Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Master - lohnenswert oder nicht?


von Flea (Gast)


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Hallo,

ich bin 23 Jahre alt, habe vor eineinhalb Jahren mein Bachelorstudium 
(Elektrotechnik) abgeschlossen und arbeite seitdem als 
Software-Entwickler bei einem Automobil-Zulieferer. Da ich noch relativ 
jung bin, Interesse an meinem Fach habe und während des Studiums 
notenmäßig nicht gerade bei den schlechtesten war, mache ich mir in 
letzter Zeit vermehrt Gedanken über ein Masterstudium. Ich würde mich 
gerne Richtung Kommunikationstechnik vertiefen, weil ich damit in meinem 
Job zu tun habe und einfach mehr erfahren möchte. Jedoch bin ich mir 
nicht sicher, ob ich diesen Schritt wagen soll... Einerseits möchte ich 
mich wie bereits oben erwähnt in dem Gebiet weiterbilden, andererseits 
bin ich in meiner Heimat (wo auch mein Arbeitgeber ist) sehr stark 
verwurzelt mit Vereinen usw. und der Arbeitgeber ist auch die einzigste 
größere Firma mit Elektronik-Entwicklung im Umkreis von ca. 50km. Bis 
auf paar Sachen, die warscheinlich jeden Ingenieur nerven, bin ich z. B. 
mit den Kollegen und Vorgesetzten auch sehr zufrieden. Und wenn ich den 
Master machen würde, wäre ich von dem Betrieb weg... Aus diesem Grund 
möchte ich das Thema auch nicht bei meinem Teamleiter ansprechen, weil 
er dann im Hinterkopf damit rechnet, dass ich über kurz oder lang gehen 
werde, auch wenn's dann nicht so ist.
Was würdet ihr an der Stelle machen?
Würde sich denn ein Master aus finanzieller Hinsicht lohnen?

Gruß Flea

von Andreas B. (Gast)


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Flea schrieb;
> Würde sich denn ein Master aus finanzieller Hinsicht lohnen?

Wenn du Geld verdienen willst spielt es keine Rolle ob du Bachelor oder 
Master bist, sondern du musst dann raus aus der Entwicklung in Richtung 
Produktmanagement oder Vertrieb. Als Entwickler hast du keine wirklichen 
Karrierechancen.

Wenn dich die Technik interessiert und dir die Entwicklertätigkeit 
gefällt, solltest du den Master machen.

Gruß Andreas

von Purzel H. (hacky)


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Produktmanagement oder Vertrieb sind zwar besser bezahlt, aber 
Einbahnstrassen. Dh man kommt nicht mehr in die Entwicklung zurueck.
Natuerlich hat man als Entwickler Entwicklungschancen. In den Vertrieb 
und das Produktmanagement kommt man immer.
Wenn's allerdings nur einen Betrieb gibt... ist es eh mager. Mach den 
Master und geh anderswo hin. Muss ja nicht sofort sein. Allenfalls in 
einem Jahr. Wenn du das Gefuehl hast es gesehen zu haben.

von haha (Gast)


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Andreas B. schrieb:
> Als Entwickler hast du keine wirklichen
> Karrierechancen.

Das Problem ist nicht der Entwickler sondern die Branche. Würde soweit 
gehen und sagen als Ingenieur hast Du keine wirklichen Karrierechancen. 
Die Allermeisten sind am Tag ihrer Rente genausoweit wie am Tag ihres 
Berufseinstiegs. Karrierechancen gibts im Banken/Beamten/BWL/Medizin - 
Bereich.

