Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Projektmanagment-Seminar


von Mike S. (drseltsam)


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Hallo,

Wir haben ein großzügiges Reisebudget und könnten es auch für ein 
Seminar zum Thema Projektmanagement nutzen. In der Forschung vermutlich 
eine gute Sache. Kann jemand einen Anbieter empfehlen? Der Markt ist 
unübersichtlich und alle behaupten die Creme der Creme zu sein... Jemand 
vielleicht schon mal was mitgemacht?

von Wolfgang Horn (Gast)


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Mike Strangelove schrieb:
> Hallo,
>
> Wir haben ein großzügiges Reisebudget und könnten es auch für ein
> Seminar zum Thema Projektmanagement nutzen. In der Forschung vermutlich
> eine gute Sache. Kann jemand einen Anbieter empfehlen? Der Markt ist
> unübersichtlich und alle behaupten die Creme der Creme zu sein... Jemand
> vielleicht schon mal was mitgemacht?

Hi, Mike,

ich empfehle Dir die Projektmanagementforen in XING und competence site.
Da ist der Anteil der Fachleute zu Deiner Fachfrage größer. Da antworten 
die GPM-IPMA-Ideologen genauso feurig wie die vom PMI.

Ich bin da etwas abgeklärt. Ich hatte in den Gründerjahren der GPM 
(Gesellschaft für Projektmanagement, www.gpm-ipma.de) mal einen sehr 
gutes GPM-Wochenendseminar mit der Legende Waschek.

Nach der Sanierung eines 100Mio$-Projekts "nach Gefühl", weil keine Zeit 
war für die Anwendung von Methoden, und der Änalyse dieses 
Erfolgsfaktors sehe ich die Methoden etwas distanzierter: Sie sind gut 
für den Anfänger, ähnlich wie der Typ des Fahrschulautos, aber bald 
sollte man darüber hinaus sein und alle Fahrzeuge fahren dürfen und 
können.

Die Unterschiede zwischen den Philosophien von GPM-IPMA und PMI scheinen 
mir zu philosophisch zu sein, die hitzigen Diskussionen zwischen 
"Objektorientierung ist besser!" - "Nein, Prozessorientierung, Ätsch!" 
kommen mir kindisch vor wie "das Auto meines Papi hat aber größere 
Reifen!"

Mit meiner gewonnenen Distanz wurde mir klar: Methoden bewirken gar 
nichts. Ideologien noch weniger. Das wirklich wichtige im 
Projektmanagement sind jene Aufgaben, die a) simpel sind und b) trotzdem 
schwer und lästig. Beispiel: Zielorientierung. Disziplin. Fairness. 
Aufrichtigkeit - auch sich selbst gegenüber. Hallenbodenblick statt 
"Flucht in die Schwafelei".
Wie man das dann umsetzt, ist zweitrangig.


Zur Wahl Eures Anbieters orientiert Euch besser an den Gepflogenheiten 
Eurer Branche.
Ihr wollt Euch "weiter entwickeln", den Weg zu "neuen Herausforderungen" 
offen halten? Ihr wollt, dass Eure Ausbildung und der "Stallgeruch" des 
Anbieters anerkannt werden von Kunden und potenziellen Arbeitgebern?

Dann fragt herum, was in Eurer Branche "angesagt ist". Das könnt Ihr mit 
euren branchenüblichen Kontakten weit besser erkunden als in irgendeinem 
branchenfremden Forum.

Wenn Ihr schon ein großes Budget habt und die Grundkenntnisse im 
Projektmanagement - erkundigt Euch mal, wo die engsten Engpässe auf dem 
Weg zum Projekterfolg sind, und wer da Abhilfe schaffen kann.
„Aber über 70% aller Change-Projekte scheitern an Soft-Fact-Risiken!“ 
(Entschuldigung eines Change Managers)
Hier ist eine riesige kollektive Wissenslücke, trotz all der Bemühungen 
um "soziale Kompetenzen".

