Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Git-Amp-ES mit MOSFETs


von JackHeerer (Gast)


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Hallo Leute,

ich möchte eine Halbleiter-Endstufe (komplementär) für einen Git-amp 
bauen, dachte dabei an MOSFETs als Endstufen-Transis.

Weiß jemand, wo man dazu einen konkreten Schaltplan finden kann?

PS: dachte fürs erste an ca. 20W Sinusleistung

von Floh (Gast)


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http://sound.westhost.com/project101.htm
sowas? Ansonsten einfach mal bei google suchen.

von JackHeerer (Gast)


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Schaltplan sieht schon mal ganz gut aus. allerdings viel zu vieeel 
leistung, auch in der low power version.
meine idee ist, dass, wenn ich bei ungefähr 20W ankomme, der verstärker 
schon voll in die MOSFET-übersteuerung geht und damit nach überfahrener 
röhrenendstufe klingt.

oder wäre es eine möglichkeit, die gezeigte schaltung einfach mit 
niedrigerer Versorgungsspannung zu betreiben und so künstlich eine 
entsprechende übersteuerung bei geringerer leistung zu erhalten?

von Raimund R. (corvuscorax)


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JackHeerer schrieb:
> Schaltplan sieht schon mal ganz gut aus. allerdings viel zu vieeel
> leistung, auch in der low power version.
> meine idee ist, dass, wenn ich bei ungefähr 20W ankomme, der verstärker
> schon voll in die MOSFET-übersteuerung geht und damit nach überfahrener
> röhrenendstufe klingt.

Wenn Du schon mit Gitarren rumspielst und/oder selber Musik machen 
möchtest, dann solltest Du wissen, daß man sowas mit entsprechenden 
Effektgeräten macht und nicht mit der Endstufe!!!

> oder wäre es eine möglichkeit, die gezeigte schaltung einfach mit
> niedrigerer Versorgungsspannung zu betreiben und so künstlich eine
> entsprechende übersteuerung bei geringerer leistung zu erhalten?

Um die Arbeitspunkte der Endstufen einzuhalten, haben sie entsprechende 
Versorgungsspannungsgrenzen. Ein Unterschreiten der minimalen 
Versorgungsspannung kann zu 'unschönen' Begleiterscheinungen führen.

Mein Tip:
Suche tunlichst nach entsprechenden (Profi-)Effektgeräten für Gitarren. 
Viele sind intern so simpel aufgebaut, daß auch ein Elektronik-Anfänger 
dies aufbauen bzw. zusammenlöten kann.
Im weltweiten Netz wimmelt es nur so von entsprechenden Schaltungen - 
Google ist Dein Freund ...

von Knut B. (Firma: TravelRec.) (travelrec) Benutzerseite


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Wir haben mal eine Gitarrenendstufe mit 2 Stück TDA2040 in 
Brückenschaltung gebaut. Mit +-20V, mit 2x4700µF gepuffert (aus einem 
Ringkerntrafo mit 50W Leistung), hat das ordentlich gedrückt an einem 
12" 4 Ohm Speaker. Der Kühlkörper war aber schon etwas größer ;-). Die 
Verzerrung kam natürlich aus einer Tretmine. Das Ding läuft heute noch 
und klingt clean auch sehr geil.

von JackHeerer (Gast)


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Raimund Rabe schrieb:
> Wenn Du schon mit Gitarren rumspielst und/oder selber Musik machen
> möchtest, dann solltest Du wissen, daß man sowas mit entsprechenden
> Effektgeräten macht und nicht mit der Endstufe!!!

Das ist nicht ganz korrekt! Die Summe machts!
Es gibt sogar professionelle Röhrenverstärker, bei denen man die 
Anodenspannung der ES runterlegen kann, um frühzeitig 
Endstufenverzerrungen zu bekommen (analog auch bei manchen Amps 
Umschaltung von Pentode auf Triode, wobei dadurch natürlich auch der 
Grundsound ein wenig verändert wird).

Worüber wir jetzt noch gar nicht gesprochen haben, ist der 
Dämpfungsfaktor, den müsste man per geeigneter Gegenkopplung auch noch 
an Gitarren-Amp-Verhältnisse anpassen.

("Wenn Du schon mit Gitarren rumspielst und/oder selber Musik machen
möchtest, dann solltest Du wissen, daß ...", was ist denn das für ein 
Satz?)


