Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Umgang mit und Sinn von technischen Dokumenten


von Deraufsichalleingestellte (Gast)


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Ich habe mal wieder den Fall, mich in ein System einarbeiten zu müssen, 
dass dadurch dokumentiert wurde, dass es eine Software gibt, die das 
Ganze treibt. Leider ist die SW vollkommen ohne Kommentare, sodass es 
nahezu aussichtslos ist, einen Zusammenhang zwischen dieser konkreten 
Realisation und den formellen Anforderungen herzustellen, zumal das 
formelle REQ-Heft nicht wirklich vollständig und richtig ist und die SW 
extrem abstrakt und verschachtelt ist.

Im Grunde kennt nur der Entwickler die Gründe, was er warum gemacht hat 
und man benötigt das Wissen um das System, um die Dokumente richtig zu 
verstehen und kann nicht etwa die Dokumente benutzen, um das System und 
die Software zu begreifen, zu verstehen und weiter zu entwicklen.

Als Grund wird wieder mal angeben, man habe zu wenig Zeit gehabt, die 
Doku zu machen. Man fragt sich, aufgrund welcher Wissensbasis die SW 
erzeugt wurde... (???)

Beschleicht euch auch das Gefühl, dass für viele Entwickler, die Lasten- 
und Pflichtenhefte mehr störende Belastung sind, als Hilfen?

Ich habe den Eindruck, dass sich das Gros der Entwickler, infolge 
verbaler Kommunikation mit Chef, Kollegen und Anderern einfach eine 
grobe Vorstellung des Zielsystema machen und dann munter drauflos 
programmieren, während der Programmierens denken und sich mit anderen 
abstimmen. Die dabei entstehenden Richtungsänderungen und Loops will man 
aber nicht mitdokumentieren und schiebt daher die Doku ans Ende des 
Projektes, wodurch dann immer wieder keine Zeit mehr ist, sie fertig zu 
stellen, weil die gesamte Zeit fürs chaotische Programmieren verbraten 
wurde.

Wie seht ihr das?

Wir reden jetzt nicht von Mickiaufgaben, die man eben mal schnell 
hinkritzeln kann, sondern von SW, die in Zulassungspflichtigen Geräten 
für sensible Bereiche entwickelt wird und Normungen sowie Regularien 
unterworfen ist.

Wird bei euch auch nur noch rumgeschmuht?

: Verschoben durch Admin
von Paul (Gast)


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Frage: Hast Du in er Schule zuerst den Programmablaufplan entwickelt und 
dann streng danach programmiert? Ich glaube, so lästig diese Reihenfolge 
bereits in der Schule war, so ist es auch im Beruf. Die wenigsten 
Softwaren werden erst dokumentiert und dann programmiert. Das ist 
Wunschdenken von irgendwelchen Informatiklehrern/Profs: Der Entwickler 
will entwickeln, wie der Arzt behandeln. Irgendwelche Dokus schreiben 
ist unliebsamer Ballast.

So lange es sich nicht um Assembler-Code handelt gilt of auch die 
Devise, Code ist selbsterklärend.

von horst (Gast)


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Deraufsichalleingestellte schrieb:
> Beschleicht euch auch das Gefühl, dass für viele Entwickler, die Lasten-
> und Pflichtenhefte mehr störende Belastung sind, als Hilfen?

Ja.
Zusätzlich:
Wer auch immer die Entwicklung in Auftrag gegeben hat sieht das 
üblicherweise ähnlich. Man will etwas was funktioniert, nicht einen 
Haufen Papier.

Jeder in der Kette hat was Besseres zu tun als Papier zu erzeugen, und: 
"Bisher hat es so doch auch immer geklappt.  Ja, außer ..., aber da war 
das und der damals dran schuld."

von Michael S. (technicans)


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Da kann man nur zusehen das man das Projekt schnell begräbt oder los 
wird.
Meist kann man Strukturen nicht mehr nachvollziehen ohne Kommentar.
Da wird es vermutlich besser sein, das Programm neu zu schreiben.
Unkommentierte Software zu verstehen ist manchmal wie ne Minensuche.
Wenn man Pech hat und eine Mine findet ist man weg vom Fenster.

Für c++ hab ich mal von einer Software gehört, bzw. ist mir angeboten
worden mit der man Programmabläufe visualieren können soll.
Da mir das Programm allerdings zu teuer war und ich Zeitnah
keine Verwendung dafür hatte, hab ich mich damit auch nicht
mehr beschäftigt. Der Name war glaube ich Easycode, kann das aber
nicht verbindlich sagen und auch nicht obs was taugt oder nicht.
Die Idee die dahinter stand fand ich aber interessant.

von Falk B. (falk)


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@  Paul (Gast)

>Frage: Hast Du in er Schule zuerst den Programmablaufplan entwickelt und
>dann streng danach programmiert? Ich glaube, so lästig diese Reihenfolge
>bereits in der Schule war, so ist es auch im Beruf.

Ist das eine belastbare Begründung? Nein. Bestenfalls ein weiterer Fall 
von, "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr".
Die meisten dieser "Programmierer" sind "professionelle Frickler", die 
mit autistischen Zügen ihre Software zusammenkloppen. Das geht nur 
allzuoft schief, es dauert ewig bis es mal fertig ist, von Qualität ganz 
zu schweigen.
Und wenn ein Projekt so groß ist, dass mehrere Leute, ggf. sogar 
geographisch verteilte Teams dran arbeiten müssen, ist es Essig mit 
dieser "Strategie".

> Die wenigsten
>Softwaren werden erst dokumentiert und dann programmiert.

Was eine Erklärung für deren Qualität ist.

>Wunschdenken von irgendwelchen Informatiklehrern/Profs: Der Entwickler
>will entwickeln, wie der Arzt behandeln. Irgendwelche Dokus schreiben
>ist unliebsamer Ballast.

Falsch. Denn gerade bei Software ist Doku nicht Beiwerk, sondern das 
Festhalten von Ideen, Konzepten und Vereinbarungen. Diese Arbeit muss 
man sowieso VORHER leisten, ehe man auch nur dran denkt, den Compiler 
anzuwerfen. Denn Software entwickeln ist DEUTLICH mehr als Programm 
eintippen und debuggen. Dass es während der Entwicklung noch Änderungen 
geben kann und meist wird ändert nix an den Grundlagen.

>So lange es sich nicht um Assembler-Code handelt gilt of auch die
>Devise, Code ist selbsterklärend.

