Forum: Ausbildung, Studium & Beruf interessante Debatte bei Maischberger


von Vlad T. (vlad_tepesch)


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aktuell laufend
da ist auch ein echter Sympathiträger, der Leiharbeiterbranche.

von Ing (Gast)


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ich finde die Argumentation der Zeitarbeitsfirmen ja nicht schlecht. Für 
Hochqualifizierte finde ich ZA wirklich eine Zumutung. Aber für gering 
quaflizierte find ich Zeitarbeit sehr gut. Kenne Hilfsarbeiter in der 
Autoindustrie, die kriegen ohne Schul - und ohne Berufsabschluß fürs 
Maschinen einrichten und überwachen locker ein Ing. Nettogehalt, 35 H 
Woche versteht sich.
Dass dann Firmen zu Zeitarbeitern greifen, ist für mich sehr logisch.

Bei guten Ings finde ich das echt eine Zumutung. Teils gibts da Angebote 
für 3000 Brutto / Monat, 40 H Woche, wird auch noch mehrjährige 
Erfahrung in Sensorik, C++, diverse Entwicklungstools und Umgebungen usw 
gefordert ! sowas ist echt mies

von T. M. (xgcfx)


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Ing schrieb:
> 3000 Brutto / Monat, 40 H Woche, wird auch noch mehrjährige
> Erfahrung in Sensorik, C++, diverse Entwicklungstools und Umgebungen usw
> gefordert ! sowas ist echt mies

Standard im Osten auch ohne Zeitarbeit...

von Andreas U. (Gast)


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Die Zeitarbeit ist doch das Übel der Gesellschaft: Warum muss temporäre 
Beschäftigung über Vermittler laufen, die Geld einheimsen????

von Purzel H. (hacky)


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>Warum muss temporäre Beschäftigung über Vermittler laufen, die Geld einheimsen?

.. weil der Gesetzesgeber beim Kuendigungsschutz etwas uebertrieben hat 
?

von Marx W. (Gast)


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Hex Oschi schrieb:
> .. weil der Gesetzesgeber beim Kuendigungsschutz etwas uebertrieben hat
>
> ?

Na, der Kündigungsschutz ist hier nicht der alleinige Grund gewesen. 
Hier ging es in D. immer darum die Tariflöhne und die betriebliche 
Mitbestimmung zu unterlaufen.

von Ing (Gast)


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für gering qualifizierte Arbeitnehmer ist das auch gut so. Tariflich 
sind viele von denen einfach zu hoch bezahlt. In der klassischen 
Industrie mit Tarifvertrag bekommt mancher Montagehelfer am Band inkl. 
vieler Zuschläge teils 50 bis 60 tsd Euro im Jahr + Lohnnebenkosten und 
häufig auch noch extra Zeitausgleich und natürlich 35 h Woche.

Bei solchen Bedingungen ist mir klar, warum viele Unternehmen zu 
Zeitarbeit greifen.

Unschön finde ich aber die Entwicklung, dass es auch immer mehr 
qualifizierte Menschen trifft !

zum Kündigungsschutz : so stark ist der in Deutschland gar nicht. 2 
Wochen während der Probezeit, danach mind. 1 Monat, wobei man auch Leute 
befristet einstellen kann. Auch bei ZA Firmen unterschreibt eine Firma 
Verträge mit gewissen Fristen.

Übrigens, meine Erfahrung ist, dass man als Ing meist unbefristet in den 
Beruf einsteigt und nach der Probezeit mehr als 1 Monat Kündigungsfrist 
bekommt. Das längste was mir angeboten wurden, waren 6 Monate, was mir 
aber zu lang war, da ich jung und flexibel bin und daher mir keine 
Karrierechancen verbauen will. Falls ich mal Familie habe und älter bin, 
dann gehe ich gerne zu einer Firma mit so einer langen Kündigungsfrist.

von PostMortem (Gast)


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Ing schrieb:
> In der klassischen
> Industrie mit Tarifvertrag bekommt mancher Montagehelfer am Band inkl.
> vieler Zuschläge teils 50 bis 60 tsd Euro im Jahr + Lohnnebenkosten und
> häufig auch noch extra Zeitausgleich und natürlich 35 h Woche.

Also diese Vergleiche mit irgendwelchen Fach- und Fließbandarbeitern im 
Schichtdienst finde ich absolut daneben. Diese Leute machen einen 
Drecksjob, den ICH nicht haben will. Die schuften sich bei monotoner, 
stinkend langweiliger Arbeit endlose Stunden ab, und 60.000 € verdient 
dieser Berufsstand im Leben nicht im Schnitt!

Ich sitze als Ingenieur schön gemütlich in meinem Büro am PC, darf mich 
frei in der Firma bewegen, gelte bei den Schichtarbeitern als 
Respektsperson und habe abwechslungsreiche Aufgaben. Ich kann mir nen 
Kaffee holen, wann und so oft ich will, ich kann mit den Bürokollegen 
Gespräche führen...also ich finde meine Arbeitssituation wirklich schön 
und bin sehr zufrieden. Diese albernen Vergleiche mit Leuten, die es 
echt viel schlechter haben, finde ich völlig unangebracht. Wenn du den 
ingenieursjob so kacke findest, dann werd Schichtarbeiter am Band...du 
wirst dich wundern, das sage ich dir...

von Sebastian (Gast)


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Harte Worte... aber irgendwie zutreffend.

von bob469 (Gast)


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Ing schrieb:
> Dass dann Firmen zu Zeitarbeitern greifen, ist für mich sehr logisch.

Das Problem ist nur, dass Zeitarbeiter den Firmen deutlich teurer 
kommen, als Festangestellte.

Dass soviele Zeitarbeiter vor allem in der Produktion eingesetzt werden, 
liegt vor allem daran, dass man sie - je nach Bedarf - schnell wieder 
los wird.

Aber sonst hast du Recht.
Die Firmen können es sich einfach nicht mehr leisten, dass ein 
Staplerfahrer mit 2000 netto pro Monat heim geht. Ein solcher Lohn lässt 
sich mit der Produktivität des Staplerfahrers einfach nicht 
rechtfertigen. 1200 netto sind da eher realistisch.

In der Öffentlichkeit darf man sowas natürlich nicht sagen, weil das 
"unsozial" ist. Naja ...

Für Ingenieure ist die Zeitarbeit natürlich eine Schande. Angeblich so 
gefragt, aber trotzdem so ausgebeutet zu werden, ist hart.

