Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Jobwechselpanik/probleme


von Loser (Gast)


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Hallo,

vielleicht erstmal kurz mein "Werdegang":

-1997 Studium Medientechnologie angefangen
-2006 selbiges endlich beendet (8 Semester über der Regel, Hauptgrund 
zugegebenermaßen Faulheit, besonders am Anfang, sowie 
Selbstüberschätzung auf Grund der Schulzeit, mein 1,7er Abi habe ich zu 
95% aus dem Ärmel geschüttelt)
-seit 2007 Arbeit im winzigen Unternehmen als FPGA/CPLD-Programmierer

Meine Arbeit hat nahezu nichts mit meinem Studium zu tun, bin 
quereingestiegen, da ich aus privaten Gründen am Studienort bleiben 
wollte und die Angebotslage nicht gerade rosig war. Den Quereinstieg 
habe ich auch gut gemeistert, doch jetzt möchte ich aus (neuen ;)) 
privaten Gründen in den Raum Wiesbaden ziehen und suche deshalb nach 
einem Job dort.
Problem:
Wenn ich die Jobangebote im IT/Ingenieurbereich lese, wird mir samt und 
sonders schlecht, die geforderten Fähigkeiten sind bei mir zum größten 
Teil gar nicht oder nur spärlichst vorhanden. Damit meine ich gar nicht 
mal, dass ich zu nichts in der Lage bin, im Gegenteil, ich denke, ich 
kann eigentlich fast alles können, aber ich habe halt keinerlei 
ausgewiesene Fähigkeiten. Das, was ich jetzt im Job mache, nützt mir 
wenig, weil ich dafür keine Ausbildung genoss sondern es mir im Flug 
angeeignet habe (außerdem möchte ich nicht ewig FPGAs programmieren, 
auch wenn es mir zurzeit Spaß macht), und das, was ich im Studium hatte, 
ist mittlerweile veraltet (HTML etc.) und/oder vergessen. Leider habe 
ich absolut keine Ahnung, was ich "will", keinen Traumberuf, kein Feld, 
was mir viel lieber wäre als irgendein anderes. Ich bin also jemand, der 
in vielen IT/Ingenieursfeldern arbeiten und das auch gut schaffen 
könnte, aber durch seinen leicht dümmlich verlaufenen Werdegang 
zumindest mal gefühlt wie ein Nixkönner dasteht.
Meine Frage? Hmm, was tun? Lügen, beim Bewerben auf die Kacke hauen? 
Weiterbilden? (Wann, möchte im Lauf des Jahres umziehen und hab ja 
meinen Job noch) Umschulen zum Pattiewender bei McDonalds?

von Loonix (Gast)


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Loser schrieb:
> außerdem möchte ich nicht ewig FPGAs programmieren,
> auch wenn es mir zurzeit Spaß macht

DAS tut man ja auch nicht... ;)

Loser schrieb:
> Hmm, was tun? Lügen, beim Bewerben auf die Kacke hauen?

Wird nicht viel bringen. Etwas Klappern gehört zum Handwerk, also bloss 
kein Understatement wenn du ohnehin nicht ganz "auf dem Laufenden" bist 
- aber keinesfalls echte Lügen auftischen, damit fliegst du früher oder 
später auf und raus. Je mehr Bereitschaft du verspürst, desto lauter 
darfst du klappern.

Schreib saubere Bewerbungen und stelle dich den Fragen der Personaler, 
irgendwo kommst bestimmt auch du unter. (hast ja durchaus was 
vorzuweisen, also trau dich)

von Mine Fields (Gast)


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Versuche erst einmal herauszufinden, was du überhaupt machen möchtest. 
Ohne eine genaue Vorstellung wird dich jeder Personaler in den ersten 
fünf Minuten entsorgen. Du musst schon überzeugt und überzeugend 
herüberbringen, wieso du genau diesen Job haben möchtest.

So wie du übers FPGA "programmieren" schreibst, hört es sich so an, als 
ob du dich dort auch nur gerade so durchmogelst, ohne wirklich 
schwierige Aufgabenstellungen zu bearbeiten. Das ist natürlich nicht 
besonders hilfreich für den Job.

Dann denkst du, du könntest jede beliebige Ingenieursarbeit gut 
erledigen: Das klingt nach völliger Selbstüberschätzung. Du meinst 
allenfalls, dass du dich in einer gewissen Zeit einarbeiten kannst, das 
bedeutet aber nicht, dass du irgendwelche Fähigkeiten hast. Meist werden 
aber schon zumindest fundierte Grundkenntnisse verlangt. Und dort kannst 
du - bis auf vielleicht FPGA und Hardwarebeschreibungssprachen - 
offensichtlich nicht viel vorweisen. Von daher musst du eher nach 
Anfängerjobs suchen.

