Forum: Platinen LC-Display schonend auslöten


von TwiTwi (Gast)


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Hallo,
ich wollte mal fragen, was es so für Methoden gibt, empfindliche 
Bauteile von einer Platine zu entfernen, so dass Platine und Bauteil 
heil bleiben.

Ich habe hier zum Beispiel ein paar Platinen mit einem LC-Display, 
welches mit einem PVC-Sockel auf die Platine gelötet ist.
Es hat 26 Anschlusspins in 2 Reihen von 22mm Länge.
Die Pins haben also einen Abstand von etwa 2mm.

Ich habe schon versucht, die Seite mit den Lötpunkten mit einem 
Heißluftföhn zu erhitzen. Der Effeckt war ein Sockel, der sich wie 
Pizzakäse auf der Vorderseite verteilte, bevor das Lötzinn weich war. 
(Es ist übrigens kein bleifreies.)

Dann habe ich eine "Lotwurst" entlang einer Pinreihe gezogen. Aber 
während ich versuchte mit einer Hand die Platine zu halten, mit der 
anderen den Lötkolben und mit einer Pinzette im Mund das Display halb 
rauszuziehen, lief das Lötzinn zu großen Tropfen um die Lötkolbenspitze 
zusammen und der PVC-Sockel zerlief ebenfalls.

Die Platinen haben irgendeine Macke, die mit LEDs unter dem Display zu 
tun hat. Daher der ganze Aufwand.

Irgendwelche Vorschläge?

von Bernd (Gast)


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Hallo

Entlötpumpe oder Entlötlitze und vorher an alter durchkontaktierten 
Platinen üben.
Gruss Bernd

von Herbert (Gast)


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Ich habe früher vielbeinige Krabbler  und auch Vielpolige Stecker über 
unser Schwallbad gehalten und das Teil einfach herausgezogen.Diese 
Möglichkeit hat aber nicht jeder.
Wer öfter solche Arbeiten hat baue sich ein Zinnbad .Früher gabs zum 
verzinnen von Litzen in den Fertigungen so Lötkolbenähnliche Gebilde mit 
Töpfchen dran. Aber ein wenig größer müßste das aber schon sein.Wie man 
die Leiterplatte am besten eintaucht und das Teil sicher entfernt ohne 
Risiko für Leib und Leben ,darüber muß der Benutzer nochmal selbst 
sinnieren.

Mfg Herbert

von Alex H. (hoal) Benutzerseite


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Ich habe neulich auch erfahren, wie nett die kleinen vielbeinigen 
PVC-Sockel bei Heißluft ihre Form ändern können.

Für meine Anforderungen hat es dann gut funktioniert, die Platine von 
der anderen Seite zu erhitzen, so dass die Hitze durch die Platine 
zuerst die Lötstellen erreicht. Beim Basteln haben dazu ein umgedrehtes 
Bügeleisen zum Vorheizen und anschließend Heißluft gereicht. 
Funktioniert übrigens auch gut zum schonenden Entlöten vielbeiniger ICs.

Ob damit deine Platine heil bleibt, hängt natürlich auch von der 
Bestückung ab.

von Herbert (Gast)


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Nachtrag: Der Wunsch die Platine bei dieser Prozedur erhalten zu wollen 
ist schon eine sehr hohe Forderung.
Meine Meinung :Die allermeisten mit Eagle oder anderen Profi-Werkzeugen 
erstellten Layouts und gefertigten Leiterplatten sind Einwegprodukte.
Schauen toll aus ,aber wehe es geht was kaputt dann muß man für die 
kleinen Pads ,Pins und dünnen Leiterbahnen einen hohen Preis bezahlen.
Leider geht das bei vielen Sachen auch nicht anders.

Meine ganz persönlichen Leiterplatten kann man jederzeit reparieren 
wenns sein muß auch öfter.Da muß man halt bewusst großzügig sein beim 
erstellen des Layous.Viel Kupfer heißt auch viel Haftung auf dem 
Trägermaterial und damit auch eine größere Haltbarkeit beim erhitzen.
Übrigens werden bei mir defekte Bauteile an den pins mit dem 
Seitenschneider durchgekniffen und die Reste mit Pinzette und Lötkolben 
schonend entfernt.

Mfg Herbert

von TwiTwi (Gast)


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Danke für die Antworten.

Also ein Bügeleisen, welches ich "einsauen" darf, habe ich jetzt leider 
nicht, genausewenig wie Zugriff auf ein Schwallbad. Also investierte ich 
mal ein bisschen Geld in eine Entlötpumpe.
Im Gegensatz zu den ganzen SMD-Bauteilen, die bei Heißlufeinsatz alle 
abfallen, hat das Display Beine, die auf der anderen Seite angelötet 
werden. Diese Verbindungen gingen mit der Entlötpumpe ganz gut zu lösen.
Der Sockel hat sich dabei nur minimal verformt und konnte, genau wie 
Display und Platine, wiederverwendet werden. :)

von Falk B. (falk)


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@  TwiTwi (Gast)

>nicht, genausewenig wie Zugriff auf ein Schwallbad. Also investierte ich
>mal ein bisschen Geld in eine Entlötpumpe.

