Ich werde mir in kürze eine Arbeitsbestätigung bzw. ein Arbeitszeugnis ausstellen lassen. Ich halte den Arbeitszeugnis-Slang für nichtssagend und gefährlich. Nichtssagend, weil man sich ja theoretisch ein gutes Zeugnis auch erklagen kann oder der Chef aus reiner Gefälligkeit ein zu gutes Zeugnis ausstellt. Gefährlich, weil man nie weiss, was der Chef für Botschaften verstecken könnte und insbesondere welche (evtl. nicht vorhandenen) Botschaften von einem Leser daraus interpretiert werden könnten. Darum werde ich meinen Chef bitten, mir bloss eine Arbeitsbestätigung auszustellen mit Tätigkeitsfeld und was ich dort erreicht habe. "Darf" man das oder handelt man sich damit eher Probleme ein?
P. M. schrieb: > Darum werde ich meinen Chef bitten, mir bloss eine Arbeitsbestätigung > auszustellen mit Tätigkeitsfeld und was ich dort erreicht habe. "Darf" > man das oder handelt man sich damit eher Probleme ein? Arbeitsbestätigung: Herr X hat von y bis z als Dummdödel im Bereich AB gearbeitet. Er hat ein CDE entwickelt. In Deutschland ist es üblich ein Arbeitszeugnis vorzulegen mit den Standardfloskeln - hat stets zu vollsten Zufriedenheit bis zu hat sich im allgemein die größte Mühe gegeben die Arbeitszeit möglichst sinnvoll mit der Verbesserung des Betriebsklimas umzubringen. Du darfst hier bewerbungstechnisch so ziemlich alles, ich halte es nur für wenig sinnvoll, dir kein Arbeitszeugnis auszustellen zu lassen. Hast du Bedenken, dass dein derzeitiger Chef dir versteckte Botschaften in das Zeugnis einbaut?
Ich schrieb: > Hast du Bedenken, dass dein derzeitiger Chef dir versteckte Botschaften > in das Zeugnis einbaut? Nein, nicht im geringsten. Ich habe aber Bedenken, dass jemand versteckte Botschaften hineininterpretieren könnte. Insbesondere bin ich aber der Meinung, dass ein Zeugnis eben primär eine Aussage machen sollte über meine Tätigkeit und ob meine Projekte etwas geworden sind. Und nicht bloss dieses formelle Gebrabel...
P. M. schrieb: > Nein, nicht im geringsten. Ich habe aber Bedenken, dass jemand > versteckte Botschaften hineininterpretieren könnte. Das kann immer passieren. Da fehlt ein "stets" - oder das Zeugnis ist zu gut - rausloben etc. P. M. schrieb: > ... ob meine Projekte etwas geworden sind. > Und nicht bloss dieses formelle Gebrabel... In einem Arbeitszeugnis steht neben den oft zweifelhaften Floskeln auch für was jemand zuständig verantwortlich war. Herr XY hat mehrere Entwicklungen im Bereich XY vorangetrieben die erfolgreich weltweit eingesetzt wurden. etc. Schreibe doch im Zweifel dein Arbeitszeugnis selbst. Das "formelle Gebrabbel" findest du in der Literatur - zB.: Hesse/Schrader etc.. Dein Chef ist dann dir dankbar sein (wird er dir nie sagen). Im allgemeinen übernehmen Chefs den Text.
Ich schrieb: > Das kann immer passieren. > Da fehlt ein "stets" - oder das Zeugnis ist zu gut - rausloben etc. Ja eben. Deshalb lass ich es lieber gleich Weg. Zumal ich, ganz ehrlich, einem Arbeitszeugnis nur geringen Einfluss auf einen zukünftigen Job einrechne. Weil ja mittlerweile jeder weiss, dass die ganze Thematik ein absoluter Witz ist. (Zeugnis selbst schreiben ... "rausloben" ... Zeugnis erklagen ... unterschiedliche Interpretation der Floskeln ...)
> Ja eben. Deshalb lass ich es lieber gleich Weg. Zumal ich, ganz ehrlich, > einem Arbeitszeugnis nur geringen Einfluss auf einen zukünftigen Job > einrechne. Weil ja mittlerweile jeder weiss, dass die ganze Thematik ein > absoluter Witz ist. (Zeugnis selbst schreiben ... "rausloben" ... > Zeugnis erklagen ... unterschiedliche Interpretation der Floskeln ...) mach ein richtiges zwischen/abschlusszeugniss draus. eine fehlinterpretation kann immer passieren. sicherlich: wenn du nur ein sehr gutes zeugniss hast, kann es durchaus sein, dass da jemand versucht, dich wegzuloben, wenn du ein zweites gutes zeugniss von einer komplett anderen firma und sonnst keine negativen zeugnisse hast ist es vorbei mit fehlinterpretationen ...
