Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Wie schüttel ich den Anfänger Status ab


von nixgelernt (Gast)


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Bin seit zwei Jahren mit dem Elektrotechnik Studium fertig, davor 
Elektroniker Lehre.

Da ich in meiner momentanen Arbeitsstelle nichts lerne, will ich mir was 
Neues suchen.
Problematisch bei der Jobsuche ist aber wieder, dass von einem mehr 
erwartet wird.
Stecke in eine Art Teufelskreis, bin für einen neuen Arbeitgeber nicht 
interesssant weil mir die Erfahrung fehlt, wenn ich aber weiterhin bei 
meinem jetzigen bleibe, wird sich dass aber nicht ändern.

Habe es schon im Gutem beim jetzigen AG versucht, aber es scheint gar 
kein Interesse micht entsprechend zu fördern.

Welche Möglichkeiten seht ihr?
Momentan sehe ich nur die Möglichkeit nach Feierabend zu Hause einen 
Haufen zu basteln.

von Gerald (Gast)


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... beim derzeitigen AG vielfältige Arbeiten ausführen.
Mit dem AG einen Wechsel bei der internen Verwendung herbeiführen, 
danach extern neu bewerben.

von Juri Parallelowitsch (Gast)


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Noch ein Jahr warten und dann was neues suchen. Die drei Jahre als 
Erfahrung verkaufen.

Bei vielen sogenannten Experten besteht die Erfahrung aus einer leeren 
Menge - weiß nur keiner.

Ich hab einen Kollegen der hat 30 Jahre Berufserfahrung - mir kommt er 
allerdings vor wie ein Anfänger.

Was die allerdings alle im Laufe der Zeit gelernt haben ist folgendes:

-Schaum schlagen
-Märchen erzählen
-Blenden
-Aktivitäten simulieren
-allgemeines kluges daherreden
-Wichtig tun
-Aufräumen

von Claudio H. (bastelfinger)


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>Was die allerdings alle im Laufe der Zeit gelernt haben ist folgendes:

Diese Aufzählung klingt so negativ. Für mich gehört eine anständige 
Präsentation der Arbeitsergebnisse und der eigenen Fähigkeiten auch zur 
Arbeit. Wenn das allerdings die einzigen Kompetenzen sind, dann werden 
Luftpumpen daraus.

Ich denke, du solltest halt auch deine Berufserfahrung anständig 
verkaufen. Schreib doch mal, was du gemacht hast, dann hilft dir das 
Forum sicher beim formulieren.

von Sven J. (svenj)


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Moin,

Erfahrung ist eigentlich nur das Wissen, das man sich NACH den Momenten 
aneignet in denen man es eigentlich gebraucht hätte...

Wenn du "nichts lernst" ist das irgendwie unglaubwürdig, du lösst doch 
Probleme und damit sammelst du Erfahrung und lernst dazu. Das ist die 
"Ausbildung" die du im Studium bekommen hast: selbst Wissen aneignen und 
daraus lernen. Wenn dei AG dir keine externe Fortbildung zukommen läßt 
heisst das halt Wechseln. Beim neuen AG bist du halt wieder "Anfänger", 
aber halt nur in dem kleinen Berich den der AG jetzt gerade beackert. 
Kannst aber halt auf dein bisheriges Wissen verweisen und weiter 
"lernen".

Die Personaler suchen halt immer DEN Kandidaten, mit 101% passendem 
Fachwissen und dem Selbstvertrauen eines Küken mit Gehirnerschütterung.

Bewirb dich aus ungekündigter Stellung, weil DU weiterkommen willst; 
nicht als Bittsteller der unbedingt irgendeine Arbeit sucht.
Dreh den Spiess um, auch wenn die Personaler dich runterputzen wollen 
(Preis drücken!). Passt dir das Angebt des AG nicht: Bitte schön, dann 
suchen sie doch weiter, vielen Dank für die lauwarme Selter und das 
Gespräch; wirst schon sehen, wieviele wirklich Interesse haben und 
nachfragen.

Niemals den alten AG runtermachen! Man kennt sich und es ist kein guter 
Stil. Es geht in erster Linie nur um dich, warum du wechseln möchtest 
ist deine Sache, sollte plausibel sein aber halt nicht den alten AG in 
Missskredit bringen. (Chef ist doof, oder ähnliche Sprüche sind tabu!)

