Forum: PC Hard- und Software Wie aussagefähig ist "Ping" zur Netzwerk-Qualität?


von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Wenn ich bei einer Client-Server-Architektur in einem fremden 
(Firmen-) Netz immer wieder Schwierigkeiten habe, der Admin mir aber 
immer nur mit den hervorragenden Ping-Zeiten kontert - was kann ich tun?

Wie aussagefähig sind Ping-Werte (Verlustquote und Laufzeit) für die 
Qualität einer auf UDP beruhenden Kommunikation? Hinzu kommt, dass es 
sich um ein WLAN handelt (nicht meine Idee!). Die UDP-Datagramme sind 
rel. klein 300 ... 800 Bytes), also eigentlich auch kein Problem mit 
Fragmentierung.

Einzelne Terminals haben eine so miese Verbindung, dass selbst VNC 
(macht TCP) zur Wartung aller par Mausklicks einfriert - ABER: 
hervorragende Pings. Wie geht das?

von Archie F. (archie)


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>Wie aussagefähig sind Ping-Werte
Was die Laufzeiten angeht, recht aussagekräftig. Wenn du Qualität prüfen 
möchtest, kann ich dir JPerf empfehlen (Server-Client Test). Sonst, 
finde ich dir sagen, dass 300 - 800 Byte Pakete nicht optimal sind, da 
immer Overhead gesendet wird. Außerdem wenn du schnell hintereinander 2 
UDP Pakete
versendet, kann B vor A ankommen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Frank Esselbach schrieb:
> Wie aussagefähig sind Ping-Werte (Verlustquote und Laufzeit) für die
> Qualität einer auf UDP beruhenden Kommunikation?

Ach ja, dein UDP wieder ... Laufzeit spielt zumindest bei TCP keine
übermäßige Rolle, Verlustrate schon.  Normale TCP-Verbindungen werden
bei einigen Prozent Paketverlusten etwas langsamer, ab etwa 20 %
"geht nichts mehr".

Es kann natürlich verschiedenerlei Gründe geben, warum die ICMP
Echo-Pakete besser "durchkommen" als deine UDP-Sachen.  Ein erster
Punkt wäre die Paketgröße: man sollte die ICMP Echos schon mal
mindestens so groß machen, wie deine realen Datenpakete sind.

Sind noch irgendwelche aktiven Netzwerkkomponenten im Spiel (bei
WiFi ja praktisch immer der Fall), dann könnte das auch noch sein,
dass diese aus irgendeinem Grund (Architektur, in der man auch einen
Firewall installieren können will) ICMP und TCP/UDP getrennt behandeln.

Man könnte als Alternative versuchen, ein Ping auf UDP aufzubauen.
Das braucht natürlich einen UDP-Server am anderen Ende, der alles
wieder echot, aber das sollte ja nicht so schwer sein.

von Lutz S. (fgs-bussard)


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Hi,

also wenn du mich fragst sagt das nichts aus. Wenn du eine vernüftige 
Antwort über die Belastbarkeit des Netzwerkes haben möchtest dann sag 
dem Admin der soll mal mit Jperf ne analyse machen was das netzwerk 
wirklich kann der Aufwand dafür ist recht gering . 
(http://openmaniak.com/iperf.php#jperf)

Zusätzlich verhält es sich mit den Pings so, dass ein relativ großes 
delay zwischen den einzelnen anfragen liegt, und somit das netzt nicht 
wirklich belastet. Wie hoch ist denn die Durchscnittliche Datenrate ? 
W-Lan liefert bei weitem nicht deas was auf der Packung steht vor allem 
wenn mehrere PC^s dran hängen !

