Hallo, Leute! Ich bin nicht sicher, ob diesen Thread diesem Forum gehört oder nicht... Wenn nicht, könnt ihr mir bitte sagen, wo ich posten soll? Dann zu meine Frage: seitdem ich (wieder, nach ~20 Jahre Pause) elektronische Komponenten löte wurde mir immer gesagt, daß ich einen guten Flussmittel brauche, insbesondere um SMD-Bauteile zu löten. Daß einen guten Flussmittel wirklich hilft habe ich selber gesehen, als ich die erste SMD-Komponenten gelötet habe... Nun auf Arbeit, als ich meinem Chef gefragt habe, ob wir Flussmittel kaufen können (es gab keinen da), hat er mir gesagt, daß Flussmittel auf keinem Fall zu nutzen ist, denn es ätzt die Platine und das ganze wird ruiniert. Stattdessen, müssen wir Kolophonium nutzen. Viele andere Freunde haben mir aber gesagt, daß Kolophonium für die Platine gefährlich ist, und Flussmittel deswegen gemacht worden ist, um den Zinn zu führen, ohne die Platine zu beschädigen. Bisher, trotz meine wenige Erfahrung im Bereich SMD-löten, habe ich mit Erfolg Flussmittel (Fluxxi FS88, wenn ich mich nicht irre, habe ich es aber gerade nicht da) benutzt, und keine Platine ist beschädigt worden. Nun, wer hat Recht? Und warum? Danke Luca Bertoncello P.S.: Ja, ich weiß! Der Chef hat immer Recht, laut Paragraph 1, Komma 1 des Arbeitsvertrages... :D
@ Luca Bertoncello (lucabert) >Daß einen guten Flussmittel wirklich hilft habe ich selber gesehen, als >ich die erste SMD-Komponenten gelötet habe... Ist wohl auch so, siehe SMD Löten. >Nun auf Arbeit, als ich meinem Chef gefragt habe, ob wir Flussmittel >kaufen können (es gab keinen da), hat er mir gesagt, daß Flussmittel auf >keinem Fall zu nutzen ist, denn es ätzt die Platine und das ganze wird >ruiniert. Käse^3. Wir reden über Flußmittel für Elektronik, nicht Lötwasser, aka Salzsäure. >Viele andere Freunde haben mir aber gesagt, daß Kolophonium für die >Platine gefährlich ist, Ebenfalls Unsinn. Es ist aber für SMD unhandlich bis unbrauchbar. MfG Falk Zeig deinem Chef mal ein paar Youtube Videos zum Thema SMD-Löten, dann wir er hoffentlich etwas umdenken.
Dein Chef und deine Freunde haben entweder keine Ahnung oder sich missverständlich ausgedrückt, denn Kolophonium ist ein Flußmittel...
Falk Brunner schrieb: > @ Luca Bertoncello (lucabert) > >>Daß einen guten Flussmittel wirklich hilft habe ich selber gesehen, als >>ich die erste SMD-Komponenten gelötet habe... > > Ist wohl auch so, siehe SMD Löten. Ja, den Artikel kenne ich... Ich habe es gut gelesen, als ich zum ersten Mal SMD löten musste. Und zum letzten Mal Montag, als ich meinen ersten TQFP100 (erfolgreich!) gelötet habe... >>Nun auf Arbeit, als ich meinem Chef gefragt habe, ob wir Flussmittel >>kaufen können (es gab keinen da), hat er mir gesagt, daß Flussmittel auf >>keinem Fall zu nutzen ist, denn es ätzt die Platine und das ganze wird >>ruiniert. > > Käse^3. Wir reden über Flußmittel für Elektronik, nicht Lötwasser, aka > Salzsäure. Das dachte ich auch... Letzten Endes, der Flussmittel, den ich gekauft habe, ist ZU TEUER, um einfach Salzsäure zu sein... >>Viele andere Freunde haben mir aber gesagt, daß Kolophonium für die >>Platine gefährlich ist, > > Ebenfalls Unsinn. Es ist aber für SMD unhandlich bis unbrauchbar. Aha! > Zeig deinem Chef mal ein paar Youtube Videos zum Thema SMD-Löten, dann > wir er hoffentlich etwas umdenken. Naja, die Videos kenne ich auch, ich habe mich noch nicht getraut ihm sie zu zeigen, erstmal weil er mein Chef ist, und dann weil er Ingenieur ist (im Elektronik)... Gut, ich werde höchstwahrscheinlich die Diskussion mit dem Chef vermeiden, denn am Ende fast sicher wird nichts bringen, ich bin aber froh zu wissen, daß ich bisher (mindestens bei löten) richtig gemacht habe... Danke Luca Bertoncello
Nur weil dein Chef etwas nicht weiß heißt es ja nicht das er gleich doof ist, gleichzeitig musst du Ihn das nicht vorhalten und sagen "Chef, du hast keine Ahnung!" Es kommt ja darauf an wie du jemanden etwas erklärst. Und ich glaube als er Ingeniuer geworden ist hatte man sich über SMD löten keine (ernsthaften) Gedanken gemacht. Mir ist nicht bewusst wie groß euer Laden ist und wie gut du dich mit dem Chef verstehst, vielleicht ist es möglich das du Ihn sagst das du etwas recherchiert hast und Ihr das in der Firma ausprobieren solltet weil dadurch das SMD löten vereinfacht wird und die Qualität von den Lötstellen verbessert wird ( ->schön reden). Ein Chef müsste schon blöd sein (oder ein Spießer) wenn er auf einen solchen Vorschlag nicht eingehen würde. Flussmittelstifte/Lötpaste kostet etwa 10€ - Probieren über studieren. :)
