mal am WE und es ist 
mir doch egal, ob sie andere Pläne hatten. Ja, das war mein Fehler, aber 
ich bin am Wochenende im Urlaub - aber wenn ich Montag wieder da bin, 
ist das bitte fertig - (ach wenn ich dann Di der Meinung bin, das alles 
anders gemacht werden muss - ist das dann Ihre Arbeit)
(Das ist schwerer Toback)

Die Frage die sich stellt ist die, ob man das Zeug dazu hat, selbst die 
Dinge zu lenken. Und wenn du lenkst ist es automatisch so, das man kaum 
noch was praktisches macht - dafür ist man dan viel zu teuer.

Für diese Entscheidung hast du aber noch genug Zeit.
Für ein technisches Studium egal ob UNI oder FH reicht Mathe 2 + Fleiß.

Mich würde es aber (mal deutsch gesagt) ankotzen, wenn mir irgendwelche 
Dummbeutel sagen was ich zu tun habe, nur weil sie studiert haben und 
ich nicht - UND ich es besser wüsste.

von Jimbo (Gast)


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@Florian

Mach eine Ausbildung im Bereich Elektronik oder was dir sonst liegt, und 
werde glücklich. Eine Berufsausbildung hat den Vorteil, dass du viel 
"mit den Händen" machst, also Praxis. Die Bezahlung ist auch nicht 
schlecht und nach 8 Stunden kannst du den Hammer fallen lassen, falls du 
doch mal Überstunden machen musst, wirst du dafür angemessen entlohnt.

Überlege dir gut ob und was du studieren möchtest. Die Zeiten als 
Ingenieur sind schlechter geworden. Hier in Deutschland erfährt der 
Ingenieur immer häufiger nicht mehr die Wehrtschätzung die er verdient.

von Eva Wolf (Gast)


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Florian Eberl schrieb:
> Das will ich auf gar keinen
> Fall werden, da mich zwar die Praxis sehr fasziniert, die Theorie aber
> weniger.Also wäre es optimal wenn 70% Praxis und 30% Theorie vorhanden
> wären . Eine einfache Ausbildung will ich auch nicht machen, da ich mir
> "höhere Ziele" gesteckt habe.

Theorie ist doch das Beste. Da du ein guter Theoretiker bist, kannst du 
dich in dein Stübchen zurückziehen, tagelang nachdenken und Lösung 
vorzaubern, die Praktiker nie verstehen werden.

von hahaha (Gast)


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Mike Hammer schrieb:
> Dann biste nämlich ein Macher mit Diplom und kein Diplomierter
> ohne blassen Dunst wie es geht.

Ja klar. Schön die Zeit verschwenden mit irgendwelchem banalen Zeugs. 
Die meisten Tätigkeiten im Bereich Handwerk sind leider heute reine 
Routine!
Für alle niveauvolleren Tätigkeiten werden heute meistens (ich sage 
bewusst nicht immer) Ingenieure eingestellt, da es davon mehr als genug 
gibt.
Ich entwickle heute als Ingenieur Schaltungen und Layouts im Bereich der 
Hochfrequenztechnik bis 6 GHz. Ich habe keinen blassen Schimmer, was mir 
da für diesen Job eine Facharbeiterausbildung (Strippen ziehen...) hätte 
nutzen sollen. Das bischen Handwerk (löten unterm Mikroskop), was man in 
der Theorie (Uni) nicht lernt, lernt man schnell beim Arbeiten in der 
Praxis.
Wo der Facharbeiter vielleicht wenn er gut ist ein Oszilloskop einsetzen 
kann, setzt der Ingenieur heutzutage einen modernen 100k Euro 
Vektornetzwerkanalysator oder einen Spektrumanalysator ein, wo der 
Elektriker mit Fragezeichen im Gesicht vorm Touchdisplay steht und sowas 
noch nie gesehen hat. Wie gesagt, eine Facharbeiterausbildung wäre für 
MICH die reinste Zeitverschwendung gewesen. Die Aufgabenbereiche sind 
einfach unterschiedlich.

von hahaha (Gast)


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Jimbo schrieb:
> Überlege dir gut ob und was du studieren möchtest. Die Zeiten als
> Ingenieur sind schlechter geworden. Hier in Deutschland erfährt der
> Ingenieur immer häufiger nicht mehr die Wehrtschätzung die er verdient.

Das ist wahr. Aber denkt mal nen Schritt weiter, der Facharbeiter ist 
leider in vielen Branchen ein Auslaufmodell. Der wird ersetzt durch 
Maschinen und verdrängt von Akademikern, die es in Hülle und Fülle gibt.
Um die paar lausigen Jobs die übrig bleiben prügeln sich auch Herscharen 
von Facharbeitern.
Im Wettbewerb um einen guten Job kann das Studium langfristig nur von 
Vorteil sein und wenn es sich finanziell nicht lohnt hat man wenigstens 
eher eine interessante Tätigkeit.
Es sei denn natürlich Du bist Sohn vom Malermeister und kannst die Firma 
übernehmen. Dann kann sich auch nen Facharbeiter lohnen.

von IGBT (Gast)


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@Jimbo

Das Gegenteil ist der Fall. Wir können in Deutschland nur noch 
Innovation verkaufen. Mit primitiver Handarbeit läuft hier kaum noch 
was, das machen die Chinesen schneller und billiger.