„Eine intakte Unternehmenskultur ist fast ein Garant für hohe Gewinne.“ 
(Peter F. Drucker, sinngemäß)

„Management bedeutet, die Dinge richtig zu tun. Leadership bedeutet, die 
richtigen Dinge zu tun.“ (Peter F. Drucker)
Abwandlung: Leadership erfordert auch, die richtigen Fragen gestellt zu 
haben.


Ciao
Wolfgang Horn

von Mike S. (drseltsam)


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Dankeschön! Nunja, wir arbeiten in der Grundlagenforschung, und obwohl 
Projekte überall sind, hat eigentlich keiner Ahnung, wie man das managen 
kann. D.h. wir bekommen Geld von Stiftung XY. Da freuen sich erstmal 
alle, dann passiert eine Weile nix, dann machen die Leute hier und da 
mal was und ein halbes Jahr vor Ende fällt allen auf: Mist, wir brauchen 
Ergebnisse.
Aber es gibt so gut wie keine Strukturen anhand derer solche Projekte 
mit mehreren beteiligten Gruppen gemanaged werden. Alles so nach 
Bauchgefühl und jeder denkt, ein anderer wird schon was machen. (Die 
Situation ist jetzt mal satirisch überspitzt dargestellt)
Daher dachte ich, dass man vielleicht mehr herausholen könnte, wenn man 
die Projekte wirklich strategisch plant und dann angeht und nicht wild 
drauflosrennt um 5 vor 12 zu merken dass nix tut oder das gleiche schon 
von der Konkurrenz gemacht wurde.
Ideologien etc. sind mir völlig wurst. Cool wäre auch, Tools mit an die 
Hand zu bekommen, mit denen man das Gelernte umsetzen kann. Ich bin da 
auf die Webseiten Basecamp und Comindwork gestoßen...

von Ralf (Gast)


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Leute von der Foschung wollen Grundlagen PM lernen. Das Wichtigste beim 
PM ist die Erkenntnis, dass nichts nach Plan läuft und man über jahre 
hinweg im Reagieren geübt sein muss. Und man muss Forscher und andere 
Chaoten dahin bringen weniger dynamisch sondern statischer und 
gleichmässiger zu arbeiten, dass man eine P-Verfolgung aufziehen kann.

Ich finde es aber schon toll, dass es Projektmanager gibt, die einem 
Forscherhaufen Geld in den Rachen werfen und es ihnen überlassen, wofür 
sie es raushauen wollen. Das allein zeugt schon von totaler 
Planlosigkeit. Euren Geldgeber solltet ihr ins Seminar schicken.

von Mike S. (drseltsam)


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Nicht im Ansatz! Der Geldgeber tritt an Stelle der Gesellschaft als 
Kunde auf und bestellt Produkt X beim Wissenschaftler. Der liefert das 
auch, nur dass eben der Prozess dahin optimiert werden kann, so dass das 
Produkt noch besser wird. Ist doch vollkommen klar, dass eine Stiftung 
mangels Fachkenntnis nicht das Projekt selbst managen kann!

von horst (Gast)


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Es gibt in der "...für Dummies"-Reihe auch einen Band über 
Projektmanagement.
ISBN-10: 3-527-70736-0
ISBN-13: 978-3-527-70736-2 - Wiley-VCH, Weinheim

3., überarb. u. aktualis. Auflage - September 2011

von Arne (Gast)


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Mein letzter Arbeitgeber hat be Dr.Coy (http://www.dieter-coy.de) mal 
ein zweitägiges PM-Seminar gebucht. Waren alle aus der Entwicklung 
anwesend und fanden es gut, was der Mann rüberbringen konnte.

von horst (Gast)


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Der Autor hält auch Lehrgänge, z.B. Basic Project Management (Product, 
Schedule and Resource Planning and Control)

http://www.stanportny.com/

von Thomas1 (Gast)


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von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Mike,

> Aber es gibt so gut wie keine Strukturen anhand derer solche Projekte
> mit mehreren beteiligten Gruppen gemanaged werden. Alles so nach
> Bauchgefühl und jeder denkt, ein anderer wird schon was machen. (Die
> Situation ist jetzt mal satirisch überspitzt dargestellt)
> Daher dachte ich, dass man vielleicht mehr herausholen könnte, wenn man
> die Projekte wirklich strategisch plant und dann angeht

