Forum: Offtopic Umweltinstitut München e.V.


von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Hallo,

bei uns in der Uni liegen die folgenden Flyer aus:
http://umweltinstitut.org/download/flyer/Atomluegen_Flyer_2010.pdf

Auf der Webseite:
http://umweltinstitut.org/

wirkt auf mich so, als hätte jemand alles, was man zu den Themen findet 
zusammengegooglet und nicht nachgeprüft, ob es stimmt. Dazu paar 
Reißerische Überschriften und bunte Bilder. Die Richtigkeit wird dem 
Betreiber auch solange egal sein, solange die Kunden zahlen:
http://umweltinstitut.org/radioaktivitat/allgemeines/atominfo_kampagne-768.html

Jedenfalls erwähnt Wikipedia, dass 6,5% der Gesamtenergie von Atomkraft 
käme. Ob nun 2% oder 6,5%, es ist scheinbar alles vernachlässigbar. Aber 
ein Stromnetz ist ein Komplexes System mit unvorhersehbaren Lastwechsel, 
Regelstrecken,... Und am Strom sind ca. 16% Kernenergie beteiligt. Auch 
wenn Atomkraft zu unflexibel sind, Photovoltaik ist es auch.

Einige Argumente mögen zwar stimmen (Endlager, Risiko), aber es wirkt so 
aufdringlich und übertrieben. Ob die kWh Atomstrom 2 € kostet weiß ich 
nicht...

Andererseits: "Es werden mehr Atomkraftwerke stillgelegt als neue 
gebaut."
Also wozu die Aufregung? Wozu Atomstrom nutzen um damit Flyer 
herzustellen und Internetseiten zu betreiben?

Warum können die nicht einfach mal glaubwürdig sein, Quellen angeben, 
erörtern?

von Thilo M. (Gast)


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Stefan Helmert schrieb:
> Warum können die nicht einfach mal glaubwürdig sein, Quellen angeben,
> erörtern?

Weil dort nicht das steht, was sie gerne sehen wollen. ;-)

Stefan Helmert schrieb:
> Ob die kWh Atomstrom 2 € kostet weiß ich
> nicht...

Nein, für ca. 5 Cent wird sie produziert.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Thilo M. schrieb:
> Stefan Helmert schrieb:
>> Warum können die nicht einfach mal glaubwürdig sein, Quellen angeben,
>> erörtern?
>
> Weil dort nicht das steht, was sie gerne sehen wollen. ;-)
>
> Stefan Helmert schrieb:
>> Ob die kWh Atomstrom 2 € kostet weiß ich
>> nicht...
>
> Nein, für ca. 5 Cent wird sie produziert.

nach den das unternehmen belastenden Kosten mag das stimmen. den Rest 
trägt der Steuerzahler in Form von Subventionen für die 
Atominfrastruktur.

von Thilo M. (Gast)


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Winfried J. schrieb:
> Atominfrastruktur.

Was bitte ist das?

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Da denk mal nach waas es noch alles braucht ein AKW zu betreiben und was 
der Staat alles in diesem Zusammenhang finanziert.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Oder was glaubst du warum die Atomindustrie mit dem Abschalten von AKW 
für den Fall eine Atomstomsteur droht?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Thilo M. schrieb:
> Winfried J. schrieb:
>> Atominfrastruktur.
>
> Was bitte ist das?

Zum Bleistift die Tausenden Polizisten, die man immer wieder braucht,
um den Abfall möglichst weit weg von den Kraftwerken zu räumen...

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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>Da denk mal nach waas es noch alles braucht ein AKW zu betreiben und was
>der Staat alles in diesem Zusammenhang finanziert.

Und wenn man das mit anderen Kraftwerken vergleicht? (Kohle, Erdgas, 
Solar, Wind, Wasserkraft)

von Thilo M. (Gast)


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Der Staat finanziert schon seit 1989 nichts mehr an KKWs, dann ging das 
letzte in Deutschland ans Netz. Damals war die Energieversorgung noch 
staatlich, bzw. in öffentlicher Hand. In diesem Zusammenhang von 
Subventionen zu reden ist eh' fragwürdig.

Seit der privatisierung der Energieversorgung gibt es sowieso keinerlei 
eventuellen Subventionen mehr, ich wundere mich immer wieder, wie diese 
Meldungen zustande kommen. Die Erkundung und Endlagerung der Abfälle 
sind allesamt von den Betreibern bezahlt worden, ebenso sind 
Rückstellungen für den Rückbau vorhanden (Voraussetzung für eine 
Betriebsgenehmigung), das wird den Steuerzahler keinen Cent mehr kosten 
(muss sowieso der Betreiber zahlen).