Es gibt auch bei den heutigen Flussmitteln Unterschiede. Insbesondere gibt es sogenannte "no clean"-Flussmittel, die nach dem Löten auf der Platine verbleiben dürfen, während man andere nach dem Löten entfernen sollte. (Dafür können diese stärkere Oxidschichten aufbrechen.) Das ist also letztlich immer eine Gratwanderung: das Flussmittel soll bei Löttemperatur möglichst aktiv sein, bei Betriebstemperatur des Geräts jedoch völlig inaktiv. Dass dieser Spagat nie 100%ig funktioniert, sollte klar sein. Das trifft ganz genauso auch für Kolophonium zu, denn auch das ist einfach nur ein Flussmittel. Falls du deinem Chef dazu eine Story präsentieren willst, damit er das glaubt, dann kann ich hier auf eine meiner Jugendsünden verweisen: eine Schluss- und Bremslichtüberwachung fürs Motorrad. Elektrisch ganz einfach aufgebaut, zwei Reed-Kontakte jeweils mit ein paar Windungen Draht drumrum (beim Schlusslicht ein paar mehr und etwas dünnerer Draht). Dazu noch eine kleine Blinkschaltung, damit der Ausfall des Schlusslichts durch Blinken der (vorhandenen) Leerganganzeige signalisiert werden konnte. Das Teil lief nur ein paar Wochen, danach war plötzlich Schluss. Was war passiert? Die Platine war unter der Sitzbank montiert, zwar nicht direktem Witterungseinfluss ausgesetzt, aber die Feuchtigkeit kam trotzdem gut genug ran. Da die Platine im Betrieb auch noch permanent unter Spannung steht, war genügend Potenzial da, dass die Elektrochemie ihr Werk tun konnte. Das Flussmittel (welches einfaches Kolophonium war) war durch die Feuchtigkeit aggressiv genug geworden, um zusammen mit den 14 V Bordnetzspannung von einigen (vielleicht 5 mm breiten!) Leiterzügen das komplette Kupfer abzutragen. Das war dann, als hätte man es weggeätzt, man konnte nur noch die Umrisse des einstigen Leiterzugs erkennen, der war weg! Danach habe ich dann alle Platinen vom Kolophonium gereinigt, bevor ich sie irgendwo in den Dauerbetrieb genommen habe.
Ich habe in 30 Jahren Kolophonium-Anwendung nie solche Effekte beobachten können. Kolophonium ist ein nicht leitendes Harz, was auch nicht aggressiv ist. Ich denke, da wird eher Feuchtigkeit dran schuld gewesen sein. Im Moped hab ich früher auch einiges verbaut und das lief über Jahre. Platinen hab ich nie von Kolophonium gereinigt, einige laufen in 20 Jahren Dauerbetrieb.
Als alter Fernmelder kann ich das nur bestätigen, ich kenne nichts anderes als Kolophoniumhaltiges Lötzinn. Es hat niemals Probleme gegeben ob auf der Lötleiste oder auf irgendeiner Leiterplatte. Ich habe auch SMD Bauteile mit dem Lot (0,5mm) gelötet, kein Problem. Mal abgesehen davon das SMD schon etwas Übung braucht, aber das liegt wohl eher nicht am Lötzinn sondern an der Geschicklichkeit.
gegen Kolophonium und für ein gutes Flussmittel spricht die Handhabung. Da Kolophonium klebt wie Teer, haben wir davon mittlerweile komplett die Finger gelassen. 500 ml no-clean Flussmittel gibt's ab Euro 30, dazu ist glasklar und nicht so schmuddelig braun was sicher nur Kosmetik ist...
Die Besten Erfahrungen habe ich mit dem BGA-Gel gemacht. Zwar wohl das teuerste, aber dafür lässt sich auch extrem gut löten. Das könnte man dem Chef ja mal vorsichtig mitteilen "Ich hab' mal geschaut was es gibt, da gibts jetzt was ganz neues, speziell für diesen Zweck [...] wird auch in der industrieellen BGA-Bestückung usw verwendet. @Jörg; kann es eventuell sein, dass die Platine eine selbstgeätzte war und eventuell noch leichte Säurerückstände am Kupfer waren? Diese könnten sich schon eher mit dem Wasser verbunden und die Bahnen beschädigt haben ;)
Sni Ti schrieb: > @Jörg; kann es eventuell sein, dass die Platine eine selbstgeätzte war > und eventuell noch leichte Säurerückstände am Kupfer waren? Ja, selbst geätzt war sie, aber die danach war es auch, und die hält heute noch, 25 Jahre später. ;-) Einziger Unterschied: dort habe ich das Kolophonium ordentlich abgewaschen. Auch bereits Jahre zuvor, zu Zeiten des "großen Brateisens" als Lötkolben, hatten wir schon mal schlechte Erfahrungen mit Kolophonium- resten gemacht: es ging um einen hochohmigen NF-Vorverstärker, Eingangswiderstand im Bereich von 2 MΩ oder so. Das Ding prasselte unaufhörlich — bis wir die Flussmittelreste entfernt haben. Durch den Lötprozess (den wir als Jugendliche so toll noch nicht beherrscht haben) hatte sich genügend CuO von der Lötspitze mit gelöst und war vom Flussmittel zu Cu2O reduziert worden. Dieses wiederum ist ein Halbleiter ("Kupferoxydul", wurde früher für Gleichrichter in Messgeräten benutzt), und die gesamte Mischung hat dann genügend Strom durchgelassen, dass das als Prasseln im NF-Eingang hörbar wurde.
Ich nutz immer F-SW32, das ist gut und tut seinen Zweck. Ist auch das einzigst zugelassene in der Luft- und Raumfahrt wenn man es sachlich haben möchte. MFG Johannes
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.