Forum: HF, Funk und Felder Hochqualitativer FM-Empfang (besser als Si4705?)


von Robert B. (robertb)


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Hallo!

Ich suche Tipps wo es eine möglichst integrierte Lösung für FM-Empfang 
mit RDS-Dekodierung und digitalem Ausgang gibt. Der Si4705 erfüllt diese 
Anforderungen, jedoch ist es eher für günstige/kleine/batteriebetriebene 
Geräte gedacht. Gibt es da qualitativ bessere Lösungen? Mag nicht 
glauben dass alle hochwertigen (Auto-)Radios immer noch eine Eurokarte 
analogen Kram benutzen...

Grüße
Robert

: Verschoben durch Moderator
von Bernhard R. (barnyhh)


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Was bedeutet "qualitativ bessere Lösung"? Die Spezifikationen des Si470x 
(Frequenzgang, Verzerrung, ...) liegen doch bereits an der Grenze 
dessen, was UKW-Radio hergibt.

Bernhard

von Robert B. (robertb)


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Hallo Bernhard,

vielen Dank für die Antwort. Ehrlich gesagt habe ich von den Parametern 
nicht so den Plan dass ich sofort sehen könnte wie gut die ICs sind.

Vergleiche ich allerdings die BOM von den Silabs mit Design wie diesem 
hier http://mobiledevdesign.com/images/archive/1000Ryder26.pdf (von 
2000) ist die Komplexität um Größenordnung anders. Zudem fehlt ja noch 
die Wandlung auf I2S und RDS. Vom Bauch her dachte ich dass eventuell 
die Filterung auf dem Chip niemals so gut sein kann.

Frage ist eben ob (tatsächliche) Empfindlichkeit und Trennschärfe der 
Silabs-Teile auf Augenhöhe liegen.

Grüße
Robert

von Herbert (Gast)


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Bei ELV gäbe es einen Bausatz Ukw Empfänger mit RDS.Der funktioniert 
eigentlich Recht ordentlich .Leider scheidet das Ding bei mir für 
portable Zwecke aus, da das Radio etwa 20 mA Standby Strom für die 
Speicherhaltung benötigt.Außerdem müßte ich auch mit NF-Übertragern noch 
einen massebezogenen
Köpfhörerausgang stricken.Schöne neue Verstärkertechnik...

von ... (Gast)


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Herbert schrieb:
> Bei ELV gäbe es einen Bausatz Ukw Empfänger mit RDS

Hast du mal einen Link?

von Herbert (Gast)


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Ne, link nicht aber besseres...

von tom (Gast)


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Bei Elektor gibt es auch einen Bausatz, relativ neu das Projekt, siehe 
Link:

http://www.elektor.de/jahrgang/2010/juli-047-august/das-elektor-dsp-radio.1396172.lynkx

von Anselm 6. (anselm68)


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Also dies Elektor Dingen, ich finde den Preis für das komplette 
Platinchen mehr als nur frech.......
Dies komplette Radio geht auch auf einer halb so grossen Platine zu 
realisieren, und wenn man alles SMD macht noch mal 50% weniger.


Anselm

von tom (Gast)


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@Anselm: Da hast Du vollkommen Recht. Ich wollte das Projekt nur der 
Vollständigkeit halber hier erwähnen.

von Martin (Gast)


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... Dies komplette Radio geht auch auf einer halb so grossen Platine zu
realisieren, und wenn man alles SMD macht noch mal 50% weniger ...

@ Anselm 68 (Sprücheklopfer)

Das möchte ich sehen: einfach hier posten oder Klappe halten.

von Herbert (Gast)


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Martin schrieb:
> Mag nicht
> glauben dass alle hochwertigen (Auto-)Radios immer noch eine Eurokarte
> analogen Kram benutzen...