Die Unsicherheit sind nicht interpretierbare Floskeln sondern die Adressangabe der ausstellenden Firma. Denn beim früheren Arbeitgeber anrufen und irgend welchen Bullshit sich anzuhören ist die größte Gefahr. Recht im Arbeitsrecht zu haben und zu bekommen sind zwei Paar Schuhe. Nur der Fachkräftemangel könnte hier die Wogen vielleicht wieder etwas glätten.
Daß du Fehlinterpretationen vermeiden möchtest, ist verständlich. Kein Zeugnis ist aber gerade nicht der richtige Weg; weil eben dieser Umstand besonders auffällig ist und mit Sicherheit interpretiert wird. Schließlich muß es ja einen Grund geben, wenn jemand kein übliches Zeugnis vorweisen kann. Wenn mir jemand kein Zeugnis vorweist, sondern nur ein nichtssagendes "beschäftigt von ... bis ...", dann gehe ich davon aus, daß in einem Zeugnis nichts vorteilhaftes stehen würde. Vermeiden kannst du die Interpretationsprobleme nicht; aber so leistest du ihnen noch Vorschub.
Klaus Wachtler schrieb: > Wenn mir jemand kein Zeugnis vorweist, sondern nur ein nichtssagendes > "beschäftigt von ... bis ...", dann gehe ich davon aus, daß in einem > Zeugnis nichts vorteilhaftes stehen würde. Der Optimist sagt: das Glas ist halb voll der Pessimist sagt: das Glas ist halb leer Für mich sind Pessimisten Idioten von denen man sich am besten fern hält. Guter Grund kein Zeugnis vorzulegen ist das man noch beschäftigt ist und man durch dieses Bewerberverfahren in der Ausübung dieser Beschäftigung nicht gestört werden möchte. Wer will schon Rechenschaft ablegen, das man wechseln will und das Betriebsklima darunter nachhaltig leidet. Wer das nicht akzeptiert, kann mich mal.
Klaus Wachtler schrieb: > Daß du Fehlinterpretationen vermeiden möchtest, ist verständlich. > > Kein Zeugnis ist aber gerade nicht der richtige Weg; weil eben dieser > Umstand besonders auffällig ist und mit Sicherheit interpretiert wird. > Schließlich muß es ja einen Grund geben, wenn jemand kein übliches > Zeugnis vorweisen kann. > > Wenn mir jemand kein Zeugnis vorweist, sondern nur ein nichtssagendes > "beschäftigt von ... bis ...", dann gehe ich davon aus, daß in einem > Zeugnis nichts vorteilhaftes stehen würde. > > Vermeiden kannst du die Interpretationsprobleme nicht; aber so leistest > du ihnen noch Vorschub. Genau so sehe ich das auch. Eine Bescheinigung ohne Bewertung sieht stark danach aus, dass man sich über die Bewertung nicht einigen konnte. Was sicher nicht positiv ist. Im Übrigen gibt es keine Geheimsprache bei Zeugnissen. Eigentlich gibt es nicht viele Themen, die so ausführlich dokumentiert sind. Gruss Axel
Michael S. schrieb: > Für mich sind Pessimisten Idioten von denen man sich am besten fern > hält. Ein Idiot ist, wer aus Optimismus jemanden einstellt, über den er nichts weiß und der nur aus seiner Sicht erzählen kann, wie toll er bisher war. Wenn du jemanden einstellen musst, der dich im Jahr ca. 10^5 Euronen kostet: nimmst du von zwei Bewerbern den, der eine Bewertung bisheriger Arbeitgeber unter der Decke hält (auf die er ja einen Anspruch hat und sie also in jedem Fall vorweisen könnte, wenn er will), oder denjenigen, der offen alle Karten auf den Tisch legt? Ein Zeugnis ist sicher mit Vorsicht zu genießen, vor allem weil es halt vom Nasenfaktor abhängt. Aber kein Zeugnis ist ebenso sicher kein Vorteil. Was die Eigendarstellung irgendwelcher toller Experten angeht, bin ich Pessimist. Halte dich also besser von mir fern, und danke für die Blumen.
