Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Als Dipl. Ing. im Betriebsrat: Erfahrungen?


von Jan M. (Gast)


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Hallo,
in der Firma (ca. 150 Mitarbeiter), bei der ich angestellt bin, wird 
momentan ein Betriebsrat eingeführt.
Ich wurde gefragt, ob ich kandidieren wolle.
Andere Kollegen haben mir eher abgeraten und meinten, dass ich mir damit 
Aufstiegschancen verbauen würde. Eine Chance auf einen Gruppen- oder gar 
Abteilungsleiterposten hätte ich dann auf jeden Fall nicht mehr (hat mit 
z.B. ein Abteilungsleiter gesagt).
Zudem hätte ich auch bei einem eventuellen Firmenwechsel schlechtere 
Bewerbungschancen.

Ist da wirklich etwas dran? Was für Erfahrungen habt ihr gemacht? Sind 
hier Betriebsratsangehörige an Bord?

von sub (Gast)


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Bei uns in der Firma sind zwei Gruppenleiter im BR.
Als Abteilungsleiter bist du ja schon leitender Angestellter(denk ich 
mal), also kannst du auch nicht im BR sein.
Gruß

von Marek N. (Gast)


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@sub, da bist du falsch informiert!
Unser Abteilungsleiter ist im Betriebsreit, ist sogar der Vorsitzende. 
Er war erst im BR und wurde dann AL.
Ich persönlich würds nicht machen wollen, wenn ich so sehe, mit was für 
nem Scheiß er sich beschäftigen darf (Falschparker, Kleiderordnung, 
Getränkeautomaten etc..)

Beste Grüße, Marek

von Mark B. (markbrandis)


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Naja, Betriebsratsangehörige haben zumindest in großen Konzernen eher 
den Ruf, nicht unbedingt gerade wie verrückt zu arbeiten. Kommt 
wahrscheinlich daher, dass man in Firmen wie Bosch etc. teilweise 
freigestellt wird von seinen eigentlichen Arbeitsaufgaben (als 
Entwickler, Tester etc.), um eben die Aufgaben im Betriebsrat 
wahrzunehmen. Kann aber durchaus auch ein Vorurteil sein, ist ja nicht 
gesagt dass die BR-Arbeit einfacher ist.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Das hängt alles von der Firma ab.

Manche Firmen lieben es, wenn ihre Manager im Betriebsrat sitzen. Von 
denen erhofft sich die Firmenleitung eine eher gemäßigte Haltung und das 
denen die Firma und eigene Karriere näher ist als die Kollegen.

[Wieso Kollegen so blöd sind, und Manager in den Betriebsrat wählen, ist 
eine andere Geschichte]

Andere Firmen sehen Betriebsratsmitglieder in der Tat als Gegner an. Da 
ist die Mitgliedschaft karriereschädigend.

Wenn in deiner Firma Kollegen davon abraten, wenn es bis jetzt keine 
Manager im Betriebsrat gibt, und wenn du karrieregeil bist, dann 
solltest du vielleicht wirklich davon absehen.

von Heinrich (Gast)


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Ich würde Niemanden einstellen mit BR-Vergangenheit.
Verheimlichen kannst du es auch nicht.

Wenn dich Andere fragen ob du kandidieren willst, würde man dich 
wahrscheinlich auch wählen - man sucht also einen Dummen.

Zitat: "Ich würde keinem Verein beitreten der mich als Mitglied haben 
will"
(unbekannt)

Durch deine Arbeit im BR gelten dann die Jahre Berufserfahrung nur noch 
zu 50%.

Und wenn ich einen Ingenieur einstellen will, dann sicher keinen der 
Erfahrung damit hat wie man dem Unternehmer in die Suppe spuckt.

von Hans Gruber (Gast)


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Kollegen von mir wurde nahegelegt, ihre Tätigkeit im Betriebsrat 
einzustellen und ihr Amt niederzulegen.

von Backlow (Gast)


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>...dann sicher keinen der Erfahrung damit hat wie man dem Unternehmer in
>die Suppe spuckt.