Klar. Da liegst Du richtig.
Zwei Punkte dazu:
1. Von "PM nach Bauchgefühl" bis "PM nach GPM-IPMA Level D" ist ein sehr 
großer Schritt.
Ein großer Vorteil ist dabei die Erleichterung des Übergangs in die 
Wirtschaft, wo wettbewerbsfähige Unternehmen sich mehr oder weniger 
lähmen durch PM in einem Detaillierungsgrad, wo ein Entwickler mal 
schnell eine Entscheidung braucht und im Meeting-Programm liest: 
"Terminvorschlag in sechs Monaten", weil alle Personen ihre 
Meeting-Zeiten gegenseitig vollgeknallt haben.
Etwas überspitzt, aber Erfahrung und Ergebnisse als PM ist ein dicker 
Pluspunkt.
„Die Erfahrung lehrt nichts ohne Theorie.“ (Dr. Edwards Deming)
Noch ein Pluspunkt ist bei allen Ergebnisorientierten und 
Qualitätsbewußten zu holen: Bestmögliche Ergebnisse und Qualität werden 
in Industrie und Entwicklung gefordert. Dazu gehört das Messen, Planen, 
Prüfen und das Nachsteuern. Auch in Terminfragen und in Arbeitskosten.
Wer behauptet "natürlich bin ich qualitätsbewusst / achte auf Kosten" 
und dann am Projektablaufplan zeigt, wie er Emtwicklungszeiten und 
-kosten kalkuliert hat, da gewinnt er ein unsichtbares Nicken vieler 
Verantwortlicher.

2. Die Planung eines Projektes ist kinderleicht und bequem gegenüber 
ihrer Umsetzung. Für den ersten Teilschritt nach 1.) genügt auch eine 
Excel-Tabelle. Die Dombaumeister das Barock brauchten nicht mal das. Mit 
qualifizierten Kollegen kann man einen Plan aber nur im Miteinander 
aufstellen. Aber sobald Du Deinen Plan am Schwarzen Brett hängen hast 
und Dein Vorgesetzter ihn in begeistert gesehen hat, bis Du plötzlich in 
der Pflicht. Du rennst herum mit "Denk dran, Dein Aufgabenpaket, für das 
Du 12 Wochen geplant hast, in 4 Wochen ist Dein eigener Termin, aber Du 
hast noch gar nicht angefangen!"
Da wird der PM zum Laborboten mit dem ermahnend erhobenen Winkefinger, 
der ständig auf der Jagd ist nach den Dokumenten. Dessen Hosenknie 
durchgescheuert sind von der Haltung des Bitte-Bitte.
Dein Professor ist begeistert - endlich so einen zu haben, wo ihm sein 
Dekan die niedrig bezahlte Hilfsstelle mangels Budget nicht genehmigt 
hatte.

Hier liegen die Schwierigkeiten. Da hilft auch die teuerste, 
exklusivste, PM-Software nicht mehr als Excel. Die liefert eher 
Talmi-Aushänge zur Begeisterung derjenigen Manager, die auch mit einem 
gekauften DIN-ISO-Zertifikat in der Rezeption glücklich sind.

Empfehlung: Wenn man Projektablaufplan und Kostengerüst unter 
Qualifizierten nur im Miteinander aufstellen kann und einen Kapo hat, 
der mit seiner Knute die Einhaltung durchsetzt, dann schont die 
Hosenknie gleichmäßig und verteilt den Job der Terminverfolgung fair 
unter Euch auf.


Ciao
Wolfgang Horn

von Wolfgang Horn (Gast)


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Wolfgang Horn schrieb:
> Empfehlung: Wenn man Projektablaufplan und Kostengerüst unter
> Qualifizierten nur im Miteinander aufstellen kann und einen Kapo hat,

Nachtrag: "...keinen Kapo hat..."

