Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Aufstieg vom Entwickler zur Führungsposition


von Dani (Gast)


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Ich arbeite seit 6 Jahren (davon 4 Jahre in meiner jetzigen Firma) als 
E-Technik Ingenieur in der Entwicklung. In etwa 1 Monat steht das 
jährliche Personalgespräch (dirkter Vorgesetzter + zuständiger HRler) 
an, wo ich gerne die Weichen in Richtung Führungsposition stellen 
möchten.

Hat jemand hier ein paar Tips für mich? Wie könnte man das am besten 
angehen?

von doppeling (Gast)


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Am besten seine Position klar darlegen und offenlegen wohin man will.
Hast du bereits Ambitionen in diese Richtung? Haben deine Vorgesetzten 
mal gesehen, ob du dich als Führungsperson eignen würdest, also 
kommunikativ, durchsetzungsfähig? Oder bist du eher der stille 
Entwickler, der seine Ruhe haben will? Wenn sie in dir keine 
Führungsperson sehen, sage ihnen du willst dich aber dahin entwickeln.
Was du bietest, was du tun kannst/musst um dorthin zu kommen. Viele 
Fragen stellen, wer fragt, der führt..

von Dani (Gast)


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>Haben deine Vorgesetzten mal gesehen, ob du dich als Führungsperson eignen 
>würdest, also kommunikativ, durchsetzungsfähig?

Ich gehe mal davon aus. Bin eher keine "stille Maus".


Intern im Unternehmen bzw. in meiner Abteilung gibt es einige mit 
ähnlichem Ambitionen. Daher muss ich vorallem denke ich eine sehr gute 
Argumentation haben um mich von den anderen abzuheben. Die Frage ist 
halt wie argumentiert man hier möglichst optimal, so dass man "punktet".

von Marvin M. (Gast)


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Meine (eigene) Erfahrung: Führungspositionen bekommen oftmals 
Windbeutel, die fachlich nichts drauf haben, aber das Blaue vom Himmel 
herunter versprechen. Lügen, dass sich die Balken biegen hilft da immens 
weiter.

Glücklicherweise ist das nicht bei allen Firmen so....
Hast Du denn schon Deine Führungsqualitäten z.B. als Projektleiter unter 
Beweis stellen können? Wie verhälst Du Dich bei Meetings? Meines 
Erachtens ist es wichtiger, sich kontinuierlich zu profilieren als bei 
einem einzelnen Gespräch mal darauf hinzuweisen, dass man derartige 
Ambitionen hat.

Solltest Du Deinen Vorgesetzten bislang nicht aufgefallen sein, dann 
nützt es auch kaum, das in einem jährlichen Gespräch herumzureißen - 
meine Meinung.

von Klaus W. (mfgkw)


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Genau.

von Peter (Gast)


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Hallo,

bin seit 10 Jahren im Job. Habe Führungspersonal kommen und gehen sehen.
Es lief immer über
1. kontinuierliche Profilierung bzw. kontinuierliche Ausweitung der 
Gestaltungsräume
2. Hinterzimmer-Absprachen.
3. hin und wieder Kollegen oder Projekte auflaufen lassen. Die Kunst 
dabei: Auf deiner Hirarchieebene darf es nicht so aussehen, als hättest 
du den Kollegen bewusst auflaufen lassen. Zwei Ebenen weiter oben muss 
ankommen: "Hätte ich das Thema zu verantworten, wäre das nicht 
passiert."

Du musst auch davon ausgehen, dass dein Vorgesetzter ebenfalls 
strategisch
entscheidet und du dich im Zweifel auch gegen ihn durchsetzen musst - 
bspw.
wenn er in dir (zukünftige) Konkurenz sieht.

Mein Rat:
1.
Baue Alleinstellungsmerkmale auf, die für die Firma kommerzielle 
Bedeutung haben. Also: Die Hardware-Komponente, die nur du kennst, den 
Kundenkreis, der nur dich akzeptiert, die Strategieplanung, die nur in 
deinem Kopf ist
2.
Baue die Alleinstellungsmerkmale aus
3.
Wenn du nach oben kommen willst, geht das nicht (wie viele meinen) über 
deinen direkten Vorgesetzen. Sorge dafür, dass du zwei Ebenen höher 
positiv
auffällst, und man dort die kommerzielle Bedeutung deines Wirkens kennt.
4.
Denke intensiv darüber nach, ob du den Aufstieg wirklich und konsequent 
möchtest. Wenn du ihn willst, musst du ihn auch immer weiter betreiben, 
um nicht wieder abgesägt zu werden - also MAchterhalt, Machtausbau.

von Peter (Gast)


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Hallo nochmal,

zur Vollständigkeit:

Es gibt auch noch den kooperativen Weg: Also seine Arbeit
immer korrekt machen, hier und da auch mal mehr Verantwortung (mit 
Erfolg)
übernehmen, mit Kollegen und Vorgesetzten gut klarkommen, sich 
langjährig
als loyaler MA zeigen usw.

