Forum: Offtopic Unterschiedliche Wahrnehmung?


von Uhu U. (uhu)


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Es ist schon erstaunlich, wie die hamburger Prawda dem frankfurter 
Flughafenattentäter eine politisch korrekte Herkunft anhängt:
1
Der 21-jährige Arid U. aus Serbien-Montenegro hat das Attentat auf dem
2
Frankfurter Flughafen alleine geplant.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,749057,00.html

Bei stern.de list sich die Sache etwas anders:

Zitat 
http://www.stern.de/panorama/attentat-am-frankfurter-flughafen-us-soldat-ueberwaeltigte-arid-uka-1660025.html#utm_source=sternde&utm_medium=zhp&utm_campaign=panorama&utm_content=snippet-aufmacher 
:
1
Der 21jährige Frankfurter, der im Kosovo geboren wurde, habe US-Soldaten
2
töten wollen, berichtete Hessens Innenminister Boris Rhein (CDU).

: Gesperrt durch Admin
von U. B. (Gast)


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> ... aus Serbien-Montenegro ...
> ... im Kosovo geboren ...

Ist doch völlig egal !
Hauptsache Jugoslawien, oder sowas,
sind doch eh alles Islamisten oder wenigstens Kommunisten ...

von Uhu U. (uhu)


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U. B. schrieb:
> Ist doch völlig egal !

Wenn es das wäre, dann wären sie bei der Wahrheit geblieben, denn die 
ist allemal das Einfachste.

Aber derlei "kleine" Korrekturen der Faktenlage haben beim Spiegel 
System: Serben sind Verbrecher, also werden alle Verbrecher zu Serben 
erklärt, damit der eigentliche Hort des Verbrechens in der Region, 
dieser Kosovostaat weißgewaschen werden soll.

von Jörg S. (joerg-s)


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Ich glaube kaum das es hierzulande viele gibt die sich in dem 
Flickenteppich in Ex-Jugoslawien wirklich auskennen.
Ich verbinde mit dem Wort Serbien jedenfalls auch nur ein Krisengebiet.

Ausserdem stammt die Aussage der Staatsangehörigkeit von 
Serbien-Montenegro direkt von der Bundesanwaltschaft:
http://www.generalbundesanwalt.de/de/showpress.php?themenid=13&newsid=392

von U. B. (Gast)


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Ich meinte auch:

Ist doch völlig egal, Hauptsache sie passen in unser 
Mainstream-Feinbild.

Und wenn sie nicht gleich passen, werden sie halt passend gemacht ...

von Uhu U. (uhu)


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Jörg S. schrieb:
> Ich glaube kaum das es hierzulande viele gibt die sich in dem
> Flickenteppich in Ex-Jugoslawien wirklich auskennen.

Willst du etwa dem Spiegel unterstellen, er wüßte nicht, was er tut?

Du magst naiv sein - die sind es nicht.

> Ich verbinde mit dem Wort Serbien jedenfalls auch nur ein Krisengebiet.

Da siehst fu mal, wie diese Dreckspropaganda bei naiven Leuten verfängt. 
Was aber auch sich stutzig machen sollte, ist die einfache Tatsache, daß 
Serben und Montenegriner traditionell orthodoxe Christen sind und keine 
Moslems.

Googel doch mal nach organhandel+kosovo - du wirst dir die Augen 
reiben...

von Jörg S. (joerg-s)


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>Willst du etwa dem Spiegel unterstellen, er wüßte nicht, was er tut?
Er hat die Nachricht so übernommen wie er sie bekommen hat.


>Da siehst fu mal, wie diese Dreckspropaganda bei naiven Leuten verfängt.
Was hat das mit Propaganda zu tun?

von U. B. (Gast)


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Das ist nicht etwa "Propaganda", ( so hiess das früher drüben ...),
das ist subtile "Meinungsbildung".

von Uhu U. (uhu)


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Ja, "BILD dir eine Meinung ein", oder so ähnlich...

von (prx) A. K. (prx)


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Uhu Uhuhu schrieb:

> Es ist schon erstaunlich, wie die hamburger Prawda dem frankfurter
> Flughafenattentäter eine politisch korrekte Herkunft anhängt:

Kurz nach so einer Tat (oder einer Katastrophe) werden jene Medien am 
deutlichsten wahrgenommen, die am schnellsten am meisten darüber 
Bescheid zu wissen vorgeben. Vieles von dem, was vor eingehender 
Untersuchung rausgeblasen wird, stellt sich später als heisse Luft 
heraus. Aber da ist der Wald schon abgeholzt, bedruckt und verkauft.