W.H.

von Thomas1 (Gast)


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Wenn du gut englisch kannst, ist noch was anderes drin. Elite-Unis haben 
auch Projektmanagement und das online. Das ist sicher besser angeseen 
als ein kurzkurs irgendwo. Am ende gibt es ein Zertifikat von der Uni.

http://apm.stanford.edu/

http://www.ecornell.com/certificate-programs/project-leadership-and-systems-design-training/project-leadership-certificate/crt/PLC1

von Unknown (Gast)


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Ich habe selbst mehrere solcher Seminare genossen und sehe mich auc fit 
und befähigt, es umzusetzen. Die Angelegenheit krankt aber daran, dass 
andere in den Teams anderes gelernt haben und andere Theorien verfolgen 
und das hinten und vorn nicht zusammenpasst. Jeder ist aber von sich 
überzeugt, dass er selbst alles korrekt kapiert und verinnerlicht hat.

Also geht es noch weiter an einander vorbei als schon zuvor!

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Achje.

Empfehlen kann ich den Projektleiter beim VDI - Orte wechseln - 3 Tage.

1. Frage: Was ist ein Projekt? Müssen wir uns darüber unterhalten oder 
ist das klar? Es war gar nicht klar - die Leute denken ja wenn der Hund 
in den Garten kackt, ist das ein Projekt..

Entsprechend unentwickelt war alles folgende...alle reden über Projekte 
und alle reden nur "Umfug"..

Damit bekommst du Vorsprung vor Leuten die Projektmanagement nur 
simulieren.

Ich kanns empfehlen.

von Ralf (Gast)


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Ich seh schon ... blad kann man vor lauter Projektmanagern kaum mehr 
treten und es gibt noch weniger, die die eigentliche Arbeit machen. Mir 
kanns nur Recht sein,

von Marx W. (Gast)


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Michael Lieter schrieb:
> Damit bekommst du Vorsprung vor Leuten die Projektmanagement nur
>
> simulieren.

Wichtig wär auch wenn man den Unterschied zwischen Projekt und Prozess 
kennt!

von Marx W. (Gast)


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Ralf schrieb:
> Ich seh schon ... blad kann man vor lauter Projektmanagern kaum mehr
> treten und es gibt noch weniger, die die eigentliche Arbeit machen. Mir
> kanns nur Recht sein,

Äh, wieso?

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Marx W. schrieb:
> Wichtig wär auch wenn man den Unterschied zwischen Projekt und Prozess
> kennt!

Sollte man kennen.

Ralf schrieb:
> Ich seh schon ... blad kann man vor lauter Projektmanagern kaum mehr
> treten und es gibt noch weniger, die die eigentliche Arbeit machen. Mir
> kanns nur Recht sein,

Ich sehe eher Projektverwalter, wirkliche PM - dafür brauchen die 
meisten 5 Jahre, bis sie wissen das man sich ans Telefon hängt, den 
Lieferanten anruft und am nächsten Tag mit den Zeichnungen auf der Matte 
steht und am Abend das Problem gelöst hat. Da gibt es Leute die schieben 
das in die QS ab oder schreiben wochenlang Emails und nichts passiert! 
Das sind Projektverwalter.

von Marx W. (Gast)


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Michael Lieter schrieb:
> Da gibt es Leute die schieben
>
> das in die QS ab oder schreiben wochenlang Emails und nichts passiert!

Man muss aber auch wissen, das heute das QM als Begriff für fast alles 
herhalten muß!

> Das sind Projektverwalter.

Ja, aber es ist halt in Zeiten des QM-Wahns nicht mehr anders denkbar!

Des QM wurde immer mehr zum Paradies der Bürokraten!

von CEO (Gast)


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Bei uns muss jeder diese Qualifikation haben:
http://de.wikipedia.org/wiki/PRINCE2

von Marx W. (Gast)


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Unknown schrieb:
> Also geht es noch weiter an einander vorbei als schon zuvor!

Wieso, kann ich gar nicht glauben!
Ihr zieht doch alle am gleichen Strick, oder?
Nur über die Richtung seid ihr euch nicht einig. Das ist doch nur ne 
Kleinigkeit!

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