Mach doch mal einen Hörtest zwischen den gängigsten Stereodecodern als 
On-Chip-Lösung und dem "analogen Kram"...da werden Deine Ohren aber 
Augen machen...

von Alfred (Gast)


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@Herbert: Du hast meine volle Zustimmung! Nicht umsonst habe ich meinen 
alten Harman-Kardon T403 Tuner hier am Laufen, vor allem wenn der DLF 
geile Rockmucke sendet. Der Audiofrequenzgang ist mit 6Hz - 120 kHz 
(sic!) angegeben - goldig, nicht? Aber was die Tieffrequenzwiedergabe 
angeht, steckt das Teil alles in die Tasche, was ich sonst bisher an 
Transistorradios gehört habe. Wenn ich aber irgendwann mal günstig an 
ein SABA Freundenstadt o.ä. komme, werde ich zuschlagen :-)

Beste Grüße

Alfred

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Alfred schrieb:
> @Herbert: Du hast meine volle Zustimmung! Nicht umsonst habe ich meinen
> alten Harman-Kardon T403 Tuner hier am Laufen, vor allem wenn der DLF
> geile Rockmucke sendet. Der Audiofrequenzgang ist mit 6Hz - 120 kHz
> (sic!) angegeben - goldig, nicht? Aber was die Tieffrequenzwiedergabe
> angeht, steckt das Teil alles in die Tasche, was ich sonst bisher an
> Transistorradios gehört habe. Wenn ich aber irgendwann mal günstig an
> ein SABA Freundenstadt o.ä. komme, werde ich zuschlagen :-)
>

Deine Vorliebe in Ehren, aber warum hatte ich dann vor ein paar Jahren 
mal ne Anfrage, ob ich einen hervorragenden Tiefpaßfilter begrenzend bis 
kurz vor den Pilotton, entwickeln kann?? Hat dein Empfänger ein Loch bei 
19KHz oder schaltet er den Frequenzgang für Monobetrieb um?
Also mal auf dem Teppich bitte bleiben.

Bei 57KHz hätte er dann übrigens für ein paar KHz Breite das nächste 
Loch für TP und RDS ...

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Robert B. schrieb:
> Hallo Bernhard,
>
> vielen Dank für die Antwort. Ehrlich gesagt habe ich von den Parametern
> nicht so den Plan dass ich sofort sehen könnte wie gut die ICs sind.
>
> Vergleiche ich allerdings die BOM von den Silabs mit Design wie diesem
> hier http://mobiledevdesign.com/images/archive/1000Ryder26.pdf (von
> 2000) ist die Komplexität um Größenordnung anders. Zudem fehlt ja noch
> die Wandlung auf I2S und RDS. Vom Bauch her dachte ich dass eventuell
> die Filterung auf dem Chip niemals so gut sein kann.
>
> Frage ist eben ob (tatsächliche) Empfindlichkeit und Trennschärfe der
> Silabs-Teile auf Augenhöhe liegen.
>

Ich habe ja schon viele UKW-Radio Empfängerschaltungen gesehen und meist 
sind die für Autoradios besser als die allermeisten 'Heimempfänger'.

Den einzigen wirklich markanten Unterschied sehe ich in der Verwendung 
eines klassischen DBM als Mischer. Hm. Da fehlt die Brücke. Warum sollte 
diese Schaltung so viel besser sein?

von Alfred (Gast)


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@Abdul:

Du hast schon recht, ich habe mich ja selbst schon über die 120kHz 
lustig gemacht.
Mir ging es mehr um die untere Frequenzangabe und die Tatsache, dass ich 
noch kein
IC-basierendes Radio gehört habe, dass solch einen Bums produziert - zum 
Thema des TO "Hochqualitativer FM-Empfang". Dass die Hörschwelle bei 
höheren Frequenzen bei älteren Menschen abnimmt brauch ich Dir sicher 
nicht zu erzählen :-)

Beste Grüße

Alfred (meistens aufm Teppich)

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Hm. Ohne IC? Auch der Demodulator ohne?

Diese breitbandigen Geschichten sind dazu da, das es keine 
(Audio-)Intermodulationsstörungen gibt. Hören kann man da sowieso nicht.

Außerdem höre ich laut meiner Frau sowieso schlecht ;-)

von Alfred (Gast)


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Ich werde ihn morgen mal aufschrauben und reinschauen, aber soweit ich 
mich erinnere waren da nur Transistoren drin.

Die Sache mit den Intermodulationsstörungen versteh ich nicht. Ich wäre 
jetzt spontan mal davon ausgegangen, dass man eher filtern würde, als 
die Sache breitbandiger zu machen.