Hilft nur, mit solider Skepsis lesen, sich nicht publicityträchtig 
drüber echauffieren und seriösere Informationsquellen suchen. Der Job 
des Lesers, nicht des Staates. Thema Medienerziehung: Wer bei sowas 
ständig nach allerhochaktuellster Information giert, der kriegt das was 
er sucht und trägt in hohem Masse Mitschuld an dem Beschiss. Die Medien 
bedienen nur die Erwartungshaltung ihrer Leser/Zuschauer.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Jörg S. schrieb:
> Ausserdem stammt die Aussage der Staatsangehörigkeit von
> Serbien-Montenegro direkt von der Bundesanwaltschaft:
> http://www.generalbundesanwalt.de/de/showpress.php...

Ich dachte, Serbien-Montenegro existiert als Staat gar nicht mehr. Wie
kann der Kerl dann serbisch-montenegrinischer Staatsangehöriger sein?

Uhu Uhuhu schrieb:
> Der 21-jährige Arid U. aus Serbien-Montenegro hat das Attentat auf dem
> Frankfurter Flughafen alleine geplant.
> http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,7...

> http://www.stern.de/panorama/attentat-am-frankfurt...
> :
> Der 21jährige Frankfurter, der im Kosovo geboren wurde, habe US-Soldaten
> töten wollen, berichtete Hessens Innenminister Boris Rhein (CDU).

Da er 21 Jahre alt ist, wird er wohl im (damaligen) Staat Jugoslawien
geboren sein, vielleicht im Gebiet des Kosovo. Möglicherweise ist er in
der Zeit nach Deutschland gezogen, als Serbien, Montenegro und der
Kosovo zusammen den Staat Serbien-Montenegro bildeten. Somit könnten die
beiden Wochenmagazine gleichermaßen recht haben, und ich verstehe
deswegen den Aufruhr nicht ganz. Es sei denn, Uhu ist Serbe.

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Gut dargestellt A.K.!

von Hanna P. (hanna_p)


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Hm.
Denkt bitte bei allen Mutmassungen daran, das unsere
"freie Presse" nicht wirklich frei ist, diese wird natürlich
auch von Denjenigen beeinflusst / gesteuert, die in unserem
Lande den Ton angeben, nämlich den Wirtschaftsbossen.

Jugoslavien mit "Kommunismus" gleichzusetzen ist auch eine Metapher.
Im sozialistischem Lager war nämlich Jugoslavien ein "Abtrünniger",
der sich der "freien Welt" politisch und konsummässig am weitesten
geöffnet hat.
So durften z.B. DDR-Bürger nicht oder nur in Aussnahmefällen
nach dem damaligen Jugoslavien reisen.

von Uhu U. (uhu)


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Yalu X. schrieb:
> Somit könnten die
> beiden Wochenmagazine gleichermaßen recht haben, und ich verstehe
> deswegen den Aufruhr nicht ganz.

Ich weiß nicht, wie bewußt du den Nato-Überfall auf Jugoslawien 
mitbekommen hast, aber diese Art von "Irrtümern", oder wie du es auch 
immer nennen willst, hat System und "Tradition".

Ein ein ganz bizarres Beispiel stolpere ich immer wieder mal, wenn ein 
altgedienter Nachrichtensprecher das Wort Kosovo ausspricht.

Im Serbokroatischen heißt es Kosovo, während die Albaner Kosova sagen. 
Um wenigstens den Anschein von "Neutralität" zu erwecken, wurden 
seinerzeit sämtliche Nachrichtensprer geschult, das Wort mit so einem 
komischen Zwischending aus o und a auszusprechen - das haben die Mädels 
und Jungs noch heute perfekt drauf...

von (prx) A. K. (prx)


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Yalu X. schrieb:

> Es sei denn, Uhu ist Serbe.

Fast ;-). Er ist in gewisser Weise mal Nordkoraner, mal Iraker und mal 
Serbe.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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A. K. schrieb im Beitrag #2089359:
> Yalu X. schrieb:
>
>> Ich dachte, Serbien-Montenegro existiert als Staat gar nicht mehr. Wie
>> kann der Kerl dann serbisch-montenegrinischer Staatsangehöriger sein?
>
> Das wird in dem Text nicht behauptet.