Daher kann ich nur zur Qualifizierung raten.

Leider ist seit der Einführung des Bachelor/Master - Systems die 
Qualität der Ausbildung für die Industrie nicht mehr nachvollziehbar.

Mann kann nur hoffen, das das wieder rückgängig gemacht wird, denn 
andersnfalls sind undere Abschlüsse hier nichts mehr Wert.

von Frank K. (fchk)


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Florian Eberl schrieb:

> werde dies auch nicht so schnell aufgeben ;-) . Ich hab mich jetzt an
> ein paar FH's informiert und denke, dass dies auch der richtige Weg ist.
> Ich würde gern nach der 12ten Klasse auf der FH studieren um
> Elektroingineur zu werden. leider höhrt man des öfteren, dass man als
> Elektroingineur ein totaler Bürohocker ist. Das will ich auf gar keinen
> Fall werden, da mich zwar die Praxis sehr fasziniert, die Theorie aber
> weniger.Also wäre es optimal wenn 70% Praxis und 30% Theorie vorhanden
> wären . Eine einfache Ausbildung will ich auch nicht machen, da ich mir
> "höhere Ziele" gesteckt habe.

Ich hab zwar an einer Uni studiert, aber sei Dir das mal gesagt:

1. Solltest Du mit Mathe irgendwelche ernsthaften Probleme haben, 
vergiss es einfach. Es kommt nicht auf die konkrete Note an, da spielen 
ja auch andere Faktoren wie Tagesform, Lehrer,... hinein, sondern ob Du 
das System dahinter verstehst und nicht einfach nur Formeln und 
Lösungswege auswendig lernst. Letzteres mag an einer Schule vielleicht 
noch funktionieren, später hingegen bist Du verraten und verkauft. Gehe 
davon aus, dass 70% eines E-Technik Studiums Mathe sind - und zwar quer 
durch alle Fächer.

Wie sagte mein erster Mathe-Prof: "Die Leute, die hiermit Probleme 
haben, sollten doch ernsthaft überlegen, Theologie zu studieren." Und er 
hatte recht.

2. Deine Bastel-Praxiserfahrung ist zwar ganz nett, wird Dir im Studium 
aber nur wenig helfen. Du kannst zumindest ein Uni-Studium (FH kenne ich 
nicht) erfolgreich beenden, ohne je einen Lötkolben in der Hand gehabt 
zu haben.

fchk

von Jimbo (Gast)


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IGBT schrieb:
> Das Gegenteil ist der Fall. Wir können in Deutschland nur noch
> Innovation verkaufen. Mit primitiver Handarbeit läuft hier kaum noch
> was, das machen die Chinesen schneller und billiger.
>
> Daher kann ich nur zur Qualifizierung raten.

Volle Zustimmung, Deutschland kann sich nur durch Innovationen in der 
Welt behaupten. Gerade deshalb sollte man in die Ingenieure investieren 
und sie nicht wie zurzeit im Trend, wie Sklaven behandeln.

Handwerk bedeutet ja nicht immer Produktion. Ich sage z.B. Wartung und 
Instandhaltung kann man nicht durch Maschinen ersetzten.

@hahaha

Ich glaube Ihr wissen über Ausbildungsberufe ist wohl stark auf 
"Strippenzieher" begrenzt.
Ich habe schon mit ein paar sehr fähigen Leuten zusammengearbeitet die 
durchaus das Zeug hätten ihr Diplom an der Universität/Hochschule zu 
machen. Damals habe ich mich gewundert wieso sie die Option nie genutzt 
haben. Heute weiß ich warum: Die Arbeit macht ihnen Spaß, die Bezahlung 
ist ok, geregelte Arbeitszeiten ohne unbezahlte Überstunden, und eine 
Maschine kann sie auch nicht ersetzen. Weiterbildung findet regelmäßig 
durch den Betrieb statt.
Wozu dann noch studieren?

von Heinz (Gast)


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Wenn dus dir leisten kannst dann geh studieren - die Arbeitslage in 
Bayern ist noch einigermaßen gut und wenn du dich gut schlägst findest 
du auch ne Stelle. Wenn du dich schon mehrere Jahre mit der Elektronik 
beschäftigst würde ich auch keine Ausblidung machen. Genieß die Zeit und 
Vorteile eines Studiums und lass dich nicht verrückt machen.

Falls du wirklich so ehrgeizig sein solltest könntest du auch ein Duales 
Studium zusammen mit einer Firma starten. Persönlich würde ich aber 
davon abraten weil es dann sehr stressig wird und man das Geld auch in 
den Ferien verdienen kann.

Falls es in deiner Nähe liegt kann ich dir Rosenheim empfehlen.

von WT (Gast)


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Hi Florian!

