Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Wie vermeide ich die gleichen Fehler?


von Bilder (Gast)


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Vor einiger Zeit habe ich einen automatischen Panoramakopf gebaut. Von 
Grund auf.

Gefühlte Ewigkeiten(faktisch zwei Monate) habe ich damit verbracht zu 
überlegen, wie ich den Panoramakopf um mehr als 360° drehen kann, 
entwarf Schleifer wie an einem Elektromotor um die Signale zu 
übertragen.

Bis mir dann eines Morgens die Idee kam: Ich muß doch gar nicht um mehr 
als 360° drehen. Einfach 360° hin, eine Reihe hoch und dann ... 
zurück. Als ich das erkannt hatte, genügte natürlich ein einfaches 
Kabel, all die Schleifersysteme warf ich weg.

Und das Ergebnis?

Er funktioniert genau wie er soll, tolle Panoramen sind entstanden.

Ich frage jetzt:

Wie kann ich die zwei verschwendeten Monate in Zukunft bei ähnlichen 
Projekten vermeiden? Sicher, den gleichen Fehler werde ich nicht mehr 
machen, aber es gibt ja ein Grund, warum ich mich darin so festgebissen 
habe.

von Bilder (Gast)


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Wie kann ich die zwei verschwendeten Monate in Zukunft bei ähnlichen
Projekten vermeiden? Sicher, den gleichen Fehler werde ich nicht mehr
machen, aber es gibt ja ein_en_ Grund, warum ich mich darin so 
festgebissen
habe.

von Harald82 (Gast)


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mehr Entspannen und Schlafen. Die besten Ideen kommen, wenn man nicht an 
das Projekt denkt....

Gruß!

von Hans_super_schlau (Gast)


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Harald82 schrieb:
> Die besten Ideen kommen, wenn man nicht an
> das Projekt denkt....

Das kann ich nur bestätigen! Oftmals abends im Bett oder mitten bei der 
Autofahrt weg vom Problem nach Hause.

von nicht Gast (Gast)


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Mit offenen Augen durch die Welt gehen, viele Sachen die man als 
selbstverständlich nimmt sind geniale Lösungen.In deinem Fall wäre der 
Uhu so was gewesen, oder im Bahnhof die Überwachungskameras das ist 
genau das was du gesucht hast.
Das kleine Kämmerchen ist nicht der beste Ort um Lösungen zu finden. 
Hättest du mal ein paar Leuten dein Problem geschildert hätten sie dir 
bestimmt auch viele Ideen geliefert.

von MaWin (Gast)


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> Wie kann ich die zwei verschwendeten Monate in Zukunft
> bei ähnlichen Projekten vermeiden?

Versuch's in dem du mehr Intelligenz einwirfst.

von Mess-Experte (Gast)


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> Wie kann ich die zwei verschwendeten Monate in Zukunft bei ähnlichen
> Projekten vermeiden?

Die Zeit war nicht verschwendet. Du hast gelernt. Gelernt, in Zukunft zu 
versuchen flexibler zu denken.

Noch ein Rezept: Erklär das Problem irgendeinem, z.B. Deiner 
Frau/Freundin/Kumpel oder sonst wem. Ob er/sie etwas davon versteht oder 
nicht, spielt kaum eine Rolle. In dem Moment in dem Du Dich in eine 
andere Person hineinversetzt und versuchst ihr das Problem zu erklären, 
veränderst Du Deinen Standpunkt automatisch.

Es gibt aber auch einen systematischen Ansatz: Hinterfrage mit 
Warum-Fragen, jedes Detail. Also: Warum muss sich der Kopf bewegen. 
Warum muss sich der Kopf im Kreis bewegen.

Wichtig dabei: Suche nicht nur nach Bestätigungen, sondern nach 
Widersprüchen bei den Alternativen. Also z.B. warum funktioniert es 
nicht, wenn sich der Kopf hin- und her bewegt. Warum funktioniert es 
nicht, wenn der Kopf sich nicht bewegt etc.

Menschen tendieren dazu, für Meinungen/Ansichten/Lösungen nur positive 
Bestätigungen zu suchen. Du musst es aber genau umgekehrt machen. 
Versuche die Meinung/Ansicht/Lösung zu widerlegen. Versuche Dir selbst 
zu zeigen dass Du Unrecht hast.

von Christoph H. (webturtle)


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Ich finde bei solchen Sachen ebenfalls die "Laut mit jemand drüber 
reden" Taktik als sehr sehr gut.

