Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Relaiscomputer ohne Halbleiter?


von S. B. (glimmlaempchen)


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Hi, bin grade am Pläne machen für einen Relaiscomputer. Ich als 
Nostaligiker würde den gerne ohne Halbleiter bauen. Aber mit der 
Induktivität der Spule fängt es ja schon an. Gewöhnlich nimmt man 
Freilaufdioden, um die Spannunsspitzen zu löschen. Fällt euch dazu eine 
Alternative ein?
Wenn man genügend verheizen will, könnte man ja einfach einen Widerstand 
parallel zur Spule hinknallen, aber das sprengt dann denke ich den 
energietischen Rahmen. xD
Das gleiche gilt für die Idee mit der Beleuchtung der bestromten Relais 
(wäre halt ein geiler Effekt, wenn man beim Rechnen zuschaun kann), ich 
will ja am Ende keinen 5-kW-Rechner haben und das Haus heizen ... und 
eine gewisse Helligkeit muss das Leuchtmittel halt haben.

Wäre dankbar um iwelche Ideen, Vorschläge, Anregungen. Und lasst bitte 
sinnloses Nörgeln, wie überflüssig doch so ein Projekt sei ...

von P. M. (o-o)


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S. B. schrieb:
> Fällt euch dazu eine
> Alternative ein?

Nein, aber es ist auch keine Alternative notwendig. Die Spannungsspitzen 
sind nämlich gerade für Halbleiter ein Problem, aber solche willst du ja 
vermeiden.

von Purzel H. (hacky)


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Ein RC ueber die kontakte ?

von Technikus (Gast)


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Ich habe einen Relais+Röhrenrechner schon "Live und in Aktion" gesehen.
Das war ein Raum mit ca 100 m² oder sogar noch mehr. Voller Rahmen, die 
mit Relais und Röhren bestückt waren.

Dieser Rechner steuerte einen Steckenabschnitt der Deutschen Bahn mit ca 
15 km länge.
Ursprünglich eine 2 gleisige Stecke mit einer Abzweigung und ein paar 
Weichen.
Später zurück gebaut auf eine eingleisige, durchgängige 
"Bimmelbahnstrecke".
Aber der Rechner blieb und wurde nicht geändert / Verkleinert. Man hat 
nur Kontakte dauerhaft so belegt, dass das "Ergebnis" wieder stimmte.

Später wurde es dann in ein "ESTW Slave" in der Größe eines einzigen 19 
Zoll Racks. Als der alte Rechner abgebaut wurde, habe ich eine Kiste 
voll Rechnerrelais und Röhren mitgenommen, die noch bei mir rumliegen.
Die Relais sind für 60V Spulenspannung.

von tex (Gast)


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Ja, bei der Idee mit den Freilaufdioden ist wohl schon das erste mal der 
Halbleiterbastler ins Spiel gekommen.
Es ist noch nicht einmal notwendig Gleichspannung zu nehmen.
Für die Beleuchtung der Relais gibt es sehr schöne, kleine Glühlämpchen 
z.B. aus den Taschenlampenplagiaten von MacLight.
Die Stromversorgung mit 60V hat durchaus Vorteile jedoch empfehle ich 
für Eigenbau-Projekte auf 24V zu gehen.
Bitte im System nicht mit selbstheilenden Kondensatoren geizen! Die sind 
wirklich wichtig und nicht umsonst in solchen Rechner in großen 
Batterien anzutreffen.

von Volker S. (sjv)


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Hallo,

als Ersatz für Dioden kann man Varistoren oder RC-Glieder nehmen.
RC-Glieder kann man auf die Taktfrequenz abstimmen.

M.f.G.

von Harald Wilhelms (Gast)


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S. B. schrieb:
> Hi, bin grade am Pläne machen für einen Relaiscomputer.

Dann solltest Du als erstes mal in das Zuse-Museum gehen.
Gruss
Harald

von oszi40 (Gast)


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von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Mach's wie Meister Zuse:

Bei seinen Rechnern schalteten alle Relais stromlos. Funken gab es nur
an einer zentralen Schaltwalze, die die Steuersignale für die Relais
erzeugte und dafür entsprechend kräftig dimensioniert wurde.

  http://www.mediaculture-online.de/fileadmin/bibliothek/zuse_lebenswerk/zuse_lebenswerk.html

von Henrik (Gast)


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Habe vor wenigen Stunden mit Zuse junior auf der Hannovermesse 
geplauscht.
Er hat den Z3 seines Vaters (zu sehen im D Museum in Mü) mit modernen 
Finderrelais nachgebaut. Zu sehen auf der HMI bei Finder :)
 Energieverbrauch soll bei moderaten 300W liegen WIMRE.
22bit Gleitkomma Rechenwerk, Taktrate 5Hz Programmsteuerung wie im 
Original über gelochten Filmstreifen.