Als Ing. bist Du heute ein besser qualifizierter Arbeiter.

von sw1ft (Gast)


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Also ich hab jetzt noch das halbe Semester + Masterthesis vor mir und 
bin ähnlich stark örtlich verwurzelt wie du. Im Nachhinein würde ich 
behaupten, da ich ohnehin durchgehend in der Entwicklung tätig war 
(während meines Studiums) und mittlerweile vielleicht noch 2x die Woche 
in die Hochschule komme um mir Arbeit abzuholen die ich dann daheim 
nachhole, hätte für mich nach dem ersten Abschluss auch durchaus schluss 
sein können. Ich hätte "richtige" Arbeitserfahrung gesammelt in dem Jahr 
und auch schon deutlich mehr Verdient. Ich hab mich deshalb trotzdem 
dafür entschieden da ich nicht zu 100% auf das richtige Gehalt 
angewiesen bin, da ich auch so mit meiner aktuellen Stelle über die 
Runden komm. Zusätzlich hab ich mir gedacht wenn ichs nicht mach solang 
ich jung bin mach ichs gar nicht mehr. Obs mir vom Gehalt her was bringt 
kann ich nicht sagen, das wird sich nach der Masterthesis zeigen - aber 
vermutlich eher weniger - daher mein Tip: Lass es bleiben.

von Ano N. (oorim)


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Ich stand, wenn auch ohne Berufserfahrung, vor der gleichen Frage. Ich 
habe sie mirm it einem "Eigentlich ist es dämlich bei den guten 
Einstiegschancen und Einstiegsgehältern" aber uneigentlich möchte ich 
mich weiter spezialisieren. Ich habe mich im Studium stark in Richtung 
Embedded Systems und Software Entwicklung spezialisiert und merke nun 
das das wohl nichts ist und das es mathematisch nach einem Jahr Pause 
doch schon etwas klemmt. Ergo geh ich diesen Winter wieder an die Uni 
und mach den Master - für mehr sowie eine neue/andere und tiefere 
Spezialisierung. Ferner hab ich das Ziel BWL mit hinzuzunehmen - dann 
sind auch die Aufstiegschancen eines Otto-Normal Entwicklers besser. Vom 
Gruppen-, über den Projekt-, bis hin zum Abteilungs- und 
Entwicklungsleiter ist ja auf jeden Fall Spielraum.

von MaWin (Gast)


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> Würde sich denn ein Master aus finanzieller Hinsicht lohnen?

Falsche Frage.

Denn was du aus deinen Abschlüssen machst, liegt an dir.

Finanziell lohnt sich Selbständigkeit, weil du dabei das Geld,
welches du mit deiner Arbeit verdienst, nicht mit anderen teilen
musst, aber du erkennst dabei auch schnell, daß es gar nicht so
einfach ist, ein ordentliches Einkommen zu erarbeiten.

Wenn du den Master schaffen kannst, mach ihn.

Wenn du nur wegegn Geldgeilheit die Uni besuchst,
werde Investmentbanker.

von Sascha (Gast)


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Flea schrieb:
> Was würdet ihr an der Stelle machen?

Wenn es finanziell und von der Arbeitsbelastung machbar ist (Stundenzahl 
im Job reduzieren?), würde ich auch einen Master im Fernstudium in 
Erwägung ziehen. Dann hast Du zumindest nicht das Problem mit der 
Präsenzpflicht und kannst Dir alles freier einteilen. Fernstudium kostet 
aber was.
Wenn Du ohnehin aber erst mal in der Nähe und/oder beim gleichen 
Arbeitgeber bleiben möchtest, könntest Du Deinen Chef ja mal mit dem 
Master konfrontieren und abklopfen, wie man sich dazu stellt. Immerhin 
ist das für beide Seiten eine Win-Win-Situation. Vielleicht erklärt sich 
die Firma bereit, einen Teil der Kosten zu übernehmen und/oder Dir 
vielleicht einen Tag pro Woche dafür frei zu geben. Bei Kostenübernahme 
ist es üblich, dass man sich danach noch für einige Jahre vertraglich 
verpflichtet, aber wenn Du gerne dort arbeitest und in der Region 
bleiben möchtest, warum nicht?

von Sascha (Gast)


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Ach so, noch was:
'Finanziell' lonht sich ein Master erst mal gar nicht. Aber Du hast Dir 
erst mal was geistig oben drauf gepackt. Wissen kann Dir niemand nehmen.

Der Ausbildungsstand ist lediglich eine Eintrittskarte, daraus leitet 
sich nicht zwingend eine bestimmte Summe ab. Erst recht nicht mit 
Anfang/Mitte 20. Du bist halt noch jung.