Hast du schon einmal darüber nachgedacht, noch einmal studieren zu 
gehen? Du könntest einen Masterstudium beginnen und dir dort - vor allem 
durch die Thesis in gewissen Bereichen Kenntnisse aneignen, die dann 
auch ausgewiesen sind. Allerdings musst du dann deine Faulheit auch 
überwinden.

von sadx (Gast)


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Hm, es gibt nichts schlechteres als beim Personaler im 
Vorstellungsgespräch zu sitzen und nicht zu wissen wo man selbst hin 
will oder wo man sich selbst in zwei Jahren sehen will. Darüber solltest 
du dir Gedanken machen. Quereinsteiger sind durchaus begehrt und wenn du 
die Situation ehrlich (und begründet) schilderst sehe ich keinen 
Nachteil.

von Bad U. (bad_urban)


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Ich weiss ja jetzt nicht soooo genau was ein Medientechnologe so 
macht... Aber, zumindest so wie du schreibst, scheinst Du Dich ja sehr 
schnell in Neues einarbeiten zu können und jetzt auch nicht wirkliches 
Interesse an Elekronik zu haben. Also wenn Du mehr nach den privaten 
Gründen gehst, versuchs doch bei der goldenen Möwe oder im Einzelhandel 
als Leiter. Wird ja immer wieder gesucht. Halt Quereinsteiger im anderen 
Bereich. Damit bist Du auch örtlich flexibel.

Gruß
Bad Urban

von Leo .. (-headtrick-)


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>Ich weiss ja jetzt nicht soooo genau was ein Medientechnologe so
>macht...
Du kannst fragen.

von Robert (Gast)


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@ Loser
"Medientechnologie" und dann noch 8 Sem mehr wird sehr schwierig.


Stefan L. schrieb:
> Ohne eine genaue Vorstellung wird dich jeder Personaler in den ersten
> fünf Minuten entsorgen.

Diese Aussage ist so einfach falsch und anmaßend. Um diese Aussage 
treffen zu können müsste man nämlich "jeden Personaler" und seine 
Entscheidung kennen. Ich gehe stark davon aus, dass du nicht jeden 
Personaler kennst. Auch ist das Wort "entsorgen" sehr unglücklich 
gewählt. Es hat menschenverachtende Züge. Menschen werden nicht 
"entsorgt" sondern man sagt ihnen ab. Es ist zudem auch noch unpassend. 
Wenn überhaupt könnte man davon sprechen, dass ältere Arbeitnehmer 
"entsorgt" werden.

Man muss auch nicht immer genau wissen was man will. Es sind schließlich 
die Firmen die Flexibilität in jeder Hinsicht erwarten.

von Robert (Gast)


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sadx schrieb:
> Hm, es gibt nichts schlechteres als beim Personaler im
> Vorstellungsgespräch zu sitzen und nicht zu wissen wo man selbst hin
> will oder wo man sich selbst in zwei Jahren sehen will.

Doch es gibt noch was viel schlechteres nämlich so Aussagen wie: "In den 
nächsten 2 Jahren will ich viel Praxis lernen um dann bald (noch mehr) 
Verantwortung zu übernehmen."

Bei solchen Aussagen bekomme ich das kot***, weil sie auswendig gelernt 
klingen und austauschbar sind.

Wer mir erzählt, dess er als Absolvent "genau weiß, was er will", ist 
für mich extrem unglaubwürdig.

von Mine Fields (Gast)


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Flexibel heißt ja nicht, dass man planlos durchs leben geht. Man muss 
immer noch wissen was man will.

>> Ohne eine genaue Vorstellung wird dich jeder Personaler in den ersten
>> fünf Minuten entsorgen.

Ohne eine genaue Vorstellung wirst du gegenüber anderen Bewerbern in der 
Regel das Nachsehen haben.

Ist diese Formulierung dir jetzt genehm?

von Personaler (Gast)


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Sieh zu, dass du in deinem jetzigen Unternehmen noch in ein bis zwei 
anderen Arbeitsbereichen mitarbeitest.

Ohne das drückt dir jeder Personaler den Stempel auf, dass du nur 
eingeschränkt verwendbar bist.

Du solltest in deinem Unternehmen selbst den Vorschlag machen, andere 
Aufgaben zu übernehmen. Ggf. auch selbst neue Aufgabenbereiche 
entwickeln.

Du solltest bei der Bewerbung auch jede Tätigkeit während des Studiums 
auflisten. Dabei sind nur fachbezogene Tätigkeiten von Bedeutung, die 
Arbeit im Getränkevertrieb kannst du weg lassen.

Auch ein familiäre Pflege findet Anerkennung, aber nicht 8 Jahre bei 
Mami gewohnt.

von Robert (Gast)


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Stefan L. schrieb:
> Man muss
> immer noch wissen was man will.

Dieser Satz machst sich zwar schön auf einem Kalenderblatt, aber sonst 
ist seine Aussage aufgrund seiner Allgemeinheit sehr gering. Frag mal 
Ings vor 30 oder auch nur 20 Jahren. In etlichen Bereichen wurde die 
Arbeitswelt komplett umgekrempelt. Z.B. Internett und Globalisiserung.