Gruß
Lutz

von Roland P. (pram)


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Hallo Frank, ein guter Ping heißt meines Erachtens nicht, dass das Netz 
i.O. ist.
- In einem Lan sollte es praktisch keine Paketverluste geben (bzw. <<1% 
sein)
Wenn regelmäßig Pakete verliren gehen, ist hier schon mal was faul

- Manche Router machen QOS und priorisieren ICMP/kleine Pakete, was zu 
einer verbesserten PING-Anzeige führt

- Wer WLAN kennt, nimmt Kabel ;)

Du kannst mal versuchen, größere Ping-Pakete zu senden (ping -l 32768 
<ip>)
oder ein Tool wie netio verwenden um die Bandbreite zu messen.

Gruß
Roland

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Jörg Wunsch schrieb:
> Ach ja, dein UDP wieder ...

Da fällt mir noch ein: mach doch mal irgendeine Standard-TCP-
Verbindung parallel auf und schau nach, wie diese beeinflusst
wird.  Könnte im einfachsten Fall eine Webseite sein, die alle
paar Sekunden neu geladen wird.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Roland Praml schrieb:
> Du kannst mal versuchen, größere Ping-Pakete zu senden (ping -l 32768
> <ip>)

Werte größer als die MTU haben keinen wirklichen Sinn, außer dass
die Fragmentierung des IP-Stacks damit getestet wird, die ansonsten
eigentlich heutzutage niemand mehr benutzt.  (IPv6 hat die Fragmente
ersatzlos gestrichen.)

von (prx) A. K. (prx)


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Normales Ping taugt weniger für einen kurzfristigen Netztest. Besser 
geeignet ist da schon Flood-Ping, ohne Wartezeit zwischen den Pings. 
Verfügbar unter unixoiden Betriebssystemen als "ping -f". Gibt einen 
ganz guten Indikator für die Verlustrate ab, auch intermittierende 
Verzögerungen werden gut sichtbar.

Aber mach das nur in einem Netz in dem du Admin bist oder es 
abgesprochen hast, könnte sonst andere Leute nerven. Besonders bei 
grösseren Frames.

von oszi40 (Gast)


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1.Ein einfaches ping ist nur ein grober Test mit 4 Paketen.
Versuch mal ping -t -l 4444 Dann sind die Pakete länger und schneller 
kaputt. Somit Verluste offensichtlicher.

2.Der WLAN-Empfang ist nicht überall gleich gut. Sobald der Kanal 
gestört wird, gehen Pakete verloren. UDP ist ein verbindungsloses 
Protokoll. Das merkt den Verlust nicht. Dafür ist dann die Anwendung 
zuständig. http://de.wikipedia.org/wiki/User_Datagram_Protocol

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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oszi40 schrieb:
> 1.Ein einfaches ping ist nur ein grober Test mit 4 Paketen.

Nur bei einem einzigen Betriebssystemhersteller. ;-)  Bei allen
anderen läuft es, bis man es abbricht.

von Roland P. (pram)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Werte größer als die MTU haben keinen wirklichen Sinn, außer dass
> die Fragmentierung des IP-Stacks damit getestet wird, die ansonsten
> eigentlich heutzutage niemand mehr benutzt.  (IPv6 hat die Fragmente
> ersatzlos gestrichen.)

Das ist zwar richtig, dennoch werden mehr Bytes übertragen, was die 
Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ein Paket verloren geht. Insb. bei 
schlechten WLAN-Strecken habe ich beobachtet, dass kleine Pakete nahezu 
ohne Paketverlust durchkommen, größere aber nicht.

Gruß
Roland

p.S. ich tippe auf das WLAN, scanne mal ob da noch andere Kanäle 
dazwischenfunken oder ob sogar ein 2,4GHz Videomodulator irgendwo rum 
steht.

von Läubi .. (laeubi) Benutzerseite


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Frank Esselbach schrieb:
> Netz immer wieder Schwierigkeiten habe, der Admin mir aber
> immer nur mit den hervorragenden Ping-Zeiten kontert

Nutz' halt ICMP anstelle von UDP ;P

Ansosnten wurde ja schon gesagt das das wenig aussagekräftig ist. Es 
kann z.B. auch sein das ICMP Pakete als "ungefährlich" von der FW 
durchgelassen werden UDP oder TCP hingegen geblockt oder gefiltert wird. 
Auch der umgekehrte Fall ist denkbar, ich meine das z.B. die WinXP 
Firewall Ping Pakete standardmäßig blockt.

