Komme gerade vom Freiberuflerstammtisch. Da gab es eine interessante Diskussion um die Stundensätze und die Limitierungen der Konzerne. Offenbar ist es Gang und Gäbe, dass das getrickst wird, dass sich die Balken biegen. Auf die Frage, wie genau die lieben Kollegen so abrechnen, sah ich mich der überaschenden Inforamtion gegenüber, dass die meisten zwsischen 5% und 10% mehr Stunden aufschreiben, als sie geleistet haben, und das nicht selten mit Wissen und Duldung der Projektleiter. Der Grund ist überraschend einfach: Viele Projektgeber kriegen von ihrem Controlling den Deckel aufgesetzt und vorgeschrieben, wieiviel der Externe die Stunde kosten darf. Obwohl sie einen bestimmten für mehr beschäftigen würden, weil der sich lohnt, dürfen sie es dann nicht. Weil sie keinen Guten kriegen, machen sie einen Deal und lassen den das Angebot 10% senken. Dafür darf er dann entsprechend mehr Stunden schreiben, dass es passt. Der Projektleiter hat so mher Vergabespielraum zudem den Vorteil, dass er einen sehr "fleissigen" Mitarbeiter aquiriert hat. Wie gut der performt, kann sowieso nur er selber beurteilen und am Ende kräht kein Hn mehr danach, liess man mich wissen. Geil oder? Was sagen andere Freelancer dazu? Irgenwo ist das doch marode! Andererseits ist es mir nur so erklärlich, dass gewisse Firmen, die auf billig setzen, überhaupt noch zu Leuten kommen.
Ja, das läuft in der Tat recht häufig so. Ich hatte sogar mal einen Kunden dessen Controlling sagte, dass man mir die Spesen für die anzuschaffende Hardware nicht ersetzen kann. Ohne diese lässt sich aber nunmal schlecht Entwickeln :-) Das habe ich dann (nach vorheriger Absprache) über meine Arbeitszeit abgerechnet. Das das für den Kunden unterm Strich sogar teurer ist war völlig egal. Hauptsache das Controlling war glücklich :-)
Wenn ein "guter" eine Arbeit schneller als ein "normaler" erledigt bekommt, aber dennnoch aus bürokratischen Gründen nicht mehr bezahlt werden kann, rechnet er halt soviele Stunden ab wie ein "normaler" gebraucht hätte. Die Einheit "Stunde" bezieht sich somit nicht auf Zeit, sondern auf Arbeitsleistung. In diesem Sinne eigentlich einigermaßen gerecht und pragmatisch.
Das ist doch nichts neues, mehr Stunden auf zu schreiben. Ich kenne das schon seit über 10 Jahren von einem grossen Automobilzulieferer mit Hauptsitz in Stuttgart-Feuerbach. Ein weiterer "Trick" ist: Relativ niedriges Angebot für ein Projekt abgeben (also Komplettangebot, nicht Stundenbasis). Den Angebotstext jedoch recht allgemein halten. Hinterher dann jede Kleingkeit als Extra aufschreiben und entsprechend abrechnen. Der Projektleiter hat damit kein Problem, dem ist es eh völlig egal, was das Ganze am Ende kostet. Und die BWLer bekommen einen Haufen Zahlen, welche sie in Tabellen eintragen können. Damit sind sie beschäftigt und zufrieden. Dass das Projekt am Ende doppelt teuer wurde ist egal (bei der genannten Firma zumindest). MfG Ulli-B
Hi, Ständigselber, > dass die meisten zwsischen 5% > und 10% mehr Stunden aufschreiben, als sie geleistet haben, und das > nicht selten mit Wissen und Duldung der Projektleiter. Klar. Das ist eine Art Nebenwirkung der eigentlich "gut gemeinten" Idee der Deckelung, wo der Controller oder ein anderer Depp gemeint hat, seiner Firma viel Geld sparen zu können. Auch Deppen wollen glänzen. „Das Gegenteil von gut ist nicht böse, sondern gut gemeint.“ (Kurt Tucholsky) Sobald das einem die Falschaufschreibung nicht nur auffällt, sondern er sie auch konsequent unterbinden will, wird er wohl eine Art Qualitätssicherung einführen - deren Bürokratie dann noch teurer wird. Dazu wird er deren Kosten wiederum woanders verstecken müssen. Das ist der ganz normale Wahnsinn. Kafka läßt grüßen. Ciao Wolfgang Horn
Kenne ich auch zur Genüge! Reisezeiten und Unterbringung sind normalerweise in den Stundensätzen enthalten, weil besonders die Vermittler immer "all-in"-Preise haben wollen. Die Entscheider orientieren sich dabei immer an den Durchschnittswerten, z.B. bei den Freiberuflerplattformen wie GULP. Wenn da ein C++-Entwickler mit 70,- gelistet ist, darf der Bewerber nicht mehr kosten. Natürlich will man den Besten haben und nicht nur den Durchschnittlichen :-) Die Bandbreite für C++ bewegt sich aber real zwischen 50,- und 80,- die Stunde, je nach Komplexität und Knowhow. Der Controller will den für den Endsatz von 60,- und der Entwicklungsleiter braucht einen, der 75,- kostet. Also einigt man sich auf einen Angebotspreis von 70,- und haut 10% mehr Stunden drauf. Letztenendes wird dann einfach immer mehr geschrieben. Das Problem ist jetzt, wenn Neukunden zum ersten mal ins Geschäft einsteigen und sich die Hände reiben, wie billig man einen Freiberufler kriegen kann :-) Mein Kunde zahlt z.B. die Reisekosten und die Unterbringung. Das ist auf den ersten Blick nicht so viel, macht aber genau den Unterschied zwischen einen gerade lukrativen Projekt und einem, wo man dumping betreiben muss, um sich über Wasser zu halten. Mein letzter Kunde hat mir die komplette Einarbeitung in 2 Tools bezahlt, weil er das Knowhowdefizit akzeptiert und trotzdem am Limit bezahlt hat. Ein anderer, der das schon gekonnt hätte, wäre zu teuer gewesen. Am Ende war ich natürlich nicht so effektiv. Aber Externe sind selten effektiv. Die ganze Angelegenheit ist eine reine Dummrechnerei aus den BWL-lastigen Abteilungen in den Konzernen. Da legen einige "Marktpreise" an denen ich andere orientieren.