Du könntest in der Tat erstmal eine Lehre machen, wenn du sowieso nicht 
der "Bürotyp" bist und wenn es dir nicht langt, dann machst den Meister 
oder setzt ein Technikerstudium drauf. Wie oben schon erwähnt wurde ist 
dies auch nicht so theorielastig und ist nicht so umfangreich wie ein 
Ingenieurstudium, eben praxisnaher. Der Techniker wird gerne für 
praktischere Tätigkeiten eingesetzt aber falls es dich doch mal zu 
"Büroaufgaben" hinzieht, wärst du dafür schonmal qualifiziert dort 
hineinzukommen.
Du könntest natürlich auch ein Ingenieurstudium machen und dir hinterher 
einen Job suchen bei dem du nicht die ganze Zeit im Büro unterwegs bist.

von Paul (Gast)


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>Dann biste nämlich ein Macher mit Diplom und kein Diplomierter
>ohne blassen Dunst wie es geht.

Keine Verallgemeinerungen bitte. Es gibt auch Facharbeiter ohne blassen 
Dunst.

Wenn Du schon gebastelt hast und das auf einem etwas höheren Level, hast 
Du mehr selbständiges Arbeiten gelernt, als es in den meisten 
Berufsschulen "geduldet" wird. Deine Bastelkarriere ist für ein 
Ingenieurstudium sicherlich die wertvollere Praxis, als nach Anleitung 
anderer zu arbeiten.

Mit anderen Worten würde ich Dir gleich zu Studium raten. Die 
Arbeitslosenzahlen von Akademikern liegen um 3% (inkl Geistis) (Quelle 
Arbeitsagentur). Der Facharbeiter leigt bei 8-10%. Das sagt viel. Als 
höher Gebildeter kannst Du später immer noch eine Arbeit für weniger 
Qualifiezierte annehmen. Umgekehrt wird das kaum möglich sein. Ich würde 
an Deiner Stelle Deine Jugend nutzen und den Dir höchst möglichen 
Bildungsabschluß anstreben. Im Alter noch mal nachzulegen ist ungleich 
schwerer.

Aber von einer Vorstellung solltest Du Dich gleich verabschieden. Am 
Studium zu Ingenieur ist nichts praktisch, weder an der FH noch der Uni. 
Das Grundstudium besteht zum größten Teil aus Mathe und Physik oder 
Fächern mit Mathe und Physik. Setz Dich am besten mal in eine Vorlesung 
an der FH oder Uni rein. Das merkt kein Mensch und Du hast einen 
Überblick, ob es das ist, was Du willst.

von Klaus (Gast)


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Vor allem bist Du als Ingenieur nicht ausschließlich auf Entwicklung und 
Produktion beschränkt. Im Einkauf, Vertrieb oder Controlling sind Ings. 
auch sehr gerne gesehen. Es arbeiten nicht ohne Grund die Hälfte aller 
Ings. in "nicht-ing" Bereichen. Kannst ja mal bei Stepstone.de nach 
"Ingenieur" suchen. Reine Entwicklertätigkeiten sind dort eher in der 
Unterzahl. Der Trend gefällt nicht jedem (hier wird z.B. ziemlich viel 
rumgeheult). Ich persönlich finde es allerdings sehr spannend.

Als Facharbeiter wärest Du wesentlich eingeschränkter. Sicherlich auch 
ein Grund für die geringere Arbeitslosigkeit unter Ingenieuren.

von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


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Es gibt nicht 'den' Elektroinschinör. Du kannst mit 
Diplom/Master/Bachelor in einer Entwicklertruppe, in der Planung oder im 
Sales arbeiten. Je eher du die Weichen stellst und dein Studium danach 
planst steigt die Chance auf einen ordentlichen Arbeitsplatz. Und ja, 
ohne Mathe läuft nix.

Ein Job als Facharbeiter ist aber auch nicht zu verachten. Wenn man 
zwischen den ganzen Flachzangen herausragt kann man ebenfalls viel 
machen. Nur ist die Ausbildung auf erhöhtes Hauptiniveau ausgerichtet, 
da kann Mann sich durchaus mal langweilen. Als Weiterbildung den 
Meister, dann macht man seine eigene Klitsche auf. Der Tech ist da 'ne 
Sackgasse.

von Florian Eberl (Gast)


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Hi,

erstmal danke an euch alle. Man sieht ganz schön wie sich die Meinungen 
streuen ;-). Ich schwenke, wenn ich studieren will, zwischen München und 
Rosenheim. Rosenheim ist besser ereichbar, aber München hat auch einige 
Vorzüge, wie z.b die Zusammenarbeit mit einigen grossen Firmen. Ich hab 
vor kurzem, aufgrund eines Praktikums das Angebot auf ein duales Studium 
bei einer grossen Eisenbahnfirma ( :-) ihr wisst schon :-) ) bekommen. 
Trotz allem muss ich sagen, dass dies mir eventuell zu stressig wird. 
Ich kann aufgrund meines Lerntyps nur sehr langsam Theorie aufnehmen und 
muss daher um einiges mehr als andere dafür lernen. Mathe hab ich in der 
vor FOS-Zeit nie verstanden, habe dies aber in meiner Zeit jetzt auf der 
Fos aufgeholt und verstehe jetzt auch die Hintergründe. Manche Themen in 
Mathe (z.B: Algebra) find ich interessant, andere aber wiederum nicht.

Das mit dem Techniker scheint auch sehr umstritten zu sein^^. Eine 
Ausbildung zu machen und dann Meister zu werden finde ich persönlich 
nicht so gut.