> Außerdem höre ich laut meiner Frau sowieso schlecht ;-)

Das könnte auch ein Phänomen selektiver Wahrnehmung sein :-)

Beste Grüße

Alfred

von Helmut L. (helmi1)


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Alfred schrieb:
> Ich werde ihn morgen mal aufschrauben und reinschauen, aber soweit ich
> mich erinnere waren da nur Transistoren drin.

Nicht ganz der Stereodekoder ist mit einem IC aufgebaut (BA1310 = 
XR1310)
auch im ZF Verstaerker sind 2 IC drin (BA401,BA402)

Den Schaltplan gibt es hier.

http://elektrotanya.com/

von Alfred (Gast)


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Vielen Dank Helmut!

Ich hatte bisher nur das User Manual gefunden. Außerdem aufschrauben 
gespart :-)

Beste Grüße

Alfred

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Ich denke das Geheimnis liegt in den Filtern!
Schaltplan Teil1 treibt Teil2.
Sieht aus als würde 19KHz rausgefiltert und das Teil ist so alt, daß man 
an 57KHz noch nicht dachte??

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Abdul K. schrieb:

> Sieht aus als würde 19KHz rausgefiltert

Ja, ein Pilottonfilter gehört(e) eigentlich dazu.

> und das Teil ist so alt, daß man
> an 57KHz noch nicht dachte??

Oder man hat sich drauf verlassen, dass sie weit genug jenseits der
oberen Grenzfrequenz waren?  Auch die Mischprodukte 1. Ordnung sind
ja jenseits.

von Peter (Gast)


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Hallo,

der SI4735 sieht ja wirklich interessant aus, aber hat jemand schon eine 
Bezugsquelle für den Chip allein gefunden? Ich finde nur Module mit 35€ 
aufwärts, und Mouser verkauft erst ab 279 Stück...

Peter

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Farnell hat ihn.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Jörg Wunsch schrieb:
> Abdul K. schrieb:
>
>> Sieht aus als würde 19KHz rausgefiltert
>
> Ja, ein Pilottonfilter gehört(e) eigentlich dazu.
>
>> und das Teil ist so alt, daß man
>> an 57KHz noch nicht dachte??
>
> Oder man hat sich drauf verlassen, dass sie weit genug jenseits der
> oberen Grenzfrequenz waren?  Auch die Mischprodukte 1. Ordnung sind
> ja jenseits.

Sieht aus, als wäre das zweite Filter eines für 38KHz. Wie war das 
nochmal. Bei Stereo wird 38KHz generiert.

Leider sind die Spulendaten nicht angegeben. Sonst hätte ich das mal in 
LTspice gekippt.
Ausgehend von jeweils gleichen Spulen in beiden Filtern, kommt man mit 
den Kondensatorwerten jedenfalls auf die doppelte Frequenz fürs rechte 
Filter.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Alfred schrieb:
> Die Sache mit den Intermodulationsstörungen versteh ich nicht. Ich wäre
> jetzt spontan mal davon ausgegangen, dass man eher filtern würde, als
> die Sache breitbandiger zu machen.
>

Ein nachfolgender Verstärker hat eine bestimme maximale slew-rate. 
Jenseits dieser kann er eigene Fehler nicht mehr ausregeln. Da die 
aktiven Bauelemente (ob nun Einzeltransistor oder Transistor im OpAmp) 
nichtlinear sind, werden dann die vorher einzeln durchgehenden 
Eingangsfrequenzen aus einem Frequenzgemisch nun nicht mehr unabhängig 
durchgeschoben. Es enstehen Mischprodukte wie an einer Mischerdiode. Die 
Mischprodukte haben zwar wesentlich kleinere Pegel als die 
Originalsignale, aber der Dynamikbereich des menschlichen Ohres ist groß 
(wenn auch irgendwann der Maskierungseffekt auftritt).
Es entstehen also Geisterfrequenzen.
Mit zunehmender Anzahl von gleichzeitigen verschiedenen 
Eingangsfrequenzen werden es immermehr Mischprodukte. Gleichzeitig 
steigt die Tendenz die maximale slew-rate (in der time-domain punktuell) 
zu überschreiten. Man kann das wie in der Meßtechnik als Cresfaktor 
betrachten.