Nett, aber schon ein teures Hobby ;-)

Gruß Henrik

von Anja (Gast)


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S. B. schrieb:
> Gewöhnlich nimmt man
> Freilaufdioden, um die Spannunsspitzen zu löschen.

Bei einem Rechner würde ich das nie machen. Die Freilaufdiode verzögert 
die Abfallgeschwindigkeit der Relais um ein vielfaches. Da leidet die 
Rechengeschwindigkeit zu stark.

Am besten gar keine Entstörmaßnahme oder nur so eine bei der die 
Freilaufspannung mindestens der Versorgungsspannung entspricht. Also 
Z-Diode, Varistor oder Parallelwiderstand.

Gruß Anja

von Christian B. (casandro)


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Schau mal nach dem SIMON, der war mal ein Bastelprojekt aus den frühen 
1950gern.

http://www.cs.ubc.ca/~hilpert/e/simon/index.html

Freilaufdioden brauchst Du wirklich nicht, aber damals waren normale 
Dioden und Selengleichrichter schon üblich.

von philipp (Gast)


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der Paul (Mosfetkiller) hat sowas mal angefangen. das EEprom zur 
programmspeicherung müsste man dann eben durch etwas  anderes ersetzen. 
alles andere waren relais. insgesamt braucht er nicht mehr als 50 relais 
um einige grundbefehle und rechenarten zu implementieren.

von stepp64 (Gast)


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von ulrich (Gast)


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In alten Telefonvermittlungen hat man RC Glieder zur Funkendämpfung 
benutzt. Ein Vorschlag wären auch Glimmlampen als Ersatz für 100 V 
Varistoren.

von Thomas E. (thomase)


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S. B. schrieb:
> Aber mit der
> Induktivität der Spule fängt es ja schon an. Gewöhnlich nimmt man
> Freilaufdioden, um die Spannunsspitzen zu löschen.

Das ist bei Elektromechanik völlig egal.

Einzig die Kontakte können durch Abreißfunken abbrennen. Bei der Post 
hat man dazu in den Vermittlungsstellen sogenannte 
Funkenlöschkondensatoren eingesetzt. Das ist das RC-Glied, was oben auch 
schon erwähnt wurde. Dient aber, wie schon gesagt dem Löschen von 
Abreißfunken.

So ein Funkenlöschkondensator war auch in den Wählscheibentelefonen 
drin.

mfg.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Thomas Eckmann schrieb:
> Bei der Post hat man dazu in den Vermittlungsstellen sogenannte
> Funkenlöschkondensatoren eingesetzt.

Wie gesagt: Besser als den Funken zu löschen ist es, ihn gar nicht erst
entstehen zu lassen. Zitat von Konrad Zuse aus dem obigen Link:

  "Beim Abschalten eines Relais nämlich entsteht aufgrund der Selbst-
  induktion der Wicklung ein Funken. Erfolgt das Abschalten über Relais-
  kontakte, so werden diese stark durch die Funken beansprucht und
  nutzen sich schnell ab. Im Fernmeldwesen ist dies durch Funkenlösch-
  schaltungen noch einigermaßen zu beherrschen. Bei Computern schalten
  die Relais jedoch wesentlich häufiger. Durch die Schaltwalze wurde nun
  bewirkt, daß die Relais stets stromlos schalteten. Dieser Nebeneffekt
  hat ganz erheblich zur Betriebssicherheit unserer Relaismaschinen
  beigetragen."

von ich (Gast)


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tex schrieb:
> Bitte im System nicht mit selbstheilenden Kondensatoren geizen! Die sind
> wirklich wichtig und nicht umsonst in solchen Rechner in großen
> Batterien anzutreffen.Beitrag melden | Bearbeiten | Löschen |

Eben wegen fehlender Freilaufdioden. Die ewigen Spannungsspitzen beim 
Abschalten ...
;-)

von Grübler (Gast)


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S. B. schrieb:
> Gewöhnlich nimmt man Freilaufdioden,...... Alternative ein?

Nimm Glimmlampen ohne Sockel und Vorwiderstand.
Schalte sie parallel zu den Spulen. Dann wird
die Abschlatspannung ein wenig begrenzt und es
leuchtet bei jedem Abschalten. Damit kannst
du dem Rechner auch beim rechnen zusehen.

von S. B. (glimmlaempchen)


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Also erstmal vielen, vielen Dank für die schnellen und zahlreichen 
Antworten!

Komme gerade nur selten ins Internet und brauche was Zeit, um diese 
Informationsflut mit Zuses Artikeln etc. zu verarbeiten.
Melde mich wieder, sobald ich soweit bin ...

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