Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Erklärung Funktionsweise Kondensator


von Hans M. (steffls3000)


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Hallo,
es gibt zwar hundert Seiten, die einem die Funktionsweise eins 
Kondensators erklären z.B. 
http://www.elektronik-kompendium.de/sites/grd/0205301.htm oder das Forum 
hier, aber irgendwie raff ichs nicht...

Gegeben st ein Gleichstromschaltkreis mit konstanter Spannungsquelle

Angenommen es können ein paar Elektronen von der negativ geladenen 
Platte durchs Dielektrikum auf die andere Platte "geschoben" werden, 
dann doch nur soviel, wie die Batterie auf der Anodenplatte abzieht, 
oder?

Es müsste also meiner Meinung nach zu einem konstanten Stromfluss 
abhängig vom Wiederstand des Dielktrikums kommen, da die Batterie "als 
Pumpe wirkt" und nicht mehr Elektronen hinten rausgeschoben als vorne 
angesaugt werden.

Oder stimmt das gar nicht? Gibt es u.U. eine Differenz an der Batterie 
von "emittierten" und "absorbierten" Elektronen?

Danke


Steffls

von Art Ickel aus W. (Gast)


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Ich stell mir das als mit folgendem Modell vor:

Du hast ein Fass. Links und rechts ein Schlauch. In der Mitte des Fasses 
spannst Du eine Gummi-Membran.

Im Prinzip fließt kein Wasser durch. Aber kurzzeitig kannst Du Wasser 
rein schieben, die Membran dehnt sich nur mehr und mehr.

Dehnung der Membran = Spannung
Wasserfluss = Strom

von Johann L. (gjlayde) Benutzerseite


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Hans M. schrieb:
> Hallo,
> es gibt zwar hundert Seiten, die einem die Funktionsweise eins
> Kondensators erklären z.B.
> http://www.elektronik-kompendium.de/sites/grd/0205301.htm oder das Forum
> hier, aber irgendwie raff ichs nicht...
>
> Gegeben st ein Gleichstromschaltkreis mit konstanter Spannungsquelle
>
> Angenommen es können ein paar Elektronen von der negativ geladenen
> Platte durchs Dielektrikum auf die andere Platte "geschoben" werden,
> dann doch nur soviel, wie die Batterie auf der Anodenplatte abzieht,
> oder?

In einem idealen Kondensator gibt es keinen solchen Stromfluß bzw. 
Ladungstransport; die Platten/Elektroden werden als ideal isoliert 
angesehen.

Der Beschriebene Effekt lässt sich in erster Annäherung durch eine 
Parallelschaltung von Kondensator und Widerstand modellieren; dort 
fliesst der Strom dann durch den Widerstand, aber immer noch nicht 
durch den Kondensator.

> Es müsste also meiner Meinung nach zu einem konstanten Stromfluss
> abhängig vom Wiederstand des Dielktrikums kommen, da die Batterie "als
> Pumpe wirkt" und nicht mehr Elektronen hinten rausgeschoben als vorne
> angesaugt werden.

Ja, das gilt für nicht-ideale Kondensatoren (s.o.). Der Strom ist jedoch 
gering bzw. der Widerstand sehr hoch.

> Oder stimmt das gar nicht? Gibt es u.U. eine Differenz an der Batterie
> von "emittierten" und "absorbierten" Elektronen?

Nein, die sind im Gleichgewicht. Zumindest wenn das Potential der 
Spannungsquelle gleich bleibt.

Beim Aufladen des Kondensators wandern Elektronen auf die Kathode, die 
sich dadurch negativ auflädt. Die Spannungsquelle pumpt gleichzeitig 
Elektronen von der Anode ab, die sich dadurch positiv auflädt. Das ganez 
geht so lange, bis sich ein Gleichgewichtszustand eingestellt hat, und 
kein Strom mehr fliesst bzw. nur noch der minimale Strom durchs 
Diielektrikum fliesst, sich die Potentialdifferenz zwischen den Platten 
nicht weiter ändert.