Leute, die bei einer Zeitarbeitsfirma arbeiten, sollten mehr bekommen, 
da sie flexibler sein müssen. Das gilt für Ingenieure genauso wie für 
Staplerfahrer.

von Heinrich (Gast)


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bob469 schrieb:
> Das Problem ist nur, dass Zeitarbeiter den Firmen deutlich teurer
> kommen, als Festangestellte.

Diese Aussage ergibt doch nur Sinn wenn die realen Kosten der 
Zeitarbeiter sagen wir auf 10 Jahre betrachtet, doch niedriger sind.

Ist das so?

von Paul (Gast)


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Mindestlohn für alle und die Zeitarbeitsfirmen haben sich aufgrund ihres 
Finanzierungmodells erledigt. Wovon wollen die Schmarotzer dann leben?

von Ossi (Gast)


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Es wird endlich Zeit, dass das Equal Pay flächendeckend und 
verpflichtend wird. Somit würden Leiharbeiter für die Entleiher 
wesentlich teurer werden als Stammpersonal und wirklich nur in Spitzen 
eingesetzt werden.

von Thomas1 (Gast)


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von Ich (Gast)


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Aus obigem Artikel:
"Das benötigte Fachwissen wird immer häufiger ausgeliehen oder 
zugekauft."

Genau da liegt das Problem, Anruf genügt, Fachwissen wird geliefert.
Wie sich das Wissen sich entwickeln kann interessiert keinen.
Die Verantwortung für Wissen, das Firmenkapital wird outgesourct.

Scahut doch mal wie die erwähnte IKS-Gruppe mit rund 600 Mitarbeitern 
aufgestellt ist.
http://www.iks-gruppe.de/index.php/gesellschaften.html

Blickt da noch einer durch?

Die Stellenanzeigen: der "Jung-Ingenieur Elektrotechnik (m/w)" mit den 
Lab-View-Kenntnissen in Köln steht schon seit über einem Jahr dort 
(nicht erst seit Jan 11).

"Gerade für ältere Arbeitslose könne sie auch den Schritt zurück in den 
Arbeitsmarkt bedeuten."

Ich dachte es gibt einen Ingenieurmangel und ältere Arbeitnehmer sind 
wieder stark gefragt, naja zumindest nur in der Zeitarbeit.

von Andreas U. (Gast)


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> Ein solcher Lohn lässt sich mit der Produktivität des
> Staplerfahrers einfach nicht rechtfertigen
Was heisst "Produktivität"?

Er ist eine Dienstleistungskraft und trägt Verantwortung genau wie ein 
Biologietechniker im Labor. Wenn der Biotechnologe einen Fehler macht, 
sind vielleicht €10.000 Arbeitszeit für das Ansetzen einer Zellkultur 
dahin und der Stapelfahrer schmeisst 10 Kartons mit 10.000 fertigen 
Ampullen in den Dreck mit dem selben Schaden.

Wo ist der Unterschied?

von PostMortem (Gast)


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Ich schrieb:
> "Das benötigte Fachwissen wird immer häufiger ausgeliehen oder
> zugekauft."

Komisch nur, dass dann im ganz großen Stil Absolventen eingestellt 
werden und deren eh schon mickriges Einstiegsgehalt noch weiter vom 
Dienstleister abgesaugt wird... Da ist berufstaugliches Fachwissen für 
meine Begriffe noch gar nicht vorhanden.

von Hans Gruber (Gast)


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hmmmm dachte, diese Dienstleister / Sklavenhändler wären gar nicht so an 
berufsunerfahrenen Absolventen interessiert, sondern eher an Personen 
mit Berufserfahrung, weil man solche Leute eher irgendwo unterbringen 
kann.

Ich konnte mich nach meinem Abschluss gerade noch zurückhalten (auch 
gegen den Druck der Bundesagentur für Arbeit), mich bei solchen Buden zu 
bewerben. Zur Folge hatte dies eine mehrals sechs monatige 
Arbeitslosigkeit direkt nach meinem Studium, bis ich etwas passendes 
gefunden hatte.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Gesaugt wird immer an denen, an denen sich am leichtesten verdienen 
lässt.

das heißt dort wo der Marktzugang dem Einzelnen Bewerber und dem 
einzelnen Stellenanbieter sich nicht decken. Dann beginnt der große 
Verschiebebahnhof.

Die Dienstleister locken auf Grund und ihrer Marktkenntnis mit 
Niedrigsttarifen und suchen wenn sie den Preis erfolgreich unter das 
marktübliche gedrückt haben den Dummen der auf die Stelle angewiesen 
ist, sie aber nicht bekam weil er sich nicht noch billiger verkaufen 
wollte und zwingen ihn jetzt, da er auf Grund der Zwangsgesetzte nicht 
verhandlungsberechtigt ist zu einem noch niedrigerem Lohn zu arbeiten, 
als den, welchen sie zuvor offerieren konnten,  da es ja nicht um ihre 
persönlichen Ansprüche ging.

Sie verkaufen den armen Hund zu Dumpingpreisen, welche er anders, mit 
gesetzlicher und wirtschaftlicher Verhandlungsfreiheit nicht akzeptieren 
müsste.


Namaste

von Ich (Gast)


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Ein arbeitsloser Ing. bewirbt sich bei 4-5 Dienstleistern in seiner 
Umgebung.
Nach dem Motto, besser erstmal Zeitarbeit, als nix.

Seine Qualifikation wird von einem "Kunden" gesucht.
Der Kunde erhält jetzt 4-5 Bewerberangebote, alle von demselben Ing., 
eben von den 4-5 Dienstleistern.
Der Kunde freut sich über so viel Resonanz und gibt dem billigsten 
Dienstleister den Zuschlag.

Angebot und Nachfrage spiegeln sich nicht auf dem Arbeitsmarkt wieder, 
schon gar nicht in der Zeitarbeit.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Das ist der Worst Case für den Bewerber.

Namaste

von Ich (Gast)


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Winfried J. schrieb:
> Das ist der Worst Case für den Bewerber.

Er wird davon aber nie etwas erfahren, er freut sich sogar endlich eine 
Stelle gefunden zu haben.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Es ist das Selbe als wollte man soviele Lottoscheine ausfüllen, dass man 
sicher einen Sechser hinbekommt.

Wer am Spiel teilnimmt hat schon verloren und ein Gewinn ist ein 
fragwürdigen Ereignis.

Namaste

von Andreas U. (Gast)


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>Angebot und Nachfrage spiegeln sich nicht auf dem Arbeitsmarkt
> wieder, schon gar nicht in der Zeitarbeit.

