Hallo, ich habe keine Ahnung von Tarifverträgen und habe deswegen ein paar Fragen dazu: Wenn ein Arbeitgeber tarifgebunden ist, was bedeutet das konkret? Ich kenne das von einem großen münchner Autobauer. Der ist tarifgebunden, was 35h-Woche und großzügiges Gehalt bedeutet. Ist mit "tarifgebunden" der Rahmenarbeitsvertrag der IG-Metall gemeint? Handelt die IG-Metall auch die Tarifverträge für Ingenieure aus? Ich dachte, die wäre nur für Nicht-Akademiker zuständig... Diese Tarife sind ja eher gut für die Arbeitnehmer und eher schlecht für die Arbeitgeber. Warum unterwirft sich also ein Arbeitgeber so einem Tarifvertrag? Es gibt ja auch viele, die sich dem Tarifvertrag nicht unterwerfen. Woher weiß man eigentlich, welcher Arbeitgeber einem Tarifvertrag unterliegt und welcher nicht? Vielen Dank!
>Wenn ein Arbeitgeber tarifgebunden ist, was bedeutet das konkret? Der AG zahlt den mit der Gewerkschaft ausgehandelten Tarif. In den meissten Fällen dieses Forums der IGM. Dann gibts noch IGBau, Verdi und ne Menge anderer Gewerkschaften. >Ich kenne das von einem großen münchner Autobauer. Der ist tarifgebunden, >was 35h-Woche und großzügiges Gehalt bedeutet. >Ist mit "tarifgebunden" der Rahmenarbeitsvertrag der IG-Metall gemeint? In dem Falle ja und zwar der IGM ERA TV. >Handelt die IG-Metall auch die Tarifverträge für Ingenieure aus? Ich >dachte, die wäre nur für Nicht-Akademiker zuständig... Wer erzählt denn so einen, nennen wir es mal Nonsense? Die IGM ist für ihre Mitglieder und die angebundenen Belegschaften zuständig, egal ob Akademiker oder nicht. Es gibt keine Ing.-Gewerkschaft, leider! >Diese Tarife sind ja eher gut für die Arbeitnehmer und eher schlecht für >die Arbeitgeber. Warum unterwirft sich also ein Arbeitgeber so einem >Tarifvertrag? Es gibt ja auch viele, die sich dem Tarifvertrag nicht >unterwerfen. Woher weiß man eigentlich, welcher Arbeitgeber einem >Tarifvertrag unterliegt und welcher nicht? Das ist Ansichtssache. Klar haben viele Tarifmitarbeiter bessere Gehälter als nicht-Tarifler. Aber, wenn Du gut bist und dich noch gut verkaufst kannst Du in Firmen ohne Tarif auch mehr verdienen als eben in tarifgebundenen Unternehmen. Cheers
Tom schrieb: >>Diese Tarife sind ja eher gut für die Arbeitnehmer und eher schlecht für >>die Arbeitgeber. Warum unterwirft sich also ein Arbeitgeber so einem >>Tarifvertrag? Es gibt ja auch viele, die sich dem Tarifvertrag nicht >>unterwerfen. Woher weiß man eigentlich, welcher Arbeitgeber einem >>Tarifvertrag unterliegt und welcher nicht? > Das ist Ansichtssache. Klar haben viele Tarifmitarbeiter bessere > Gehälter als nicht-Tarifler. Aber, wenn Du gut bist und dich noch gut > verkaufst kannst Du in Firmen ohne Tarif auch mehr verdienen als eben in > tarifgebundenen Unternehmen. Das stimmt natürlich. Ich verstehe nur nicht so ganz, wieso sich ein Arbeitgeber überhaupt der Tarifbindung unterwirft. Sie hat ja nur Nachteile für ihn. In Bayern gibt es zB den VBM (Verband der bayerischen Metall- und Elektroindustrie), der auch Tarifverträge aushandelt. Betriebe, die dort Mitglied sind, müssen sich an den Tarifvertrag halten. Der größere Teil der Betriebe ist aber nur Mitglied im Bayme (Bayerischer Unternehmensverband Metall und Elektro), einer Unterorganisation des VBM. Diese Unternehmen haben die Vorteile des VBM (zB rechtlicher Beistand) ohne tarifgebunden zu sein. Wieso entscheidet sich also überhaupt ein Unternehmen für VBM-Mitgliedschaft und Tarifgebundenheit?