Das ist ebenfalls Wunschdenken. Und es ist oft eine sehr nervige, 
zeitraubende Sache, sich diverse Parameter und Eigenschaften quasi im 
Reverse Engineering aus einem Projekt saugen zu müssen, die eigentlich 
sauber und übersichtlich auf einem Stück Papier stehen sollten.

MfG
Falk

P S Der schnellste und preiswerteste Weg etwas zu tun, ist es gleich 
richtig zu tun. Dazu gehört auch Projektdokumentation.

von Paul (Gast)


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@ Falk Brunner.

Ist ja alles richtig, was Du schreibst. Aber ehrlich, wie sieht die 
Realität aus?

PS.: Laß Dir mal die Doku zu MS-DOS kommen ;-)

von Falk B. (falk)


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@  Paul (Gast)

>Ist ja alles richtig, was Du schreibst. Aber ehrlich, wie sieht die
>Realität aus?

Das ist eine andere Frage.

Marx ist die Theorie.
Murks ist die Praxis.

;-)

von Andreas U. (Gast)


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>Marx ist die Theorie.
>Murks ist die Praxis.
Ich kann Falk nur zustimmen. Die Art, wie viele Software hinkloppen ist 
die Art, wie es früher noch ging, als wenig standardisiert war und es 
nicht so viel Teamwork gab. Code ist nur insoweit selbsterklärend, 
soweit er klein und einfach ist und sich auf elementare IO-Themen 
konzentriert. Das ist heute doch garnicht mehr der Fall. Jedem ist es 
selbst über lassen, wie er etwas programmiert und der nachfolgende macht 
es komplett anders und steht vor böhmischen Dörfern.

> Der schnellste und preiswerteste Weg etwas zu tun, ist es gleich
> richtig zu tun.
Und weil man das allgemein erkannt hat, gibt es die Vorgaben bezüglich 
Designspezifikation, um Entwickler zu zwingen, sauber zu denken, bevor 
sie programmieren. Das schult dann auch fürs nächste Projekt.

Wer das aber nie tut, der lernt auch nie, dass das die bessere Methodik 
ist und programmiert immer noch so, wie er es mal auf der Schule gelernt 
hat.

von Paul (Gast)


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Na denn viel Spaß in der realen Welt!

von Andreas U. (Gast)


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Die reale Welt ist so, wie sie der PL vorort macht. Und da gibt es 
grosse Unterschiede! Dort, wo man strukturiert vorgeht, fleisst mehr 
Zeit in langweilige Doku und Stabilität und als Folge weniger in die 
nervige Fehlersuche. Ist wohl Gemschmacksache.

Für mich macht das Konzeptionieren von SW jedenfalls mehr Freude, weil 
ich kaum Fehlersuchen und Inbetriebnahmen habe. Bei mir stecken die 
Tests auch schon drin und ich kann jederzeit SW auf mehrer Schultern 
verteilen, weil die Module klar definiert sind, vor allem Interfaces. 
Ausserdem programmieren dann alle ähnlich und können sich helfen. Und: 
Man hat ein besseres Gefühl, wann man fertig ist.

von Gernot B. (gernot_b)


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Deraufsichalleingestellte schrieb:
> Ich habe mal wieder den Fall, mich in ein System einarbeiten zu müssen,
> dass dadurch dokumentiert wurde, dass es eine Software gibt, die das
> Ganze treibt. Leider ist die SW vollkommen ohne Kommentare, sodass es
> nahezu aussichtslos ist, einen Zusammenhang zwischen dieser konkreten
> Realisation und den formellen Anforderungen herzustellen, zumal das
> formelle REQ-Heft nicht wirklich vollständig und richtig ist und die SW
> extrem abstrakt und verschachtelt ist.
>
> Im Grunde kennt nur der Entwickler die Gründe, was er warum gemacht hat
> und man benötigt das Wissen um das System, um die Dokumente richtig zu
> verstehen und kann nicht etwa die Dokumente benutzen, um das System und
> die Software zu begreifen, zu verstehen und weiter zu entwicklen.

So wie du das schreibst ist das Hauptproblem nicht die fehlende 
Dokumentation, sondern die schlechte Qualität der Software. Wenn die 
Software so verschachtelt ist, dann würde dir zwar eine gute Doku 
helfen, aber das Hauptproblem wäre noch immer die Programmierung selbst.

> Als Grund wird wieder mal angeben, man habe zu wenig Zeit gehabt, die
> Doku zu machen. Man fragt sich, aufgrund welcher Wissensbasis die SW
> erzeugt wurde... (???)
>
> Beschleicht euch auch das Gefühl, dass für viele Entwickler, die Lasten-
> und Pflichtenhefte mehr störende Belastung sind, als Hilfen?
>
> Ich habe den Eindruck, dass sich das Gros der Entwickler, infolge
> verbaler Kommunikation mit Chef, Kollegen und Anderern einfach eine
> grobe Vorstellung des Zielsystema machen und dann munter drauflos
> programmieren, während der Programmierens denken und sich mit anderen
> abstimmen. Die dabei entstehenden Richtungsänderungen und Loops will man
> aber nicht mitdokumentieren und schiebt daher die Doku ans Ende des
> Projektes, wodurch dann immer wieder keine Zeit mehr ist, sie fertig zu
> stellen, weil die gesamte Zeit fürs chaotische Programmieren verbraten
> wurde.

Das Wasserfallmodell (zuerst Doku, dann Programmieren, dann Qualität,…) 
hat sich leider als Wunschdenken herausgestellt. Anforderungen ändern 
sich viel zu schnell, weil man oft erst während der Programmierung 
merkt, wo es konzeptionelle Probleme gibt oder was besser anders, gar 
nicht oder zusätzlich realisiert werden soll. Derzeit sind agile 
Methoden der Trend. Dort hat man eben keine starren Anforderungen. Dafür 
muss(!) die Software sauber geschrieben werden. Die Software soll 
sozusagen selbst die Doku sein (zumindest auf der tieferen Ebene). Dafür 
muss man aber auch alte (zu komplexe) Konzepte einfach über den Haufen 
werfen können ohne etwas kaputtzumachen. Und das geht fast nur mit 
modernen Entwicklungsumgebungen und Test-Driven-Design.

von Christian B. (casandro)


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Idealerweise ist der Programmcode einfach lesbar. Sprich der Code 
dokumentiert sich selbst. Dazu ist es auch notwendig das Design an der 
Wartbarkeit auszurichten.

Ein Punkt der in der Praxis leider immer wieder missachtet wird ist der, 
dass die Einzelprogramme idealerweise nicht mehr als 100 Zeilen, maximal 
jedoch höchstens 10000 Zeilen haben dürfen. Alles darüber ist praktisch 
unwartbar.

