Forum: PC Hard- und Software Verschlüsselung/Sicherheit beim Surfen per UMTS


von Horst (Gast)


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Hallo,

kennt sich hier jemand mit den Verschlüsselungstechniken in den 
Mobilfunknetzen aus?

Ich surfe mit meinem Laptop oft über die Internet-Verbindungs-Freigabe 
meines XDA Diamond(Provider ist o2) und frage mich, wie leicht oder 
schwer das Abhören oder Angreifen meiner Verbindung in diesem Fall wohl 
ist?

Bei Online-Banking hat man ja in der Regel eine zusätzlich 
Verschlüsselung und Zertifikate, was den Angriff zumindest feststellbar 
machen sollte.

Aber wie sieht es mit so Sachen wie FTP ohne Verschlüsselung aus, wenn 
man mal eben seine Homepage aktualisieren möchte und der Tarif kein 
S/FTP hergibt?

Oder Email-Konten, die man ohne Verschlüsselung abruft?

Ich persönlich habe über meinen Festnetz-Anschluss wirklich schon sehr 
oft für Bekannte etwas unverschlüsselt per FTP hochgeladen(habe die 
Risiken erwähnt) und bislang hat dort noch niemand über gestohlene 
Zugansgdaten oder gehackte Homepages geklagt. Die meisten in meinem 
Bekanntenkreis rufen ihre Mails mit Email-Programmen auch noch ohne 
Verschlüsselung ab. Ich will keine Lanze für dieses unsichere Arbeiten 
im Netz brechen und mir ist auch bewußt, dass ein unverschlüsselt per 
UMTS übermitteltes Kennwort im Internet bis zum Ziel ebenfalls 
unverschlüsselt übertragen wird. Wo es geht benutze ich daher SSL. 
Dennoch interessiert es mich, wie wahrscheinlich es in etwa ist, dass 
jemand über den Kommunikationsweg UMTS an die übertragenen Daten 
gelangen könnte.

Stimmt es, dass IMSI-Catching bei UMTS nicht mehr so ohne weiteres 
funktioniert, da sich das Netz inzwischen auch gegenüber den Teilnehmern 
authentifizieren muss?

Gibt es leicht verständliche Informationen(also kein englisches Paper in 
Mathe-Sprache von durchgeknallten Kryptologen) darüber, in welcher 
Größenordnung die Daten mitgeschnitten und dann entschlüsselt werden 
können?

Mfg,
Horst

von gsm (Gast)


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Noch nie was von Man In Middle gehört ? Geht einfach, es braucht nur 
eine
höhere Sendeleistung als der richtige Transponder. Man baut eine 
Verbindung
ohne Verschlüsselung auf und reicht die Daten dann am richtigen 
Transponder weiter.

von Andreas S. (andreas) (Admin) Benutzerseite


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Horst schrieb:
> Dennoch interessiert es mich, wie wahrscheinlich es in etwa ist, dass
> jemand über den Kommunikationsweg UMTS an die übertragenen Daten
> gelangen könnte.

Sehr unwahrscheinlich, weil kein normaler Mensch die dafür benötigte 
Hardware hat (im Gegensatz zu WLAN).

Wenn es dir ernst ist und du dir Gedanken um Dinge wie IMSI-Catcher 
machst, dann hör lieber auf dir Gedanken zu machen und verwende einfach 
gleich sichere Protokolle (SSL), das ist effizienzer.

von Michelle K. (Firma: electronica@tdnet) (michellekonzack) Benutzerseite


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Hi Andreas,

Du machste Witze!

Baupläne für Femto-Zellen gibt es im Internet und die Chips
holt man sich kostenlos als Samples von den Herstellern...

Das ist KEIN WITZ!  Baupläne gibt es auch von Maxim und TI.

So einen Femto-Zellen Transceiver baut man sich für 1000 €.

Grüße
Michelle

von Horst (Gast)


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@gsm:
Ja, MiM als Angriff ist mir bekannt(daher auch meine Erwähnung der 
Zertifikate...).
Ich hatte nur irgendwo gelesen, dass sich bei UMTS auch das Netz 
gegenüber dem Handy authentifizieren muss.

@andreas:
Angeblich soll es bei GSM inzwischen wohl selbst mit modifizierten 
Billig-Handys möglich sein, den Funkverkehr abzuhören. Was genau ist bei 
UMTS anders, dass es so schwer macht, die Daten z.B. mit einem 
modifizierten UMTS-Handy abzuhören?

Ist es eigentlich möglich, ein Handy mit einem UMTS-Only-Jammer(falls es 
sowas überhaupt gibt) dazu zu zwingen auf das unsichere GSM 
zurückzufallen? Beim Telefonieren würde man das vermutlich nicht mal 
bemerken. Ich habe mal bei meinem XDA nachgesehen, in den 
Telefon-Einstellungen steht der Netzwerktyp auf "Auto". Ich kann den 
Netzwerktyp aber auch fest auf GSM bzw. WCDMA stellen. Bewirkt 
letzteres, dass das Smartphone ausschließlich über UMTS kommuniziert und 
gegen die bekannten GSM-Angriffe geschützt ist?