Hast Du "Unternehmer" bei Schlecker gelernt?

von Axel (Gast)


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Wurde mir damals auch gesagt.

Aber bei uns kann ich nicht bestätigen, dass man dadurch Nachteile 
hätte. Im Gegenteil hat man Gelegenheit, sich immer mal wieder bei der 
Geschäftsleitung zu präsentieren. Manmuss ja nicht einer Meinung sein, 
aber ein solides Auftreten mit guten Argumenten überzeugt durchaus über 
die BR Arbeit hinaus.

Gruss
Axel

von D. K. (Gast)


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Heinrich schrieb:
> Durch deine Arbeit im BR gelten dann die Jahre Berufserfahrung nur noch
> zu 50%.

Quelle?

> Und wenn ich einen Ingenieur einstellen will, dann sicher keinen der
> Erfahrung damit hat wie man dem Unternehmer in die Suppe spuckt.

[ ] Du hast verstanden, wofür ein Betriebsrat da ist.

@TO:
Die Frage ist, ob Du freigestellter Betriebsrat oder "nur" BER-Mitglied 
sein möchtest bzw. wirst.

Ich habe die Erfahrung gemacht, daß einem dadurch keine Nachteile 
entstehen, allerdings ist es auch nicht immer eitel Sonnenschein (der 
Job). Man muss sich schon mit Dingen rumschlagen, die nicht unbedingt 
was mit dem Studium zu tun haben. Aber man darf auch nie vergessen, daß 
man eine eher vermittelnde Position hat. Da bringt teilweise 
Anfeindungen (von beiden Seiten). Meine Erfahrungen basieren aus 
BER-Tätigkeit für ein sehr großes dt. Unternehmen....

Zum Thema Aufstiegschancen: Bisher keine Nachteile erlebt,
zum Thema Gruppenleiter: 2 unserer Gruppenleiter sind im Betriebsrat, 
einer davon im Betriebsausschuss.

Viele Grüße,

 Wizz

von Heinrich (Gast)


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Backlow schrieb:
> Hast Du "Unternehmer" bei Schlecker gelernt?

Anspielung verstanden. Sagen wir es so, ich verstehe beide Seiten.

D. K. schrieb:
>> Durch deine Arbeit im BR gelten dann die Jahre Berufserfahrung nur noch
>> zu 50%.
>
> Quelle?

Ich

D. K. schrieb:
> [ ] Du hast verstanden, wofür ein Betriebsrat da ist.

Ich hatte mal zufällig die Gelegenheit mit einer der großen die ihr alle 
aus den Medien kennt, zu sprechen. Das ergab sich so: Ich saß an der Bar 
im teuersten Hotel der Stadt und ein Mensch setzte sich neben mich. Wir 
tranken ein paar Bier und er erzählte mir das gerade jetzt eine Feier 
der Gewerkschaft der Firma (die ihr alle kennt) unten im Keller 
stattfindet und lud mich ein einfach mal mit den Leuten zu reden. Ich 
opferte also meinen Nachtschlaf und ging zu der Party - die ging dann so 
bis früh 4.
Es gab ordentlich zu Essen und zu trinken und Musik wurde gespielt.

Als der Mann meine Fragen nicht mehr beantworten konnte, holte er er die 
sellv. Vorsitzende an den Tisch (kennt ihr aus den Medien). Wir 
diskutieren das Thema - weil es zu der Zeit Diskussionen gab wie und ob 
man einen BR gründen sollte in meiner Firma. Zuerst war ich extrem 
beeindruckt: Eine Frau um die 50 mit einer mächtigen Ausstrahlung.
Also Sie hat mühelos den Eindruck vermittelt absolut kompetent zu sein - 
war aber auch nicht so besoffen wie ich.

Fazit: Leute mit den intelktuellen Fähigkeiten für so ein Vorhaben 
können kein Eigeninteresse daran haben, da sie ohnehin in den Firmen 
Spitzenpositionen bekleiden, die entsprechend dotiert sind.

Das war durchaus ernüchternd.

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