Mit diesem Weg seine Karriere auszubauen, dauert jedoch sehr lange, 
funktioniert (wenn dann nur) in einem kooperativen Umfeld (Kollegen, 
Chef, Chef-Chef) und geht dennoch oft schief. Die Gefahr, dass du 
mißbraucht oder überholt wirst ist extrem hoch.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Dani schrieb:
> wo ich gerne die Weichen in Richtung Führungsposition stellen
> möchten.
>
> Hat jemand hier ein paar Tips für mich? Wie könnte man das am besten
> angehen?

Hi, Dani,

kurz und knapp: Doppeltes Charisma und Qualitätsdenken.

Charisma, natürliches: Wir orientieren uns gern nach dem, der uns 
dorthin führt, wo wir selbst hin wollen – wenn wir meinen, unter seiner 
Leitung sparen wir mehr Mühen als unter der jedes anderen, der verfügbar 
ist.

Mitarbeiter-Charisma aus der Sicht des Chefs: Chefs delegieren ihre 
Aufgaben bevorzugt an jene Mitarbeiter, von denen sie erwarten, sie 
würden diese im Sinne des Chefs erledigen - und ihrem Chef dabei mehr 
Mühen und Kosten ersparen als jede verfügbare Alternative.

Qualitätsdenken: "Alles, was schief gehen, wird auch schief gehen" 
(Murphys Law) Also: Was könnte meinen potenziellen Chef, was könnte 
meine (potenziellen) Mitarbeiter unnötige Mühen oder Kosten befürchten 
lassen - und wie kannst Du das vermeiden?

Dani, da ist ein unterschätzter Pluspunkt der Könner in 
High-Tech-Unternehmen.
"Die Kunst des Managements besteht ohnehin darin, mit weniger Wissen, 
als es die Mitarbeiter haben, diese zu führen." (Bernd Pischetsrieder, 
Ex-BMW)
Wo diese Weisheit wahr ist, und in Deiner Entwicklung ist sie das, da 
haben die Manager der gestrigen Art nur noch geringe Chance. (Fachliche 
Kopmpetenz gleich Null, dafür das Supermanagerbewußtsein von edelsten 
Führungskräfteeliteschmieden, vielleicht sogar ein Seminar "so täuschen 
sie die Persönlichkeitsmerkmale eines Charismatikers vor").

Sondern - infolge der intensiven Qualifizierung der Mitarbeiter wissen 
die sehr gut zu unterscheiden, welcher Chef tatsächlich Ahnung hat von 
der Aufgabe und vom Fach, und wer nur teuer gelernt hat, wie man das 
vortäuscht.

Darin hast Du den großartigen Vorteil, dass Deine heutigen Kollegen und 
morgigen Mitarbeiter wissen, was sie an Dir haben. Wie würdest Du an 
ihrer Stelle denn selbst über Dich urteilen? Vielleicht so: "Naja, die 
perfekte Wahl ist er nicht, aber er ist ein besserer Fachmann als alle 
anderen, er hört auch zu, den können wir noch zurechtbiegen...." - das 
wäre schon ganz gut.

Also lass die Angst vor dem Mitarbeitergespräch hinter Dir, stelle Dich 
auf die Anforderungen an, die erst durch die Qualifikation entstanden 
sind, und Du hast einen Vorteil, der bisher unterschätzt wird.

Ciao
Wolfgang Horn

von Anselm (Gast)


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Ein Tip an dich Dani, auf den Worauf Horn mich in dieser Sekunde
gebracht hat:

Knapp, klar und auf den Punkt formulieren sollte jede Führungskraft
können.

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Normal ist es so das für eine neue Führungsposition externe Leute 
eingestellt werden. Das hat etwas damit zu tun das sonst deine Kollegen 
plötzlich deine Unterstellten sind und damit kann es Probleme geben.

Deswegen wechselt man normal oder wird in eine andere Abteilung versetzt 
wo du ab dem 1. Tag der Vorgesetzte bist und die Leute kennen keine 
Historie.

Wenn man aber so eine Stelle aus den eigenen Reihen besetzen muss z.B. 
wegen der notwendigen Kenntniss interner Abläufe - wurde diese 
Entscheidung bereits getroffen.

Wenn du selbst sagst du möchtest eine Führungsposition, so sicher nur 
mit einer Begründung und die musst du sehr selbstbewusst vortragen:
Ich kann es besser!

Alles andere ist unwichtig.

von Rudi Ratlos (Gast)


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Man sollte auch daran denken,

daß sich mit einer Führungsposiution die Aufgaben und Pflichten ändern. 
Statt was Handfestes zu entwickeln, wirst Du öfter eine Statistik 
abliefern müssen oder fehlendes Personal durch Aktionismus hervorzaubern 
müssen.

von Christian R. (supachris)


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Rudi Ratlos schrieb:
> oder fehlendes Personal durch Aktionismus hervorzaubern
> müssen.