>Wir haben mal eine Gitarrenendstufe mit 2 Stück TDA2040 in
>Brückenschaltung gebaut.
Lustige Idee! Kann man machen. Ich will bei diesem Projekt auf jeden 
Fall was mit MOSFETs machen.
(hatte mal einen Amp mit diskreten Bipos in der Gegentaktendstufe 
aufgebaut und zwei antiparallele Zenerdioden in die Gegenkopplung 
geschaltet, dadurch kann man auch die maximale Ausgangsleistung "sanft" 
begrenzen)

von Raimund R. (corvuscorax)


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JackHeerer schrieb:
> Raimund Rabe schrieb:
>> Wenn Du schon mit Gitarren rumspielst und/oder selber Musik machen
>> möchtest, dann solltest Du wissen, daß man sowas mit entsprechenden
>> Effektgeräten macht und nicht mit der Endstufe!!!
>
> Das ist nicht ganz korrekt! Die Summe machts!
> Es gibt sogar professionelle Röhrenverstärker, bei denen man die
> Anodenspannung der ES runterlegen kann, um frühzeitig
> Endstufenverzerrungen zu bekommen (analog auch bei manchen Amps
> Umschaltung von Pentode auf Triode, wobei dadurch natürlich auch der
> Grundsound ein wenig verändert wird).

Das ist vmtl. eine philosphische Frage. Für mich hat jedenfalls eine 
Endstufe das Eingangssignal möglichst unverfälscht wiederzugeben. Einen 
gewissen 'Eigenklang' bei Röhren-PAs ist typisch - sie absichtlich in 
die Begrenzung zu fahren allerdings nicht!
Das es Röhren-PAs gibt, bei denen man die Anoden-Spannung reduzieren 
kann, ist mir bekannt, aber nicht um primär früher in die Begrenzung zu 
'fahren' - das ist eher ein sekundärer Effekt. Nicht ganz unkritisch ist 
damit das dabei entstehende Spannungs-Plateau an den Aussteuergrenzen, 
dass für den Übertrager und für die Röhren ein Gleichspannungssignal 
darstellt. Damit kommt bei extremen Aussteuerungen nicht nur die 
Endstufe nicht klar, sondern auch die Lautsprechen 'leiden' darunter. In 
Maßen ist es aber durchaus vertretbar.

> Worüber wir jetzt noch gar nicht gesprochen haben, ist der
> Dämpfungsfaktor, den müsste man per geeigneter Gegenkopplung auch noch
> an Gitarren-Amp-Verhältnisse anpassen.

Wenn Du damit auch noch anfangen möchtest, dann empfehle ich Dir einen 
bekannten Gitarren-Verstärker mit den von Dir beschriebenen 
Eigenschaften mittels Service-Manual nachzubauen.

> ("Wenn Du schon mit Gitarren rumspielst und/oder selber Musik machen
> möchtest, dann solltest Du wissen, daß ...", was ist denn das für ein
> Satz?)

Andersrum gefragt: Was hast Du an diesem Satz nicht verstanden?
Ich ging zumindest davon aus, dass wenn Du nach einem 
Gitarren-Verstärker fragst, auch etwas mit einer Gitarre 'anstellst' 
willst - sie also in Kombination betreibst.

>>Wir haben mal eine Gitarrenendstufe mit 2 Stück TDA2040 in
>>Brückenschaltung gebaut.
> Lustige Idee! Kann man machen. Ich will bei diesem Projekt auf jeden
> Fall was mit MOSFETs machen.
> (hatte mal einen Amp mit diskreten Bipos in der Gegentaktendstufe
> aufgebaut und zwei antiparallele Zenerdioden in die Gegenkopplung
> geschaltet, dadurch kann man auch die maximale Ausgangsleistung "sanft"
> begrenzen)

Da gab es sogar Ansätze mit einer Dioden-Kaskade, die den eigentlich 
eher scharfen Knick bei der Übersteuerung schon weit vor erreichen der 
Betriebsspannungsgrenzen schön sanft abrundet. Wird heute aber nicht 
mehr gemacht.

von Gitarrist (Gast)


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Raimund Rabe schrieb:
> Wenn Du schon mit Gitarren rumspielst und/oder selber Musik machen
> möchtest, dann solltest Du wissen, daß man sowas mit entsprechenden
> Effektgeräten macht und nicht mit der Endstufe!!!

Ich zitiere mal frei aus http://de.wikipedia.org/wiki/Verzerrer :
"Ursprünglich erzeugte einfaches Übersteuern der Endstufe des 
Röhren-Gitarrenverstärkers den verfälschten Klang."

Ansonsten gibt es Distortion (Verzerrung in der Vorstufe) und 
Overdrive (Verzerrung in der Endstufe).

Diese ganzen tollen Bodentreter machen alle nur ein Distortion...
(und je nach Qualität nicht mal besonders gut)

von Chinese Helper (Gast)


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Runterscrollen -> "Why the design" : http://www.kbapps.com/tubeamps.html

von Knut B. (Firma: TravelRec.) (travelrec) Benutzerseite


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JackHeerer schrieb:
>>Wir haben mal eine Gitarrenendstufe mit 2 Stück TDA2040 in
>>Brückenschaltung gebaut.
> Lustige Idee! Kann man machen. Ich will bei diesem Projekt auf jeden
> Fall was mit MOSFETs machen.