Hat man doch komplexere Probleme (was ziemlich selten ist) so muss man 
das Problem in Teilprobleme aufteilen. Beispielsweise durch mehrere 
Einzelprogramme, oder Objekte. Sind dann die Schnittstellen 
offensichtlich, kann das auch ohne Dokumentation funktionieren.

Der eine Bereich der Dokumentation ohne den es aber nicht geht ist der 
große Überblick. Man muss wissen was denn das Programm überhaupt macht. 
Ohne dass bringt auch die Dokumentation der einzelnen Programmschritte 
wenig.

von oszi40 (Gast)


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Nichts ist sicher wie die nächste Änderung.

Selbst die schönste Doku ist nach x Änderungen von zweifelhafter 
Qualität. Fraglich ist auch, ob dem der sie braucht, wirklich die 
aktuellste Fassung immer vorliegt und diese das Problem ausreichend 
umfassend beschreibt, daß auch "jede Küchenkraft" damit was anfangen 
kann.

von g. b. (gunb)


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oszi40 schrieb:
> Selbst die schönste Doku ist nach x Änderungen von zweifelhafter
> Qualität.

Nein, nicht wenn man sie gewissenhaft pflegt. Benötigt Disziplin.

Christian Berger schrieb:
> Der eine Bereich der Dokumentation ohne den es aber nicht geht ist der
> große Überblick. Man muss wissen was denn das Programm überhaupt macht.
> Ohne dass bringt auch die Dokumentation der einzelnen Programmschritte
> wenig.

Genau so ist es, stimme dir in allen Punkten zu.

von g. b. (gunb)


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Gernot B. schrieb:
> Das Wasserfallmodell (zuerst Doku, dann Programmieren, dann Qualität,…)
> hat sich leider als Wunschdenken herausgestellt. Anforderungen ändern
> sich viel zu schnell, weil man oft erst während der Programmierung
> merkt, wo es konzeptionelle Probleme gibt oder was besser anders, gar
> nicht oder zusätzlich realisiert werden soll.

Deshalb gibt es u.a. auch das V-Modell, dass selbst in der IEC 61508 zur 
Anwendung kommt.
Unabhängig davon erlaubt es das Feedback zum Kunden und Änderungen 
während der Entwicklung, ohne das am Ende wie nach dem Wasserfallmodell 
Kundenwunsch/Umsetzung auf der einen Seite und Zielvorgabe auf der 
anderen Seite zu weit auseinanderlaufen.

Perfekt ist nichts, aber ohne anständige Doku wird aus nichts 
langfristig noch weniger. Muss ich leider aus eigener Erfahrung in 
unserer Firma oft genug feststellen. Dabei wären viele Probleme 
vermeidbar.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Gerade in der Softwarentwicklung gilt: "Der Appetit kommt beim Essen!"

Wie schon erwähnt, versteifen sich viele Leute darauf, dass es immer 
telefonbuchstarke Spezifikationen geben müsse. So etwas sei 
professionell. Anschließend kann man dann überprüfen, ob die Software 
der Spezifikation entspricht, und schließt daraus auf die Qualität der 
Software.

In Wirklichkeit hat dabei aber nicht die Qualität, sondern die 
Einhaltung der Spezifikation nachgewiesen. In wesentlich weniger Fällen 
als gemeinhin angenommen ist jedoch schon die Spezifikation brauchbar.

Mit ist ein konkretes militärisches Projekt bekannt, in dem die 
Mitarbeiter eines Zulieferers gezwungen waren, streng 
spezifikationskonform zu implementieren, obwohl sie wussten, dass es 
einen so eklatanten Spezifikationsfehler gab, dass daraus sogar eine 
massive Gefahr für Menschenleben resultierte.

Eine Überprüfung und Korrektur wurde aber durch den Auftraggeber nicht 
beauftragt und wäre von ihm auch nur ungern gesehen worden, weil er das 
als Kompetenzverletzung angesehen hätte.

Letztendlich wurde also die Spezifikationstreue als höheres Gut als 
Menschenleben angesehen. Das darf eigentlich nicht passieren, 
insbesondere wenn man sich auch anschaut, wie viel Arbeitsaufwand in die 
Spezifikationserstellung hineingesteckt wurde.

Natürlich ist klar, dass bei einigermaßen komplexen Projekten, an denen 
womöglich etliche Organisationseinheiten beteiligt sind, saubere 
Schnittstellen definiert sein müssen. Dennoch dürfen Spezifikation und 
Dokumentation nicht zum Selbstzweck ausarten.

Beschreibungen sollten immer so formuliert sein, dass die korrekte 
Funktion des Programms das wichtigste Ziel ist.

Wirklich produktiv und vor allem anwendungsnah kann man meist nur dann 
entwickeln, wenn man zügig Teilergebnisse produziert, sich diese 
anschaut und anschließend übernimmt, überarbeitet oder auch wieder 
verwirft. Aus der Sicht der Bürokraten wird das zwar als 
Ressourcenverschwendung angesehen, aber ich bin der Überzeugung, dass 
diese wesentlich geringer ist als wenn man versucht, gigantische 
Funktionalitäten als reine Trockenübung zu planen.

Wichtig ist eine Entwicklungskultur, in der man sich nicht sofort einen 
Malus einfängt, wenn man schon implementierten Code wieder wegwirft. Wie 
häufig habe ich es schon in (Kunden-)Projekten erlebt, dass Entwickler 
an jahrtausendealtem Code hingen, der zwar völlig verwurstet und nur 
unter größten Kompromissen in neue Systeme einzubinden ist. Aber diese 
Entwickler hätten es als Beleidigung empfunden, deren "Meisterwerk" 
einfach in die Tonne zu treten.

von Klaus (Gast)


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Andreas Schweigstill schrieb:
> Mit ist ein konkretes militärisches Projekt bekannt, in dem die
> Mitarbeiter eines Zulieferers gezwungen waren, streng
> spezifikationskonform zu implementieren, obwohl sie wussten, dass es
> einen so eklatanten Spezifikationsfehler gab, dass daraus sogar eine
> massive Gefahr für Menschenleben resultierte.