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Ich habe jetzt mal Experimente mit relativ großen Ping-Paketen gemacht 
(16000 u. 32000 Byte). Was mir eindeutig bei jedem Clienten auffiehl, 
war die Tatsache, dass IMMER die ersten 2..3 Pakete verloren gehen, alle 
Nachfolger dann aber ankommen. Nach geschätzten 2 Minuten Pause das 
Gleiche wieder. Nach nur einigen Sekunden Pause keine Verzögerung, kein 
Verlust.
Kleine Ping-Pakete weren immer und sofort beantwortet. Die Verzögerung 
tritt nur bei großen auf.

Sieht nach irgend einem "Einschlafeffekt" aus ... aber bei welcher 
Komponente? In den WLAN-Adaptern der Terminals (Netgear-PCI-Karte) ist 
die Funktion "Energiesparen" überall ausgeschaltet. Der Server hängt im 
Serverraum am Kabel, ist aber eine VM ... da gibt es die 
Energiesparfunktion für das Netzwerk nicht.

von Frank K. (fchk)


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Frank Esselbach schrieb:
> Wenn ich bei einer Client-Server-Architektur in einem _fremden_
> (Firmen-) Netz immer wieder Schwierigkeiten habe, der Admin mir aber
> immer nur mit den hervorragenden Ping-Zeiten kontert - was kann ich tun?

Kennst Du mtr? Das ist eine Kreuzung aus ping und traceroute. Schau Dir 
das mal an. Da siehst Du auch sehr schön Paketverluste.

fchk

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Frank Esselbach schrieb:
> Ich habe jetzt mal Experimente mit relativ großen Ping-Paketen gemacht
> (16000 u. 32000 Byte). Was mir eindeutig bei jedem Clienten auffiehl,
> war die Tatsache, dass IMMER die ersten 2..3 Pakete verloren gehen, alle
> Nachfolger dann aber ankommen.

Jetzt geh' für einen Vergleich nochmal runter auf einen Wert, der
kleiner als die MTU ist.  Bei deinen übergroßen Paketen testest du
vor allem die IP-Fragmentierung, die du aber ansonsten gar nicht
brauchst.  (Falls eins der Fragmente dieses "Monster-Pakets" nicht
innerhalb der gewarteten Zeit reassemblierbar ist, dann wird das
ganze Paket als Verlust verbucht.)

> Sieht nach irgend einem "Einschlafeffekt" aus ...

Oder eben nach state tables oder sowas, Dinge, die man vor allem
dann implementiert, wenn man da drauf auch noch einen Firewall fahren
können will.  Sowas könnten die beteiligten WiFi-Router in ihrem
System drin haben.

Details kannst du aber auch hier — wie schon bei deinem originalen
UDP-Problem — nur durch Werkzeuge wie wireshark auf beiden Seiten
heraus finden.

von MarioMM (Gast)


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Hallo,

ich würde auch mtr in verbindung mit klassischem ping und hping
einsetzen....sind halt klassische unix tools.

ich denke ein paar daten damit sammeln und man kann gute aussagen über
das netzwerk treffen.

Vorallem bei größeren Netzen sollte man bei PING auch auf die TTL achten
- diese sollte im normalfall konstant sein und nicht mal 252 und dann
80.

Seltsame Performanceprobleme treten auch gerne bei Kombinationen von
"Gigabit-Ethernet"-Karten an Fast-Ethernet-Switches auf - oft hat man
hier die gleichen duplex und auto-speed probleme wie damals als
Fastethernet kam.

lg Mario

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