Einzig für Genehmigung und Transport der Abfälle ist der Staat 
verantwortlich. Dies wurde von bekannten 'Anti-Atom-Parteien' mit voller 
Absicht so verteuert, dass es nicht mehr lukrativ werden sollte. Diese 
Kosten haben wir also nicht den Betreibern zu verdanken, der ist 
schließlich auch gewillt, die Kosten so niedrig wie möglich zu halten.

von Markus S. (markus7)


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Thilo, du solltest den Leuten hier erzählen, dass du für die 
Strahlemänner arbeitest. Mit anderen Worten du bist unglaubwürdig da 
parteiisch.

von Thilo M. (Gast)


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Markus Selter schrieb:
> Thilo, du solltest den Leuten hier erzählen, dass du für die
> Strahlemänner arbeitest. Mit anderen Worten du bist unglaubwürdig da
> parteiisch.

Achso, dass das vorausgesetzt wurde wusste ich nicht. :-/
Aber man könnte sich ja selbst mal in dieser Richtung informieren?

Im Übrigen:
Die Brennelementsteuer oder sonstige Abgaben zu verlangen ist in etwa 
das Gleiche, was die Mafia mit Luigi macht, damit er seine Pizzeria 
weiter ungestört betreiben darf. Auch grenzwertig, solche Gedanken ...

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Thilos Brötchengeber ist schon seit Längern kein Geheimnis mehr.

und was seine Ansichten zur Preisgestaltung angeht ist auch bekannt.

Fakt ist: Die der Atomintustrie enstandenen und enstehenden Kosten 
decken weder jetz noch in Zukunft den Aufwand welche der Staat in der 
Vergangenheit aufgewendet hat, noch den zu erwartendenden abdecken wird.

Die abzufedern wäre eine entsprechende Steuer erforderlich.

Was die Nebenschauplätze angeht so ist es halt so, dass Steurn und 
Subventionen vom Staat ensprechend der politischen und wirtschaftliche 
Gegebenheiten und Zielen einsetzt, was sein Job ist. Das hier die 
Lobbyisten mal ins harte Brot beißen ist ihr Job und die letzte Messe 
noch nicht gesungen.

Aber klar ist das 50 Jahre Atomstrom uns noch länger und kostspieliger 
beschäftigen werden, als 200 Jahre Steinkohleindustrie.
Die Investitionen zukünftig in erneuerbare Energiquellen zu investieren 
ist gesamtgesellschaftlich bestimmt sinnvoller als ewig auf eine 
Technologie zu setzen welche sich immer mehr als Büchse der Pandora 
erweist.

Jegliches hat seine Zeit die Atomenergie hatte die Ihre.

Jetzt kommt was Neues.


Namaste

von Thilo M. (Gast)


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Winfried J. schrieb:
> Jegliches hat seine Zeit die Atomenergie hatte die Ihre.
>
> Jetzt kommt was Neues.

Das sehe ich ganz genauso!
Nur, solange wir keinen Ersatz haben ist es absolute Dummheit, die 
bestehenden Anlagen abzustellen. Unser Konzern ist in Sachen Erneuerbare 
Energieen sehr engagiert und sieht Kernkraft als Brückentechnologie.
[Spaß]
Mit anderen Worten: warum die jetzige Freundin in die Wüste schicken, 
solange ich keine Neue habe?
[/Spaß]

von Jo O. (brause1)


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Thilo M. schrieb:
> [Spaß]
> Mit anderen Worten: warum die jetzige Freundin in die Wüste schicken,
> solange ich keine Neue habe?
> [/Spaß]

Anstand heißt das, glaub ich.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Thilo M. schrieb:
> Mit anderen Worten: warum die jetzige Freundin in die Wüste schicken,
> solange ich keine Neue habe?

Weil sie brechreizerregend stinkt und Du dicke Blasen auf der Haut 
bekommst, wenn sie sich Dir auf weniger als 10 m nähert.

von Weingut P. (weinbauer)


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Hatte neulich ne nette Unterhaltung mit nem eher
grün angehauchten Zeitgenossen ...

Sein Standpunkt:
- Windkraftwerke verschandeln die Landschaft und stören Vögel
- Solarpanele die Ortsansichten
- Geothermiekraftwerke machen Erdbeben und Dampfwolken
- Biogasanlagen vernichten potentiell Nahrungsmittel

etc.