Siebt man dagegen VORHER alles Unnütze raus, verhindert man dies.

Stell dir vor, du hast z.B. ein 14KHz Signal, was man noch hören könnte. 
Dann hast du den immer vorhandenen Pilotton bei 19KHz. Als Mischfrequenz 
kann dann 5KHz entstehen. Eine Frequenz die knapp oberhalb des 
empfindlichsten Frequenzbereich des Menschen liegt. Wenig Verzerrung nur 
und man hört es also!


Soweit reime ich mir das zusammen. Hab das noch nirgendwo mal gelesen.

Wer diskutieren will...

von Jadeclaw D. (jadeclaw)


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Abdul K. schrieb:
> Ich denke das Geheimnis liegt in den Filtern!
> Schaltplan Teil1 treibt Teil2.
> Sieht aus als würde 19KHz rausgefiltert und das Teil ist so alt, daß man
> an 57KHz noch nicht dachte??

Es handelt sich um einen elliptischen Tiefpaß mit 2 Sperrpolen bei 19kHz 
und 38kHz. Der ist auch zwingend notwendig, da bei den damals 
verwendeten Tonbandgeräten/Kassettenrecordern sonst Überlagerungen 
zwischen diesen Steuerträgern und der HF-Vormagnetisierung auftraten. 
Zudem würde der 19kHz-Pilotton den Dolby-Rauschunterdrücker voll 
aufregeln und damit unwirksam machen. Deshalb auch die MPX-Filter-Taste 
bei vielen Kassttendecks.


Martin (Gast) schrieb am 08.09.2010 um 14:27 :

> @ Anselm 68 (Sprücheklopfer)
> Das möchte ich sehen: einfach hier posten oder Klappe halten.

Ja, gab es ohne KW/LW für EUR 12,99 bei Lidl.
Performance ist ordentlich, jedenfalls massiv besser als das, was man 
sonst in dieser Preisklasse geboten bekommt. Aber die 164 Euro, die 
Elektor dafür haben möchte, sind in der Tat reichlich unverschämt, bei 
AK-Modul-Bus ist man mit weniger als einem Drittel dabei: 
http://www.ak-modul-bus.de/stat/baugruppen.html

Robert B. schrieb am 07.09.2010 um 10:13 :
> Mag nicht glauben, dass alle hochwertigen (Auto-)Radios
> immer noch eine Eurokarte analogen Kram benutzen...

Nur die billigen Chinaböller noch. Bei hochwertigen Geräten ist digitale 
Aufbereitung mittlerweile Standard. Allerdings mit wesentlich mehr 
Aufwand als in diesen Silabs-Chips, diese Silabs-Teile sind für 
Mobiltelefone und MP3-Player gedacht. Oder eben für Küchenbrüllwürfel.


Gruß
Jadeclaw.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Jadeclaw Dinosaur schrieb:
> Abdul K. schrieb:
>> Ich denke das Geheimnis liegt in den Filtern!
>> Schaltplan Teil1 treibt Teil2.
>> Sieht aus als würde 19KHz rausgefiltert und das Teil ist so alt, daß man
>> an 57KHz noch nicht dachte??
>
> Es handelt sich um einen elliptischen Tiefpaß mit 2 Sperrpolen bei 19kHz
> und 38kHz. Der ist auch zwingend notwendig, da bei den damals
> verwendeten Tonbandgeräten/Kassettenrecordern sonst Überlagerungen
> zwischen diesen Steuerträgern und der HF-Vormagnetisierung auftraten.
> Zudem würde der 19kHz-Pilotton den Dolby-Rauschunterdrücker voll
> aufregeln und damit unwirksam machen. Deshalb auch die MPX-Filter-Taste
> bei vielen Kassttendecks.

Sieh an. Da kommen die alten Trümmergedanken wieder hoch.


>
>
> Martin (Gast) schrieb am 08.09.2010 um 14:27 :
>
>> @ Anselm 68 (Sprücheklopfer)
>> Das möchte ich sehen: einfach hier posten oder Klappe halten.
>
> Ja, gab es ohne KW/LW für EUR 12,99 bei Lidl.
> Performance ist ordentlich, jedenfalls massiv besser als das, was man
> sonst in dieser Preisklasse geboten bekommt. Aber die 164 Euro, die
> Elektor dafür haben möchte, sind in der Tat reichlich unverschämt, bei
> AK-Modul-Bus ist man mit weniger als einem Drittel dabei:
> http://www.ak-modul-bus.de/stat/baugruppen.html

Äh. Der Si47xx bei Lidl??