Das ist doch gängiger Standard und nennt sich Änderungsmanagement:
Kundenspezifikationen werden 1:1 umgesetzt und seien sie noch so 
schwachsinnig. Wenn das Projekt so weit fortgeschritten ist, dass der 
Kunde es einem nicht mehr unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten 
wegnehmen kann, macht man das Projekt durch Nachverhandlungen für die 
Firma finanziell gesund. Ich kann jetzt nur für die Automotive-Branche 
sprechen, aber ich kenne es nicht anders als dass man schon in der 
ersten Angebotsphase gezielt nach Fehlern in der Kundenspezifikation 
sucht und diese kommerziell bewertet. Je mehr Fehler man findet, desto 
aggressiver kann man mit dem (Grund)-Preis runter gehen. Es braucht halt 
nur ein paar gute Vertriebler um den Kunden bei den Nachverhandlungen zu 
überzeugen, dass man gerade sehr viel Geld für ihn gespart hat.
Wenn wir es nicht machen würden, dann wären bei uns schon lange die 
Lampen ausgegangen.

von Bernhard S. (berns)


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Üblicherweise ists doch so: Software(bzw Technik)-entwicklung ist dem 
Auftraggeber grundsätzlich zu teuer und der Posten "Dokumentation" wird 
nur zu gerne zusammengestrichen. Die Argumentation "zu dem Datum muss es 
herzeigbar sein" ist doch häufig anzutreffen. Changemanagement dauert 
und üblicherweise werden hehre Doku/Spec Vorsätze spätestens bei den 
ersten Problemen (welcher Natur auch immer) geopfert.

Wird eine Entwicklung nach Normen (bsp. ISO/IEC 61508 o.ä.) durchgeführt 
- mit dem dazugehörigen Papierkrieg - dauert's eben doppelt so lange wie 
ohne. DAS will aber niemand bezahlen.

Der Grundsatz "You get what you pay for" gilt eben doch und "Geiz ist 
Geil" ist problematisch... oder seh nur ich das so?

Obwohl, ich darf mich derzeit nicht beschweren... - ich bekomm die Zeit 
dazu SAchen ordentlich zu erledigen.

Deraufsichalleingestellte schrieb:
> Wir reden jetzt nicht von Mickiaufgaben, die man eben mal schnell
> hinkritzeln kann, sondern von SW, die in Zulassungspflichtigen Geräten
> für sensible Bereiche entwickelt wird und Normungen sowie Regularien
> unterworfen ist.

Tja, irgendwer muss die SW abgenommen haben (oder zumindest seinen Namen 
dafür hergegeben haben). Außerdem müsste es ein Dokument geben, wer 
wofür zuständig war - da lässt sich rauslesen wen du fragen kannst...

von Wilhelm F. (Gast)


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Soweit es hier im Thema um Softwaredokumentation geht:

Eine Software muß streng genommen an überhaupt keiner Stelle 
dokumentiert sein, wenn sie funktioniert, und Abnahmen besteht. Wer 
damit glücklich wird???

Aber wehe, es muß mal jemand noch mal daran arbeiten, und ganz schlimm, 
wenn es ein Fremder ist, der den Code gar nicht schrieb.

Man sollte demjenigen Verursacher das an die Stirn heften. Und zwar 
nicht mit Post-It, sondern mit einem richtigen Zimmermannsnagel.

Ganz schlimm sind Codes über z.B. mehr als 50000 Codezeilen, die sich 
über 30 Dateien erstrecken, und mehrfach geschachtelte Strukturen 
darinne sind. Da findet niemand mehr die Nadel im Steckhaufen.

Ich gewöhnte mir frühzeitig an, zu Programmen immer auch Struktogramme 
oder Flußdiagramme zu machen. Das kommt der menschlichen Denkweise am 
nächsten. Und sowieso, den Code an Ort und Stelle zu kommentieren. Mein 
Mitarbeiter hatte nie eine Rückfrage an mich deswegen. Auch wenn das 
länger dauert, man kann es in der Doku später nachsehen. Und die paar 
Bytes Text machen doch den Kohl auch nicht fett.

Oft habe ich erlebt, daß bewußt und in voller Absicht nichts 
dokumentiert wird: Ein Mitarbeiter in einer letzten Firma, wo ich nach 
Doku fragte, tippte lächelnd mit dem Finger an seine Stirn, wie man 
einen Vogel zeigt, und sagt, das ist alles hier drinnen.

In einer früheren Firma rümpften auch stets ältere Mitarbeiter die Nase, 
wenn es darum ging, mal fremden Code zu bearbeiten.

von Mine Fields (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Eine Software muß streng genommen an überhaupt keiner Stelle
> dokumentiert sein, wenn sie funktioniert, und Abnahmen besteht. Wer
> damit glücklich wird???

Die Abnahmen erfordern heutzutage aber in aller Regel ein Nachweis der 
Dokumentation.

von Wilhelm F. (Gast)


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Stefan L. schrieb:

> Die Abnahmen erfordern heutzutage aber in aller Regel ein Nachweis der
> Dokumentation.

Das glaubst du doch sicher selbst nicht, daß ein Prüfinstitut oder ein 
Kunde Quellcode zu sehen bekommen.

von Mine Fields (Gast)


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Deswegen wird ja die Dokumentation geprüft, nicht unbedingt der 
Quellcode.

von Falk B. (falk)


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@  Andreas Schweigstill (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill)

>Mit ist ein konkretes militärisches Projekt bekannt, in dem die
>Mitarbeiter eines Zulieferers gezwungen waren, streng
>spezifikationskonform zu implementieren, obwohl sie wussten, dass es
>einen so eklatanten Spezifikationsfehler gab, dass daraus sogar eine
>massive Gefahr für Menschenleben resultierte.

Das ist wohl leider der Sinn MILITÄRISCHER Projekte. Kommt nur auf den 
Standpunkt an. 8-(

MfG
Falk

von Wilhelm F. (Gast)


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Stefan L. schrieb:

> Deswegen wird ja die Dokumentation geprüft, nicht unbedingt der
> Quellcode.

Ach, die Bedienungsanleitung etwa. Vielleicht auch Lasten- und 
Pflichtenheft.

Ja, da kann ein fremder Entwickler sich ja auch was zusammen kratzen, 
oder besser am Kopf oder noch besser am Arsc* kratzen.

von Mine Fields (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Ach, die Bedienungsanleitung etwa. Vielleicht auch Lasten- und
> Pflichtenheft.

Hast du schon einmal in letzter Zeit eine Sicherheitszertifizierung mit 
dem TÜV mitgemacht? Da wird schon einiges mehr verlangt.

von stiller Beobachter (Gast)


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Ich bin eine faule Sau, muss ich zugeben. Deshalb schreibe ich meine 
Doku gleich in die Quellen und extrahiere das dann mit Doxy in eine 
schicke HTML. Ist einfach und wer das sieht hat erst mal Respekt. Ja, 
der macht ja Doku und so umfassend...