Philipp L. schrieb: > Hallo, > ich habe keine Ahnung von Tarifverträgen und habe deswegen ein paar > Fragen dazu: > > Wenn ein Arbeitgeber tarifgebunden ist, was bedeutet das konkret? Das er einen rechtlich bindenden Tarifvertrag mit einer Gewerkschaft hat. > Ich > kenne das von einem großen münchner Autobauer. Der ist tarifgebunden, > was 35h-Woche und großzügiges Gehalt bedeutet. Hmm, da würde ich nicht drauf wetten... Tarif != Firma geht es gut genug um gute Gehälter zahlen zu können. Münchner Autobauer sind nicht direkt das Standardmodell deutscher Firmen. > Ist mit "tarifgebunden" der Rahmenarbeitsvertrag der IG-Metall gemeint? > Handelt die IG-Metall auch die Tarifverträge für Ingenieure aus? Ich > dachte, die wäre nur für Nicht-Akademiker zuständig... Der Unterschied ist nicht Nicht-Akademiker und Akademiker sondern Tarif und Aussertariflich. Wobei es AT meistens nur bei Akademikern (Leitungspersonal usw.) gibt. > Diese Tarife sind ja eher gut für die Arbeitnehmer und eher schlecht für > die Arbeitgeber. Warum unterwirft sich also ein Arbeitgeber so einem > Tarifvertrag? Weil er keinen Bock darauf hat mit jedem Einzelnen extra zu verhandeln und dann den Ärger mit den sich ungerecht behandelt fühlenden zu haben. Oder weil er die Gewerkschaften schon immer im Haus hat und die ihn ja auch bestreiken könnten wenn er rumzickt. War bei meinem AG früher auch so: Gehalt war geheim, je nachdem wer von den Cheffes einen eingestellt hatte war es eben etwas großzügiger oder etwas geiziger. Auf Dauer schlecht für das Klima. Vorbei, jetzt gibt es Tarif, ist viel einfacher. Viel Gewerkschaft hat es dazu garnicht gebraucht...
Jasch schrieb: > Weil er keinen Bock darauf hat mit jedem Einzelnen extra zu verhandeln > und dann den Ärger mit den sich ungerecht behandelt fühlenden zu haben. Aber es wird doch immer viele Angestellte geben, die mehr als das tariflich festgeschriebene Gehalt wollen. Dann muß der AG trotz Tarifvertrag mit (fast) jedem Einzelnen verhandeln...
@Philipp du kannst dich auch "schlau lesen" wenn du dich ein wenig bemühst, so wirst du im Netz alles über Tarifverträge erfahren und wozu diese dienen. Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften etc... > Aber es wird doch immer viele Angestellte geben, die mehr als das > tariflich festgeschriebene Gehalt wollen. Dann muß der AG trotz > Tarifvertrag mit (fast) jedem Einzelnen verhandeln... Wie naiv bist du denn? 1.Eine Gehaltsverhandlung im Direkteinstieg über Tarif, trifft nicht auf jeden zu. Es ist doch meistens eine Verhandlung um die passende Eingruppierung. 2. Und als Angestellter hat man in den großen Tarif gebundenen Unternehmen, ebenfalls die Möglichkeit AT Verträge abzuschließen. Aber mit (fast) jedem Einzelnen verhandeln, muß man nun wirklich nicht. Philipp L. schrieb: > Diese Tarife sind ja eher gut für die Arbeitnehmer und eher schlecht für > die Arbeitgeber. ????????????? Im Einkauf im großen Unternehmen tätig - also schlecht für Lieferanten, wieso verkaufen die noch etwas... Warum gibt es wohl Verbände? Ich glaube schon das du dies weißt, möchtest hier aber eine Ideologische Diskussion beginnen.