>
> Robert B. schrieb am 07.09.2010 um 10:13 :
>> Mag nicht glauben, dass alle hochwertigen (Auto-)Radios
>> immer noch eine Eurokarte analogen Kram benutzen...
>
> Nur die billigen Chinaböller noch. Bei hochwertigen Geräten ist digitale
> Aufbereitung mittlerweile Standard. Allerdings mit wesentlich mehr
> Aufwand als in diesen Silabs-Chips, diese Silabs-Teile sind für
> Mobiltelefone und MP3-Player gedacht. Oder eben für Küchenbrüllwürfel.
>

Ich hatte mal ein total beschissenes Autoradio für 12 Euro oder so, 
geschenkt bekommen. Der Empfänger war einfach grotteschlecht. Der Rest 
auch. Dann habe ich da Teil aufgemacht und nicht schlecht gestaunt, wie 
aufwändig die Möhre innen konstruiert war. Ich meine, der sauschlechte 
Empfang und Klang, dafür aber endlos Bauelemente drinnen. Was muß das 
für ein Entwicklerteam bloß gewesen sein.

von Jadeclaw D. (jadeclaw)


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Abdul K. schrieb:
> Sieh an. Da kommen die alten Trümmergedanken wieder hoch.
Hach die alten Zeiten...

> Äh. Der Si47xx bei Lidl??
Richtig. der Tipp kam aus dem Radioforum. Sehr beliebt war ein 
bestimmtes Bench-Küchenradio, weil es einen leicht zu verwendenden 
RDS-Decoder beinhaltete. Den Conrad-RDS-Manager gibt es seit Jahren 
nicht mehr. Und dann kam dieses Silvercrest-Radio ins Lidl-Angebot. In 
der Annahme, dort ein Innenleben ähnlich dem Bench-Radio zu finden, 
kaufte einer das Teil und fand: Einen zugeklecksten Mikrocontroller und 
einen Minichip, an dem Antenne und Ferritstab angeschlossen waren. Der 
Chip war auch entsprechend der Silabs-Regel bedruckt. Nur der Code 3120 
paßt nicht auf die bei Silabs gelisteten Teile. PinOut ist jedoch 
identisch zum Si4735. Habe dann auch zugeschlagen, Empfangsleistungen 
entsprechen den technischen Daten die Silabs für die Si47xx-Serie 
angibt. 200kHz werden auf UKW gut getrennt, bei schwächeren Stationen 
kann teilweise auch auf 100kHz getrennt werden. Der RDS ist bei besseren 
Signalen richtig schnell. Mittelwelle ist sehr empfindlich, auch hier 
wird sauber im 9kHz-Raster getrennt, nur mit dem lokalen AFN-Sender (1kW 
in 3km Entfernung) hat er auf +- 20kHz Probleme. Aber mein FRG-7 mag den 
auch nicht so recht. Alles in allem für diese Preisklasse eine kleine 
Revolution.
Lidl-Seite:
http://www.lidl.de/cps/rde/xchg/SID-8CB41BE1-25A376EF/lidl_de/hs.xsl/index_13494.htm
Thread im Radioforum: http://forum.mysnip.de/read.php?8773,804940,page=1



> Ich hatte mal ein total beschissenes Autoradio für 12 Euro oder so,
> geschenkt bekommen. Der Empfänger war einfach grotteschlecht. Der Rest
> auch. Dann habe ich da Teil aufgemacht und nicht schlecht gestaunt, wie
> aufwändig die Möhre innen konstruiert war. Ich meine, der sauschlechte
> Empfang und Klang, dafür aber endlos Bauelemente drinnen. Was muß das
> für ein Entwicklerteam bloß gewesen sein.

Das hat mich auch immer wieder gewundert, auch früher schon. Machte man 
dann ein gleichaltes Blaupunkt- oder Grundig-Radio auf, war da richtig 
Platz drin und trotzdem waren Klang und Empfangsleistungen wesentlich 
besser.