Wieso, du hast doch beschrieben, wie es geht? Der Billigste bekommt den 
Zuschlag. Die Frage ist, was der Biligste an Konditionen geboten hat.

Daher muss man als Zeitarbeitsingenieur eben mehrere verschieden hohe 
Angebote machen, um den maximalen Makrtwert auszuloten.

von bob469 (Gast)


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@ andreas fischer

Solche "Unfälle" sind versichert und außerdem außerplanmäßige 
"Sonderereignisse", die in die Kalkulation des Produktpreises nicht 
einfließen. Ausgenommen natürlich die Kosten für die Versicherung.

Dein Biotechnologe produziert etwas, während der Staplerfahrer nur 
Paletten von A nach B fährt. Ersterer verdient deshalb zu Recht mehr.

Nach deiner Logik müsste man dem Wachmann, der das Lager bewacht, auch 
viel bezahlen. Es könnte ja jemand einbrechen. Auch das ist wieder ein 
Sonderereignis, das nicht kalkulierbar ist.

Zur Produktivität: Der zeitliche wie finanzielle Aufwand, der zum 
Transportieren eines Produkts betrieben wird, ist, gemessen am 
Herstellungsaufwand, deutlich geringer. Auch verlangt die Bedienung 
eines Staplers keine besonderen Fähigkeiten (außer Staplerschein), was 
eine geringere Bezahlung zur Folge haben muss!

Ingenieurstätigkeiten müssen besser bezahlt werden als 
Hilfsarbeitertätigkeiten, da sie i. d. R. eine höhere Wertschöpfung zur 
Folge haben.

Klar, in der öffentlichen Meinung gibts immer noch das Bild vom armen, 
ausgebeuteten Arbeiter. Der "Arbeiter" ist die heilige Kuh in der 
Öffentlichkeit, quasi der Unberührbare.

Dass sich auch Arbeiter betriebswirtschaftlichen Spielregeln unterwerfen 
müssen, wird in der Bevölkerung immer ganz schnell als besonders 
"unsozial" empfunden.

Wir sind aber auf dem Weg in die Wissensgesellschaft. Einfach 
körperliche Arbeiten wurden als erstes ins Ausland verlagert. Wir können 
es uns nicht leisten, dem Verlust dieser  Tätigkeiten nachzutrauern, 
sondern müssen nach vorn schauen.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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bob469 schrieb:
> @ andreas fischer
>
> Solche "Unfälle" sind versichert und außerdem außerplanmäßige
> "Sonderereignisse", die in die Kalkulation des Produktpreises nicht
> einfließen. Ausgenommen natürlich die Kosten für die Versicherung.
>
> Dein Biotechnologe produziert etwas, während der Staplerfahrer nur
> Paletten von A nach B fährt. Ersterer verdient deshalb zu Recht mehr.
>
> Nach deiner Logik müsste man dem Wachmann, der das Lager bewacht, auch
> viel bezahlen. Es könnte ja jemand einbrechen. Auch das ist wieder ein
> Sonderereignis, das nicht kalkulierbar ist.
>
> Zur Produktivität: Der zeitliche wie finanzielle Aufwand, der zum
> Transportieren eines Produkts betrieben wird, ist, gemessen am
> Herstellungsaufwand, deutlich geringer. Auch verlangt die Bedienung
> eines Staplers keine besonderen Fähigkeiten (außer Staplerschein), was
> eine geringere Bezahlung zur Folge haben muss!
>
> Ingenieurstätigkeiten müssen besser bezahlt werden als
> Hilfsarbeitertätigkeiten, da sie i. d. R. eine höhere Wertschöpfung zur
> Folge haben.

Quark mit Sülze.

Die Wertschöpfung erfolgt in der  gesamten Produktionskette oder gar 
nicht.

Die Aufteilung des Gewinns erfolgt nach den kapitalistischen Marktregeln 
wobei weder Arbeitgeber noch Arbeitnehmer frei sind in ihrer 
Entscheidung.

Der AG benötigt die AN um zu Produzieren und muß ihnen den jeweils 
niedrigsten Lohn zahlen den der Markt gestattet um die Produktion zu 
sichern. Umgekehrt muss jeder AN seine Existenz sichern, da er nur über 
seine Arbeitskraft verfügt. Um dies zu tun muß er sie so teuer wie 
möglich veräußern, kann dies in der Regel aber nicht oberhalb ihres 
Maktwertes.
Das Problem dabei ist das der AG auf Grund seines Besitzes an PM am 
längeren Hebel sitzt.

Dies wird verschärft wenn der AN nicht nur mit seinesgleichen zu 
konkurierenen gezwungen ist, sondern darüber hinaus gehindert wird 
direkt mit dem AG zu verhandeln und statt dessen gezwungen wird sich 
mehren Personalverleihern anzubieten wodurch er sich so indirekt auch 
noch selbst Kkonkurenz zu machen gezwungen wird.

Ein Ing als Arbeitnehmer ist nur ein teurerer Hilfswilli, solange es 
kein Überangebot gibt .... danach ist er Arbeitsnutte wie jeder Andere 
Arbeitnehmer auch.

> Klar, in der öffentlichen Meinung gibts immer noch das Bild vom armen,
> ausgebeuteten Arbeiter. Der "Arbeiter" ist die heilige Kuh in der
> Öffentlichkeit, quasi der Unberührbare.

Ich glaube hier sind dir die Begriffe ein wenig durcheinandergeraten?

> Dass sich auch Arbeiter betriebswirtschaftlichen Spielregeln unterwerfen
> müssen, wird in der Bevölkerung immer ganz schnell als besonders
> "unsozial" empfunden.

naja, sozial != ökonomisch


>
> Wir sind aber auf dem Weg in die Wissensgesellschaft. Einfach
> körperliche Arbeiten wurden als erstes ins Ausland verlagert. Wir können
> es uns nicht leisten, dem Verlust dieser  Tätigkeiten nachzutrauern,
> sondern müssen nach vorn schauen.
... und vergessen wer schon auf der Strecke geblieben ist.
Deshalb nehmen heute Ings. schon fast die unterste Position am AM ein! 
und werden jetz behandelt wie andere AN auch. Privilegien ade!