Klaus Wachtler schrieb: > Ein Idiot ist, wer aus Optimismus jemanden einstellt, über den er nichts > weiß und der nur aus seiner Sicht erzählen kann, wie toll er bisher war. Auch der bekommt noch genug Info, in aller Regel mehr, als die Arbeitgeber herauszugeben bereit sind. Für den würde ich vorbehaltlos arbeiten oder er legt mir seinen Lebenslauf mal vor (was natürlich keiner macht). Da gibts einige die noch Leichen im Keller haben. > Wenn du jemanden einstellen musst, der dich im Jahr ca. 10^5 Euronen > kostet: > nimmst du von zwei Bewerbern den, der eine Bewertung bisheriger > Arbeitgeber unter der Decke hält (auf die er ja einen Anspruch hat und > sie also in jedem Fall vorweisen könnte, wenn er will), oder denjenigen, > der offen alle Karten auf den Tisch legt? Ne, ich schau auf die Ausbildungszeugnisse und achte darauf ob jemand das was ich möchte schon mal gemacht hat, aber natürlich auch darauf ob ihn mein Jobangebot begeistert oder anödet. Dafür nehme ich mir ausreichend Zeit und mache dem Bewerber den Betrieb ausführlich bekannt. > Ein Zeugnis ist sicher mit Vorsicht zu genießen, vor allem weil es halt > vom Nasenfaktor abhängt. Quatsch, ganz und gar nicht. > Aber kein Zeugnis ist ebenso sicher kein Vorteil. Kommt auf dem Job an. Ein Ingenieur, der als Bestücker arbeiten will hat da mit seiner Vita schlechte Chancen, jedoch wenn es das Zeugnis weg lässt, hat er gute Chancen den Job zu bekommen. Arbeitgeber müssen Arbeitnehmer respektieren, begeistern und motivieren können. Aber einige Arbeitgeber denken, das wird einem alles in den Schoss gelegt. > Was die Eigendarstellung irgendwelcher toller Experten angeht, bin ich > Pessimist. Der Fachkräftemangel wird dir schon Respekt bei bringen. Ansonsten kann es schnell passieren das du bei H4 landest als Versager der sich auf veränderte Marktbedingungen nicht einstellen konnte oder wollte. > Halte dich also besser von mir fern, und danke für die Blumen. Wenn du mir nicht im Weg bist, hab ich damit kein Problem, ansonsten mach schon mal dein Testament. Axel Laufenberg schrieb: > Eine Bescheinigung ohne Bewertung sieht stark danach aus, dass man sich > über die Bewertung nicht einigen konnte. Was sicher nicht positiv ist. Bei so viel Pessimismus würde ich mich nie auf die Straße wagen. Man könnte ja unter die Räder kommen. > Im Übrigen gibt es keine Geheimsprache bei Zeugnissen. Eigentlich gibt > es nicht viele Themen, die so ausführlich dokumentiert sind. Das war der Stand Anfang der 80er bis ein Staatsekretär öffentlich das Gegenteil zu gab. Danach war Schluss mit Lustig.
Michael S. schrieb: > Wenn du mir nicht im Weg bist, hab ich damit kein Problem, ansonsten > mach schon mal dein Testament. Das ist natürlich eine pragmatische Einstellung für ein gepflegtes Miteinander.
Klaus Wachtler schrieb: > Michael S. schrieb: >> Wenn du mir nicht im Weg bist, hab ich damit kein Problem, ansonsten >> mach schon mal dein Testament. > > Das ist natürlich eine pragmatische Einstellung für ein gepflegtes > Miteinander. Ich dachte eigentlich daran dich zu beerben oder haste das als Drohung empfunden? Wie käme ich dazu? Ich kenne dich ja nicht persönlich. Zum beerben ist das auch nicht nötig. Sind halt nur Wortspiele und du bist voll aufgelaufen. Daher, munter bleiben.
Hm, dann habe es ich wohl bisher versäumt, dich in meinem Testament zu berücksichtigen. Wie denn auch ohne Name und Adresse... "Hiermit vermache ich alles Elvira, meiner Geliebten. Meine zickige Frau und die mißratenen Kinder bekommen nichts. Zum Schluß grüße ich meinen verlogenen Neffen Erwin, dem ich versprochen hatte, ihn in meinem Testament angemessen zu erwähnen."
Klaus Wachtler schrieb: > Wie denn auch ohne Name und Adresse... Technicans v. mikrocontroller.net würde für einen Testamentsvollstrecker ja reichen. > "Hiermit vermache ich alles Elvira, meiner Geliebten. Meine zickige Frau > und die mißratenen Kinder bekommen nichts. Dein Anhang und deine Brut bekämen in der Regel ihren Pflichtteil, aber genug gescherzt. Mache verstehen einfach keinen Spaß, hab ich den Eindruck.
Michael S. schrieb: > Der Optimist sagt: das Glas ist halb voll > der Pessimist sagt: das Glas ist halb leer Der Ingenieur sagt: Die Spezifikation und die Anwendung des Glases stimmen nicht überein.
Klaus Wachtler schrieb: > Ich schon gar nicht; bin Maschinenbauer. :-) Das erklärt Einiges. ;-) Um als Firma beerbt zu werden bedarf es keine Testamentes. Das regelt der Markt, so lange Masse vorhanden und ansonsten der Insolvenzverwalter. Namaste
Hick-Hacker schrieb: > Der Ingenieur sagt: Die spinnen, die Ingenieure, das wussten schon die Gallier. Winfried J. schrieb: > Das erklärt Einiges. Weil die den Drang zum aussteifen haben?
> Weil die den Drang zum aussteifen haben?
In mechanischen Dingen bin ich dabei, aber in wilden Zeiten und im
wilden Leben schon gar, sollte man dies nur da tun wo es Sinn macht.
Man kann sich ja vor lebensgefährlichen Krankheiten schützen, nicht aber
vor dem Tod, denn die tödlichste Krankheit ist das Leben selbst.
Und das gilt für humanoides, wie das Geschäftsleben und das Arbeitsleben
sowieso.
Namaste
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