Kann man als Ingineur wirklich auch "verlangen" auf praktischem Gebiet 
zu arbeiten oder wird man als Ingineur nur als "Hirn für die Arbeiter " 
(das ist jetzt zwar ein bisschen blöd gesagt, da ich einige Elektriker 
kenne, die mehr Grips haben als mancher "Spezialist" je haben wird, dies 
habe ich  aber ind den letzten Posts so rausgehört) das die Theorie 
macht eingestellt? Ich muss sagen, dass das alles schon ziemlich 
kompliziert ist.
Eine weitere Sache über die ich ständig nachdenke ist, was passieren 
würde wenn mir die ganze Eelektronik nicht mehr zusagt. Das ist dann auf 
gut deutsch Kacke, wenn das passieren würde. Aber ich denke, dass man in 
der Elektrobranche mehr Abwechslung hat als in vielen anderen Branchen.

Mfg,
Florian

von Mine Fields (Gast)


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Florian Eberl schrieb:
> Kann man als Ingineur wirklich auch "verlangen" auf praktischem Gebiet
> zu arbeiten

Das kannst du probieren aber das wird deine Chancen, einen Job zu 
finden, extrem einschränken.

Florian Eberl schrieb:
> Eine weitere Sache über die ich ständig nachdenke ist, was passieren
> würde wenn mir die ganze Eelektronik nicht mehr zusagt. Das ist dann auf
> gut deutsch Kacke, wenn das passieren würde. Aber ich denke, dass man in
> der Elektrobranche mehr Abwechslung hat als in vielen anderen Branchen.

Die wenigsten Elektroingenieure arbeiten später direkt mit Elektronik.

von generalmotors (Gast)


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@Florian

Wenn du wirklich so viel wert auf Praxis legst, wieso suchst du dir 
nicht einen interessanten Ausbildungsplatz?
Nach deiner Ausbildung kannst du dich immer noch entscheiden, ob die 
Arbeit dir Spaß macht oder du lieber noch ein Studium oben drauf setzt.

von Florian Eberl (Gast)


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Hi,

darüber hab ich auch schon nachgedacht. Habe aber den Verdacht, dass ich 
danach 90% von den vorhergegangenen Schuljahren vergesse und dann nach 
der Ausbildung nicht mehr weiterstudieren will. In anderen Worten: Wenn 
ich einmal die Luft der Freiheit rieche, dann will ich nicht wieder in 
Gefangenschaft leben ;-)

von IGBT (Gast)


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Je kleiner die Firma desto mehr Praxis muss auch der Ingenieur 'machen' 
- so ein kleines 10 Personen UNI-Startup z.B. - kann ich als Einstieg 
nur empfehlen.

Mit dem was man studieren sollte ist es wie ein Glücksspiel, weil man 
das erst hinterher weis.

Ich hab mal auf einem Lehrgang zum Projektleiter einen Chemiker 
getroffen der mir viele interessante Dinge erzählt hat, so das ich zu 
ihm sagte: Ich wünschte ich hätte Chemie studiert und er sagte 
daraufhin: Und ich wünschte ich hätte E-Technik studiert.

Wenn man sich für sehr viel interessiert sollte man das studieren was 
Spaß macht, also einem direkt liegt.

Die meisten sind bei und an der Mathematik gescheitert.
Hat man damit kein Problem und nicht gerade ein Gedächnis wie ein Sieb, 
was dann Biologie ausschließt - kann man eigentlich alles studieren.

E-Technik ist sicher eine der schwersten Richtungen, weil sich viele 
nicht wirklich vorstellen können wie ein Schaltung funktioniert - selbst 
wenn sie die Mathematik mühelos verstehen.
Die ganze Theorie der E-Technik kann man mühelos auf ein A4-Blatt 
schreiben. Aber um daraus die ganzen möglichen Anwendungen selbst 
abzuleiten, muss man Mathematik mehr lieben als seine Frau...

von Florian *. (haribohunter)


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Hallo Florian,

Hab mittlerweile zigtausende Meilen bei verschiedensten Airlines
(Soviel zu hoeheren Zielen und Stubenhockertum).
Dazu ein Nervenzucken im linken Auge und zwo offene Zehen am rechten 
Fuss (verdammter Stress).
Trotzdem kein Klagen von mir, ich will nichts anderes machen und mein 
Etechnikstudium war die beste Zeit die ich hatte. (Schau mal nach 
'Duales Studium' - Vieleicht ist das auch was fuer Dich. )

Mach es, und dann steig voll aufs Gaspedal.
Gute Ingenieure gibts immer zu Wenige.

Gruss,
     Florian

von Klaus (Gast)


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IGBT schrieb:
> Aber um daraus die ganzen möglichen Anwendungen selbst
> abzuleiten, muss man Mathematik mehr lieben als seine Frau...