Gruß
Jadeclaw

von Helmut L. (helmi1)


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Abdul K. schrieb:
> Ich meine, der sauschlechte
> Empfang und Klang, dafür aber endlos Bauelemente drinnen. Was muß das
> für ein Entwicklerteam bloß gewesen sein.

Die wurden vom Bauelementelieferanten bezahlt damit sie moeglichst viele 
Bauteile da einbauen.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Jadeclaw Dinosaur schrieb:
>> Sieh an. Da kommen die alten Trümmergedanken wieder hoch.
> Hach die alten Zeiten...

Stimmt. Es wird Zeit für öffentliche Förderung eines Elektronikmuseums, 
wohin wir dann alle arbeitslosen User hinschieben können. Andere 
Fachrichtungen machen das doch auch so. Also sozusagen die Semperoper 
für Analogtechnik.


>> Äh. Der Si47xx bei Lidl??
> Richtig. der Tipp kam aus dem Radioforum. [..]

schau ich mir an nach dem Kaffeetrinken...
<Danke>


>> Ich meine, der sauschlechte
>> Empfang und Klang, dafür aber endlos Bauelemente drinnen. Was muß das
>> für ein Entwicklerteam bloß gewesen sein.

> Das hat mich auch immer wieder gewundert, auch früher schon. Machte man
> dann ein gleichaltes Blaupunkt- oder Grundig-Radio auf, war da richtig
> Platz drin und trotzdem waren Klang und Empfangsleistungen wesentlich
> besser.

Ja sind sie dann zu dumm zum Selektieren guter Geräte und dann dem 
konsequenten Nachbauen??

Das mit dem Platz konnte man dann übrigens durch Öffnen eines 
Becker-Radios wieder relativieren...


Helmut Lenzen schrieb:
> Abdul K. schrieb:
>> Ich meine, der sauschlechte
>> Empfang und Klang, dafür aber endlos Bauelemente drinnen. Was muß das
>> für ein Entwicklerteam bloß gewesen sein.
>
> Die wurden vom Bauelementelieferanten bezahlt damit sie moeglichst viele
> Bauteile da einbauen.

Vielleicht stimmt das sogar. Evenutell Berge von alten Bauelementen, die 
weg mußten... ab ins Design eben. Bei dem Endpreis von 12DM (!!) können 
die Einzelbauelemente wirklich nur Pfennige gekostet haben. Schätze mal, 
das Endgerät hat ab Hersteller dann 3-4 DM gekostet.


Diese Strategien könnte man erörtern. Leider hatte ich das Gerät als 
Bauelementespender benutzt, so daß ich kein Foto mehr schießen kann.

von Herbert (Gast)


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Ich habe vor einiger Zeit einen Tuner aus dem Sperrmüll gefischt aber 
weiß sehr wenig darüber.Hat jemand Ahnung von so´m Steinzeitlichem 
Equipment?Zustand 1a und hört sich gut an.

Schaltplan,Prospekt etc?
Herbert

von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


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Mach ihn auf. Ich vermute einen typischen Japan-Tuner mit Sanyo-ICs. Ein 
Wega aus den frühen 80-ern sah ähnlich aus.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Es gab damals mal eine Modeströmung in der die Hifi-Geräte möglichst 
klobig auszusehen hatten, weil das nach hochwertiger Technik aussah. 
Innen war dann meist ein kleines Platinchen mit billigen 
Standardbauelementen. Die größte Schwierigkeit für die Entwickler war 
vermutlich eine kostengünstige Verkabelung zum klobigen Rest. Außerdem 
mußt natürlich der Trafo möglichst schwer sein. Features wie billigstes 
FR2 inklusive.

Schieß doch mal ein Foto vom Innern!

Kurios finde ich immer, das aber auch wirklich jedes allerbilligste Teil 
selbst bei offensichtlich automatischer Bestückung, einen 
Platinenbestückungsdruck hat.
Dann kam ich mal in einen Mobilfunk-Infrastruktur-Hersteller, der genau 
dies nicht machte! Trotz sonst alleredelster Technik inkl. Alugehäuse 
aus dem Vollen gefräst.

von Herbert (Gast)


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Abdul K. schrieb:
> Schieß doch mal ein Foto vom Innern!