Bezüglich der Ernsthaftigkeit: Ich denke nicht, dass mich speziell 
jemand mit Abhörtechnik belauscht. Es geht mir auch nicht um 
Ermittlungs-Behörden oder ähnliches, sondern eher um den Hacker von 
nebenan. Bei WLAN ging es irgendwann ja auch ganz schnell abwärts mit 
der Sicherheit, so dass man als Nutzer reagieren musste. Von daher ist 
es bestimmt nicht verkehrt, über die Sicherheit der von mir täglich 
verwendeten Kommunikationswege zu diskutieren.

@Michelle:
Was bedeutet Deine Aussage konkret für die Sicherheit von UMTS? Wie weit 
ist man als Angreifer, wenn man sich so einen Femto-Zellen-Transceiver 
"baut"? Welche Fähigkeiten benötigt man als Angreifer für den 
Zusamenbau?

Mfg,
Horst

von Icke ®. (49636b65)


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Horst schrieb:

> @andreas:
> Angeblich soll es bei GSM inzwischen wohl selbst mit modifizierten
> Billig-Handys möglich sein, den Funkverkehr abzuhören. Was genau ist bei
> UMTS anders, dass es so schwer macht, die Daten z.B. mit einem
> modifizierten UMTS-Handy abzuhören?

Wenn das so einfach wäre, würden die Abhörpezialisten bestimmt nicht mit 
millionenteuren IMSI-Catchern durch die Gegend fahren (und sich dabei 
erwischen lassen).

von Andreas S. (andreas) (Admin) Benutzerseite


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Die Diskussion ist akademisch. Irgendwie geht es vielleicht, mit 
5-stelligen Kosten und einer guten Portion krimineller Energie; aber das 
wird niemand machen um an deine FTP-Passwörter zu kommen. Verwende 
einfach vernünftige Protokolle, dann kannst du dir die Sorgen sparen.

von Horst (Gast)


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@Icke:

Keine Ahnung warum die das immer noch machen, Ermittler haben in der 
Vergangenheit ja auch schon 5,25" Disketten ordentlich gelocht und 
abgeheftet. ;)

Es handelt sich bei dieser Modifizierung ja auch nicht um ein 
kompliziertes aktives Eingreifen in das Netz inklusive Deaktivierung der 
Verschlüsselung, sondern um einen eher passiven Lauschangriff. Die Daten 
werden wohl mit Rainbow-Tabellen mit einigen Sekunden Verzögerung auf 
dem Rechner entschlüsselt. Das soll angeblich unter anderem mit einem 
Motorola C123 funktionieren.

Hier ist die Meldung:

http://www.heise.de/security/meldung/27C3-Abhoeren-von-GSM-Handys-weiter-erleichtert-1159542.html

Zitat:
"Dafür sei es erforderlich gewesen, dem Telefon eine 
Open-Source-Firmware zu verpassen, den zur Signalverarbeitung 
verwendeten Code im Arbeitsspeicher anzupassen und die verschlüsselten 
Daten auszufiltern, erläuterte Nohls Helfer Sylvain Munaut. Mit einem 
schnelleren USB-Kabel und einem Filter für die Up- und Downlinks der 
Mobilfunkverbindungen zu einer Basisstation sei der "Sniffer" bereit für 
die Aufzeichnung umfangreicher GSM-Rahmendaten. In einer Demo zeigte 
Munaut, wie ein Rechner mithilfe vier entsprechend aufgebohrter Handys 
und einer aktuellen TMSI ein Ziel-Telefon ansteuerte und durch Versand 
einer SMS den Start einer verschlüsselten Kommunikation startete. Mit 
der gezielten Analyse abgefangener Bitbündel gelang das Abfangen eines 
Sitzungsschlüssels, der für die Aufnahme des Up- und des Downlinks eines 
in Folge durchgeführten Telefongesprächs mit dem kompromittierten Handy 
genutzt werden konnte. Dieses war mithilfe eines noch nicht 
veröffentlichten speziellen Audiowerkzeugs im Anschluss deutlich 
abhörbar."

Mfg,
Horst

von Icke ®. (49636b65)


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Horst schrieb:

> Keine Ahnung warum die das immer noch machen

Hmm. Der größte Teil des Polizeifunks arbeitet aus Kostengründen auch 
noch herkömmlich. Aber am Geld kanns in diesem Fall wohl nicht liegen.

von (prx) A. K. (prx)


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Icke ®. schrieb:

> Hmm. Der größte Teil des Polizeifunks arbeitet aus Kostengründen auch
> noch herkömmlich.

Wie mans nimmt. Ob das wirklich kostengünstig ist wäre noch die Frage. 
Nur neigt man in diesem Staate dazu, die Projekte zur Renovierung 
archaischer Technik derart mit Features, Kompatibilitätsanforderungen 
und Lobbywünschen aufzublasen, dass das Ergebnis weder annähernd 
kostengünstig noch überhaupt funktionsfähig ist oder sich schon in der 
jahrzehntelangen Projektvorbereitungsphase hoffnungslos festläuft.

von Icke ®. (49636b65)


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A. K. schrieb:

> Wie mans nimmt. Ob das wirklich kostengünstig ist wäre noch die Frage.