Das zumindest ist nicht schwer, denn die eigene Frau und die Kinder 
lenken schließlich nur von den wesentlichen Dingen im Leben ab :-)

von Klaus (Gast)


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Klaus schrieb:
> Das zumindest ist nicht schwer, denn die eigene Frau und die Kinder
> lenken schließlich nur von den wesentlichen Dingen im Leben ab :-)

http://www.youtube.com/watch?v=P9dpTTpjymE

;-)

von generalmotors (Gast)


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Florian Eberl schrieb:
> darüber hab ich auch schon nachgedacht. Habe aber den Verdacht, dass ich
> danach 90% von den vorhergegangenen Schuljahren vergesse und dann nach
> der Ausbildung nicht mehr weiterstudieren will. In anderen Worten: Wenn
> ich einmal die Luft der Freiheit rieche, dann will ich nicht wieder in
> Gefangenschaft leben ;-)

Das wird sich zeigen, wenn später die Arbeit für dich der letzte Schei** 
sein sollte, dürfte die Entscheidung ein Studium zu beginnen relativ 
leicht fallen. ;-)

von Florian Eberl (Gast)


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Hi

grins wer sagt, dass es so ist. Ich mach grade bei einem sehr grossen 
Schulprojekt mit, in dem ich ein Messsystem auf Basis eines Avrs 
entwickle. Ich kann euch sagen, dass ich bis auf das blöde bascom 
lernen, jede Sekunde praktische Arbeit, sowohl daheim als auch in 
versch. Firmen und in der Schule mehr als genossen hab ;-). Auch div. 
Praktika haben mich von meiner praktischen Veranlagung überzeugt. ich 
bin zwar in der Schule nicht schlecht (Halbjahresschnitt 1,7) aber 
trotzdem "kotzt" mich jede Form von Theorie an. Wir haben auch einen 
"Unterricht" bei Elektromeistern o. Ingineuren statt dem ursprüngl. 
Praktikum der FOS und ich hab mich bisjetzt auf jeden Tag gefreut. Ich 
denke, dass mich das Praktik-Burnout Syndrom ned so schnell erreichen 
kann :-). Nichts destso trotz werd ich mal schauen ob ich mir das 
studieren ned doch antuh. Ich bin nicht der Fan davon, dass mir 
andauernd gesagt wird was genau zu tun ist. In anderen Worten: Ein 
bisschen Spielraum für eigene Gedanken brauch ich schon, aber ein 
bisschen Lenkung oft auch ;-). Also wär ich in diesem Fall als Ingineur 
eigentlich besser dran, da ich ja auch selber was entwickeln/ausarbeiten 
sollte.

Mfg,
Flo

von IGBT (Gast)


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@Klaus

Witziges Video - aber das hat mit moderner Mathematik nur wenig gemein.

Papier und Taschenrechner war Gestern (man denke nur an das 
Minuszeichen, welches man gern verschluckt...). Heute kann man mit 
moderner Software mühelos die eigenen Modelle mal eben in der 
Mitagspause auf ihre Funktion testen, indem man gigantische Datenmengen 
durchrechnet - die Statistik purzelt dann automatisch heraus - man muss 
es nur einmal programmieren.

Zugegeben, ich betrachte Mathematik wie Euler - Beweise interessieren 
mich überhaupt nicht - beweisen kann, wer Spass daran hat.

Zitat des genialsten Mathematikers aller Zeiten - Gauß: "Wir sind alle 
Eulers Schüler"

von Heinz (Gast)


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Nochmal wegen Studienort: Ich persönlich habe mir damals auch überlegt 
nach München (FH) zu gehen aber hab mich dann damals für Rosenheim 
entschieden. Die Professoren geben sich große Mühe und die Studentenzahl 
ist überschaubar - es gibt also persönlichen Kontakt zum Professor und 
der kennt auch die meisten Namen. Die Firmenkontakte sind auch nicht 
schlecht und die Ausbildung gut - es liegt ja auch immer an einem selbst 
wie viel man mitnehmen will.

Du kannst dich also entscheiden ob du morgens mit der U-Bahn oder dem 
Rad unterwegs bist, ob du mit 50 oder 500+ Leuten in nem Raum sitzt. Die 
Miete sollte man auch nicht vergessen. Ich würd mich wieder so 
entscheiden.

Du kannst dich natürlich (auch in München) einfach mal in eine Vorlesung 
setzen und dir das Umfeld anschauen. Im Übrigen haben die in München 
schon so viele Studenten dass sie überlegen welche "auszulagern".

Solltest du Fragen haben steh ich gerne zur Verfügung.

von Mine Fields (Gast)


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Florian Eberl schrieb:
> aber trotzdem "kotzt" mich jede Form von Theorie an

Puh, und dann willst du studieren gehen?

Auch wenn es hier schon ein paarmal gesagt wurde: Ein Studium ist 
Theorie pur und hat erst einmal absolut gar nichts mit Schaltungen 
entwickeln zu tun.

von Florian Eberl (Gast)


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Hi,

genau in dem Zwiespalt stecke ich. entweder ich quäl mich durchs studium 
oder ich mach gleich ne Ausbildung. Leider siehts zurzeit als Ingeineur 
um einiges rosiger aus...

Mfg,
Flo

von Stefan (Gast)


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>@Klaus
>Witziges Video - aber das hat mit moderner Mathematik nur wenig gemein.
Bei dem Video würde ich fast vermuten, das es eine Schleichwerbung für 
den Taschenrechner ist ( und zwar von TI im Auftrag produziert ).

von Stefan (Gast)


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>Leider siehts zurzeit als Ingeineur
>um einiges rosiger aus...