Hab in unterm Bett hervorgeholt und die Innereien geknipst.
Mittlerweile habe ich erfahren ,dass der etwa Baujahr 72 ist und zu 
einer nicht ganz preiswerten Gesammtlösung gehörte.

von Jadeclaw D. (jadeclaw)


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Richtig, die Teile waren damals vergleichsweise teuer. Die Qualität, 
auch klanglich ist jedoch sehr gut. Das einzige Problem: Die breiten 
Filter. 1972 war das kein Thema, da war genug Luft auf dem UKW-Band. 
Heutzutage sind die Filter jedoch zu breit. Hinten in Rückwandnähe bei 
dem HA1137 sind die drei ZF-Filter, auf der Platine mit CF1, CF2 & CF3 
markiert. Diese kann man durch 150kHz-Filter ersetzen, z.B. von 
Reichelt: http://www.reichelt.de/?ACTION=3;ARTICLE=17488;PROVID=2402
Damit trennt der auch in heutiger Zeit bis auf absolutes DX alles 
sauber. Hängt er am Breitbandkabel, kann man die Originalfilter 
drinlassen, da ist noch genug Abstand zwischen den Programmen. Der 
Aufbau ist typisch für Japan-Geräte aus der Zeit, etwas, was man 
heutzutage in dieser Qualität kaum noch sieht. Die ICs: HA1137 = 
UKW-ZF/Demodulator, HA1197 = MW-Empfänger, HA1196 = PLL-Stereodecoder. 
Datenblätter gibt es hier: http://www.datasheetarchive.com/
Der schwarze Block (FJRR 38L03C) ist der Pilottonfilter. Dieser entsorgt 
Pilotton- und Hilfsträgerreste, damit der Dolby-Rauschunterdrücker eines 
angeschlossenen Tonbands/Cassettendecks nicht verrückt spielt.

Gruß
Jadeclaw.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Wo steht da CFx? Ich finde die nicht. Zwar sind Filterspulen da, aber 
keine Kennzeichnung aus dem Blickwinkel zu sehen, oder?

Ganz billig war er wohl nicht. Allerding ein offenliegendes Netzteil, na 
ja, nicht so dolle.

von Jadeclaw D. (jadeclaw)


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Abdul K. schrieb:
> Wo steht da CFx? Ich finde die nicht. Zwar sind Filterspulen da, aber
> keine Kennzeichnung aus dem Blickwinkel zu sehen, oder?
Siehe Bild.
Sind die 3 Teile mit dem roten Streifen auf der Oberkante

> Ganz billig war er wohl nicht. Allerding ein offenliegendes Netzteil, na
> ja, nicht so dolle.
Das war damals so üblich. Üblich aber auch, überall auf die Netzspannung 
führenden Lötanschlüsse Verhüterlis draufzustecken und mit Kleber zu 
sichern.

Gruß
Jadeclaw.

von Herbert (Gast)


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Ich bin eigentlich froh ,dass ich dieses Technische gute Stück dem 
Sperrmüll entrissen habe.Vielen Dank auch für Euer Feedback.Die Filter 
lasse ich vorerst mal im Originalzustand ...denn ohne besondere Not 
sollte man den nicht verändern.Aber da sieht man wieder wie lange etwas 
halten kann wenn es was gescheites ist...Dort sollten wir eigentlich 
wieder hinwollen und dann darf es auch was kosten.

Herbert

von 900ss (900ss)


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Herbert schrieb:
> .... und dann darf es auch was kosten

Das erzähl mal deinen Nachbarn, die auf
ihre Aldi-Stereoanlage schwören, da sie nur 59,00€ gekostet hat.

"Wieso? Wenn die kaputt ist, kauf ich mir 'ne neue. Das
kann ich 6 mal machen, dann hab ich das Geld einer teuren
Anlage verbraten".