Ben schrieb: > Ich glaube schon das du dies weißt, möchtest hier aber eine Ideologische > Diskussion beginnen. Ich glaube schon dass Du die Antworten auf meine Fragen weißt, hast aber gerade keinen Bock mir in zwei Sätzen die Antwort zu schreiben.
http://www.hensche.de/Rechtsanwalt_Arbeitsrecht_Handbuch_Tarifvertraege.html Kuzfassung: 1.Tarifgebunden: Mitglieder der Tarifvertragsparteien. Also Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände bzw. einzelne Arbeitgeber. 2. Arbeitgeber und Arbeitnehmer vereinbaren, dass der Tarifvertrag gelten soll. 3. Letzte Möglichkeit: Der Tarifvertrag wurde für allgemeinverbindlich erklärt. Zu 1. Ein wenig Sozialkunde hilft. Warum es überhaupt Arbeitgeberverbände gibt, seit wann und welche. Warum es überhaupt Gewerkschaften gibt usw... Zu 2. Weder AN noch AG brauchen sich zu organisieren, spart kosten ist nun passiver Natur und man nichts mehr mit Verhandlungen am Hut. Zu 3. Da wurde von "oben" entschieden. Warum, weshalb ist im Kindergarten.
Philipp L. schrieb: > Jasch schrieb: >> Weil er keinen Bock darauf hat mit jedem Einzelnen extra zu verhandeln >> und dann den Ärger mit den sich ungerecht behandelt fühlenden zu haben. > > Aber es wird doch immer viele Angestellte geben, die mehr als das > tariflich festgeschriebene Gehalt wollen. Dann muß der AG trotz > Tarifvertrag mit (fast) jedem Einzelnen verhandeln... Wenn es den vielbeschworenen Fachkräftemangel tatsächlich hart gäbe wäre das wohl so. In der wirklichen Welt müsste der Bewerber schon wirklich saugut sein oder für eine leitende Position gesucht werden damit die Frage aufkommt. Für Otto Normalarbeitnehmer gilt da: so isses, kannst Du nehmen oder auch nicht. Und ich bin nichtmal sicher ob mein direkter Chef überhaupt AT hat...
Jasch schrieb: > War bei meinem AG früher auch so: Gehalt war geheim Du darfst mit jedem über dein Gehalt und auch deinen Arbeitsvertrag reden. Da darf dir niemand Vorschriften machen oder es zur "Geheimsache" erklären. Solche Regelungen im Arbeitsvertrag sind ungültig.
Schön, wenn Leute ahnungsfrei daherlabern. Zwar sind viele übliche Klauseln zur Geheimhaltung unwirksam, aber viele andere sind völlig wirksam. Warum äußerst du dich also zu Dingen, von denen du nichts verstehst, wenn du damit andere Leute in Gefahr bringst, daß diese kräftig auf die Nase fallen. Sadismus?
> bin nichtmal sicher ob mein direkter Chef überhaupt AT hat...
"AT" ist üblicherweise >25% über der letzten Gehaltsgruppe. Hat aber
auch einige Haken. Bezahlung Überstunden z.B. fällt gelegentlich weg
usw.
Man sollte das Kleingedruckte gut gelesen haben bevor Tinte fließt.
Martin schrieb: > Schön, wenn Leute ahnungsfrei daherlabern. > > Zwar sind viele übliche Klauseln zur Geheimhaltung unwirksam, aber viele > andere sind völlig wirksam. > > Warum äußerst du dich also zu Dingen, von denen du nichts verstehst, > wenn du damit andere Leute in Gefahr bringst, daß diese kräftig auf die > Nase fallen. Sadismus? Was das Gehalt betrittft, hat er aber Recht. Geheimhaltungsklauseln, die Gültigkeit besitzen, betreffen zum Beispiel Firmengeheimnisse (wozu die Gehaltsstruktur nicht zählt).
Noch eine Frage: Wenn der AG nicht tarifgebunden ist, gelten für Arbeitsvertrag und Gehalt statt Tarifvertrag bestimmt andere Vorschriften, oder? Welche wären das?
Philipp L. schrieb: > Noch eine Frage: Wenn der AG nicht tarifgebunden ist, gelten für > Arbeitsvertrag und Gehalt statt Tarifvertrag bestimmt andere > Vorschriften, oder? Welche wären das? Wir sind ein freies Land mit Marktwirtschaft, da herrscht dann Vertragsfreiheit. Die Grenzen setzen da nur die einschlägigen Gesetze. Konkret: wenn Du als Ing. mit einem Jahresgehalt von 10k einverstanden bist ist das OK, eine Klausel im Vertrag dass Du dem Chef einmal am Tag die Füsse küssen musst ist es hingegen eher nicht. Oder falls es einen gesetzlichen Mindestlohn in der Branche gäbe müsste der - rein theoretisch natürlich nur - eingehalten werden.
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