Aber das Wichtigste für mich: Ich kann nach 3 Jahren noch sagen was da 
läuft.

von Wilhelm F. (Gast)


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Stefan L. schrieb:

> Hast du schon einmal in letzter Zeit eine Sicherheitszertifizierung mit
> dem TÜV mitgemacht? Da wird schon einiges mehr verlangt.

Nein. Bei vielen Dingen wird sowas nicht verlangt.

von Mine Fields (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Nein. Bei vielen Dingen wird sowas nicht verlangt.

Das mag sein, aber sobald der TÜV ins Spiel kommt, hat man den ganzen 
Kram am Hals.

Und dank SPICE, CMMI und was es nicht alles gibt braucht man nicht 
einmal mehr den TÜV.

von stiller Beobachter (Gast)


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ich schrieb:
> Ich bin eine faule Sau

Wen es interessiert: http://de.wikipedia.org/wiki/Doxygen

von Wilhelm F. (Gast)


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stiller Beobachter schrieb:

> Ich bin eine faule Sau, muss ich zugeben. Deshalb schreibe ich meine
> Doku gleich in die Quellen und extrahiere das dann mit Doxy in eine
> schicke HTML. Ist einfach und wer das sieht hat erst mal Respekt. Ja,
> der macht ja Doku und so umfassend...

Nein, du bist sicher keine faule Sau, aber jemand, der sich Gedanken um 
die Dinge rundherum macht. Wie z.B. ich mit den Struktogrammen, und wenn 
ich sie nur handgemalt als Papier abheftete. Immer noch besser als gar 
nichts.



Stefan L. schrieb:

> Das mag sein, aber sobald der TÜV ins Spiel kommt, hat man den ganzen
> Kram am Hals.

Stefan, du hast sicher Recht, wenn es um solche Sachen geht. Darum 
möchte ich mich ja auch gar nicht streiten. Dann braucht man eben mal 
eine etwas andere Vorgehensweise.

von stiller Beobachter (Gast)


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Stefan schrieb:
> Das mag sein, aber sobald der TÜV ins Spiel kommt, hat man den ganzen
> Kram am Hals.

Na ja, wir haben nicht nur eine TÜV Zertifizierung.

Das ist der Lacher von der Umsetzung.

Damit geht unser PM hausieren und lässt das Siegel auf ganzseitige 
Werbung drucken.

Aber vielleicht irre ich mich und der TÜV kann auch schlimmer.

von Mine Fields (Gast)


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stiller Beobachter schrieb:
> Na ja, wir haben nicht nur eine TÜV Zertifizierung.

Ich meinte eine echte Zertifizierung nach einer Sicherheitsnorm (wo es 
um Menschenleben geht). Das hat nichts mit diesen dubiosen 
"Zertifizierungen" zu tun, die es auf Webseiten und so etwas gibt und 
auch nicht mit der ISO9001, die ja ziemlich sinnlos ist.

von Wilhelm F. (Gast)


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Und bevor hier wieder alles an Randdingen und Gesetzen auseinander 
driftet:

Meine Aussage aus Sicht eines Entwicklers mit den Dirty-Dingen war hier:

Beitrag "Re: Umgang mit und Sinn von technischen Dokumenten"

Ist wohl auch im Sinne des TE.

von stiller Beobachter (Gast)


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Stefan schrieb:
> Ich meinte eine echte Zertifizierung

Ja, welche ISO/EN?

von Mine Fields (Gast)


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Ich denke die oben erwähnte Norm dürfte dazugehören:

Bernhard S. schrieb:
> Wird eine Entwicklung nach Normen (bsp. ISO/IEC 61508 o.ä.) durchgeführt
> - mit dem dazugehörigen Papierkrieg - dauert's eben doppelt so lange wie
> ohne. DAS will aber niemand bezahlen.

von stiller Beobachter (Gast)


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Deraufsichalleingestellte schrieb:
> Ich habe mal wieder den Fall, mich in ein System einarbeiten zu müssen,

Man kann übrigens mal ein wenig Zeit opfern und das Doxy drüberjagen.
Da tun sich manchmal Abhängigkeiten auf, an die denkt man gar nicht.
Gerade bei schlecht dokumentierten Code kann die Übersicht schon 
manchmal helfen.

von stiller Beobachter (Gast)


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Stefan schrieb:
> Wird eine Entwicklung nach Normen (bsp. ISO/IEC 61508 o.ä.) durchgeführt

Aha.

Teil 3 der Norm IEC 61508 richtet sich an Software-Entwickler 
sicherheitsgerichteter Systeme. Da viele Softwarefehler auf 
Spezifikationsmängeln und mangelnder Transparenz in den Abläufen 
basieren nehmen Entwicklungsprozesse und Methoden in der Norm einen 
breiten Raum ein.

Quelle: 
http://www.elektronikpraxis.vogel.de/themen/embeddedsoftwareengineering/analyseentwurf/articles/232343/?icmp=aut-artikel-artikel-60

Und was macht der TÜV da bei Euch?

von Mine Fields (Gast)


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Der Artikel beschreibt doch ziemlich gut, was der TÜV fordert.

von Bernhard S. (berns)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Das glaubst du doch sicher selbst nicht, daß ein Prüfinstitut oder ein
> Kunde Quellcode zu sehen bekommen.

Wenn ein Code-Review von externen vorgeschrieben ist, dann schon. Sonst 
gibts keinen Stempel/kein Zertifikat...

stiller Beobachter schrieb:
> Ich bin eine faule Sau, muss ich zugeben. [..]
> Aber das Wichtigste für mich: Ich kann nach 3 Jahren noch sagen was da
> läuft.

Doxygen oder auch Javadoc sind schon eine gute Sache, wenngleich sie ein 
paar grundsätzliche Modul/Strukturdiagramme nicht ersetzen können.

Mit einem halbwegs guten Modeller braucht man auch nicht viel machen - 
die erzeugen aus C++ & anderen objektorientierten Sprachen 
wunderherrliche Diagramme jedweder Art. Das notwendige Kleingeld mal 
vorausgesetzt.

Wilhelm Ferkes schrieb:
> Wie z.B. ich mit den Struktogrammen, und wenn
> ich sie nur handgemalt als Papier abheftete. Immer noch besser als gar
> nichts.

Ja, das sollte eigentlich schon jeder in petto haben. Allerdings werden 
die mitunter nicht weiter gegeben. Gerade dann nicht, wenn Sourcen z.b. 
verkauft werden.

von W.S. (Gast)


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stiller Beobachter schrieb:
> Ich bin eine faule Sau, muss ich zugeben. Deshalb schreibe ich meine
> Doku gleich in die Quellen und extrahiere das dann mit Doxy in eine
> schicke HTML.