Leider ist das überwiegend so :-(

Herbert schrieb:
> Ich habe vor einiger Zeit einen Tuner aus dem Sperrmüll gefischt

Das ist übrigens ein sehr schönes Gerät finde ich :-)

900ss

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Jadeclaw Dinosaur schrieb:
> Abdul K. schrieb:
>> Wo steht da CFx? Ich finde die nicht. Zwar sind Filterspulen da, aber
>> keine Kennzeichnung aus dem Blickwinkel zu sehen, oder?
> Siehe Bild.
> Sind die 3 Teile mit dem roten Streifen auf der Oberkante
>

Ach ja. Jetzt sehe ich sie als Dreibeiner. Also doch Männer ;-)


>> Ganz billig war er wohl nicht. Allerding ein offenliegendes Netzteil, na
>> ja, nicht so dolle.
> Das war damals so üblich. Üblich aber auch, überall auf die Netzspannung
> führenden Lötanschlüsse Verhüterlis draufzustecken und mit Kleber zu
> sichern.
>

Stimmt! Befürchte nur, daß 2/3 der User hier das als 'vom Kriech 
erzählen' betrachten.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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900ss D. schrieb:
> Herbert schrieb:
>> .... und dann darf es auch was kosten
>
> Das erzähl mal deinen Nachbarn, die auf
> ihre Aldi-Stereoanlage schwören, da sie nur 59,00€ gekostet hat.
>
> "Wieso? Wenn die kaputt ist, kauf ich mir 'ne neue. Das
> kann ich 6 mal machen, dann hab ich das Geld einer teuren
> Anlage verbraten".
>
> Leider ist das überwiegend so :-(
>

Das ist die natürliche Reaktion, wenn man oft betrogen wurde. Z.B. steht 
AEG drauf, die Leute verbinden das mit dem alten Namen, kaufen das Teil 
beim Discounter weils so billisch ist, und schauen dann verduzt, wenn 
das China-Billigteil mit dem 'edlen' Namen bald die Beine streckt.

Das passiert einige Male und dann ändert sich das Verhalten der Leute zu 
genau dem, was oben beschrieben wurde.

von Helmut L. (helmi1)


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Wer glaubt den wirklich  das es AEG,Grundig und Co noch gibt.
Die Markennamen sind doch alle verkauft und die Firmen exestieren schon 
lange nicht mehr.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Helmut Lenzen schrieb:
> Wer glaubt den wirklich  das es AEG,Grundig und Co noch gibt.
> Die Markennamen sind doch alle verkauft und die Firmen exestieren schon
> lange nicht mehr.

Frag doch mal deinen nichtelektroniker-Bekanntenkreis. Schätze mal so 
80% der 40+ und 90% der 18-

Ich betrachte das als ethischen Betrug. Rechtlich ist das wohl nicht zu 
beanstanden. Handschlag zählt ja auch nicht mehr...

AEG konnte ich meiner Frau noch gut erklären, bei Grundig wurde es dann 
schwierig. Es ist nicht einfach zu lernen, daß man nichts mehr glauben 
kann. Die meisten Menschen werden dann doch recht unruhig.

Der Chines legt nicht ne Million+ hin, wenn er über den Namen diese 
nicht wieder mehrfach reinkriegt...

Und warum wohl, tut der Discounter dann das edle AEG-Teil nur in einigen 
Exemplaren in den Wühltisch? Richtig, damit alle denken es wären 
Restposten und daher der günstige Preis für ein Markengerät.

Alles aufgedeckt! Das waren meine Gedanken dazu.

Gruß -
Abdul

von Helmut L. (helmi1)


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Abdul K. schrieb:
> Frag doch mal deinen nichtelektroniker-Bekanntenkreis. Schätze mal so
> 80% der 40+ und 90% der 18-

Stimmt.  Aber da versuche ich auch schon seit Jahren aufzuklaeren.

Aber du kennst doch die Abkuerzung AEG

A  =  Auspacken
E  =  Einschalten
G  =  Geht nicht.

Was dieses Geraet dann wieder mal beweist.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Der Betrug began vieeeeeeeeeeeeeeeeel früher. Damals wurde die AEG 
gegründet um den Verbrauchern Strom schmackhaft zu machen. Alles sollte 
elektrisch werden. Die glühende Kohle im Bügeleisen wurde durch eine 
Heizspirale und Kabel ersetzt. Langsam began die Stromrechnung zu 
steigen, der Reibach began...

Beitrag #6851544 wurde von einem Moderator gelöscht.
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