Namaste

von Gästchen (Gast)


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Hex Oschi schrieb:
> .. weil der Gesetzesgeber beim Kuendigungsschutz etwas uebertrieben hat
> ?
Nein, weil es hier um Gewinnmaximierung und das Ablegen der sozialen 
Verantwortung geht. Kündigungschutz hat wenig damit zu tun: existiert eh 
nur auf dem Papier. Hire&Fire ist mit Sicherheit keine Lösung, schon gar 
nicht für Arbeitneher: siehe USA. Nein, Danke.

von Gästchen (Gast)


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Ing schrieb:
> Hochqualifizierte finde ich ZA wirklich eine Zumutung. Aber für gering
> quaflizierte find ich Zeitarbeit sehr gut. Kenne Hilfsarbeiter in der
> Autoindustrie, die kriegen ohne Schul - und ohne Berufsabschluß fürs
> Maschinen einrichten und überwachen locker ein Ing. Nettogehalt, 35 H
> Woche versteht sich.

Das stimmt definitiv nicht. Kein Geringqualifizierter wird 
Ingenieurgehalt bekommen, schon gar nicht über Zeitarbeit und nicht im 
Regelfall. In gering qualifizierten Jobs verdient man ebenfalls 
erheblich weniger, selbst Halbtagsjobs was früher für 600€ gab, bringen 
jetzt weniger Geld, frage mal dazu Studenten die Nebenjobs machen.
Ich kennen persönlich einen der als Arbeiter in der Fabrik über Zuhälter 
eingestellt ist, Region Nordbayern, schwere körperliche Arbeit, 900€ 
Netto holt er raus für 40 Stunden Schichtarbeit (auch Nachtschicht 
drin). Der Zuhälter kassiert exakt das Doppelte: 1800€. So viel dazu.
Leistungsgesellschaft: ich lache mich schlapp. Der Begriff 
"Industriesklaven" würde dazu besser passen.

von Mark B. (markbrandis)


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Gästchen schrieb:
> Hire&Fire ist mit Sicherheit keine Lösung, schon gar
> nicht für Arbeitneher: siehe USA. Nein, Danke.

Doch, in den USA passt das durchaus zur Mentalität der Leute, die auch 
nichts daran finden mehrere Male im Leben kreuz und quer durch den 
Kontinent umzuziehen. Nicht selten des Jobs wegen, in manchen Fällen 
natürlich auch einer Beziehung wegen etc.

Immerhin sind die USA inklusive der "Hire&Fire" Mentalität zur größten 
Wirtschaftsmacht der Welt aufgestiegen, also kann man nicht behaupten 
dass dieses System per se falsch ist. Es passt nur nicht zu jedem Land, 
in Deutschland ist die Mentalität schon bei nicht wenigen so, dass sie 
nichts dagegen haben von der Lehre bis zur Rente bei der gleichen Firma 
zu bleiben. Ob das nun besser oder schlechter ist sei dahingestellt, es 
ist halt in manchen Ländern so und in anderen nicht. (siehe auch z.B. 
Japan)

von Gästchen (Gast)


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Mark Brandis schrieb:
> Doch, in den USA passt das durchaus zur Mentalität der Leute, die auch
> nichts daran finden mehrere Male im Leben kreuz und quer durch den
> Kontinent umzuziehen. Nicht selten des Jobs wegen, in manchen Fällen
> natürlich auch einer Beziehung wegen etc.
Weil die Amerikaner einfach nichts Anderes kennen. So wie sie (oder die 
Meisten) eine Krankenversicherung dort nicht kennen. Ich erkenne daran 
nichts tolles.
> Immerhin sind die USA inklusive der "Hire&Fire" Mentalität zur größten
> Wirtschaftsmacht der Welt aufgestiegen, also kann man nicht behaupten
> dass dieses System per se falsch ist.
Wir können genau so spekulieren dass USA heute noch viel größere Macht 
wäre wenn sie soziale Marktwirtschaft mit nachhaltiger Kaufkraft, ohne 
Zockerspiele und sinnvollen Umgang mit Ressourcen wären.
Wenn du dir jetzt vor Augen führst wo die USA jetzt stehen und was für 
eine Finanzkrise und wodurch (ständige faule Kredite, Raffgier ohne 
Ende, Gelddruckereien) sie ausgelöst haben, kann dieses System nur 
falsch sein. Ein durchschnittlicher Amerikaner hatte früher Angst mehr 
als 2 Wo Urlaub zu nehmen weil er immer befürchtete im Urlaub gefeuert 
zu werden. D.h. während des Urlaubes kommt die Vertretung die natürlich 
dann schneller arbeitet da sie mehr unter Druck steht (Zeitarbeit etc.). 
Sie wird eingestellt und der Urlauber darf seinen Tisch räumen. Dieser 
Zeitraum hat sich letzte Zeit auf 10 Tage reduziert: möchtest du so 
leben? In USA gibt es keine Arbeitsplätze, dort gibt es nur Jobs. D.h. 
alles ist extrem kurzfristig, es gibt jede Menge Billigjobs für 3-5$ die 
Stunde. Diese Kurzfristigkeit sieht man recht oft: hier und da eine 
Industrieruine, Riesenfabriken die leer stehen wo alles ausgebeutet 
wurde und die ganze Stadt nun steht leer. Ein Beispiel dafür: Detroit. 
Solche Verhältnisse sind für Deutschland undenkbar und das ist gut so.

Abgesehen davon: hast du dich mal gefragt wieso so viele Amerikaner ihre 
Miete nicht per Dauerauftrag zahlen? Weil sie es nicht können. Bei der 
kleinsten Flaute werden sie nach Hause geschickt und können die Miete 
dann nicht mehr zahlen. Wenn man Pech hat, liegt man dann aus der 
Wohnung raus und lebt im Pappkarton. Solches asoziales System gut zu 
finden muss man was geraucht zu haben oder Ähnliches.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Gästchen schrieb:

> In den USA gibt es keine Arbeitsplätze, dort gibt es nur Jobs.

Ja. Nicht nur, aber zu einem Großteil.

Ein großes Problem bei den ständigen Wechseln ist sicherlich die 
Nachhaltigkeit und Qualität bei der Produktentwicklung. Das wichtigste 
Wissen steckt in den Köpfen, da kann man noch so viel schriftlich 
dokumentieren.

Das ist ähnlich wie hierzulande die Zeitarbeitsfirmen. Natürlich kann 
man da schnell Wissen anfordern - bloß wird man so keine sich ständig 
erweiternde "Wissensdatenbank" erhalten, schon gar nicht für echte 
Innovationen.

Man kann sicherlich hier in DE viel verbessern, aber das 
Ausbildungsmodell "Alt (Meister/Ing.) lernt jung an" und die Weitergabe 
von Wissen hauptsächlich in praktischer Art und Weise ist sehr gut.