Die Frage steht gar nicht, weil einfach kein Geld da ist. Erschwerend 
kommt noch hinzu, daß über die Ausrüstung nicht bundeseinheitlich, 
sondern auf Länderebene entschieden wird. Beispiel: Angenommen, das 
bayerische Innenministerium würde beschließen, neue digitale Funktechnik 
anzuschaffen. Danach werden bayerische Einsatzkräfte abgestellt, um eine 
Demo oder ein Fußballspiel in Hessen abzusichern, wo die Polizei noch 
analoge Funkgeräte benutzt. Dann hätten die ein echtes 
Kommunikationsproblem.

von Michelle K. (Firma: electronica@tdnet) (michellekonzack) Benutzerseite


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Horst schrieb:
> Was bedeutet Deine Aussage konkret für die Sicherheit von UMTS? Wie weit
> ist man als Angreifer, wenn man sich so einen Femto-Zellen-Transceiver
> "baut"? Welche Fähigkeiten benötigt man als Angreifer für den
> Zusamenbau?

GSM != UMTS

Dein UMTS Handy hat twei Transceiver drin.

1)  Der standard Transceiver mit 850, 900, 1800 und 1900MHz
    welcher für normale GSM Telefonie, SMS, MMS, GPRS und
    EDGE (Software Nachbrenner) verwendet wird
2)  einen zweiten Transceiver für UMTS und W/CDMA auf 2000/2100MHz.

Normalerweise verstehen ALLE GSM-APs und Femto-Stationen die Cryption 
von Gesprächen, weil aber das in den Handys zu teuer wird, wird es 
einfach weggelassen...  weshalb man GSM-Verbindungen auf 850, 900, 1800 
und 1900MHz einfach hijacken kann, indem man einfach eine Doppelten 
Femto-Transceiver verwendet.  Der eine, der die Verbindung zu 
Original-AP aufbaut und ein zweiter der den Original-AP niederbügelt und 
Dein Handy zwingt, diesen GSM-AP zu verwenden.

Zwischen den beiden Transceivern ist dann der transparente Spion und 
kann alles im klartext mitprotokollieren...

UMTS/HSPA Netzwerke mitsniffen ist nicht drin, weil das gecryptetd ist, 
aber du kannst den UMTS Kanal mit einem Jammer niederbügeln und das 
Handy zwingen GPRS/EDGE zur Internet verbindung zu verwenden...  Dann 
kannste wieder mitsniffen...

ACHTUNG:  UMTS oder W/CDMA etc sind REINE Datenkanäle

Die GSM Spezifikation ist nicht frei verfügbar, aber ich hatt den ganzen 
Satz für 580 SFR gekauft, weil ich mit Maxim Chips meinen eigenes 
GSM-Modem bauen wollte (Hardware ist weniger das Problem, aber die 
Software!) ist dann aber an Programierschwierigkeiten gescheitert...

Die Femto-Station aus der Design-Refference von Maxim habe ich 
Nachgebaut und funktioniert...  unterstützt allerdings WIRKLICH nur 
das absolute minimale GSM Protocoll, sprich, ich steck das Teil am 
meinen Switch an und programiere die Femtostation mit einer Verbindung 
zu meinem Asterisk server und wenn ich mein Handy einschalte, bin ich 
mein eigener GSM Provider...  zumindest im Umkreis von gut 30m!  (das 
Teil hat nur ein paar mW)

Solltest Du auf die Idee kommen, so ein Bundestags-Abgeordneten Handy 
Dir zu besorgen, schaltet die Funkverbindung AUTOMATISCH in den 
gecrypteten Protect mode.. Diese Handys dürfen LEGAL erworben werden, 
sind aber schweine teuer, weil eben keine Serien-Handies.

So, zusammenfassend, ist es möglich, stationär GSM-Anbindungen 
anzuzapfen, aber direkt per Funk passiv abzuhören ist nicht drin, denn 
die Handies switchen die Frequenzen zu schnell...

Stimmt zwar nicht ganz, aber der BÖSE Nachbar wird nicht gerade mit 
einem Anbhörwagen in Größe eines VW-Busses bei Dir vor der Tür stehen... 
oder eine leistungsfähige Anlage haben, um die minimal Verschlüsselung 
(soweit man das so nenen darf) Online zu knacken...

Grüße
Michelle

von Εrnst B. (ernst)


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Wenns um die Abhörsicherheit der Internet-Verbindung geht:
VPN und gut. Können viele Händies out-of-the-box, Gegenstelle entweder 
mieten (muss man dem VPN-Provider vertrauen) oder selber Betreiben (Muss 
man den Rack-Nachbarn im RZ vertrauen, sofern der RZ-Betreiber seine 
Switches nicht ordendlich managed)

Ansonsten:
http://xkcd.com/538/

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