In wie fern? Woher hast Du die Information, dass es für Ingenieure rosig 
aussieht?

von Axel (Gast)


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Stefan schrieb:
> Woher hast Du die Information, dass es für Ingenieure rosig
> aussieht?

Wahrscheinlich ist er der Medien- und Lobbyisten-Propaganda-Maschinerie 
auf den Leim gegangen... Für Ingenieure sieht's nämlich gar nicht rosig 
aus, im Gegenteil - es wird immer mehr ins billige Ausland verlagert.

Gerade Absolventen tun sich häufig schwer, einen Einstieg ins 
Berufsleben zu finden, weil sie natürlich noch keine Berufserfahrung 
vorweisen können. Man sollte sich also heutzutage schon sehr sorgfältig 
überlegen, was und ob man überhaupt studieren sollte! In vielen Fällen 
wird es sich nämlich - zumindest finanziell - nicht rechnen.

von Wilhelm (Gast)


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Axel schrieb:

>Wahrscheinlich ist er der Medien- und Lobbyisten-Propaganda-
>Maschinerie auf den Leim gegangen... Für Ingenieure sieht's
>nämlich gar nicht rosig aus, im Gegenteil - es wird immer
>mehr ins billige Ausland verlagert.

Zur Zeit wird ja wieder verstärkt angeführt, daß die Arbeitslosigkeit 
unter Ingenieuren nur 3 Prozent betrage, also da quasi Vollbeschäftigung 
herrsche. Das passt auch noch exakt zur Lobbyisten-Propaganda. Wie diese 
Statistik wohl (schön-)gerechnet ist, entzieht sich zum Teil meiner 
Kenntnis. Nun ja, der Teil oberhalb der 3 Prozent befindet sich in 
Maßnahmen der A-Agentur, der andere Teil wohl irgendwo im 
Niedriglohnsektor, 2. Arbeitsmarkt, oder in Umschulungen, und manche 
sind einfach abgehakt bzw. abgehängt, oder aus den Hartz-4-System 
rausgeflogen.

von High Performer (Gast)


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>genau in dem Zwiespalt stecke ich. entweder ich quäl mich durchs studium
>oder ich mach gleich ne Ausbildung. Leider siehts zurzeit als Ingeineur
>um einiges rosiger aus...

Das ist Unfug! Genau das Gegenteil ist der Fall! Sag mal, hast Du die 
dramatische Entwicklung auf dem Ingenieursarbeitsmarkt noch nicht 
mitbekommen? Aus manchen Semestern wandern bis zu 90% der Absolventen 
direkt in die Arbeitslosigkeit. Die Firmen bauen in Deutschland massiv 
Ingenieursstellen ab und verlagern diese ins Ausland. Ab 2011 werden 
Massen von extrem billigen Ingenieuren aus dem europäischen Ausland nach 
Deutschland strömen. Ich würde diese Aussichten nicht unbedingt als 
rosig bezeichnen!
Als Auszubildender hast Du eine reelle Chance, nach der Ausbildung vom 
Betrieb übernommen zu werden. Für Ingenieure ist der Berufseinstieg 
heute und in Zukunft um ein Vielfaches unsicherer. Wer heutzutage in 
Deutschland ein ingenieurwissenschaftliches Studium beginnt, geht ein 
extrem hohes Risiko des späteren sozialen Abstiegs ein - mit allen 
Konsequenzen!

von Uwe (Gast)


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Wilhelm schrieb:
> Zur Zeit wird ja wieder verstärkt angeführt, daß die Arbeitslosigkeit
> unter Ingenieuren nur 3 Prozent betrage, also da quasi Vollbeschäftigung
> herrsche.

Ich frage mich, wer denn so ein "Ingenieur" im Arbeitsmarktbegriff ist?
Ist das einer der diesen Abschluss hat, oder einer der sich auch als 
Solcher bewirbt? Man kann ja seinen Abschluss verschweigen, und dann 
gilt man nicht als Ingenieur? So wie ich die Statistiktricks kenne, 
gelten diejenigen, die überhaupt keine Chance mehr haben als Ingenieur 
unter zu kommen, auch nicht als Ingenieur. Es gelten ja auch keine 
Unvermittelbare (Ältere,Kranke,Behinderte,ABM) als arbeitslos.

Insofern kann ich mir vorstellen, dass es arbeitslose Ingenieure von den 
statistischen Ausschlussbedingungen per sé nicht geben kann.

von Mine Fields (Gast)


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High Performer schrieb:
> Das ist Unfug! Genau das Gegenteil ist der Fall! Sag mal, hast Du die
> dramatische Entwicklung auf dem Ingenieursarbeitsmarkt noch nicht
> mitbekommen?

Kann jemand mal dafür endlich mal wirklich belastbare Quellen nennen? Es 
ist immer ziemlich müßig da immer wieder über ein paar traurige 
Einzelfälle zu diskutieren.

von High Performer (Gast)


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>Kann jemand mal dafür endlich mal wirklich belastbare Quellen nennen? Es
>ist immer ziemlich müßig da immer wieder über ein paar traurige
>Einzelfälle zu diskutieren.

Werfe doch bitte selbst mal google an. Das sind keine Einzelfälle, 
sondern leider bittere Realität!