In den USA ist das alles praktisch weggebrochen - Innovationen kommen 
von dort schon lange nicht mehr. Da helfen (eingekaufte) Nobelpreise 
wenig wenn diejenigen fehlen, die sie in die Praxis umsetzen.

Ein Beispiel:

Ich (bzw. wir) hatten letzte Woche die Freude, einen Kunden - einen 
ehemals selbstständigen pensionierten Maschinenbauer - besuchen zu 
dürfen. Wir waren dann auch in seinem Betrieb, weil er da für sich immer 
noch hobbymäßig entwickelt. Der Mann wurde immer gerufen, wenn es um 
Spezialmaschinen ging.

Was für ein Wissen und was für eine Erfahrung!

Es war ein Genuss, diesem Menschen zuzuhören.
Da sprachen 50 Jahre Maschinenbau - kein Problem, keine Aufgabe, die 
nicht irgendwo schonmal aufgetreten war.
Die gesamte Leidenschaft, die dieser Mensch ausstrahlte sah man 
natürlich auch an den Maschinen.

So jemand müsste eigentlich ständig von zehn Azubis umringt sein, die 
ihm sein Wissen abnehmen.

Solange wir solche Leute hier in DE haben, müssen wir uns vor anderen 
nicht fürchten - schon gar nicht vor den Chinesen.

Erfahrung ist durch nichts ersetzbar - umso wichtiger ist es, dass diese 
im Betrieb verbleibt. Und das kann man natürlich am besten 
bewerkstelligen, indem man die Leute an sich bindet - möglichst 
lebenslang.

Zeitarbeit zerstört genau dieses.

Dazu kommt natürlich die soziale Komponente: man baut sich nicht "mal 
eben" einen neuen Freundeskreis auf. Dieser ständige Wechsel macht 
irgendwann sehr einsam, Bekanntschaften bleiben flüchtig, Freundschaften 
entstehen gar nicht erst.

Die USA sollten wir nicht (weiter) kopieren.

Chris D.

von Gästchen (Gast)


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Chris D. schrieb:

> Ja. Nicht nur, aber zu einem Großteil.
> Ein großes Problem bei den ständigen Wechseln ist sicherlich die
> Nachhaltigkeit und Qualität bei der Produktentwicklung.
Richtig. Und heutzulande träumen die Arbeitgeber von Hire&Fire und 
gleichzeitig von der deutschen Arbeitsqualität. Das ist völliger 
Blödsinn, es funktioniert nicht. Leider sind solche 
"Entscheidungsträger" die nach Gier handeln sehr beratungsresistent.
> Dazu kommt natürlich die soziale Komponente: man baut sich nicht "mal
> eben" einen neuen Freundeskreis auf. Dieser ständige Wechsel macht
> irgendwann sehr einsam, Bekanntschaften bleiben flüchtig, Freundschaften
> entstehen gar nicht erst.
Das ist einer der Gründe warum Amerikaner so oberflächlich sind. Und 
irgendwie ist jeder jedem "dadrüben" einfach egal.
> Die USA sollten wir nicht (weiter) kopieren.
Mein Reden, und schon gar nicht wo das ganze System als große Luftblase 
entpuppt. Guttenberg durfte mit dem hirnlosen Kopieren schmerzvolle 
Erfahrung machen.

von bob469 (Gast)


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@ Chris D.

Du hast größtenteils Recht.

In den USA gibts Missstände und alles blind zu kopieren, wäre falsch.

Aber die USA sind z. B. im Bereich IT absolute Spitzenklasse und 
konkurrenzlos. Die Nobelpreise werden auch nicht nach dem Motto vergeben 
"Wer schreit am lautesten". Da steckt schon was dahinter.

Trotz allem muss der Deutsche endlich lernen, die Komfortzone zu 
verlassen!

In D fehlt der Pragmatismus, den die angelsächsischen Länder längst 
verinnerlicht haben. Auf eine Situation schnell reagieren, sich anpassen 
u. alte Gepflogenheiten über Bord werfen, das können die Amis. 
Pragmatisch eben.

Wenn man in D von einem Arbeitnehmer erwartet wenigstens innerhalb eines 
Bundeslandes umzuziehen, grenzt das schon an Körperverletzung. Der 
Deutsche will da wohnen, wo seine Familie schon seit 200 Jahren wohnt. 
Dann soll er gefälligst die Schnauze halten und den Billigjob für 7€/h 
annehmen. Etwas mehr Flexibilität würde hier nicht schaden.

Die ganze Zeitarbeitsindustrie ist eine Antwort der Wirtschaft auf den 
viel zu starken Kündigungsschutz. Wäre man rechtzeitig bereit gewesen, 
ein paar Kompromisse diesbzgl. einzugehen, wäre die Zeitarbeitsbranche 
nie entstanden. Und die Lohndrückerei hätte sich auch nicht etabliert.

Die Differenz zw. Zeitarbeiter- und Festangestellten-Gehalt kassiert der 
Dienstleister. Ein hoher Preis, den die AN da zahlen. Aber hauptsache 
der Kündigungsschutz blieb erhalten. Toll ...

von M. n. (mneuer)


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vollständige Zustimmung Chris D. , leider geht die Entwicklung aber in 
eine andere Richtung !

von Thisamplifierisloud (Gast)


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Der Trick ist : Zeitarbeiter nicht nicht Personalkosten,
sondern Materialkosten.

Auch wenn das viel teurer ist, scheissegal, Hauptsach´ man gaukelt
dem oberen Management und den Aktionären geringe Personalkosten vor.

Und der Hit ist dann : Die Gemeinkosten wie Miete, Infrastruktur,
Verwaltung usw. werden dann auf die verbleibenden MAs umgerechnet.
Dann wird genöhlt : Das ist in D ja viel zu teuer, in XXX
sind die Gemeinkosten/MA ja VIEL billiger !

Es ist in meinen Augen in der jetzigen Form sittenwidrig.
Hab früher in ner Bude gearbeitet, da waren Leute über 10 Jahre (!)
angemietet.

von Heinrich (Gast)


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bob469 schrieb:
> Wenn man in D von einem Arbeitnehmer erwartet wenigstens innerhalb eines
> Bundeslandes umzuziehen, grenzt das schon an Körperverletzung. Der
> Deutsche will da wohnen, wo seine Familie schon seit 200 Jahren wohnt.
> Dann soll er gefälligst die Schnauze halten und den Billigjob für 7€/h
> annehmen. Etwas mehr Flexibilität würde hier nicht schaden.