Chris

von Huch (Gast)


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Mal abgesehen von der Ausnahmeerscheinung MaWin...

Bisher gehen die Antworten dahin, wie Du Ideen haben kannst und wo und 
wann die "richtigt" kommt. Das ist alles richtig und wichtig. Gerade das 
"loslassen" wenn man nicht weiterkommt, was anderes machen, ist oft 
nützlich, weil das Unterbewusstsein trotzdem weiterarbeitet und vor 
allem nicht so an Logik und scheinbar unüberwindliche Hindernisse 
gebunden ist.
Es stellt sich oft heraus, das bestimmte Hindernisse, garkeine sind und 
ihre Existenz eigentlich darauf beruht, das man irrtümlich annimmt, sie 
seien Teil der Aufgabe.

Das Problem war die "Spezifikation" bzw. die Lastenbeschreibung. Du hast 
von dem Panoramakopf gefordert, dass er sich um mehr als 360° dreht. Im 
Grunde ist das aber schon ein Schritt zu weit. Die Drehung des Kopfes um 
mehr als 360° ist ja schon die Lösung für die Anforderung "ein 
Panoramafoto erstellen".
Geht man von dieser abstrakten Beschreibung aus, so ist auch Dein 
Lösungsraum grösser. Dann geht es in die Findung von Lösungen. Hast Du 
ein paar, dann kannst Du die immer noch verfeinern. Es gibt so ein paar 
(im Prinzip aber unbegrenzte Anzahl) grundsätzliche Vorgehensweisen die 
fast allen "neuen" technischen Lösungen gemeinsam sind. Schau Dir mal 
andere Geräte und Lösungen und deren historische Entwicklung an, dann 
wirst Du finden, dass es meist in diese Richtungen geht:

1. Aufteilen: räumlich, zeitlich, funktional
2. Zusammenfassen: s.o.
3. Umstellen von Anordnungen: Abläufe (das hier wäre die Lösung für Dein 
Problem)
4. etcpp.

Die Grenzen einer Lösung sind durchaus auch nützliche Aspekte. Drehst Du 
den Kamerakopf bis es, durch das Kabel nicht mehr weiter geht, dreh' 
gedanklich einfach in die andere Richtung. Voilà.

Damit Du dafür Ansatzpunkte hast, empfiehlt es sich auch den 
Gesamtvorgang in seine Teile zu zergliedern und die Parameter zu 
erfassen. In Deinem Fall z.B. Auslösen (Belichtungszeit, etc), Kamera 
bewegen (Richtung, Entfernung, Winkel).

Ich denke aber auch, das dieser "formale" Weg nur in gewissen Grenzen 
nützlich ist. Wenn das passiert, spinne rum. Denk Dir irgendwas aus, sei 
es noch so verrückt (oder sagen wir besser, sinnlos). Die Erfahrung 
zeigt, das auch sinnlose Lösungen manchmal etwas machbares beinhalten.

Vor allem mache Dir nicht so viele Gedanken darüber, dass Du nicht 
gleich auf die "richtige" Lösung gekommen bist. Ganz wirst Du das nie 
verhindern können und es steht zu vermuten, das die "Genies" nur 
schneller sind aber im Prinzip das selbe machen, was ich hier 
beschrieben habe.

Man sagt ja auch, das Erfolg zu 5% Genie und zu 95% Mühe zu verdanken 
ist. Da ist was dran, denke ich. Denke an Edison. Der hat sich einige 10 
Mitarbeiter gehalten die den ganzen Tag nur Materialien für den 
Glühfaden ausprobiert haben. Das war kein Geistesblitz sondern purer 
Schweiss.

Also, nur Mut, träume mal ab und zu ins Blaue und sei geduldig mit Dir.

von 123 (Gast)


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Ein Problem 10 Entwickler 100 lösungen. und eine davon ist brauchbar.

1. lösung deines Problems. immer im kreis und beim übergang von 360 auf 
0 eins hoch.

2. möglichkeit. von 0 bis 360, dann eins hoch und wieder zurück auf 0 
und von forn.

3. möglichkeit. variante 2 optimieren und von 0 nach 360 eins hoch und 
wieder zurück auf 0.

4. möglichkeit an position 0 rauf und runter dann einens step weiter 
nach 360 und wieder rauf runter.

5. gleiche optimierung wie von 2 nach 3 auf 4 anwenden nur in der auf 
und ab richtung.