Meine Antwort:

"Mit Atomkraft nein danke ists halt alleine nicht getan".


Was mich bei der ganzen Diskussion immer stört ist die
St. Florian denke.
Die Andern sollen Energie sparen,
die Die Anlagen können ja wo anders stehen

von Jo O. (brause1)


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Fhutdhb Ufzjjuz schrieb:
> Hatte neulich ne nette Unterhaltung mit nem eher
> grün angehauchten Zeitgenossen ...
> Sein Standpunkt:
> - Windkraftwerke verschandeln die Landschaft und stören Vögel
> - Solarpanele die Ortsansichten
> - Geothermiekraftwerke machen Erdbeben und Dampfwolken
> - Biogasanlagen vernichten potentiell Nahrungsmittel
> etc.
>
> Meine Antwort:
> "Mit Atomkraft nein danke ists halt alleine nicht getan".
>
> Was mich bei der ganzen Diskussion immer stört ist die
> St. Florian denke.
> Die Andern sollen Energie sparen,
> die Die Anlagen können ja wo anders stehen

Weil du mit einem grün angehauchten Zeitgenossen geredet hast und 
dir deswegen eine Meinung über alle Menschen gebildet hast, die was 
gegen Kernkraft sagen, soll ich jetzt diese Deine fundierte Meinung auch 
übernehmen?

Ich hoffe du hast dir bei deinem Kontakt mit dem grün angehauchten 
Zeitgenossen keine Flöhe geholt !

von Jo O. (brause1)


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edit war leider nicht mehr möglich, deswegen neuer Beitrag:

edit:
hab gerade mal gegoogelt:
http://www.bmu.de/atomenergie_ver_und_entsorgung/doc/44586.php
danach waren am 12.07.2009 :
79% der Befragten für einen Ausstieg.
32% sogar für einen schnelleren Ausstieg.

Und du kennst einen davon? Ich bin echt begeistert.

von Stevko R. (stevko)


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@Thilo M:

Vergiss es, hier in Deutschland ist es "schick" gegen Atomstrom zu sein.

Die meisten denken es wird nur Strom für die Haushalte produziert, 
jedoch der Hauptteil die Industrie, wird unter den Tisch gekehrt.
Die hat einen Spitzenverbrauch, der ist jenseits von Gut und Böse, aber 
auch der muss abgefangen werden.
Da wird nichts mit Windrädchen und Photovoltaik. Man stelle sich einmal 
einen Netzausfall vor und die Industrie will wieder ihre Anlagen 
anfahren. Ja dann müsste hier wohl Windstärke 20 herrschen und die Sonne 
sich in der Mondumlaufbahn befinden, damit die Sache funktioniert.

Natürlich gibt es noch das Verbundnetz, doch dies darf ja laut den 
militanten Grünen dann auch nur Windrädchen, Solaranlagen etc. bestehen.

In der Realität bauen die anderen Länder neue Kraftwerke (Atom- oder 
fossile Energie) und wir sind dann die Nutzniesser im Verbundnetz. 
Brauchen wir Spitzenstrom, na da nehmen wir doch den vom französischen 
AKW.

Es ist richtig, dass erneuerbare Energie als Zubrot und für 
Forschungszwecke eingesetzt wird. Hier ist bestimmt noch genügend 
Potential in der Verbesserung des Wirkungsgades. Doch gleich euphorisch 
zu werden und alle AKWs abzuschalten ist nicht die Lösung.
Auch das autarke Betreiben von EFH mittels Photovoltaik und thermischer 
Ausnutzung der Sonnenenergie findet meine volle Zustimmung. Jedoch ist 
ein nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Aber bekanntlich macht 
Kleinvieh auch Mist, also wenigstens ein guter Anfang.

Der größte Nachteil von Wind und Solar ist die fehlende Konstanz. Fällt 
der Wind aus und es gibt bewölkten Himmel, muss eine andere 
Kraftwerksart einspringen. Das sind dann meist die fossilen KW, doch die 
schnell hochzufahren kostet richtig Energie und belastet die Umwelt. 
Passiert dies noch im ständigen Wechsel, haben wir IMHO der Umwelt mehr 
Schaden zugefügt, als wir Gutes tuen wollten.

Auch die Wasserkraftwerke sind nicht das Non plus Ultra. So manchen 
Befürworter würde ich gern in einen Aal verwandeln und auf die Reise 
schicken. Wenn der durch die Turbine häckselt hört man das sehr gut.