O ja, da haben wir wieder einen von der Sorte, die ich am liebsten mit 
einem vergifteten Feudel erschlagen möchte. Dieses SCHEISS-Doxygen 
erzeugt keine Dokumentation!! Wer sowas benutzt, meint daß es wohl 
ausreichend sein müßte, anderen Leuten die Funktionsköpfe an den Kopf zu 
werfen. Dokumentationen sind was anderes als bloße Extrakte aus einer 
Quelldatei, sie sollen den SINN erklären.

TQXV* perform(void,void,long,char*,BMXFS**);

Ja, da kommt Freude auf, wenn man sowas in hübsches HTML gesetzt als 
Doku lesen darf. Gelle?


Ich gehöre offenbar zu einer extremen Minderheit, die sich zuallererst 
ein Konzept ausdenkt, anschließend Formate, Schnittstellen und 
Strukturen definiert und erst dann mit dem Entwickeln des Zielsystems 
beginnt. An dieser Stelle kann ich mir nen Seitenhieb auf die ganze 
Unix/Linux-Zunft nicht verkneifen: Die sind absolut stolz darauf, daß es 
für IHR Sytem kein wohldefiniertes API gibt, wie man es bei Windows 
gewohnt ist. Sowas brauchen Meisterprogrammierer ja nicht, denn sie 
beherrschen das Chaos.

Ich gebe noch eins zu bedenken: Manche Leute - insbesondere 
Programmierer - glauben, sich durch ein besonders kryptisches Benehmen 
unabkömmlich machen zu können und damit sich auf ihrem Arbeitsplatz was 
Gutes zu tun. Wer dann mal die Hinterlassenschaft von so einem 
aufarbeiten soll, der kommt gewiß ins Fluchen.

W.S.

von stiller Beobachter (Gast)


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Bernhard schrieb:
> Mit einem halbwegs guten Modeller braucht man auch nicht viel machen -
> die erzeugen aus C++ & anderen objektorientierten Sprachen
> wunderherrliche Diagramme jedweder Art. Das notwendige Kleingeld mal
> vorausgesetzt.

BOUML http://bouml.free.fr/ oder andre UML Sachen?

Welche machen aus Code Flussdiagramme?
Das tät' mich ja mal interessieren, wegen meiner Faulheit.

von stiller Beobachter (Gast)


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W.S. schrieb:
> Dieses SCHEISS-Doxygen

Man muss das Programm auch beherrschen und nicht bloß rummotzen.
Wer hindert Dich daran alle notwendigen Infos im Kommentar zu 
hinterlegen?

Was macht Du denn stattdessen?

von Bernhard S. (berns)


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W.S. schrieb:
> Wer sowas benutzt, meint daß es wohl
> ausreichend sein müßte, anderen Leuten die Funktionsköpfe an den Kopf zu
> werfen.

Nein, eigentlich nicht. Der Sinn dieser Tools wäre schon auch, dass 
Funktionen (als auch deren Parameter) vernünftige Namen gegeben werden 
und dass diese kurz (wenn nötig) beschrieben werden.

> An dieser Stelle kann ich mir nen Seitenhieb auf die ganze
> Unix/Linux-Zunft nicht verkneifen: Die sind absolut stolz darauf, daß es
> für IHR Sytem kein wohldefiniertes API gibt, wie man es bei Windows
> gewohnt ist.

Also ich hatte das absolute Vergnügen einen Bug (unter Windows) zu 
jagen, der dann doch in der API saß - FEHLERHAFTE Dokumentation ist 
schlimmer als keine.
Unter Linux habe ich wenigstens die Möglichkeit mir die Sourcen dahinter 
anzuschauen - da weiß ich wenigstens woran ich bin. Bei MS kann ich nen 
Bugreport schreiben und dann passiert mal Ewigkeiten - schon erraten? - 
NIX.

W.S. schrieb:
> Ich gebe noch eins zu bedenken: Manche Leute - insbesondere
> Programmierer - glauben, sich durch ein besonders kryptisches Benehmen
> unabkömmlich machen zu können und damit sich auf ihrem Arbeitsplatz was
> Gutes zu tun.

Ich hab Programmierer gesehen die wochenweise verschiedene Projekte 
zugewiesen bekamen und das jeweils große. Sie wurden immer dort 
eingesetzt wo gerade "Land unter" war.

Wer glaubt sich durch "Kryptik" unersetzlich zu machen opfert jeden 
Urlaub und die Möglichkeit Arbeit abzutreten - das ist IRRE und 
GRÖSSENWAHN.

von stiller Beobachter (Gast)


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W.S. schrieb:
> Ich gebe noch eins zu bedenken: Manche Leute - insbesondere
> Programmierer - glauben, sich durch ein besonders kryptisches Benehmen
> unabkömmlich machen zu können und damit sich auf ihrem Arbeitsplatz was
> Gutes zu tun. Wer dann mal die Hinterlassenschaft von so einem
> aufarbeiten soll, der kommt gewiß ins Fluchen.

Diese Personengruppe ist mir bekannt, aber das wird beim Einchecken vom 
Teamleader rausgeschmissen.

Was ist denn Deine Aufgabe wenn man fragen darf?

von stiller Beobachter (Gast)


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Bernhard schrieb:
> FEHLERHAFTE Dokumentation ist schlimmer als keine.

Schwierig, denn Fehler können korrigiert werden.

von Bernhard S. (berns)


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stiller Beobachter schrieb:
> BOUML http://bouml.free.fr/ oder andre UML Sachen?

Ich kenne keine kostenfreie und wirklich Gute Lösung - leider.

stiller Beobachter schrieb:
> Welche machen aus Code Flussdiagramme?
> Das tät' mich ja mal interessieren, wegen meiner Faulheit.

Kleine Übersicht: http://www.jeckle.de/umltools.htm
MagicDraw ist einen Blick Wert IMO ;).

von stiller Beobachter (Gast)


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Bernhard schrieb:
> MagicDraw ist einen Blick Wert IMO ;).

Schade ich mache hauptsächlich C/C++ und Assembler :-(

von Bernhard S. (berns)


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stiller Beobachter schrieb:
> Schade ich mache hauptsächlich C/C++ und Assembler :-(

MagicDraw kann C++ handlen, auch Reverse Engineering soweit ich weiß (Es 
gibt eine C++ Edition).

stiller Beobachter schrieb:
>> FEHLERHAFTE Dokumentation ist schlimmer als keine.
>
> Schwierig, denn Fehler können korrigiert werden.