Selbst manche ältere Ings können nur schlecht mit dem PC umgehen, weil 
sie es 20 Jahre lang nicht brauchten. Der user "Bosch-Manager" schreibt 
in einem anderen Thread, dass er niemanden mit nicht mind. Englisch B1 
bzw. B2 Level aucvh nur einladen würde. So manche Ing-Karriere ist nun 
mal an mangelnden Eng.Kennt. gescheitert. Befördert wurde dann der 32 
jährige BWLer, der Bullshit-Bingo kann.

Der entscheidente Punkt ist, wie soll man "wissen man will", wenn sich 
ständig alles fundamental ändert? Vor 35 Jahren hat man in D. noch z.B. 
ein Netzteil vernünftig entwickelt. Heute alles Zukaufteile usw usw.

"Wissen was man will" und Anpassung an den Arbeitsmarkt sind für mich 
Widersprüche.

von Robert (Gast)


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Stefan L. schrieb:
> Ohne eine genaue Vorstellung wirst du gegenüber anderen Bewerbern in der
> Regel das Nachsehen haben.

> Ist diese Formulierung dir jetzt genehm?

Wie gesagt, die Frage bleibt wie glaubhaft eine Aussage ist. Wer einfach 
mal behauptet, "Ich will in die Automobilindustrie in die Entwicklung, 
weil mich das sehr interessiert.", dann frage ich mich, ob da nicht 
schon eine extreme Engstirningkeit vorliegt. Warum nicht in den 
Anlagenbau? Viele Bereiche überschneiden sich, z.B. Sensoren, 
Steuerungen, Datenbusse. (Iss schon klar, dass CAN-Bus anders ist, als 
Busse bei Anlagen, aber die ganzen Grundlagen sind gleich).

von Mine Fields (Gast)


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Wissen, was man will != Seine Meinung über 20 Jahre nicht ändern.

Genauso bedeutet es nicht, dass man nur genau diese eine Sache machen 
möchte und nichts anderes.

Das ist eine einfache Einstellungssache. Wenn man zu einem 
Bewerbungsgespräch geht, aber nicht überzeugt ist, das machen zu wollen, 
fliegt man raus. Bei meinen ersten Bewerbungen ist mir das auch 
passiert.

von Robert (Gast)


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Stefan L. schrieb:
> Wenn man zu einem
> Bewerbungsgespräch geht, aber nicht überzeugt ist, das machen zu wollen,
> fliegt man raus.

Ja, leider ist es so, dass man vorgeben muss, dass man wie zufällig 
genau auf diese Stelle passt. Dem muss man sich wohl ein Stück weit 
unterwerfen. Richtig und gut finde ich es deshalb aber trotzdem noch 
nicht.

von Mine Fields (Gast)


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Es geht ja hier auch nicht darum, ob man es gut findet oder nicht. Der 
Threadersteller hat nach einen Rat gefragt und den hat er bekommen.

von Robert (Gast)


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Man kann es aber auch mal mit Ehrlichkeit versuchen und kann sagen, dass 
man sich viele verschiedene Tätigkeiten vorstellen kann. Wer nach 10 
Jahren von der Entwicklung in den Vertrieb wechselt, kann das auch kaum 
begründen. Aber wenn Leute echt gesucht werden, müssen die das auch gar 
nicht begründen.

von P. M. (o-o)


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Loser schrieb:
> Damit meine ich gar nicht
> mal, dass ich zu nichts in der Lage bin, im Gegenteil, ich denke, ich
> kann eigentlich fast alles können,

Täusch dich nicht. Es stimmt, Mikrocontroller oder FPGAs kann man auch 
einem Quereinsteiger in vernünftiger Zeit beibringen. Sobald man sich 
aber an der Grenze des Machbaren bewegt oder komplizierte Fehler finden 
soll, muss man aber haargenau wissen, was man tut und wie was 
funktioniert. Und das geht nur über ein umfassendes Grundlagenwissen und 
Verständnis von weiten Zusammenhängen. Und das lernt man eben 
prinzipbedingt nicht on-the-fly.

von Mine Fields (Gast)


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Robert schrieb:
> Man kann es aber auch mal mit Ehrlichkeit versuchen und kann sagen, dass
> man sich viele verschiedene Tätigkeiten vorstellen kann.

Und wenn man das richtig macht, ist das ja auch kein Problem. Wenn man 
es ins richtige Licht rückt ist das sogar vorteilhaft.

Wenn man sich aber selbst vorher nicht bewusst ist, was man überhaupt 
möchte, klappt das eben nicht.

Robert schrieb:
> Wer nach 10
> Jahren von der Entwicklung in den Vertrieb wechselt, kann das auch kaum
> begründen.

Na sicher kann man das. Ein Entwickler kennt sich in der Regel sehr gut 
mit den Produkten aus, und dieses Wissen kann er nutzen, um Kunden zu 
überzeugen.

Robert schrieb:
> Aber wenn Leute echt gesucht werden, müssen die das auch gar
> nicht begründen.

Doch, denn eine Einstellung kann auch extrem kontraproduktiv sein.

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