Das sehe ich anders:

  "Der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofes hat gestern (3. März
  2011) auf Antrag der Bundesanwaltschaft gegen den

  21-jährigen serbisch-montenegrinischen Staatsangehörigen Arid U.

  Haftbefehl wegen Mordes in zwei Fällen sowie wegen versuchten Mordes
  in drei Fällen in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung in zwei
  Fällen erlassen"

von Jörg S. (joerg-s)


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>Ich dachte, Serbien-Montenegro existiert als Staat gar nicht mehr. Wie
>kann der Kerl dann serbisch-montenegrinischer Staatsangehöriger sein?
Ich vermute weil er noch einen entsprechenden (alten) Pass hatte. 
Zumindest würde es erklären warum es zu dieser Fehleinschätzung gekommen 
ist :)

von (prx) A. K. (prx)


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Yalu X. schrieb:

>> Das wird in dem Text nicht behauptet.
>
> Das sehe ich anders:

Sorry, ich hatte das auf den Link im ersten Beitrag bezogen.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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A. K. schrieb:
> Sorry, ich hatte das auf den Link im ersten Beitrag bezogen.

Ja, das hatte ich dann auch vemutet, kein Problem.

Aber das sind eben die Details, die man beachten muss: Der eine schreibt

  "ist in ... geboren"

der andere

  "kommt aus ..."

und der dritte

  "ist ... Staatsangehöriger"

Das sind drei Paar Schuhe :)

von (prx) A. K. (prx)


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Hanna P. schrieb:

> Jugoslavien mit "Kommunismus" gleichzusetzen ist auch eine Metapher.
> Im sozialistischem Lager war nämlich Jugoslavien ein "Abtrünniger",

Was kein Widerspruch sein muss. Als es den eisernen Vorhang noch gab 
hatten sich in D-West verschiedene kommunistische Parteien/Gruppen 
zeitweilig mehr untereinander bekriegt, als dass sie den Übrigen auf die 
Nerven gegangen wären. Niemandem davon oblag die Deutungshoheit, wer 
oder was wahrhaft "kommunistisch" sei, auch wenn jeder das für sich 
beanspruchte.

M.a.W: Jugoslavien sah sich selbst als kommunistisch an. Da kann man 
anderen (Nichtkommunisten) nicht unbedingt vorwerfen, diese Bezeichnung 
zu übernehmen.

von Hanna P. (hanna_p)


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Genau A.K.

ich sehe den Jugoslavienkrieg auch eher als Probschlachtfeld,
das dazu diente, um neue Waffentechnlogien zu testen,
übrigens auch deutsche.
Ähnlich wie in den 20 iger Jahren in Spanien, und dies
genau macht mir angst.

von (prx) A. K. (prx)


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Hanna P. schrieb:

> ich sehe den Jugoslavienkrieg auch eher als Probschlachtfeld,

Sehe ich auch so, allerdings eher mit politischem als militärischem 
Fokus ...

> das dazu diente, um neue Waffentechnlogien zu testen,

... beim Versuch, Europa zu ordnen und mit Gewalt in kooperative statt 
konfrontative Bahnen zu lenken. Und das bevor man später den Vorwurf 
kriegt, untätig zugesehen zu haben (=> Bosnien-Massaker). Dass dabei 
auch Technik und Strategien ausprobiert werden liegt in der Natur der 
Sache.

Ich hatte damals eher den Eindruck, dass man auf die Art alte längst 
abgelaufene Lagerbestände entsorgte. Nachdem in einem TV-Bild mal auf 
irgendwelchen Bomben- oder Raketentrümmern sehr deutlich das 
Haltbarkeitsdaum zu lesen war.

> Ähnlich wie in den 20 iger Jahren in Spanien, und dies
> genau macht mir angst.

Nicht alles was hinkt taugt als Vergleich.

von Hanna P. (hanna_p)


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A.K. meinte:

> Nicht alles was hinkt taugt als Vergleich.

Ist schon klar, aber es wurden dort die Waffen getestet,
die den 2. Weltkrieg Standard werden sollten.