Bringt IMO nicht viel. Durchkontaktierungen sind fies.
Ich würde lieber einen FETTEN Lötkolben mit 150..300W und DICKER Spitze 
nehmen, ein riesigen Klecks flüssiges Lötzin auf der Stiftleiste hin und 
her ziehen, dabei das LCD abziehen. Muss man die Platine natürlich in 
eine halterung ala Schraubstock einspannen, es sei denn, man hat drei 
Arme ;-)

MfG
Falk

von Der E. (rogie)


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Ich habe da mit Entlötpumpe und Entlötlitze bisher immer gute 
Erfahrungen gemacht, auch bei Durchkontaktierungen.

von Karl H. (kbuchegg)


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Angeblich funktioniert auch eine Kanüle aus einer Spritze (wie man sie 
vom Arzt bekommt). Der Edelstahl stösst das Kupfer ab.

Lötstelle erwärmen und bei noch flüssigem Lot die Kanüle durch das Loch 
schieben (Platine aussen, Pin innerhalb der Kanüle). Voraussetzung ist 
natürlich, dass der Aussendurchmesser der Kanüle ins Loch passt und dass 
zwischen Pin und Platine noch genügend Platz ist.

die Kanüle vorher mit Schleifpapier an der Spitze stumpf machen.


Wie gesagt: angeblich. Probiert hab ichs noch nie.

von Kenny (Gast)


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Ich nehm dafür immer den Flussmittelstift und reib die Entlötlitze damit 
ein, dann zieht das alte Lötzinn sehr schnell in die Entlötlitze. Ohne 
den Stift war das Entlöten immer ein Krampf und die Kunststoffteile 
waren dann meistens schon vor dem Lötzinn flüssig.
Man muss halt dazwischen immer ein bischen warten, sonst wird der 
Kunstoff erst wieder zu heiß. Und dann halt wieder den Stift benützen 
(aber sparsam).

von Herr M. (herrmueller)


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Karl heinz Buchegger schrieb:
> Angeblich funktioniert auch eine Kanüle aus einer Spritze (wie man sie
> vom Arzt bekommt). Der Edelstahl stösst das Kupfer ab.
>
> Lötstelle erwärmen und bei noch flüssigem Lot die Kanüle durch das Loch
> schieben (Platine aussen, Pin innerhalb der Kanüle). Voraussetzung ist
> natürlich, dass der Aussendurchmesser der Kanüle ins Loch passt und dass
> zwischen Pin und Platine noch genügend Platz ist.
>
> die Kanüle vorher mit Schleifpapier an der Spitze stumpf machen.
>
>
> Wie gesagt: angeblich. Probiert hab ichs noch nie.



Das mit der Kanüle funktioniert prima. Auf den Drahtpin aufsetzen, 
heissmachen, evt. Pin mit der Kanüle senkrecht nach oben biegen und 
Kanüle mit leichtem Druck nach unten hin- und herdrehen. Ein paar 
Sekunden abkühlen lassen und wieder rausziehen. Die meisten Bauteile 
fallen mit dem letzten Pin einfach nach unten.
Kanüle gelb 0,9mm oder(und) rosa 1,2mm  Spitze mit Drehmel ect. 
Trennscheibe waagrecht abtrennen (AUGENSCHUTZ)

von TwiTwi (Gast)


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Falk Brunner schrieb:
> riesigen Klecks flüssiges Lötzin auf der Stiftleiste hin und
>
> her ziehen, dabei das LCD abziehen.

Das habe ich gemacht, aber es sind einfach zu viele Beine und außerdem 2 
Reihen. Wenn ich am Ende angekommen bin, ist der Anfang wieder fest. 
Außerdem spielt der PVC-Sockel Pizzakäse.

Wie gesagt, mit der Entlötpumpe ging es prima.

Das mit der Kanüle würde ich gern mal probieren. Kann man die in der 
Apotheke kaufen oder braucht man dafür ein Rezept?

von Herr M. (herrmueller)


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Rezept brauchst Du bestimmt nicht. Sag einfach Du bist Fixer und willst 
Dich nicht mit alten Spritzen anstecken ;-). Ansonsten gibt bei E Bay 
jede Menge Anbieter. Aber zum Testen einfach eine gelbe und rosa aus der 
Apotheke holen. Sollte 1-2 Euro kosten.

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