Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Weniger Lohn durch Aufschwung, na so was


von Gästchen (Gast)


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Hallo.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,740172,00.html
Da verfolgt Herr Weise einen ganz neuen Ansatz: weniger Geld durch 
Aufschwung. Interessant was bei Abschwung kommt, etwa mehr Gehalt?
Der Herr ist übrigens auch ein Zeitarbeit-Lobbyist seitdem Arbeitsamt 
nur noch Zeitarbeit vermittelt. (Wozu braucht man dann überhaupt 
Arbeitsamt?)

Eher liegt es daran dass Arbeitnehmer keinen Lobby mehr haben. Früher 
haben es die Gewerkschaften getan. Heute finden die Arbeitnehmer es 
unterschwellig sich unter Proletariat einzugliedern.

von Wilhelm F. (Gast)


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Gästchen schrieb:

>Da verfolgt Herr Weise einen ganz neuen Ansatz:
>weniger Geld durch Aufschwung.

Der Aufschwung ist doch im wesentlichen rein durch die 
Unternehmensgewinne umschrieben. Was auf Arbeitnehmerseite passiert, 
interessiert doch wirklich keine Sau. Der flexible 
Personaldienstleistungssektor kann doch frohen Mutes weiter ausgebaut 
werden, die Dinge haben sich doch anscheinend gut bewährt.

von Leo .. (-headtrick-)


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Und so feiert die Sklaverei ein fröhliches Comeback, nur
eben etwas subtiler.

von Entnervter (Gast)


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Jammer, jammer, jammer...

typisch deutsch.

von Wilhelm F. (Gast)


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Entnervter schrieb:

>Jammer, jammer, jammer...

>typisch deutsch.

Nöö, kein Gejammere, allenfalls Kritik. Wenn man nicht selbst in 
prekären Situationen herum hängt, kann man ja noch aus vollen Hosen gut 
stinken. Bis es selbst mal soweit ist, und es einen wie den Blitz aus 
heiterem Himmel selbst trifft...

von Heinrich (Gast)


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Ja das ist normal - ich war bisher 3 x arbeitslos. Man trifft dann Leute 
die noch nie arbeitslos waren und einen auf dicke Hose machen und einem 
erklären was man machen soll oder was man auf keinen Fall machen soll.
Empfehlen dann das man einen Übergangsjob für 24 k auf keinen Fall 
annehmen soll, da man damit ja das Level drückt.
Die Frage wird aber von denselben Leuten anders entschieden wenn sie 
plötzlich in eine H4 Wohnung umziehen sollen.

Dann trifft man Leute die auch schon mal arbeitslos waren - die Leute 
wissen wovon sie reden.

Dann trifft man Leute die aufgegeben haben (im Mittelwert nach 18 
Monaten Arbeitslosigkeit) - unter denen die schon ein Hartz-Vier-Gesicht 
haben sind dann wirklich keine brauchbaren Leute mehr.

von Wilhelm F. (Gast)


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Heinrich schrieb:

>Dann trifft man Leute die aufgegeben haben
>(im Mittelwert nach 18 Monaten Arbeitslosigkeit)
>- unter denen die schon ein Hartz-Vier-Gesicht
>haben sind dann wirklich keine brauchbaren Leute
>mehr.

Ach, nee, Heinrich. Bei mir sind es 3 Jahre, und ich gebe niemals auf. 
Das steckt seit Kindesbeinen in mir drin, ist eine Charakterfrage. 
Manchmal kommen immer noch ganz tolle Anfragen, weil ich auf bestimmten 
Gebieten Spezialist bin. Das bleibt so, auch wenn man arbeitslos ist. 
Daß man nach einem Jahresurlaub neu angelernt werden muß, sowas gibt es 
nur im Buch der Ostfriesenwitze. ;-)

von Heinrich (Gast)


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Wilhelm du erstaunst mich immer wieder.

Wilhelm Ferkes schrieb:
> Daß man nach einem Jahresurlaub neu angelernt werden muß, sowas gibt es
> nur im Buch der Ostfriesenwitze. ;-)

Das ist richtig. Das Problem liegt ja auch woanders.
Man nimmt das nur als Vorwand um das Gehalt zu drücken.

Durch soziale Entkopplung werden viele Arbeitslose depressiv.
Ich kenne einen hocherfahrenen Ingenieur der dann so depressiv war, das 
er sich weghängen wollte - man konnte ihn aber noch in eine Anstalt 
einweisen.

Einer von denen die der ü50 Säuberungsaktion zum Opfer gefallen sind - 
gibt es regelmäßig in größeren Firmen - merkt nur keiner, weil man dafür 
spezielle Consulting-Firmen mächtig teuer bezahlt.

Da werden dann Analysen erstellt und Gespräche geführt und nun ja, bei 
der 30%igen Personalreduktion hat es leider diesmal DICH getroffen.

Das die Leute alle ü50 sind fällt denen die als Einzelne gekündigt 
werden nicht auf und die Anderen halten den Mund.
Die Betriebsräte spielen übrigens mit.

von Wilhelm F. (Gast)


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Heinrich schrieb:

>Wilhelm du erstaunst mich immer wieder.

Und hoffe, daß ich dich auch noch eine Weile weiter erstaune.

Mein Lebenslauf ist krumm, sehr krumm, aber streng kontinuierlich in 
einer Linie. Wenn auch da mal eine Arbeitslosigkeit auftaucht.

Ich wurde schon mit 9 Jahren geteert und gefedert. Bei mir war nicht so 
das behütete Aufwachsen angesagt. Sollte mich als Kind dazu entscheiden, 
ob ich in ein 40km entferntes Gymnasium wollte. Machte den Eignungstest 
als Bester, aber auswandern, mit wöchentlichen oder nur monatlichen 
Familienbesuchen, nee, das war mir mit 9 Jahren total abartig. Ich 
stamme aus einem kleinen Dorf mitten in der Eifel. Rundherum keine 
Städte. Die meisten meiner Schulkameraden haben auch einfache Berufe, 
wie Maurer oder Bäcker. Als ich 2005 auf dem letzten Klassentreffen war, 
hatten sie einen Ingenieur dabei, nämlich mich. Damit konnte niemand 
wirklich was anfangen, niemand hatte eine entfernteste Vorstellung.

Nun ja, am Ende der Hauptschule, mußte ich dann für eine Lehrstelle doch 
200km weit weg ziehen. Mit 15. An meinem Heimatort konnte ich nur 
Gas-Wasser-Scheiße-Installateur in einer 3-Mann-Klitsche oder Bäcker 
ebenfalls in der 3-Mann-Klitsche werden. Aber diese Stellen gab es für 
mich nicht wirklich. Ich bin aber dankbar über die krummen Dinge in 
meinem Leben, so wie sie gelaufen sind. Habe was von der Welt gesehen, 
auch wenn es nur ein paar Großstädte in Deutschland waren. Und natürlich 
die Bildung.

Einiges andere über meine derzeitigen Aktivitäten, steht in ein paar 
anderen parallelen Threads.

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