Naja... Die MOSFETs laufen bei einem analogen Verstärker auch nur im 
Linearbetrieb und bieten so, gegenüber bipolaren Kollegen, kaum 
Vorteile. Richtig Bumms machen MOSFETs in Class-D-Geräten, wo sie 
schnell schalten und somit kaum Verluste verursachen. Wenn man guten 
Sound haben möchte, machen gute bipolare Transen auch eine gute Figur. 
Selbst einige ICs klingen ordentlich. Es kommt immer auf die Anwendung 
an und darauf, was man von dem Aufbau erwartet.

von geröstete Zwiebelchen (Gast)


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>meine idee ist, dass, wenn ich bei ungefähr 20W ankomme, der verstärker
>schon voll in die MOSFET-übersteuerung geht und damit nach überfahrener
>röhrenendstufe klingt.

Eine überfahrene Röhrenendstufe verhält sich völlig anders als ein 
übersteuernder MOSFET-Verstärker. Außerdem bestimmt auch der in die 
Sättigung gehende Ausgangsübertrager beim Röhrenverstärker den typischen 
Sound. Das wirst du mit einem reinen MOSFET-Verstärker so kaum 
hinbekommen.

von Pothead (Gast)


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Ich smoke dich gleich Jack...

von X- R. (x-rocka)


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Bin auch für übersteuerte Röhrenendstufe!
Kommt halt drauf an, was man für Musik macht, bzw wofür man sie 
einsetzt. Und da es hier um Gitarre geht, und er Übersteuerung haben 
will...

Und stimme auch zu:
Übersteuerte Halbleiterendstufe hat klanglich NICHTS mit übersteuerter 
Röhrenendstufe zu tun.

von JackHeerer (Gast)


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Raimund Rabe schrieb:
> Nicht ganz unkritisch ist
> damit das dabei entstehende Spannungs-Plateau an den Aussteuergrenzen,
> dass für den Übertrager und für die Röhren ein Gleichspannungssignal
> darstellt.

Naja, bei Gitarren liegt die fu bei ca. 90Hz, selbst als reines 
Rechtecksignal wäre das für Röhren und AÜ vertretbar.

Zurück zum Projekt:

Da gibt es doch so ein Buch "Gitarrenverstärker in Transistortechnik" 
von einem gewissen Herren Tender (o.ä.), dort müsste auch ein ES-Projekt 
mit MOSFETs drin sein. Meine, dort würden auch die 
Softclip-Eigenschaften der MOSFETs beschrieben...

von JackHeerer (Gast)


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geröstete Zwiebelchen schrieb:
> Eine überfahrene Röhrenendstufe verhält sich völlig anders als ein
> übersteuernder MOSFET-Verstärker.
Logisch, gibt ja auch keine P- und N-Kanalröhren ;)

von Raimund R. (corvuscorax)


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Gitarrist schrieb:
> Raimund Rabe schrieb:
>> Wenn Du schon mit Gitarren rumspielst und/oder selber Musik machen
>> möchtest, dann solltest Du wissen, daß man sowas mit entsprechenden
>> Effektgeräten macht und nicht mit der Endstufe!!!
>
> Ich zitiere mal frei aus http://de.wikipedia.org/wiki/Verzerrer :
> "Ursprünglich erzeugte einfaches Übersteuern der Endstufe des
> Röhren-Gitarrenverstärkers den verfälschten Klang."
>
> Ansonsten gibt es Distortion (Verzerrung in der Vorstufe) und
> Overdrive (Verzerrung in der Endstufe).
>
> Diese ganzen tollen Bodentreter machen alle nur ein Distortion...
> (und je nach Qualität nicht mal besonders gut)

Tja, wie Du ja selbst schon zitiert hast: "*Ursprünglich* ..." und das 
ist auch genau der Punkt - in den Anfangszeiten hat man es tatsächlich 
noch so gemacht aber das ist Endstufenquälerei. Heutzutage gibt es auch 
die kleinen Effektgeräte (oder 'Bodentreter', wie Du sie nennst) mit 
Overdrive-Effekten. Distortion macht man z.B. einfach an nicht linearen 
Kennlinien, was ebenfalls Oberwellen erzeugt - wie auch 'Overdrive'. Der 
Unterschied ist die Gewichtung der Oberwellen, wie mehr oder weniger die 
gerad- und/oder ungeradzahligen Oberwellen zum Ursprungssignal 
hinzukommen. Das macht dann den 'Klang' aus. Während beim Klippen 
(Overdrive) eher die ungeradzahligen Oberwellen hinzukommen, sind es 
beim Distortion mitunter mehr die geradzahligen (harmonischen) 
Oberwellen, die nicht so 'hart' klingen.

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