--
 SJ

von Wilhelm F. (Gast)


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Juri Parallelowitsch schrieb:

>Bei vielen sogenannten Experten besteht die Erfahrung
>aus einer leeren Menge - weiß nur keiner.

Daß der Erfahrungsschatz kontinuierlich mit der selben Steigung wächst, 
ist in der Tat oft aus der Luft gegriffen. Ein Großteil der Ingenieure 
arbeitet im Leben tatsächlich immer an den selben bzw. ähnlichen Dingen, 
und schlägt sich die meiste Zeit mit administrativen Aufgaben herum. 
Business as usual. Was da geschieht, ist meist eine Vertiefung der 
Dinge, die man beherrscht. Z.B. perfektionieren sich die Kenntnisse der 
Programmierung in C mit den Jahren.

Viel an Tätigkeitsspektrum beherrschen, ist oft auch viel dünn, man kann 
nichts richtig vertieft.

Auf der anderen Seite sagen sie dir, wenn du dich woanders bewirbst, 
dein Profil sei zu flach. Das ist aber genau so übertrieben. Das liegt 
alles in der Natur der Dinge. Die Bemerkung mit dem zu flachen Profil 
hab ich schon selbst erlebt. Man sagte mir aber, daß das nicht an mir 
liegt, sondern alle Mitarbeiter aus meiner Firma hätten für sie ein zu 
flaches Profil.

Das Unternehmen hatte aber niemanden gefunden, da ist doch auch was 
faul. Knauserig waren sie auch noch, sie schrieben dann die Stelle (E10 
TV-L) noch mal für einen Techniker (E8 TV-L) aus.

von Juri Parallelowitsch (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> perfektionieren sich die Kenntnisse der
> Programmierung in C mit den Jahren.

Programmierung kann man eigentlich immer gebrauchen.

von Wilhelm F. (Gast)


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Juri Parallelowitsch schrieb:

>Programmierung kann man eigentlich immer gebrauchen.

Vermutlich kam ich ganz unterbewußt auf dieses Beispiel, weil es mich 
selbst beschäftigt. Zur Zeit zu Hause, und aus Budgetgründen mit 
Freeware-Tools und alten Controllern, habe ja genügend Zeit. In fast 
jeder Elektronik steckt doch irgend ein µC, und wenn es ein 
Billigakkulader vom Aldi ist. Wie gut oder schlecht das Gerät ist, sieht 
man ja äußerlich nicht, da steckt immer einiges an Hirn des 
Programmierers drin.

Es ist gut, daß man manchen Code nie zu sehen bekommt. Hauptsache, er 
wird ausreichend getestet, und macht, was er soll. Auch dafür braucht 
man Fingerspitzengefühl und Erfahrung. Bei meinem Auto z.B. muß ich da 
schließlich blind drauf vertrauen, daß es mich überall hin bringt. Der 
Bordcomputer spinnt ab und zu, aber dadurch bleibt das Auto 
glücklicherweise nicht stehen. Es ist nur eine optische Unschönheit. Da 
gibt es Prioritäten, wo ich was für wichtig oder weniger wichtig halte.

Ja, und auf solche Dinge baue ich noch etwas, daß mal wieder was aus mir 
wird. ;-)

von Juri Parallelowitsch (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Ja, und auf solche Dinge baue ich noch etwas, daß mal wieder was aus mir
> wird. ;-)

Lad dir doch mal Scilab runter - damit kann man sehr viele Dinge 
erschlagen und es ist intuitiv erlernbar.

Alles was du schon immer mal haben wolltest als Tool was Konsorten 
(Excel, Maple, AutoCad, ProE, Photoshop bzw. Gimp) nicht können - kannst 
du selbst programmieren.

Seit etwa einem Jahr arbeite ich damit - ich brauch keine andere 
Software außer OO mehr. Mal eben eine Cholesky-Zerlegung, eine FFT, eine 
Vektorgraphik, eine Börsensimmulation mit anständiger voll 
konfigurierbarer Visualisierung 2d/3d oder animiert - alles kein Problem 
- damit kannst du ProE nachprogrammieren mit Filtern die es in Photoshop 
gar nicht gibt.

Der einzige Pferdefuß: Die Doku umfasst 3000 Seiten und ist schlecht 
lesbar.
Das macht aber nichts, das diese Programmiersprache intuitiv erlernbar 
ist.

von simsim (Gast)


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>Niemals den alten AG runtermachen! Man kennt sich und es ist kein guter
>Stil. Es geht in erster Linie nur um dich, warum du wechseln möchtest
>ist deine Sache, sollte plausibel sein aber halt nicht den alten AG in
>Missskredit bringen.

