Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Warum stellen Firmen nonexistente Stellen auf die Homepage?


von Doktor (Gast)


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Diese Stelle hier 
http://www.shf.de/de/ueber_uns/jobs_bei_shf/entwicklungsingenieur_fuer_analoge_hochfrequenz_millimeterwellentechnik/

Existiert seit ~ 2 Jahren. Wenn man sich bewirbt bekommt man eine 
Absage, mit dem Hinweis, das die Stelle an jemand Anderen vergeben 
wurde.

Ein Bekannter hat sich dort 2 mal beworben und ein Freund von ihm 1 mal,
immer die selbe Absage "sorry wir haben die Stelle an einen Mitbewerber 
vergeben.

Seltsam, oder? Ist sowas eigentlich rechtlich zulässig? Im Endeffekt 
sammeln die mit der Methode ja Bewerberdaten...

Ist das der "händeringend" beschrieene "Ingenieurmangel"?
Sollten wir mehr ausländische Absolventen einladen, damit die deutschen 
Firmen wegen "Ingenieurmangel" keine Verluste machen

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Doktor schrieb:
> Seltsam, oder? Ist sowas eigentlich rechtlich zulässig? Im Endeffekt
> sammeln die mit der Methode ja Bewerberdaten...

Dabei geht es nicht um das Sammeln von Bewerberdaten, sondern darum, 
Wachstum zu suggerieren. Wachstum wird mit Erfolg verbunden, und kein 
Kunde möchte bei "Verlierern" einkaufen. Das ist leider einfache 
Psychologie.

Printmedien geben im Allgemeinen hohe Rabatte für Stellenanzeigen im 
Vergleich zu Werbeanzeigen. Wenn man also im Stellenmarkt einer Zeitung 
großformatige Stellenanzeigen findet, in denen das Unternehmen und 
womöglich bestimmte Produkte hochgelobt werden, wohingegen die 
eigentliche Stellenausschreibung in irgendeiner Ecke verschwindet, geht 
es um die Rabatterschleichung und den "Erfolg".

Leider bemerken viele Bewerber den eigentlichen Sinn solcher Anzeigen 
nicht und bewerben sich trotzdem. Anschließend ist das Geschrei groß, 
weil sie trotz hunderten Bewerbungen nur Absagen erhalten. Statt den 
Sinn für "gefälschte" Stellenanzeigen zu schärfen, heißt es bloß 'mal 
wieder, dass kein Arbeitgeber mehr Mitarbeiter suche.

Peinlich wird die Sache nur dann, wenn noch Stellen für längst 
geschlossene Unternehmensbereiche ausgeschrieben werden, wie es bei 
meinem früheren Arbeitgeber der Fall war.

von Panzer H. (panzer1)


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Vielleicht hat der Webdesigner gekündigt und keiner weiss, wie man die 
Stelle wieder weg bekommt... B-)

von Frederik K. (n0ll4k)


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Panzer H. schrieb:
> Vielleicht hat der Webdesigner gekündigt und keiner weiss, wie man die
> Stelle wieder weg bekommt... B-)

Klingt nach ner plausiblen Erklärung ;P

Aber generell wirds wohl so sein wie Andreas das schon dargelegt hat.

von dagger (Gast)


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Andreas Schweigstill schrieb:
> Leider bemerken viele Bewerber den eigentlichen Sinn solcher Anzeigen
> nicht und bewerben sich trotzdem. Anschließend ist das Geschrei groß,
> weil sie trotz hunderten Bewerbungen nur Absagen erhalten. Statt den
> Sinn für "gefälschte" Stellenanzeigen zu schärfen, heißt es bloß 'mal
> wieder, dass kein Arbeitgeber mehr Mitarbeiter suche.
Naja, ich bewerbe mich auch auf solche Anzeigen, aber mir ist bewusst, 
dass das in die Schublade Initiativ-Bewerbung fällt, d.h. für mich:
-Zusage        -> super
-Absage        -> schade
-keine Antwort -> es ist so wie es ist
Ich selbst hatte vor zwei Jahren so fast einen Job bekommen, habe mich 
dann aber für ein anderes Unternehmen entschieden.