Ja, aber nach dem ersten groben Doku Fehler kannst du der nicht mehr 
umfassend vertrauen - was hast du dann gewonnen? Bei viel verwendeten 
API's gehts ja noch... aber sonst?
Hattest du schon mal eine völlig veraltete Doku zu einer Software? Du 
"liest" dich ein und findest doch nichts. IRRE.

von Gernot B. (gernot_b)


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W.S. schrieb:
> stiller Beobachter schrieb:
>> Ich bin eine faule Sau, muss ich zugeben. Deshalb schreibe ich meine
>> Doku gleich in die Quellen und extrahiere das dann mit Doxy in eine
>> schicke HTML.
>
> O ja, da haben wir wieder einen von der Sorte, die ich am liebsten mit
> einem vergifteten Feudel erschlagen möchte. Dieses SCHEISS-Doxygen
> erzeugt keine Dokumentation!! Wer sowas benutzt, meint daß es wohl
> ausreichend sein müßte, anderen Leuten die Funktionsköpfe an den Kopf zu
> werfen. Dokumentationen sind was anderes als bloße Extrakte aus einer
> Quelldatei, sie sollen den SINN erklären.

Der Sinn soll sich schon aus gut gewählten Funktions- und Variblennamen 
ergeben. Zusätzliche Doku kann natürlich hilfreich sein, aber was 
spricht dagegen diese eben genau hier (wo sie auch hingehört) zu 
platzieren und mit Doxy auszulesen?

> TQXV* perform(void,void,long,char*,BMXFS**);
>
> Ja, da kommt Freude auf, wenn man sowas in hübsches HTML gesetzt als
> Doku lesen darf. Gelle?

Und wenn du dazu eine schöne Doku hast kommt Freude auf? Also bei mir 
nicht, denn bei diesen Namen muss ich jedes mal erst die Doku suchen. 
Echt toll!

> Ich gehöre offenbar zu einer extremen Minderheit, die sich zuallererst
> ein Konzept ausdenkt, anschließend Formate, Schnittstellen und
> Strukturen definiert und erst dann mit dem Entwickeln des Zielsystems
> beginnt.

Entweder bist du ein Genie, oder du entwickelst dann einen Tunnelblick 
und implementierst suboptimale Lösungen. Oft kommt man eben erst während 
des Entwickelns auf die richtigen Knackpunkte, und dann sollte man auch 
so flexibel sein etwas zu ändern. Natürlich sollte man sich schon vorher 
Gedanken machen, aber so wie du das schreibst klingt das sehr nach 
"Wasserfall".

> An dieser Stelle kann ich mir nen Seitenhieb auf die ganze
> Unix/Linux-Zunft nicht verkneifen: Die sind absolut stolz darauf, daß es
> für IHR Sytem kein wohldefiniertes API gibt, wie man es bei Windows
> gewohnt ist. Sowas brauchen Meisterprogrammierer ja nicht, denn sie
> beherrschen das Chaos.

Was heißt hier Chaos? Natürlich hat Linux ein API! Sogar ein recht 
gutes, nämlich deswegen weil dieses schnell einmal überarbeitet wird 
wenn es nicht passt.

> Ich gebe noch eins zu bedenken: Manche Leute - insbesondere
> Programmierer - glauben, sich durch ein besonders kryptisches Benehmen
> unabkömmlich machen zu können und damit sich auf ihrem Arbeitsplatz was
> Gutes zu tun. Wer dann mal die Hinterlassenschaft von so einem
> aufarbeiten soll, der kommt gewiß ins Fluchen.

Das stimmt, aber was hat das mit externer Dokumentation zu tun? Wenn er 
will kann er auch die so schreiben, dass sie keiner mehr versteht. Ein 
anderer Programmierer hingegen kann sein Programm so schreiben, dass es 
sich fast wie von selbst lesen lässt, und man eigentlich keine oder nur 
sehr wenig extra Dokumentation benötigt.

von stiller Beobachter (Gast)


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Ja, habe ich jetzt auch gefunden.
150$ geht ja noch.

von stiller Beobachter (Gast)


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Gut, habe fertig.

1. Ohne Doku geht nicht
2. Mit schlechter oder alter Doku geht gar nicht.
3. Jemandem dem die Voraussetzungen fehlen die Doku zu verstehen,
   sollte ein Chefposten angeboten werden.
4. TÜV meckert sowieso da dann mehr Geld fließt.

von Wilhelm F. (Gast)


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Gernot B. schrieb:

> Der Sinn soll sich schon aus gut gewählten Funktions- und Variblennamen
> ergeben.

Noch ein Fantasist. Aus in verschachtelten Strukten zusammen gesetzten 
Namen, wenn es wenigstens 4 Schachteltiefen sind, sucht man sich über 30 
Dateien hinweg den Wolf.

Wer mir sowas jemals wieder anbietet, dem nagele ich es echt mit einem 
Zimmermannsnagel an die Stirn, nicht mit einem Kaugummi...

von Schaltungswächter (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Aus in verschachtelten Strukten zusammen gesetzten Namen,

An welche Programmiersprache denkst Du dabei?

von g. b. (gunb)


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Stefan L. schrieb:
> Deswegen wird ja die Dokumentation geprüft, nicht unbedingt der
> Quellcode.

Absolut richtig.

von Wilhelm F. (Gast)


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Schaltungswächter schrieb:

> An welche Programmiersprache denkst Du dabei?

Was ist denn so weit verbreitet und üblich? Vielleicht C?

von g. b. (gunb)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Das glaubst du doch sicher selbst nicht, daß ein Prüfinstitut oder ein
> Kunde Quellcode zu sehen bekommen.

Aber sicher kann ein Kunde Quellcode zu sehen bekommen. Machen wir oft 
so. Ist eine Frage, wer an dem Produkt die Rechte besitzt, sollte vorher 
vertraglich vereinbart werden.

Und damit die Soft-/Firmware dann auch Jahre später von eventuell 
wechselnden Entwicklern gepflegt werden kann, ist eine saubere 
Dokumentation eine notwendige Voraussetzung.

Kalter Kaffee.

von Wilhelm F. (Gast)


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Gun B. schrieb:

> Ist eine Frage, wer an dem Produkt die Rechte besitzt, sollte vorher
> vertraglich vereinbart werden.

Also Sonderregelung. Keinen Kommentar wert.

von Schaltungswächter (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Aus in verschachtelten Strukten zusammen gesetzten
> Namen, wenn es wenigstens 4 Schachteltiefen sind, sucht man sich über 30
> Dateien hinweg den Wolf.