Du übersiehst da etwas. In einer Schmelztiegel - Kultur wie den USA ist 
es tatsächlich möglich 500 km umzuziehen und eben genau so weiter zu 
leben.

Ziehst du von Hessen nach Franken oder von kommst du gar aus dem Osten 
und ziehst nach NRW, wirst du plötzlich diskriminiert auf eine Art und 
Weise die man im gelobten Land nur Leuten mit der falschen Hautfarbe 
entgegen bringt.

Deswegen haben hier viele sicher keinen Bock auf das Modell.

von Wilhelm F. (Gast)


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Thisamplifierisloud schrieb:

> Hab früher in ner Bude gearbeitet, da waren Leute über 10 Jahre (!)
> angemietet.

Die Spielarten sind vielfältig!

Ich lernte am Bodensee schon mal Leute kennen, die dort direkt vor der 
Haustür in ihrem Wohnort arbeiteten. Schon jahrelang. Das Gehalt war 
wohl auch ansprechend genug. Sie hatten da ihr Häuschen und die Familie. 
Aber der einsetzende Dienstleister, war 500km weiter, im westfälischen 
Raum. Mitbestimmung im Betrieb, und Extras, davon habe ich allerdings 
keine Ahnung, wie es dort ist.

Aber, ein Glückspilz, wer an einem Industriestandort mit Arbeitsplätzen 
überhaupt wohnt.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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bob469 schrieb:

> Aber die USA sind z. B. im Bereich IT absolute Spitzenklasse und
> konkurrenzlos.

Ja? Empfinde ich nicht so. Da können selbst wir hier durchaus mithalten 
;-)

> Die Nobelpreise werden auch nicht nach dem Motto vergeben
> "Wer schreit am lautesten". Da steckt schon was dahinter.

Das bestreite ich auch nicht. Natürlich sind das großartige Leistungen, 
bloß kaum von US-Amerikanern. Und: mit Nobelpreisen ist es eben nicht 
getan. Man benötigt auch eine breite wirtschaftliche Mittelschicht, die 
tüftelt und dieses Wissen umsetzt. Das ist in den USA nicht vorhanden.

> Trotz allem muss der Deutsche endlich lernen, die Komfortzone zu
> verlassen!

> In D fehlt der Pragmatismus, den die angelsächsischen Länder längst
> verinnerlicht haben. Auf eine Situation schnell reagieren, sich anpassen
> u. alte Gepflogenheiten über Bord werfen, das können die Amis.
> Pragmatisch eben.

Ich glaube, das ist nur ein Bild, das wir jahrelang von "drüben" hatten. 
Wie wenig Bewegung dort wirklich geschieht, sieht man in den letzten 
Jahren sehr schön. Man blockiert sich zu Tode.

> Wenn man in D von einem Arbeitnehmer erwartet wenigstens innerhalb eines
> Bundeslandes umzuziehen, grenzt das schon an Körperverletzung. Der
> Deutsche will da wohnen, wo seine Familie schon seit 200 Jahren wohnt.
> Dann soll er gefälligst die Schnauze halten und den Billigjob für 7€/h
> annehmen. Etwas mehr Flexibilität würde hier nicht schaden.

Ich kann das schon gut verstehen, wenn man Familie und Freunde nicht mal 
so eben im Stich lässt.

Umso wichtiger ist die Förderung der kleinen und mittleren Unternehmen 
in diesen Regionen. Diese ziehen eben nicht einfach um und schließen 
ganze Werke.

Wir Unternehmen sollten mittlerweile so flexibel sein, die 
Arbeitsplätze zu den Menschen zu bringen. Natürlich leistet jemand, der 
seinen Freundeskreis, seine Familie und sein Unternehmen vor der Haustür 
hat, qualitativ mehr als jemand, der immer wieder den Jobs 
hinterherziehen muss.

Es glaubt doch niemand ernsthaft, dass mit Zeitarbeitern irgendeine 
nachhaltige Entwicklung möglich ist. Dem Zeitarbeiter ist das 
Unternehmen ziemlich egal: hat er den Job erledigt, haut er ab - und das 
Wissen nimmt er mit.

Wir müssen dahin kommen, dass es dem AN eben nicht egal ist, was aus dem 
Unternehmen wird.

> Die ganze Zeitarbeitsindustrie ist eine Antwort der Wirtschaft auf den
> viel zu starken Kündigungsschutz. Wäre man rechtzeitig bereit gewesen,
> ein paar Kompromisse diesbzgl. einzugehen, wäre die Zeitarbeitsbranche
> nie entstanden. Und die Lohndrückerei hätte sich auch nicht etabliert.

Meiner Beobachtung nach entziehen sich viele Unternehmen so sehr bequem 
ihrer Fürsorgepflicht den Angestellten gegenüber: wen man nur zeitweilig 
anmietet, für den geht man auch keine Verpflichtung ein.

Und: der Kündigungsschutz ist schon längst nicht mehr stark. 
Selbstverständlich kann man auch hierzulande jemanden zügig entlassen. 
Viele werden ja eh nur noch befristet eingestellt.

Und man muss auch den Arbeitnehmern Sicherheit bieten: wenn die Leute 
merken, dass man sich für sie ein Bein ausreisst, sind sie viel eher 
bereit, das auch zu tun.

> Die Differenz zw. Zeitarbeiter- und Festangestellten-Gehalt kassiert der
> Dienstleister. Ein hoher Preis, den die AN da zahlen. Aber hauptsache
> der Kündigungsschutz blieb erhalten. Toll ...

Wie gesagt: das war einmal.

Jetzt führt Zeitarbeit nur noch zu Lohndumping und schlechten Produkten.

Gottseidank gibt es genug, gerade kleinere Unternehmen, die genau 
wissen, warum sie ihre Leute möglichst lebenslang an sich binden.

Chris D.

von Mark B. (markbrandis)


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Chris D. schrieb:
> bob469 schrieb:
>
>> Aber die USA sind z. B. im Bereich IT absolute Spitzenklasse und
>> konkurrenzlos.
>
> Ja? Empfinde ich nicht so. Da können selbst wir hier durchaus mithalten
> ;-)

Smiley hin oder her, sicher kennst Du:

IBM, Oracle, Microsoft, Google, Adobe, Texas Instruments, Apple, 
Motorola, Dell, Amazon, Cisco, Intel, Microchip, Symantec, Nvidia, 
Seagate, Xilinx...

Wie viele deutsche Firmen gibt es, die auf der gleichen Ebene mithalten 
können? Hm?