Ich bin auch der Meinung, dass viele Firmen zwar nicht direkt suchen, 
falls aber einer kommt, der sehr sehr gut passt, den auch nehmen 
würden.
Das Stellenangebote auf den Internetseiten einer Firma Werbung ist 
(darum geht es hier ja wohl), kann ich nicht nachvollziehen.

von Faktenschreiber (Gast)


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Das ist schlicht billige Werbung - auch ggüb der Konkurrenz.

- Wir stellen ein , und Ihr ?
- Schaut her, was wir für ein tolles Unternehmen sind , was wir fordern
   können !
- Herumwerfen mit tollem Marketing a la kaizen und sixsigma

      und in Wirklichkeit weis die PA nru was ein Sixpack ist .....

Im weiteren dient das gegenseitige Hochschaukeln vom Profil dazu das
Märchen vom Fachkräftemangel hoch zu halten

Von der Einstellung von Fk bzw Machern soll gar nicht geredet werden,
denn typischerweise fallen genau die durch die Suchalgorithmen

von Gästchen (Gast)


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Leider funtioniert ein beträchtlicher Teil unserer Wirtschaft mit Schein 
und Betrug. Noch perverser ist diese Einstellung auf den Finanzmärkten 
zu beobachten. Würde man Betrug verbieten, würde das Geld, was für Fata 
Morgana verschleudert wurde, bei den Menschen ankommen die auch 
Werteschöpfung betreiben.

von Mike H. (-scotty-)


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Und warum ruft ihr da nicht erst mal an und holt Erkundigungen ein?
Da die Telefonnr. angegeben ist würde ich das als Wink mit dem
Zaunpfahl betrachten.

von Faktenschreiber (Gast)


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Achja nochwas , leider habe ich den Link net wo das heute stand.

Ein gewisser Hr Clement ordnet  Ingenieure als :

"austauschbares Verbrauchsmaterial" ein



Also im Sinne Fachkräfte ist diese Einstufung interessant . Da ist
scheinbar jede Putzfrau von höherer Ordnung, weil die eben mit Klopapier
rechtgut umgehen kann ....

Ansonsten muß man sich ernsthaft fragen , was diese "Elite" für eher
menschenverachtende Einstellungen hat ... Wer hat die eigentlich gewählt 
?

von Mike H. (-scotty-)


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Als der Herr Clement noch Arbeitsminister war hätte der sich
solche Sprüche nicht erlaubt. Das wäre politischer Selbstmord
gewesen. Wusste schon immer das Politiker Schauspieler sind
aber vom Wesen her üble Kapitalisten sind, nur aufs eigne
Wohl fokussiert.

von lutscher (Gast)


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Faktenschreiber schrieb:
> Ein gewisser Hr Clement ordnet  Ingenieure als :
>
> "austauschbares Verbrauchsmaterial" ein

beleg?

von Doktor (Gast)


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Panzer H. schrieb:
> Vielleicht hat der Webdesigner gekündigt und keiner weiss, wie man die
> Stelle wieder weg bekommt... B-)

Glaub ich nicht, das Datum unter der Stellenanzeige wird immer wieder 
erneuert. Was auch interessant ist, die Formulierung "nächstmöglichen 
Zeitpunkt" das klingt nach Ingenieurmangel, der aber real wohl keiner 
ist.

Ich kenne auch noch andere Firmen, die seit längerem scheinbar 
nonexistente Stellenangebote auf ihrer Webseite haben und auf 
Bewerbungen nicht antworten.

Wer weiss, wieviele Stellen noch übrig bleiben, wenn man diesen ganzen 
Zirkus wegfiltern würde. Bin mir gar nicht sicher, dass ich das wirklich 
wissen wollte. Arme Absolventen...

von Wilhelm F. (Gast)


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Meine Ex-Firma hatte auch die Jobs-Seite auf der Homepage: Bewerbungen 
wären immer sehr willkommen. Immerhin hatten sie über die Jahre kein 
konkretes Jobangebot, und wenn, kamen die spontan in die Tageszeitung, 
jedoch nie auf die Internetseite. Initiative Bewerbungen kamen mehr als 
reichlich. Intern, erlebte ich damals gelegentlich den Gang des 
Projektleiters zum Geschäftsführer, mit einer Bewerbung unter dem Arm, 
und er kam ausnahmslos immer mit herunter gezogenen Mundwinkeln zurück.

von dagger (Gast)


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Doktor schrieb:
> Ich kenne auch noch andere Firmen, die seit längerem scheinbar
> nonexistente Stellenangebote auf ihrer Webseite haben und auf
> Bewerbungen nicht antworten.
Habe auf der Embedded World mal bei Firmen wegen solcher Ausschreibungen 
nachgefragt. Die Antworten waren eher niederschmetternd, einmal kam die 
Gegenfrage:"Wie? Wir suchen neuen Mitarbeiter?"