Was kennst Du für Leute? Sowas fliegt raus aus dem CVS.

von 900ss (900ss)


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W.S. schrieb:
> Dieses SCHEISS-Doxygen erzeugt keine Dokumentation!!

Stimmt! Alleine ohne deine(!) Hilfe nicht. Du kannst dort allerdings 
soviel Text hinterlegen in deinem Quellcode, der dann schön extrahiert 
wird und dann(!) ergibt das sehr wohl eine brauchbare Dokumentation. 
Wenn dein Text denn verständlich und aussagekräftig ist.
Geschenkt wird dir das aufschreiben mit Doxygen nicht.

von Wilhelm F. (Gast)


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Schaltungswächter schrieb:

> Was kennst Du für Leute?

Nu ja, man hat eben mal irgendwo gearbeitet...

von g. b. (gunb)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Gun B. schrieb:
>
>> Ist eine Frage, wer an dem Produkt die Rechte besitzt, sollte vorher
>> vertraglich vereinbart werden.
>
> Also Sonderregelung. Keinen Kommentar wert.

Hä? Da iss nix sondergeregelt, das hast du in sämtlichen Unternehmen, ob 
Automotive oder chemische Industrie, wo Projekte mit Kontraktoren in 
Zusammenarbeit passieren.

Schon in zig Unternehmen mit vielen Projekten als Entwickler gemacht und 
erlebt, keine Ausnahme, sondern die Regel.

Alleine dieses Jahr bei zwei unserer Kontraktoren wieder die Regel.

Abgesehen davon gibt's Whitebox-Tests, wo vieles offengelegt wird.

Die BAM oder der TÜV wollen manchmal auch wissen, was geht. 
Geheimhaltungsvereinbarungen unter Kontraktoren sind die Regel, nicht 
die Ausnahme.

So lange es nicht um IP der Kontraktoren geht, gibt es keinen Grund 
Entwicklungen nicht zu dokumentieren.

von stiller Beobachter (Gast)


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@ 900ss
...genau das meine ich.

1. Man muss nicht ständig zwischen den Programmen wechseln,
   sondern schreibt die Doku mit in den Code
2. Das Codebackup hat auch alle Dokuversionen

von Wilhelm F. (Gast)


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Gun B. schrieb:

> Hä? Da iss nix sondergeregelt, das hast du in sämtlichen Unternehmen,

Dann kennst du halt andere Unternehmen als ich. Da ist doch nichts 
schlimm dran. In meinen Code schaute bisher jedenfalls niemand, und erst 
recht nicht in die Codekommentierungen. Außer mein Kollege, der sich 
freute.

von g. b. (gunb)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Gun B. schrieb:
>
>> Hä? Da iss nix sondergeregelt, das hast du in sämtlichen Unternehmen,
>
> Dann kennst du halt andere Unternehmen als ich. Da ist doch nichts
> schlimm dran. In meinen Code schaute bisher jedenfalls niemand, und erst
> recht nicht in die Codekommentierungen. Außer mein Kollege, der sich
> freute.

Delphi, Visteon, Ford, Saab, Mittelständler und die AG, in der ich heute 
seit vielen Jahren arbeite.

Abgesehen davon habe ich die letzten Tage mit buildroot eine Toolchain 
für einen Toshiba ARM aufgesetzt und das U-Boot reingeflasht. Bis alles 
lief, dauerte es etwas. Wenn ich mir schon das nicht aufschreibe, ich 
wette, in 3 Monaten fängt's an zu bröckeln. Drei Jahre später ist einem 
nicht mehr klar, was man im Detail heute alles konfiguriert hat. 
Peinlich, wenn der Kunde dann eine Änderung will und man selbst schon 
nicht mehr weiss, wie man die ganze Kiste rudimentär ans Laufen gebracht 
hat.

Geht nix über saubere Arbeit. Muss sicher nicht alles haarklein 
dokumentiert werden, aber der Rahmen des "Wie habe ich es gemacht" 
sollte da sein. Man wird es sich selbst danken.

Na, dann mal eine gute Nacht, der Grill hat mich heute Abend geschafft 
;-)

von Wilhelm F. (Gast)


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Gun B. schrieb:

> Delphi, Visteon, Ford, Saab, Mittelständler und die AG, in der ich heute
> seit vielen Jahren arbeite.

Wir haben in Deutschland einen großen Anteil an unbekannteren kleinen 
Mittelständlern. Viele Menschen haben die Namen noch nie gehört. Ich 
glaube, sie machen aber fast 90% des Marktes aus.

von Bernhard S. (berns)


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Gun B. schrieb:
> Drei Jahre später ist einem
> nicht mehr klar, was man im Detail heute alles konfiguriert hat.
[..]
> Geht nix über saubere Arbeit. Muss sicher nicht alles haarklein
> dokumentiert werden, aber der Rahmen des "Wie habe ich es gemacht"
> sollte da sein. Man wird es sich selbst danken.

Vollste Zustimmung!

Zum Thema "Haarklein": bekam mal einen Code, da war jede(!) Zeile 
kommentiert -> mühsam...

stiller Beobachter schrieb:
> Ja, habe ich jetzt auch gefunden.
> 150$ geht ja noch.

Die Personal Edition wirds nicht können - schon eher die Professional...

von g. b. (gunb)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Wir haben in Deutschland einen großen Anteil an unbekannteren kleinen
> Mittelständlern. Viele Menschen haben die Namen noch nie gehört. Ich
> glaube, sie machen aber fast 90% des Marktes aus.


Ohne Zweifel richtig, aber was willst du damit sagen?

von Wilhelm F. (Gast)


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Gun B. schrieb:

> Ohne Zweifel richtig, aber was willst du damit sagen?

Daß viel "auf Teufel komm raus" einfach nur gewurstelt wird.

Ein Gerät muß einmal einen EMV-Test bestehen, und alles drum herum davor 
und dahinter ist einfach nur "verbrannte Milch und Langeweile".

von stiller Beobachter (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Ein Gerät muß einmal einen EMV-Test bestehen, und alles drum herum davor...

Fehlendes oder fehlerhaftes Grundkonzept kann ich da nur als Ursache 
vermuten. Das sind vermutlich die Mittelkleinbetriebe  wo drauflos 
basteln und später die P-Hefte lesen. Ja, ist eine Variante. Die werden 
das schon abnehmen, die brauchen das ja. Das ist unprofessionell und 
sollte nicht toleriert werden.

von g. b. (gunb)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Daß viel "auf Teufel komm raus" einfach nur gewurstelt wird.

Da stimme ich dir zu. Ist leider wahr.

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