Mehr Schotter gibt's in der Regel erst bei ordentlich Berufs- und auch 
Lebenserfahrung. Es sei denn Du bist in einem Nischenmarkt und machst 
etwas, das nur wenige können, hast irgendeine Inselbegabung oder so. 
Dann geht das auch in jungen Jahren. Aber sonst ist die 'Reife' meist 
viel ausschlaggebender als der formale Bildungsstand.

von oszi40 (Gast)


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Solang man noch jung ist, sollte man diese Gelegenheit nutzen. Es bleibt 
jedoch die Frage was man hinterher damit anfangen kann. Manches Wissen 
ist schnell überholt.

von Ano N. (oorim)


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oszi40 schrieb:
> Solang man noch jung ist, sollte man diese Gelegenheit nutzen. Es bleibt
> jedoch die Frage was man hinterher damit anfangen kann. Manches Wissen
> ist schnell überholt.

Man sollte sich einen Studiengang aussuchen der eine gesunde Mischung 
aus "klasischem"n "modernen" und sehr speziellem Wissen bereitstellt. 
Ferner sollte man, meiner Meinung nach, auch sehen das man irgendwie BWL 
mit rein nimmt. Zu speziell sollte der Studiengang auch nicht werden, 
Nischen bedeuten nicht zwingend viel Geld - und Geld allein, darum 
sollte es nie gehen, spaß am Job ist wichtiger meiner Meinung nach.

von Andreas B. (Gast)


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Hex Oschi schrieb:

> Natuerlich hat man als Entwickler Entwicklungschancen.

Na ja, das kommt darauf an, was du darunter verstehst. Ich habe vor ca. 
11 Jahren zusammen mit einem Kommilitonen bei einem großen Konzern in 
der Softwareentwicklung angefangen. Er ist nach 2 Jahren ins PM 
gewechselt. Ich verdiene jetzt 5700€ Brutto. Das hatte er schon vor 5 
Jahren, heute bekommt er einen Tausender mehr.

von Heinrich (Gast)


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Mit 23 darüber nachzudenken "noch" den Master zu machen.

Amüsant. Ich hab erst mit 25 Fachabitur "nachgemacht" (musste vorher 
allerdings erst mal in 6 Wochen Englisch lernen - denn es gab einen 
Eingangstest) und dann mit 26 angefangen zu studieren.

Inzwischen bin ich zwar Abteilungsleiter, aber ich wünschte, ich hätte 
viel eher die richtigen Entscheidungen getroffen.

Und sich höher zu qualifizieren um mehr zu wissen und mehr zu können, 
ist immer richtig - außer es lenkt dich davon ab in deiner Firma die 
nächste Million zu machen.

Aber jeder hat eben genau seinen Weg.

Du hättest deinen Master bevor ich überhaupt angefangen habe.

Ich würde es sofort machen.

von Mine Fields (Gast)


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Wenn du in der Firma bleiben willst gibt es schon ein paar 
Möglichkeiten. Du kannst im Prinzip den Jahr auch 1,5 Jahre ruhen lassen 
und zur Thesis wieder zurückkehren. Oder du suchst dir eine Hochschule, 
bei denen du in Teilzeit den Master machen kannst und reduzierst nur 
deine Stunden im Betrieb. Oder du machst ein Fernstudium - das 
Arbeitspensum kann man ja in der Regel selbst bestimmen, und ob du jetzt 
3 oder 5 Jahre brauchst spielt im Endeffekt dann keine Rolle.

Und ob es sich im Endeffekt lohnt kann man schwer vorhersagen. Allein 
fachlich denke ich schon; man wird vielleicht in bestimmten Kreisen auch 
eher ernst genommen. Und das kann sich karrieretechnisch früher oder 
später wieder positiv auswirken.

Nochmal zu der Firma: Wenn es dir dort gefällt ist es sicherlich kein 
Nachteil, der Firma auch über viele Jahre "treu" zu bleiben. Aber zu 
sehr klammern solltest du trotzdem nicht; es kann immer passieren, dass 
du weg musst und wenn du dann nicht in der Gegend bleiben kannst 
solltest du vielleicht schon einmal einen Plan B zurechtlegen.

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