Mit unserem jetzigen Wissenstand belasten wir, bei jeder Form von 
Energieerzeugung, mehr oder weniger die Umwelt.

Es kommt eben auf einen sinnvollen Energie-Mix an.
Und zur Zeit können wir die AKWs nicht einfach ausradieren. Irgend etwas 
leistungsstarkes und konstantes muss dann Einspringen. Dies werden 
fossile KW sein, also erhöhte CO2-Belastung.
Ja da waren doch noch die CO2-freien Kraftwerke! Also einen größeren 
Unsinn kann man nicht verzapfen. CO2 in die Erde pumpen und hoffen das 
alles für immer und ewig dicht ist? Angeblich findet man nicht mal ein 
sicheres Endlager für radioaktiven Müll, aber das CO2 ist natürlich 
sicher verstaut! Eine tektonische Verschiebung und das CO2 kommt an die 
Oberfläche. Na hoffentlich nicht in einer Großstadt.
Nagut, wenn wir dann die Leichen verfeuern haben wir wieder bissle 
Energie. ;-)

Gruß
  Stevko

Übrigens während ich hier schreibe ist es dunkel und es weht kein 
Lüftchen.
Woher kommt wohl die Energie für Computer und Licht? Also gehe ich 
lieber in Bettchen, ich Umweltsünder. Aber der Kühlschrank und 
Alu-Singen verbrauchen auch noch genügend Energie...

von Jörg S. (joerg-s)


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Markus Selter schrieb:
> Thilo, du solltest den Leuten hier erzählen, dass du für die
> Strahlemänner arbeitest. Mit anderen Worten du bist unglaubwürdig da
> parteiisch.
Wieso unglaubwürdig? Sicherlich erzählt er es halt aus "seiner Sicht", 
aber das ist bestimmt nicht unglaubwürdiger als Informationen anderer 
Leute die das ganze nur vom Hörensagen kennen.
Ich bin jedenfalls ganz froh das mit Thilo hier jemand ist der was aus 
erster Hand weiss.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Fhutdhb Ufzjjuz schrieb:

> - Windkraftwerke verschandeln die Landschaft und stören Vögel
> - Solarpanele die Ortsansichten
> - Geothermiekraftwerke machen Erdbeben und Dampfwolken
> - Biogasanlagen vernichten potentiell Nahrungsmittel

Braucht man doch alles nicht, oder?  Bei mir jedenfalls kommt der
Strom aus der Steckdose. :-)

> Die Andern sollen Energie sparen,

Langfristig werden wir nicht umhin kommen, nur noch so viel Energie
umzusetzen, wie wir auch von der Sonne bekommen können.  Andernfalls
ist es doch völlig logisch, dass die Erde immer wärmer wird.

von Weingut P. (weinbauer)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Langfristig werden wir nicht umhin kommen, nur noch so viel Energie
> umzusetzen, wie wir auch von der Sonne bekommen können.  Andernfalls
> ist es doch völlig logisch, dass die Erde immer wärmer wird.

Ich gebe Dir Recht, langfristig wird dies so sein. Ich gehe sogar noch 
nen Schritt weiter und behaupte das langfristig die Wirtschaftsleistung 
eines Landes nicht über der Energiemenge die es aus direkter oder 
indirekter Umwandlung der Solarenergie gewinnt liegen darf, da es dann 
auf Kosten der nachfolgenden Generationen oder auf Kosten anderer Länder 
wirtschaftet.
Mit der Hypothese stehe ich aber ziemlich alleine denke ich.

Im Moment bringt es nichts bei uns die Meiler stillzulegen und dafür 
dann Tschernobyl weiter laufen zu lassen und den Strom zu importieren.
Bei mir in Sichtweite ist Philippsburg und dort hab ich n besseres 
Gefühl dabei.
Gorleben und Asse bestärken aber nicht gerade das Vertrauen in unsere 
Politik die Lagerfrage jemals gelöst zu bekommen. Find's zum Erbrechen 
das hier überhaupt politische Diskussionen und keine wissenschaftlichen 
Fakten ins Feld geführt werden.

PS: Das Gespräch mit dem grünen Zeitgenossen das ich zitierte war nicht 
das Einzige in der Art und war nur exemplarisch.

von Thilo M. (Gast)


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@ Stevko R.:

Full ACK!
So wie du schreibst bist du vom Fach, zumindest aber ordentlich 
technisch informiert. Findet man selten.