(und kann man eigentlich den Quatsch wegmachen, dass aus Dell und Amazon 
automatisch ein Link wird?)

von Heiner (Gast)


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bob469 schrieb:
> Die ganze Zeitarbeitsindustrie ist eine Antwort der Wirtschaft auf den
> viel zu starken Kündigungsschutz. Wäre man rechtzeitig bereit gewesen,
> ein paar Kompromisse diesbzgl. einzugehen, wäre die Zeitarbeitsbranche
> nie entstanden. Und die Lohndrückerei hätte sich auch nicht etabliert.

Ich würde mal gern erklärt haben, warum der Kündigungsschutz in 
Deutschland so stark sei ? gesetzlich vorgeschrieben sind 2 Wochen 
Kündigungsfrist in der Probezeit, danach 4 Wochen. Außerdem können 
Arbeitsverträge auch befristet werden. Da gibt es schon genug 
Instrumente um Mitarbeiter auch ohne Leihfirmen flexibel zu 
beschäftigen.

Von einer Führungskraft in einem deutschen Konzern wurde mir mal 
erklärt, warum ein Leih Ing für 40 - 50 Euro ( ohne MwST ) die Stunde 
billiger sei als der festangestellte. Inkl. Gemeinkosten kostet in 
diesem Konzern ein Ing etwa 70 Euro die Stunde. Daher wird mit 
Ing.Leiharbeit bares Geld gespart. D.h. nicht Flexibilität ist der Grund 
sondern ganz einfach niedrigere Gehälter, da Zeitfirmen nicht an die 
"guten" Tarifverträge mit hohen Gehältern gebunden sind

von Mark B. (markbrandis)


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Heiner schrieb:
> Von einer Führungskraft in einem deutschen Konzern wurde mir mal
> erklärt, warum ein Leih Ing für 40 - 50 Euro ( ohne MwST ) die Stunde
> billiger sei als der festangestellte. Inkl. Gemeinkosten kostet in
> diesem Konzern ein Ing etwa 70 Euro die Stunde. Daher wird mit
> Ing.Leiharbeit bares Geld gespart. D.h. nicht Flexibilität ist der Grund
> sondern ganz einfach niedrigere Gehälter, da Zeitfirmen nicht an die
> "guten" Tarifverträge mit hohen Gehältern gebunden sind

Erscheint mir insofern wenig plausibel, da die Gemeinkosten auch beim 
externen Ingenieur bestehen: Auch er braucht einen Arbeitsplatz im Büro, 
einen Computer inkl. Software-Lizenzen, ein Telefon, etc.

Bei den beiden Kunden, bei denen ich "leihgearbeitet" habe, wurden die 
Infrastruktur und die Arbeitsmittel jedenfalls komplett vom Kunden 
gestellt. Nicht vom Dienstleister.

von Ich (Gast)


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Mark Brandis schrieb:
> Erscheint mir insofern wenig plausibel, da die Gemeinkosten auch beim
> externen Ingenieur bestehen: Auch er braucht einen Arbeitsplatz im Büro,
> einen Computer inkl. Software-Lizenzen, ein Telefon, etc.

Jaien, die Kosten für den Arbeitsplatz (Büro, Schreibtisch, Computer, 
Softwarelizenzen, ...) fallen bei der Leihkraft genauso an, wie bei 
einem Festangestellten.
Die Kostenstelle sind unterschiedlich.

Heiner schrieb:
> Ich würde mal gern erklärt haben, warum der Kündigungsschutz in
> Deutschland so stark sei ? gesetzlich vorgeschrieben sind 2 Wochen
> Kündigungsfrist in der Probezeit, danach 4 Wochen.

Erklärung? Ganz einfach, einen Leiharbeiter kannst du schnell und 
unkompliziert loswerden, indem du ihn abmeldest, oft reichen 14 Tage 
vorher dem Verleiher Bescheid sagen.
Gründe: schlechte Leistungen, Firma macht Betriebsferien, ...
Keinen Betriebsrat fragen, keine sozialen Kriterien beachten, ... , wie 
bei einem Festangestelllten.

von Heiner (Gast)


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Mark Brandis schrieb:
> Erscheint mir insofern wenig plausibel, da die Gemeinkosten auch beim
> externen Ingenieur bestehen: Auch er braucht einen Arbeitsplatz im Büro,
> einen Computer inkl. Software-Lizenzen, ein Telefon, etc.

genau das dachte ich mir dabei auch ! daher ist der Kostenvorteil 
eigentlich gar nicht so hoch. Wobei diese Firma, von der ich die Info 
habe, hauptsächlich auf IT-Dienstleister setzt, welche nicht vor ort 
arbeiten, daher fallen weniger Gemeinkosten an.
Für normale Zeitarbeiter ist der Vorteil wirklich nur sehr begrenzt 
vorhanden.

Zum Kündigungsschutz :

Ich schrieb:
> Erklärung? Ganz einfach, einen Leiharbeiter kannst du schnell und
> unkompliziert loswerden, indem du ihn abmeldest, oft reichen 14 Tage
> vorher dem Verleiher Bescheid sagen.

in der Probezeit kann man jemanden auch mit 14 Tagen KÜndigungsfrist 
jemanden entlassen, danach 4 Wochen. Arbeitsverträge kann man auch 
befristen, dann muss nicht mal wirklich gekündigt werden.

von Ich (Gast)


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Heiner schrieb:
> in der Probezeit kann man jemanden auch mit 14 Tagen KÜndigungsfrist
> jemanden entlassen, danach 4 Wochen. Arbeitsverträge kann man auch
> befristen, dann muss nicht mal wirklich gekündigt werden.

Nach der Probezeit kann man aber nicht jeden immer kündigen, dazu bedarf 
es eines Grundes.
Befristungen, sofern nicht ausreichend begründet, können nicht 
unbegrenzt verlängert werden.
Wenn ich jemanden befristet einstelle, muss ich damit rechnen, das 
dieser sich selbst zum Ende der Befristung etwas neues sucht, vorher 
immer seinen Urlaub nehmen will, etc., was bei einer Leihkraft nicht 
unbedingt so ist.

Ich muss mir auch nicht die Mühe machen selbst einen passenden 
Kandidaten zu suchen, Stellenausschreibung, Lebensläufe wälzen etc..
Der halbwegs passende Kandidat wird mir kostenfrei vorgestellt.
Sollte der in den ersten Tagen oder auch später nicht die gewünschte 
Leistung bringen, tschüss und der Verleiher schickt mir den nächsten 
Sklaven.