Allein die erst vor Kurzem veröffentlichte Statistik, nach der ca. 50% 
der Ingenieure in fachfremden Berufen arbeiten, sollte auch bei Dir die 
Alarmglocken klingeln lassen. Dass Siemens tausende von Stellen 
streicht, spricht auch Bände. Wie gesagt, werfe doch einfach mal google 
an. Dann werden auch Deine Zweifel endgültig ausgeräumt sein. Es haben 
ja auch hier in den diversen Threads schon einige Leute ihre 
Erfahrungsberichte abgegeben.

von Klaus (Gast)


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Stefan L. schrieb:
> Kann jemand mal dafür endlich mal wirklich belastbare Quellen nennen? Es
> ist immer ziemlich müßig da immer wieder über ein paar traurige
> Einzelfälle zu diskutieren.

Wenn es einen echten Mangel gäbe, dann müssten die Firmen doch jeden, 
aber wirklich jeden noch so schlechten Ingenieur mit rotem Teppich 
empfangen. 50k€/a, Dienstwagen und persönlicher Assistentin.
So ist die Logik hier.

von Wilhelm (Gast)


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Uwe schrieb:

>Insofern kann ich mir vorstellen, dass es arbeitslose
>Ingenieure von den statistischen Ausschlussbedingungen
>per sé nicht geben kann.

Na denn! Das klingt ja sonst nach Wiederaufbau nach dem WW2 und 
Vollbeschäftigung wie in den 1960-ern. Das es heute nicht so ist, dürfte 
allen klar sein.

von WT (Gast)


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"Wenn es einen echten Mangel gäbe, dann müssten die Firmen doch jeden,
aber wirklich jeden noch so schlechten Ingenieur mit rotem Teppich
empfangen. 50k€/a, Dienstwagen und persönlicher Assistentin.
So ist die Logik hier."

Es wird ja nicht jeder schlechte Ingenieur gesucht...
...meist sollten auch spezifische Kenntnisse und Erfahrungen vorhanden 
sein...

von Mine Fields (Gast)


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High Performer schrieb:
> Allein die erst vor Kurzem veröffentlichte Statistik, nach der ca. 50%
> der Ingenieure in fachfremden Berufen arbeiten, sollte auch bei Dir die
> Alarmglocken klingeln lassen.

Von der Statistik habe ich schon gehört. Aber hier im Forum wird doch 
die Annahme getroffen, dass diese 50% Würstchen grillen. In der Realität 
wird es wohl eher so aussehen:

- Management
- Marketing und Vertrieb
- Fachfremde Selbstständigkeit (und damit mein ich jetzt nicht den 
Kioskbesitzer)
- Softwareentwicklung
- Netzwerk/SAP-Administration
- Rechtsabteilung/Patente
- Irgendwelche Analysejobs bei Versicherungen und Banken
- Lehrer

Alles also Berufe, die gehaltsmäßig nicht viel minderwertiger, in den 
meisten Fällen sogar höherwertiger sind als der übliche 
Entwicklungs-/Applikations-/Produktionsingenieur.

So etwas wird sicherlich in dieser Statistik aufgeschlüsselt sein. 
Verfügt jemand über den Volltext der Studie?

Von dem ganzen müsste man noch die Leute abziehen, die eh nicht zum 
Ingenieur taugen und sich eben irgendwie durch das Studium gemogelt 
haben. Und die Leute, die freiwillig den Ingenieursberuf aufgegeben 
haben (in einer guten Studie sollte auch das erfasst sein).

Interessant ist die Zahl, die dann noch da steht.

von Hans M. (bauzi)


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Stefan L. schrieb:
> Von der Statistik habe ich schon gehört. Aber hier im Forum wird doch
> die Annahme getroffen, dass diese 50% Würstchen grillen. In der Realität
> wird es wohl eher so aussehen:
>
> - Management
> - Marketing und Vertrieb
> - Fachfremde Selbstständigkeit (und damit mein ich jetzt nicht den
> Kioskbesitzer)
> - Softwareentwicklung
> - Netzwerk/SAP-Administration
> - Rechtsabteilung/Patente
> - Irgendwelche Analysejobs bei Versicherungen und Banken
> - Lehrer
und...
 - "Sachbearbeiter" im Büro (Telefon & Excel)

von Gästchen (Gast)


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Florian Eberl schrieb:
> aber
> trotzdem "kotzt" mich jede Form von Theorie an.

Wie willst du über Studieren überhaupt nachdenken?
Schon in FH wirst du Theorien um die Ohren bekommen die sehr schwer 
vorstellbar d.h. sehr abstrakt sind. Uni ist für FH-Leute sehr schwer 
verdaulich und manchmal nicht machbar.
Lass es besser... Später macht dir die Arbeit dann noch keinen Spaß. 
Zudem verdienst du als Elektroingenieur heute nicht so toll.

von WT (Gast)


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"aber trotzdem "kotzt" mich jede Form von Theorie an."

Dann solltest du über eine Lehre nachdenken.

von Paul (Gast)


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>Zur Zeit wird ja wieder verstärkt angeführt, daß die Arbeitslosigkeit
>unter Ingenieuren nur 3 Prozent betrage,

Da wurde was mißverstanden. Die Arbeitsagenturquelle gibt 3% 
Arbeitslosigkeit für alle Akademiker an, nicht allein für Ingenieure.