Aber solche Tatsachen will in D keiner hören, die Medien haben 
schließlich die besseren Quellen. ;-)

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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@ Thilo und Stevko ,

Vor meiner Militärzeit dachte ich wie Ihr.

Je älter ich wurde um so mehr Achtung bekam ich vor dem Leben an sich
und um so mehr erkannte ich, dass Gewinnstreben und Sicherheitsdenken an 
verschiedenen Enden des Stricks zerren.

Und in dem Bewusstsein das die Leute mit dem größten Gewinnstreben den 
Laden schmeißen und mit der Zahl der gemachten Erfahrungen im Leben sank 
mein Vertrauen in die Sicherheitskultur gewinorientierter Unternehmen.
Angsichts dieser Entwicklung hat sich meine Einstellung in Sachen 
Atomenergie von Pro+++ heute zu Contra-- entwickelt. Von Werbung und 
Propaganda versuche ich mich dabei nicht beeindrucken zu lassen ich 
beschränkr mich auf dokumentierte vorfälle und persönlche Erfahrung.

Klar findet man in jeder suppe einhaar wenn mann nur lange genug darüber 
den Kopf schüttelt.

Aber in der Atomsuppe schwimmt mehr als eine Perrücke. Das schmeckt eher 
nach Haareintopf.

Sorry vielleicht schmeckt Ihrs ja nicht weil ihr den Geschmack schon 
(immer) gewöhnt seid.

;-)

von Jo O. (brause1)


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Winfried J. schrieb:
> Sorry vielleicht schmeckt Ihrs ja nicht weil ihr den Geschmack schon
> (immer) gewöhnt seid.

in Quarks und Co zum Thema Angst gabs mal den Hinweis auf eine 
Untersuchung an Bewohnern, die im Einflussbereich eines Stausees 
wohnten.
Das Ergebnis war, dass die Angst abnahm je größer die reale Gefahr war, 
dass sie bei einem Bruch der Staumauer um Leben kämen.

Die Erklärung war dann ziemlich lapidar:
Das Gehirn blendet die Gefahr einfach aus, wenn sie zu groß wird, sonst 
könnte der Mensch nicht normal weiterleben.

von Thilo M. (Gast)


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Winfried J. schrieb:
> Von Werbung und
> Propaganda versuche ich mich dabei nicht beeindrucken zu lassen ich
> beschränkr mich auf dokumentierte vorfälle und persönlche Erfahrung.

Um für Deutschland zu sprechen:
Mittlerweile arbeiten in den Anlagen und neben den Anlagen mehrere 
Generationen von Leuten. Und die sind nicht mehr und nicht weniger krank 
als Andere. Dokumentiert kann hier nichts sein, zumindest nicht 
seriös. Deine persönlichen Erfahrungen damit würden mich interessieren.
Wenn du in einem deutschen KKW mal die Maßnahmen des Strahlenschutzes 
und der Vorsichtsmaßnahmen betrachtest, dann würdest du deine Meinung 
mit Sicherheit ändern. Nimm doch einfach mal an einer Führung teil und 
informiere dich vor Ort.
Ich habe 15 Jahre Notstrom/Notspeisediesel-Betreuung und 18 Jahre 
Reaktorschutzsystem und 23 Jahre allgemeine Leittechnik hinter mir und 
weiß wovon ich spreche, glaube mir!

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Nun ich war nur 3 Jahre auf der Schaltwarte eines Öl&Gas_HKW
ich habe zu DDR-Zeiten und nach der Wende dort gearbeitet.
Ich habe im Schaltanlagenbereich  und im Leitwartenbereich eine Hohes 
Sicherheitskultur und Sicherheitsbewustsein erlebt gleichzeitig habe Ich 
von den Selben Leuten einen sträflichen Leichtsinn im Bezuaug die 
Gesundheitrelevanz im Bereich der Müllverbrennung erlebt.
Unmittelbar nach der Wende wurde der Personalbestand noch vor 
jeglicherer Modernisierung auf die Hälfte reduziert. Ich habe mir dann 
einen Anderen Job gesucht.

und nein ich vergleiche nicht Äpfel mit Birnen, Ich bin mir der 
Leveldifferenz bewusst, aber die Wirkschemata sind keine Anderen und der 
o.g.Konflikt ist immanent.
Eine Propaganda(Bären)führung ändert daran nichts.

Ich fahre wenn ich Technik bewundern will an den Kochelsee und bestaune 
das Wasserkraftwerk oder ins Montafon.