...oder das noch verbliebene Personal durch deine "Fähigkeiten" der 
Projektleitung so vergraulen, dass es auch bald geht.
Zumindest in dem Punkt könnte es anfangs von Vorteil sein, wenn man vom 
Entwickler aufsteigt. Aber eben nur eine Weile lang, dann vergessen die 
meisten auch, dass es sowas wie Realität gibt....

von Der Pfarrer (Gast)


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Vergiß hierbei eines nicht:

Verliert die Firma einen guten Knecht, wenn sie einen guten Aufseher 
bekommt?

Also: wenn Du im Moment gut bist, wirst Du das Level halten können, 
wirst Du weiterhin soviel Zeit für Deine gute Arbeit haben oder muss die 
Firma befürchten, dass hier auf der unteren Ebene Arbeit liegen bleibt, 
da Du Dich dann mit anderen Aufgaben beschäftigen wirst.

Ein Punkt fehlt mir auch: Was bringt es für die Firma? (siehe oben, sie 
gewinnt einen Aufseher und verliert einen Knecht)
Was bringt es für den Vorgesetzten? Wie machst Du ihm das schmackhaft, 
inwieweit wird seine Arbeit einfacher und vielleicht sogar weniger

Und dann sind die Neider, die hinter jeder Ecke lauern. Als 
Quereinsteiger ist das einfacher.

Nur mal so ein paar ungeordnete Gedanken.

von Friedhofsgärtner (Gast)


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Zuckerle schrieb im Beitrag #2167198:
> Pfeifen,
> kombiniert mit großer Klappe, auf solche Positionen befördert werden,

Wenn der kleine Bandarbeiter einen Fehler macht: wird er gefeuert.
Weiter oben würde das als "strategische Entscheidung" gefeiert, die 
andere ausbaden müssen. Konkretes Beispiel: Quelle

von Christian R. (supachris)


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Zuckerle schrieb im Beitrag #2167198:
> Bist du in deiner Arbeit gut, wird es schwer aufzusteigen, du fällst ja
> als operative Kraft aus.

Es gibt auch viele, die nach dem Peter-Prinzip nach oben fallen. Viele 
Chefs glauben, ein guter Entwickler gibt auch automatisch einen guten 
Abteilungsleiter ab. Aber das ist eben auch nicht immer der Fall.

von Hey (Gast)


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Dani, als eindeutiger Beweis, dass Du (noch?) NICHT für eine 
Führungsposition
geeignet bist, gilt wohl, dass Du HIER Rat zu diesem Thema suchen mußt 
....!

A.Merkel

von Wolfgang Horn (Gast)


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Anselm schrieb:
> Knapp, klar und auf den Punkt formulieren sollte jede Führungskraft
> können.

Hi, Anselm,

Du sprichst da die Sprache der dummdreisten Möchtegern-Diktatoren.
Hier aber ist ein Forum für Technike, und Dani hat eine Frage gestellt 
bezüglich Führung in der Entwicklung.

Dummdreiste Möchtegern-Diktatoren reden auch gern "Lösen sie 80% ihrer 
Aufgaben in 20% ihrer Zeit! Das ist nur eine Frage der Prioritäten!" 
(Natürlich braucht man dafür einen Sündenbock auf Vorrat, den man im 
Falle des Aufdeckens von Pfusch opfern kann.)

Dummdreiste Möchtegern-Diktatoren hassen Begründungen, weil sie von 
ihren Gehaltssklaven gar kein Mitdenken wollen, sondern nur blinden 
Gehorsam.

Aber wie gesagt, dies ist ein Forum für Techniker. Für qualifizierte 
Mitarbeiter. Wo der Chef deren engagiertes Mitdenken braucht. Die auch 
gern engagiert mitdenken - wenn die Voraussetzungen dafür passen - und 
dummdreistes Gehabe passt da eben nicht.
Wohl aber umfassende Information der Mitdenker. Da muss man dann auch 
begründen, warum das richtig ist, was man für richtig hält.


------------ Theaterdonner Ende ------------

Anselm, ich vermute, Du hast Deinen Einwand entweder ironisch gemeint - 
oder bist davon ausgegangen, Danis Management sei eines von der 
dummdreisten Sorte.
Mag sein, aber ich rechne lieber mit dem Besseren.
(Sollte es von der dummdreisten Sorte sein, dann, Dani, such Dir eine 
bessere Firma mit Führungskräften, die was von der Sache verstehen.)


Ciao
Wolfgang Horn

von Anselm (Gast)


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Worauf mich Wolfgang Horn noch gebracht hat:
Eine Führungskraft sollte nicht auf jede Neben-Bemerkung anspringen
und dieser damit mehr Gewicht geben, als nötig. Ist auch für den
Blutdruck nicht gut.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Anselm schrieb:
> Eine Führungskraft sollte nicht auf jede Neben-Bemerkung anspringen

Hihi, Anselm,

nein, nicht auf jede, aber auf wichtige. Gerade in einem Forum wie 
diesem.

Wer konkurrenzfähige Ergebnisse will, der muss qualifizierte 
Mitarbeiter, deren Mitdenken er braucht, anders führen als Arbeiter, von 
denen er nur die Arbeit der Hände braucht.

Ciao
Wolfgang Horn

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