Warum kämpft die Bundeswehr am Hindukusch?
Aus Liebe zu den Leuten dort? :-o

von (prx) A. K. (prx)


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Hanna P. schrieb:

> Warum kämpft die Bundeswehr am Hindukusch?
> Aus Liebe zu den Leuten dort? :-o

Nein, sondern (formell) weil D Mitglied der NATO ist und die NATO den 
Verteidigungsfall ausrief. Sich so etwas zu verweigern ist zwar möglich, 
aber nur dann ratsam, wenn man ganz genau weiss, dass man jene, die man 
damit massiv vor den Kopf stösst, nicht später selber einmal benötigt.

Man kann den Amerikanern nicht ins Gesicht sagen "macht euren Scheiss 
alleine" ohne dabei das Risiko einzugehen, dass die sich bei Gelegenheit 
revanchieren.

Im Irak war das einfacher, weil weder von NATO noch von UNO gedeckt. 
Trotzdem hätten in den folgenden Jahren Franzosen und Deutsche 
möglicherweise ohne US-Unterstützung auskommen müssen, wenn es Putin 
(oder sonstwem) nach dem Westen gelüstet hätte. Der öffentlichen 
Stimmung in den USA nach zu schliessen (die Franzosen kamen dabei 
schlimmer weg, wg. dem entscheidenen Vetorecht im Sicherheitsrat).

von Hanna P. (hanna_p)


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Erstklassig, @A.K.

Und wenn du jetzt alles durch Kürzen auf einen Nenner brigst,
kommen eigendlich nur 3 Interessen heraus:

1.) Wirtschaftsinteressen
2.) Wirtschaftsinteressen
3.) Wirtschaftsinteressen

;--))))

Ps.
Warum wurden wir beide nicht "gekickt"? ;---)))

von (prx) A. K. (prx)


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Hanna P. schrieb:

> Und wenn du jetzt alles durch Kürzen auf einen Nenner brigst,
> kommen eigendlich nur 3 Interessen heraus:

Sehe ich nicht so. Zwar ist politische Stabilität und langfristiges 
leidlich friedliches Miteinander Voraussetzung für gute nichtmilitärisch 
assoziierte Wirtschaft, aber dadurch wird die Wirtschaft nicht zum 
primären Motiv. Es sei denn man neigt sowieso schon dazu, in jedem 
Bierglas die Wirtschaft zu sehen.

> Warum wurden wir beide nicht "gekickt"? ;---)))

Häh?

von Hanna P. (hanna_p)


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A.K. meinte:

> Häh?

na, weil wir gerade die Politik hacken, das sieht
doch der Andy nicht so gerne ... ;-)

Respekt, hanna.

von (prx) A. K. (prx)


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Hanna P. schrieb:

>> Häh?
>
> na, weil wir gerade die Politik hacken, das sieht
> doch der Andy nicht so gerne ... ;-)

Trotz recht vieler auch politischer Beiträge im OT Bereich wurde mir 
noch nie einer wegmoderiert, es sei denn als Kollateralschaden zusammen 
mit dem gesamten Thread. Vielleicht hat sowas auch damit zu tun, wie 
man auftritt.

von Uhu U. (uhu)


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Hanna P. schrieb:
> ich sehe den Jugoslavienkrieg auch eher als Probschlachtfeld,
> das dazu diente, um neue Waffentechnlogien zu testen,
> übrigens auch deutsche.

Da dürfte auch eine ganz gehörige Portion Rachegelüst von deutscher 
Seite mit im Spiel gewesen sein - die wollten Vergeltung für die 
Niederlage der Naziarmee gegen die Tito-Leute.

Die Koalition mit den Ustaschanachfolgern unter Tudjman in Kroatien war 
jedenfalls eine Fortsetzung dessen, was sich 1000 Jahre bewährt hatte...

von (prx) A. K. (prx)


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Uhu Uhuhu schrieb:

> Da dürfte auch eine ganz gehörige Portion Rachegelüst von deutscher
> Seite mit im Spiel gewesen sein - die wollten Vergeltung für die
> Niederlage der Naziarmee gegen die Tito-Leute.

Ach Uhu... Du erinnerst mich manchmal an den Fawlty Towers Slogan "don't 
mention the war".

von Andreas S. (andreas) (Admin) Benutzerseite


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Das ist jetzt glaube ich ein guter Zeitpunkt hier zu zu machen.

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