Dein problem warscheinlich war, du hast eine mechanische lösung für dein 
Problem gefunden, und dann versucht das elektrische zu lösen

Die lösung des problems war die änderung des Mechanischen ablaufs. ggf 
sogar der aufbau ( z.B. tausch der Achsen)

Schlussfolgerung auch andere als bereits gelöste probleme überdenken. 
bzw. als noch nicht entschieden betrachten und überlegen ob es dafür 
andere lösungen geben kann die ggf besser sind. Eingeschlagene 
Gedankenpfade verlassen und versuchen das Problem neu zu betrachten.

Z.B. in dem fall auch rückwärtz überlegen. Kabelführung bereitet 
probleme. Wieso? ich muss den kopf um mehr als 360 grad dehen. Ist das 
umbedingt notwendig? gibt es dafür andere lösungen, müssen da zwingend 
kabel durch?

Meist bringt auch etwas abstand dann den die erleuchtende Idea. einfach 
mal was anderes machen, abschalten und am nächsten tag / Woche oder nach 
Tage mit neuen Idean an das problem rangehen.

von Jens T. (jaytee)


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Ich arbeite als Softwareentwickler, da hat man ab und zu das selbe 
Problem.
Wenn ich nicht so recht weiter komme, dann spreche ich mit einem 
Kollegen darüber. Da macht es nicht mal was, dass ich der einzige 
Softwareentwickler bei uns in der Firma bin. Wenn man tagelang über 
einem Problem brütet, wird man schneeblind. Da hilft oft die (vielleicht 
naive) Betrachtung eines Laien, um auf ganz andere Ansätze zu kommen.

Und eine zweite Strategie ist, das Problem einfach auf morgen zu 
verschieben. Klingt doof, aber hilft ganz oft. Zwischendruch einfach was 
anderes machen. Holz hacken hat sich bei mir bewährt. Wenn Du Bedarf 
hast, ich hab noch 10 RM im Garten liegen, die gehackt werden wollen ;-)

Jens

von Ras F. (rasfunk)


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@Huch hat mich daran erinnert, dass es da ein standardisiertes Verfahren 
zur erfinderischen Problemlösung gibt:

TRIZ
> (...)
> Mit Hilfe dieser Methode versuchen Erfinder, ihre Tätigkeit zu
> systematisieren, um schneller und effizienter zu neuen Problemlösungen zu
> kommen. Die TRIZ-Methode hat sich inzwischen weltweit verbreitet und ist
> „in stürmischer Entwicklung begriffen“.
> (...)

http://de.wikipedia.org/wiki/TRIZ

Das hilft evtl. auch weiter.

von Huch (Gast)


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>Das hilft evtl. auch weiter.

Ich denke auch, das sowas helfen kann.

Ich meine, man sollte hier aber davor warnen, sich ausschliesslich auf 
solche Listen und vorgegebenen Konzepte zu verlassen. Es ist sicher auch 
nützlich sich selbst mal Entwicklungen darauf hin anzuschauen, worin 
denn die Innovation liegt und über das Problem der Lösungsfindung 
nachzudenken. Ansonsten kann es nämlich passieren, das man in einer 
Sackgasse nicht mehr weiter weiß und mangels einer weiteren 
Liste/Lösungskonzept keine Alternativen mehr hat. Die Möglichkeit über 
den Weg zur Lösungsfindung selbst nachzudenken wird dann der einzige 
Ausweg.

Ich denke auch, man kann garnicht genug betonen, wie wichtig es ist das 
Problem unter Verzicht jeder Vorwegnahme einer Lösung des Problems oder 
eines Teilproblemes zu beschreiben. Man muss sich dem Problem sozusagen 
auf Zehenspitzen nähern. Gaaanz vorsichtig.

von Johnny B. (johnnyb)


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Bilder schrieb:
> Wie kann ich die zwei verschwendeten Monate in Zukunft bei ähnlichen
> Projekten vermeiden?

Die zwei Monate sind zwar für das eine Projekt verloren gegangen, 
allerdings hast Du vieles gelernt und in Deinen Wissensrucksack packen 
können.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass Du in Zukunft trotzdem mal etwas mit 
Schleifern machen willst, dann kannst Du wieder auf die erworbenen 
Erkenntnisse dieser zwei Monate zurückgreifen und sie Dir dann dort 
einsparen.
Am meisten lernt man immer noch aus Fehlern die man selber macht. Aber 
in Deinem Fall würde ich es nicht mal als Fehler bezeichnen, denn es 
wäre auch eine machbare Lösung gewesen, aber halt zu kompliziert und 
unzuverlässig wie sich herausgestellt hat.

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