Beim Facharbeiter reden sie von 8-10% Arbeitslosigkeit.

Bei der fachfremden Beschäftigung sollte man auch beachten, wie viele 
dieser Leute trotz Ing.-Abschluß überhaupt fähig wären, in der 
Entwicklung zu arbeiten. Vergessen sollte man auch nicht, daß auch in 
anderen Berufsständen fachfremd gearbeitet wird. Viele Ärzte arbeiten in 
der Pharmaindustie oder bei Krankenkassen. Physiker/Mathematiker bei 
Banken. BWLer als Assistenten der Geschäftsführung oder Koordinieren den 
Warenverkehr vom Bettenlager.

Ergo.: Sicher sieht es nicht rosig aus, aber die Frage nach der 
Alternative ist ebenso mies.

von Paul (Gast)


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@WT:

>>"aber trotzdem "kotzt" mich jede Form von Theorie an."

>Dann solltest du über eine Lehre nachdenken.

Wie paßt diese Aussage von Dir damit zusammen, daß Du in einem anderen 
Thread die Berufsausbildung und -erfahrung mit einem Hochschulstudium 
(Theorie) verrechnen willst? Also sind die Leistungen doch nicht gleich.

von WT (Gast)


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"Wie paßt diese Aussage von Dir damit zusammen, daß Du in einem anderen
Thread die Berufsausbildung und -erfahrung mit einem Hochschulstudium
(Theorie) verrechnen willst? Also sind die Leistungen doch nicht gleich"

Was ist das denn für eine Schlussfolgerung?
Denk bitte erst nach bevor du sowas sinnloses schreibst.

von Zocker_01 (Gast)


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> Von der Statistik habe ich schon gehört. Aber hier im Forum wird doch
> die Annahme getroffen, dass diese 50% Würstchen grillen.

Ein Freund von mir färt im Sommer einen Porsche Carrera und im Winter
einen 420 er Benz . Der hat ne Würstchenbude !

Konnte nicht richtig lesen und schreiben , konnte aber gute Würstchen
machen . Hat sich jemanden eingestellt ders kann , die Dame hat er 
geheiratet , da bleibt das Geld in der Familie .

Wer hat es denn jetzt intelligenter gelöst , der Wüestchenbudenbesitzer 
mit
15 Angestellten oder der Dr.phil. mit einer Professur für angewandte 
Ästhetik der von der Stütze lebt ?

von Thomas (Gast)


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Wer hauptsächlich praktisch arbeiten will, sollte eine Lehre und 
anschliessend den Meister machen.

von Wilhelm F. (Gast)


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Zocker_01 schrieb:

>Wer hat es denn jetzt intelligenter gelöst , der
>Wüestchenbudenbesitzer mit 15 Angestellten oder der
>Dr.phil. mit einer Professur für angewandte
>Ästhetik der von der Stütze lebt ?

Stimmt. Wir lassen uns schon viel zu lange erzählen, daß ausschließlich 
gute Bildung auch ein gutes Auskommen und Zukunft bedeutet. Um jetzt 
denen zuvor zu kommen, die gerne behaupten, ein schlechter Ing. bekommt 
eben nichts: Genau. Unter 300 Bewerbungen können 299 wieder nach Hause 
gehen. Und Dienstleister, füllen nur ihre Datenbanken, für den Fall des 
Falles.

Ich selbst, bin solchen Märchen auch voll aufgesessen. Im Endeffekt, ist 
man nur Auswahlvieh für die Industrie, was unter Umständen aber nie 
ausgewählt wird.

Ne gute Würstchenbude bedingt aber auch mehrerer positiver Faktoren: Man 
muß zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, den richtigen Riecher 
haben, und auch noch die richtig gute Ware. Das gelingt unter denen, die 
nicht bis 3 zählen können, aber auch nur sehr wenigen. Die meisten gehen 
schnell wieder unter. Da fehlt es an irgendwelchen sonstigen 
Kenntnissen.

Ne richtig gute Bude auf dem Land, wirklich ne kleine Holzbude auf dem 
Dorf mit 300 EW, wo ich gelegentlich vorbei fahre, schloß vor einem 
Jahr, nach etwa 2 Jahren Betrieb. Vielleicht sollte ich mal den Besitzer 
aufsuchen, um ein richtig gutes professionelles Konzept zu erarbeiten... 
Könnte als Ing. doch gehen, wenn ich als HW-Entwickler nirgendwo sonst 
mehr Fuß fasse?

von Purzel H. (hacky)


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Wer sagt, dass Ingenieur ein theoretischer Beruf ist. Sowas daemliches. 
Ich musste in den letzten 20 Jahren ein paar wenige Male einen Dreisatz 
rechen. Hardware/Leiterplatten Design und Software dazu, oder PC 
Software ist gar nicht theoretisch, sondern eher was praktisches. Hin 
und wieder eine Simulation muss man aber bringen.

Mach El.Ing. Das ist schon ok. Wenn's nicht ganz das Richtige ist kann 
man immer noch mit 30 etwas anhaengen. Allenfalls Physik, BWL, MBA.

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