Die modernste Schaltwarte mit 3-5 facher Redundanz vermag keine 
100%Sicherheit zu generieren.

Und auch 99,99% Ausfalscherheit, was eine hohe Latte ist, garantieren 
nich 0,000% Schadensrisiko.

Achja mein bester Schulkumpel war KKW Ing. für MSR im Bereich 
Kühltechnik im KKW Greifswald bis zu dessen Rückbau.

MfG
Winne

p.S.
Spar es dir, wer einmal die Ursachen seiner Illusionen aufgedeckt hat 
ist nicht zurückzuhoen.

von Thilo M. (Gast)


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Winfried J. schrieb:
> Spar es dir, wer einmal die Ursachen seiner Illusionen aufgedeckt hat
> ist nicht zurückzuhoen.

Keine Panik, das versuche ich nicht. ;-)

Die deutsche Bevölkerung ist sich eben der Tragweite ihres Handelns auf 
diesem Gebiet in keiner Weise bewusst. Erst wenn alle KKWs 
unwiderruflich abgeschaltet sind und die kWh 4€ kostet, dann wird wieder 
ganz extrem in die andere Richtung geschrieen. Extrem halt.

Mir ist auch klar, dass diese Technologie in D keiner mehr will, also 
wird abgeschaltet, das ist Fakt. Mich hält's noch aus. :-)

P.S.: eine Öl&Gas-Klitsche mit einem KKW zu vergleichen sind tatsächlich 
Äpfel mit Birnen. ;-)

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Thilo M. schrieb:
> Erst wenn alle KKWs
> unwiderruflich abgeschaltet sind und die kWh 4€ kostet,

Wenn das aber die ehrlichen Energiekosten sind, die wir zu
bezahlen haben, ohne auf Kosten der Vergangenheit (was die Sonne
so in Fossilien eingesammelt hat) oder Zukunft (keiner will den
Müll haben, der nach 10^5 Jahren gerade mal zur Hälfte zerfallen
ist) zu leben, dann müssen wir das halt bezahlen.  Alles andere
ist Augenauswischerei, nicht mehr und nicht weniger als die, dass
in der DDR ein Brot 81 Pfennige gekostet hat, obwohl es eben in
Wirklichkeit sehr viel mehr Aufwand kostete, das zu erzeugen.

Sicher, davon wird sich einiges verschieben in diesem Lande.  Es
wird eben plötzlich gar nicht mehr lukrativ sein, "raus ins
Grüne" zu ziehen oder die Supermärkte in der billigen Pampa
anzusiedeln.  Es wird dann auch gar niemand mehr auf die Idee
kommen, dass es doch zumutbar sei, 50 km von der Arbeit entfernt
zu wohnen.  Wir werden wieder Tante-Emma-Läden um die Ecke haben.

Ist aber besser, wir gehen diesen Umbau jetzt bereits an, als wenn
erst noch eine Milliarde Chinesen und mehrere hundert Millionen
Inder ebenfalls versuchen würden, unseren derzeitigen Lebensstil
nachzuahmen.  Oder um nochmal Horst Köhler zu zitieren:

"Mobilität, so wie wir sie heute praktizieren, ist nicht zukunftsfähig. 
Jedenfalls nicht, wenn wir über die nächsten zwanzig, dreißig Jahre 
hinaus denken. Unser Planet würde es gar nicht aushalten, wenn die 
Menschen überall auf der Welt so viel im Auto durch die Gegend fahren 
würden, wie wir das hier bei uns tun. Dann bräuchten wir schon jetzt 
mehr als eine Erde. Um in Zukunft mobil zu bleiben - und auch, um die 
Mobilität von Menschen in ärmeren Ländern zu verbessern - müssen wir 
umdenken. Und zwar grundlegend."

(Rede vor dem ADAC bei der Verleihung des "Goldenen Engels".)

von Thilo M. (Gast)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Wenn das aber die ehrlichen Energiekosten sind, die wir zu
> bezahlen haben, ohne auf Kosten der Vergangenheit (was die Sonne
> so in Fossilien eingesammelt hat) oder Zukunft (keiner will den
> Müll haben, der nach 10^5 Jahren gerade mal zur Hälfte zerfallen
> ist) zu leben, dann müssen wir das halt bezahlen.

Das ist der Preis, den unsere Nachbarländer von uns verlangen, da wir im 
Verbundnetz hängen und selbst keine ausreichenden Kapazitäten mehr 
haben.

So war das gemeint. ;-)

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