Da habe ich auch gleich eine Gegenfrage: Wenn man aus einer 
ungekündigten Stellung sich bewirbt und im Vorstellungsgespräch nach dem 
Wechselgrund gefragt wird - darf man dann sagen, dass die Firma sich 
nicht an die usprunglich (die bei der Einstellung) gemachte Absprache 
gehalten und dich dauerhaft in die Position geschoben hat, die nur 
kurzftistig sein sollte?

Obwohl der Arbeitgeber dabei nicht gut rüberkommt, das Vorbringen 
solcher Begründung wird doch nicht negativ bewertet, oder ?

von Sven J. (svenj)


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Moin,

@simsim
Hm, wäre für mich grenzwertig. Ohne darüber jetzt groß nachzudenken käm 
ich wohl mit:"Die Entwicklung meines Aufgabengebietes entspricht 
nicht/nicht mehr meinen Vorstellungen zur persönlichen Entwicklung." 
oder "Ich möchte mein Aufgabengebiet erweitern/verlagern und suche neue 
Aufgaben/neue Anstellung." Irgendetwas in der Richtung. W

ie gesagt, es geht um das neue Verhältnis Du <> potentieller AG; warum 
willst du wechseln (suche), warum sollte AG dich wollen (neuer, 
motivierter AN).

Muss niemanden etwas angehen, dass dein AG sind nicht an Abmachungen 
hält oder, noch unangenehmer, DU der Meinung bist, dem wäre so, und 
vielleicht "ungerechtfertigt" rumnörgelst. Gibt ja immer zwei Seiten bei 
so etwas.

--
 SJ

von X- R. (x-rocka)


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simsim schrieb:

> Obwohl der Arbeitgeber dabei nicht gut rüberkommt, das Vorbringen
> solcher Begründung wird doch nicht negativ bewertet, oder ?

Alte Firma schlecht machen kommt nicht gut an.
Auch hier besser "Diplomatie" walten lassen und erzählen, dass du mehr 
Herausforderung suchst als momentan möglich o.ä.

von Reiner (Gast)


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simsim schrieb:
> Obwohl der Arbeitgeber dabei nicht gut rüberkommt, das Vorbringen
> solcher Begründung wird doch nicht negativ bewertet, oder ?

Möglichst dicht an der Wahrheit bleiben und alle persönlichen Dinge die 
zwischen Dir und den Kollegen bzw. dem Chef angefallen sind unter den 
Tisch fallen lassen. Ich habe erst einen AG-Wechsel hinter mir und ich 
habe damals einfach die Wahrheit erzählt: Großer Kunde ist weggebrochen, 
die Firma wird sich auch personell an die neue Situation anpassen müssen 
und deshalb sehe ich mittelfristig keine Perspektive mehr für mich in 
dem Unternehmen. War zwar etwas übertrieben, aber nicht wirklich 
gelogen.

Ein guter Freund von mir hat bei seinem AG-Wechsel wahrheitsgemäß 
erzählt dass er in seiner Firma gehaltsmäßig das Ende der Fahnenstange 
erreicht hätte und wurde auch genommen. War allerdings auch ein 
AT-Vertrag ohne bezahlte Überstunden und ist halt auch 'ne Frage wie man 
das dann rüberbringt. Meine ganz persönliche und höchst subjektive 
Schlussfolgerung: Gibt man keine oder nur eine sehr vage Antwort, dann 
gehen die anderen immer vom Schlimmsten aus: Sozialkrüppel der in seiner 
Firma nicht klar kommt und deshalb wechseln will.

von Klaus (Gast)


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simsim schrieb:
> darf man dann sagen, dass die Firma sich
> nicht an die usprunglich (die bei der Einstellung) gemachte Absprache
> gehalten und dich dauerhaft in die Position geschoben hat, die nur
> kurzftistig sein sollte?

Lass einfach den Teil mit der Ursprünglichen Absprache weg! Du bist 
jetzt in einer Position, die du nur kurzfristig machen möchtest. Du 
willst weiter kommen, was neuen machen und hast bei deinem derzeitigen 
Arbeitgeber nicht die Möglichkeit. Entspricht soweit alles den 
Tatsachen, und ist keine negative Aussage gegenüber deinem Arbeitgeber.

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