Der Stromfluß beim Auf/Entladen geschieht also nicht durch den 
Kondensator, auch wenn's von aussen so aussieht.

von (prx) A. K. (prx)


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Noch ausführlicher als da gehts zum Thema Kondensator kaum:
http://www.elektronikinfo.de/strom/kondensatoren.htm

von U. B. (Gast)


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> Der Stromfluß beim Auf/Entladen geschieht also nicht durch den
> Kondensator, auch wenn's von aussen so aussieht.

http://de.wikipedia.org/wiki/Verschiebungsstrom

von wuluwulu (Gast)


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moin

Der Zufluss an Elektrizitätsmenge dauert nur solange bis die 
Gegenspannung des Kondensators der anliegenden Spannung das 
Gleichgewicht hält.
Mit dem Entstehen der Gegenspannung bildet sich im Dielektrikum ein 
elektrisches Feld.
Die im elektrischen Feld wirsamen Kräfte verursachen dabei eine 
sogenannte dielektrische Verschiebung...

Durch die Verschiebung treten innerhalb des Atomverbandes elastische 
Gegenkräfte auf , die versuchen, die Elektrizitätsteilchen wieder in 
ihre ursprüngliche Lage zurückzuziehen.Sind diese Gegenkräfte so groß 
geworden, daß sie der angelegten Spannung gerade das Gleichgewicht 
halten,dann hört die Verschiebung auf,der Kondensator wird nicht weiter 
aufgeladen.
Soll der Kondensator weitere Energie aufnehmen , so muss die anliegende 
Spannung vergrößert werden...

alles klar ;-)

von Steffls3000 (Gast)


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Johann L. schrieb:
> Beim Aufladen des Kondensators wandern Elektronen auf die Kathode, die
> sich dadurch negativ auflädt. Die Spannungsquelle pumpt gleichzeitig
> Elektronen von der Anode ab, die sich dadurch positiv auflädt.

ok...Danke. Aber das heißt ja, dass ich meine alte Faustregel 
"Stromkreis muss immer geschlossen sein" über Bord werfen kann, oder? 
Laut deiner Erklärung müsste in einem langen Kabel mit der gleichen 
Masse wie die Platten des Kondensators genausoviel Elektronen verschoben 
werden wie im Kondensator.

Könnt ichs mir also theoretisch sparen die ersten paar Sekunde oder ms 
bei kleinen Verbrauchern (LEDs) die Anode der Batterie anzuschließen und 
sie würde trotzdem leuchten?


@wuluwulu: Interessant, was sich bei Bildung der Gegenspannung auf 
molekularer Ebene abspielt, aber eigentlich will ich wissen, warum die 
Gegenspannung entsteht. Trotzdem Danke...

mfg


Steffls

von Reinhard (Gast)


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Steffls3000 schrieb:
> Johann L. schrieb:
> Laut deiner Erklärung müsste in einem langen Kabel mit der gleichen
> Masse wie die Platten des Kondensators genausoviel Elektronen verschoben
> werden wie im Kondensator.

Genau so ist es. Diese sog. Kabelkapazität wird auch von den 
Kabelherstellern angegeben.

von Daniel -. (root)


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Physikalische Betrachtung: Plattenkondensator

C = Q/U = D*A/U = eps*eps0*E*A/(E*d) = eps*eps0*A/d

eps0 ist Polarisierbarkeit des Dielektrikums. Es ist die
Eigenschaft der Materie .. der Elektronenwolke der Elemente ..
sich "auszulenken" .. vermittelt durch E-Feld Anziehung der
Nachbarsplatte. Je Auslenkungsfreudiger, desto mehr Ladung wird
durch die Elektronenwolke "gebunden" (wie an der "Feder") und
desto mehr Ladung kann pro Volt hineingepumpt werden. Damit ist
die Kapazität C grösser.

http://de.wikipedia.org/wiki/Dielektrikum

Zur mathematisch Betrachtung ist dagegen der Standpunkt
i = C*dU/dt anschaulicher.
Will man konstanten Strom aus dem C "ziehen", muss dU/dt konstant
abnehmen. Wie schafft man das? Entlädt man mit konstantem R
U/R = -C*dU/dt
U = -R*C dU/dt
U(t) = U(t=0)*exp(-t/(R*C))
Will man konstant entladen, muss R (konstant, unter Vorbehalt) abnehmen.

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