Das ist doch die Wunderwelt für Arbeitgeber, keine soziale Verantwortung 
für den Leih-Arbeitnehmer, planbare Arbeitskosten, der Leiharbeitnehmer 
wird meistens auch bei Tariferhöhungen nicht teurer, weil seine Zulage 
ggf. entsprechend gekürzt wird.

Keine Abfindung bei Kündigung nach X Jahren, keine 
Kündigungsschutzklagen, nichts.

Billiger, flexibler, leistungsbereiter (Übernahme in Aussicht), ...

Unternehmerherz, was willst du mehr.

von Wilhelm F. (Gast)


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Ich schrieb:

> Befristungen, sofern nicht ausreichend begründet, können nicht
> unbegrenzt verlängert werden.

Bei Befristungen, gibt es doch einen legalen Trick: Und zwar, der 
Unternehmer benennt die Berufsbezeichnung und die Position ab und zu mal 
etwas um. Dann geht es wieder weiter.

von Ich (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Bei Befristungen, gibt es doch einen legalen Trick: Und zwar, der
> Unternehmer benennt die Berufsbezeichnung und die Position ab und zu mal
> etwas um. Dann geht es wieder weiter.

Das muss man nachdenken und das Risiko besteht, dass da ein Riegel 
vorgeschoben wird.

von Wilhelm F. (Gast)


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Ich schrieb:

> Das muss man nachdenken und das Risiko besteht, dass da ein Riegel
> vorgeschoben wird.

Es war schon mal Diskussionsthema in den Medien. Aber wer möchte da 
wirklich ernsthaft einen Riegel vorschieben, bzw. hat es schon getan? So 
daß es auch wirksam ist? Das ist doch sonst die gleiche Chose wie mit 
Zeitarbeit Equal Treatment und Equal Payment.

von Ich (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Das ist doch sonst die gleiche Chose wie mit Zeitarbeit Equal Treatment und 
Equal Payment.

Davon sind wir weit entfernt.
Wer fordert noch ernsthaft gleicher Lohn für gleiche Arbeit?

Bei diesen Kettenbefristungen sehe ich noch eine Chance auf gesetzliche 
Änderungen.

Jetzt wurden zum Glück Mindestlöhne in der Zeitarbeit eingeführt (wer 
die auch immer kontrolliert), aber das interessiert einen Ingenieur oder 
einen Facharbeiter sehr wenig.

Bald ist Mai, die zahlreichen Fachkräfte aus Osteuropa können ins 
Fachkräftemangelland Deutschland strömen.

Falls dann nicht so viele Fachkräfte wie erwartet nach Deutschland 
strömen sind mit Sicherheit die Mindestlohne, Herr Sarrazin oder die SPD 
schuld.

Lassen wir uns überraschen!

von Wilhelm F. (Gast)


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Ich schrieb:

> Falls dann nicht so viele Fachkräfte wie erwartet nach Deutschland
> strömen sind mit Sicherheit die Mindestlohne, Herr Sarrazin oder die SPD
> schuld.

Zumindest müssen die hier UNSERE Lebenshaltungskosten zahlen können. 
Wenn nicht, wenn es nicht lukrativ ist, wird kaum einer kommen. Es sei 
denn, er hat noch einen Sponsor. Oder sie sind bereit, zu zehnt in einem 
Baucontainer zu wohnen, wie Bauarbeiter und Traubenleser. Reisen und 
Zweitunterkunft kostet ja auch Geld. Und zwar deutsches Geld.

> Lassen wir uns überraschen!

Der nahe Osten Deutschlands wird vielleicht etwas überflutet. Aber eher 
durch Facharbeiter und Ungelernte, weniger durch Ingenieure. Also das 
Ex-DDR-Gebiet. Ost-Grenzen.

Sonst hat es sich wie bei der Green Card mal vor Jahren.

von Olaf (Gast)


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Ich schrieb:
> Bald ist Mai, die zahlreichen Fachkräfte aus Osteuropa können ins
> Fachkräftemangelland Deutschland strömen.

Ich sehe das wie Wilhelm Ferkes:
Wer durch halb Europa reist um in einem fremden Land zu arbeiten, wird 
auch kein Problem damit haben ein paar Kilometer weiter zu reisen, wenn 
dort etwas mehr Geld angeboten wird. Deutschland hat recht hohe 
Lebenshaltungskosten und relativ niedrige Gehälter, zudem haben andere 
Länder viel früher ihre Grenzen geöffnet. Ich gehe nicht davon aus, dass 
da irgendetwas strömen wird.
Mal sehen welche Idee im nächsten Jahr als Lösung für den 
Fachkräftemangel präsentiert wird. Geld als Anreiz wird es 
wahrscheinlich nicht sein...

von Heiner (Gast)


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für Akademiker gilt die Freizügigkeit schon seit 2 Jahren ! bzw. seit 
2009 muss keine Vorrangprüfung von der BA durchgeführt werden, ob ein 
deutscher Bewerber die Stelle besetzen könnte.

Einen osteuropäischen Akademiker-Run auf Deutschland konnte ich aber 
nicht wirklich bemerken, weiß ja nicht wie es euch geht.

http://www.entsenderecht.de/meldungen/Beschraenkung-der-Arbeitnehmerfreizuegigkeit-fuer-Staatsangehoerige-mittel-und-osteuropaeischer-Staaten-74

Das was ich so mit bekomme ist, dass auch die Gehälter für Informatiker 
und Ingenieure in Osteuropa sehr schnell kräftig gestiegen sind und 
aufgrund der niedrigeren Abgaben liegt oft das Nettogehalt gar nicht 
mehr viel unter dem deutschen Niveau. Viele lokale Produkte ( Wohnen, 
Markt, Dienstleistungen ) sind häufig auch günstiger, so dass man eine 
gute kaufkraft damit hat. Viele Dinge die natürlich importiert werden 
müssen, kosten in Osteuropa das selbe wie hier teils sogar noch mehr !

Aber unterm Strich hat ein z.B. tschechicher Ingenieur oder Informatiker 
nicht wirklich deutlich mehr Geld wenn er nach Deutschland käme.
Für diese potentielle, minimale Gehaltssteigerung müsste er aber sein 
Land, seine Familie und Freunde zurück lassen und bei uns komplett neu 
anfangen, sowie die als schwer geltende Sprache Deutsch lernen. Ob es 
das wirklich vielen Wert ist wegen der Aussicht auf ein paar ganz wenige 
Euros mehr ? ich denke nicht. Sonst wären zuvor schon viel mehr gekommen

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