Doktor schrieb:
> Wer weiss, wieviele Stellen noch übrig bleiben, wenn man diesen ganzen
> Zirkus wegfiltern würde. Bin mir gar nicht sicher, dass ich das wirklich
> wissen wollte. Arme Absolventen...
Naja, die meisten Stellenangebote findet man ja gar nicht. Die Welt 
dreht sich ja nicht um deren Internetauftritte, zumindest bei kleineren 
Unternehmen.

von Lexi (Gast)


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Andreas Schweigstill schrieb:
> Dabei geht es nicht um das Sammeln von Bewerberdaten, sondern darum,
> Wachstum zu suggerieren. Wachstum wird mit Erfolg verbunden, und kein
> Kunde möchte bei "Verlierern" einkaufen. Das ist leider einfache
> Psychologie.

Dann kann man hier unverblümt behaupten, dass es der SHF AG ziemlich 
schlecht gehen muss, wenn sie solche Methoden nötig hat. Man sollte man 
ein Register einführen, mit Firmen, die Stellenanzeigen länger als ein 
Jahr führen und auf deren Bewerbung ein "Die Stelle ist schon besetzt." 
erhält.

von Ländle (Gast)


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Ein weiteres Beispiel für Dummschwätzerei ist Siemens. In den beiden 
zurückliegenden Tagen wird über alle Medien posaunt, dass die Kurzarbeit 
beendet wurde und verstärkt Ingenieure und Informatiker gesucht werden 
(Handelsblatt). Gleichzeitig werden jetzt schon Ingenieure ab 45 Jahren 
gemobbt bis sie gehen. In Großraum Nürnberg werden SIS und die 
konzerninterne IT und die Entwicklungsabteilungen zerschlagen. Die 
Stellen werden nach Indien und China verlegt und sollen remote arbeiten 
und den Konzern in Europa betreuen. Ein Fall von totaler Schizophrenie. 
Man sollte Siemens die Subventionen streichen!

von STK500-Besitzer (Gast)


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Teilweise geht es bei solchen Anzeigen auch darum, bestimmten Kunden 
(Bund) vorzugaukeln, dass man Nachwuchs sucht. Eigentlich wird der aber 
nicht gebraucht, weswegen bei entsprechenden Nachfragen die Stelle 
entweder schon besetzt ist, oder kein passender Bewerber zu finden ist.
Bei einigen Websites fehlt einfach die Pflege...

von oszi40 (Gast)


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Traurig, wenn Bewerber Mühe und Geld in diese Scheinwelten investieren 
oder vom Amt befohlen bekommen sich dort zu bewerben.

Ob Firmen manchmal zu faul oder zu geizig sind, eigene Fachkräfte zu 
schulen und dann durch lang laufende Anzeigen den EINEN speziellen 
Fachmann suchen?

von STK500-Besitzer (Gast)


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oszi40 schrieb:
> Traurig, wenn Bewerber Mühe und Geld in diese Scheinwelten investieren
> oder vom Amt befohlen bekommen sich dort zu bewerben.

Bewerbungen in Papierform habe ich schon ewig (seit dem Studium) nicht 
mehr losgeschickt. Und seine Unterlagen auf dem Laufenden zu halten, 
gehört doch auch dazu.
Wenn man mehr als eine Stunde für eine (Standard-)Bewerbung braucht, 
dann ist das meiner Meinung nach schon zu lange. Es ist ja nur noch das 
(Standard-)Anschreiben auf die Stelle anzupassen - der Lebenslauf und 
die Zeugnisse werden sich kaum von einer Bewerbung zur nächsten ändern.

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