Ulli B. schrieb: > Das ist doch nichts neues, mehr Stunden auf zu schreiben. Ja, da kam mal ein Handwerker zu Petrus und beschwerte sich, warum er schon so früh mit 40 Jahren sterben musste. Petrus antwortete: "Wieso? Nach den Stunden, die sie aufgeschrieben haben sind sie schon mindestens 80!" :-) Gruss Harald
Eigentlich kenne ich es so dass tatsächliche Stunden gezählt werden und die Grundlast (Dokumentation etc.) dazu gezählt wird, also diese 5-10%.
Wieso würde eine "Grundlast" dazu gezählt werden müssen? Die wäre doch Bestandteil realer Arbeit und ohnehin aufzuführen. Allerdings nehme ich erstaunt zur Kenntnis, dass Doku nur 105 sein sollen. Rechnet man planende Doku im Vorfeld, begleitende Doku und verpflichtende Doku zusammen, ist das meist mehr, als die eigentliche Software.
Ich bin freiberuflicher Softwareentwickler und habe bisher nicht auf so einer Basis gearbeitet. Allerdings bekomme ich fast alle Projekte über Vermittlungsfirmen, sodaß ich gar nicht in einer Position für solche Deals mit dem Kunden bin und hin und wieder schlechte Stundensätze akzeptieren muß, wenn ich z. B. nicht dauerhaft aus dem Koffer leben möchte. Allerdings merke ich, daß seitens der Kunden (oder der Vermittler?) massiv gedrückt wird. Das Problem scheint mit zu sein, daß viele Firmen heute von Personen geleitet werden, die mehr von Excel, PowerPoint und Erbsenzählen verstehen als davon, welche Produkte die eigene Firma herstellt oder wie diese Produkte entwickelt werden und die nicht verstehen, daß man nur Affen bekommt, wenn man mit Bananen bezahlt ;-) . In der Informatik gibt es Beispiele aus der Literatur, wo sich die Produktivität guter und schlechter Leute um einen Faktor 10 unterschiedet, wahrscheinlich wesentlich mehr als in den meisten anderen Branchen. So etwas ist praktisch niemals beim Stundensatz zu realisieren.
Na, der Faktor 10 schlägt auch nicht aufs gesamte Projekt durch. Wenn man was runterprogrammieren muss, unterscheiden sich Tippgeschwindigkeiten sich er nicht mehr, als um +/-20%. Hast aber Recht: Oft ist ein kluges Konzept viel einfacher zu realisieren. Bei mir (Elektronik) ist es oft das Einsparen von Hardware. Je Platine 1-2 Euro weniger durch ein klügeres Design und schon sind 100.000 weniger an Produktionskosten drin. Das sieht man halt im Vorfeld nicht. Das Resultat ist, dass alle im pool ungefähr auf die Mitte des Preisgefüges gezogen werden: Die Guten müssen runter mit dem Preis, weil sie Qualität nicht durchsetzen können und die Schlamperer profitieren von überhöhten Preisen, in dem sie mittelmäßig anbieten und nur minimal runtergehandelt werden.
Ist doch scheissegal, oder? Die Firmen bekommen die Leute billig, die Leute dafür ihr Geld. Wo bitte ist denn da das Problem. Das machen wir an der Uni teilweise genauso mit Probandengeldern. Wer bitte macht denn irgendwas für 6 Euro die Stunde, wenn es nur eine Stunde dauert und er dafür extra anreisen muss? Niemand. Also schreibt man 2 Stunden auf. Je nach marktlage halt. Und bei EU-Projekten muss man teilweise irgendwann 2 Jahre später Stundenzettel abgeben- was denkt ihr wo da die Stundenzahlen herkommen? randn()...
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