Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Aktive/passive Filter


von Thomas (Gast)


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Servus,
ich verstehe nicht den Vorteil von Filtern zweiter Ordnung gegenueber 
andere erster Ordnung... und was sind die Vorteile/Nachteile von aktiven 
bzw. passiven Filtern... wie kann ich mich entscheiden ob ich ein 
passives oder aktives Filter nehme?
Gruss,
Khaled

von 2.0 Sound (Gast)


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Passiv ohne Verstärkung
Aktiv mit

Passiv:
keine stabilitätsprobleme
weniger rauschen nichtlinearität usw

Aktiv:
Verstärkung

von Martin S. (sirnails)


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Die Vorteile sind doch ganz klar: Filter höherer Ordnung haben eine 
höhere Dämpfung. Es gibt verschiedene Filter wie Butterworth, Bessel, 
Cauer oder Tschebyscheff-Filter. Alle haben verschiedene Eigenschaften 
im Bezug auf Phasenverhalten, Steilheit, Linearität usw.

Je höher die Ordnung dieser Filter ist, umso höher wird die Steilheit 
und damit die Dämpfung. Allerdings steigt auch die Dämpfung im 
Durchlassbereich. Darüber hinaus werden sie hochohmiger (da es keine 
idealen Bauteile gibt) sodass eine Steigerung nur bis zu einem gewissen 
Grad sinnvoll ist (bei Butterworth beispielsweise bis 5ter Ordnung).

Aktive Filter können diese schlechten Eigenschaften teilweise 
ausgleichen. Leider erhält man damit aber auch alle anderen Probleme von 
Halbleitern wie Nichtlinearitäten, thermisches Rauschen usw.

von Thomas (Gast)


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2.0 Sound schrieb:
> Aktiv:
> Verstärkung

Aber Sallen-key filter kann als unity-gain low pass filter z.B. 
konfiguriert werden. In diesem Fall, warum soll ich den dann nehmen?! 
warum nehme ich nicht einfach einen RC filter, und fertig?

Danke

von 2.0 Sound (Gast)


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Was willste genau machen?

von Thomas (Gast)


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2.0 Sound schrieb:
> Was willste genau machen?

ja ich wollte den Ausgang von einem differenzverstaerker filtern. Ich 
habe in einer Beispielloesung von Energy micro, dass sie es so gemacht 
haben, deswegen wollte ich wissen, warum haetten sie nicht einfach einen 
RC filter genommen...

von 2.0 Sound (Gast)


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Ok

Ich mehme mal an du möchtest Tiefpass filtern. Idr genügt ein einfaches 
RC Glied. Dieses gibt dir 20dB/dekade Dämpfung: dh. dass wenn du dein 
Filter auf 1kHz spezifizierst du 20db Dämpfung hast bei 10kHz. Sollte 
dir das nicht genügen kansst du höhere Ortnungen machen.

Beim Filterentwurf bestehen wesentliche unterschieden zwischen cauer 
butterworth chebycheff und bessel --> siehe dazu wikipedia

Ich kenne deine Genaue Anwendung nicht, macht mir aber den anschein dass 
du nur ein bisschen TP filtern willst ohne spez spezifikation, dann 
probiers mal mit nem einfachen RC.

von Boris (skyperhh)


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Thomas schrieb:
> Aber Sallen-key filter kann als unity-gain low pass filter z.B.
> konfiguriert werden. In diesem Fall, warum soll ich den dann nehmen?!
> warum nehme ich nicht einfach einen RC filter, und fertig?

Ja ... aber nur solange der Filter am Ausgang nicht belastet wird. 
Deshalb schaltet man z.B. einen OP als Spannungsfolger / Impedanzwandler 
dahinter. Der Op mit seinen hochohmigen Eingang belastet das Filter 
nicht. Wenn deine Folgeschaltung einen hochohmigen Eingang hat, dann 
kannst Du diesen auch sparen.

Zu aktiven Filter gibt es im Tietze Schenk ein Kapitel... dazu kann ich 
diese Seite empfehlen, verschiede Filter mit Schaltungen und simulieren 
--> http://sim.okawa-denshi.jp/en/Fkeisan.htm

Gruß

Boris

von Ina (Gast)


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>ja ich wollte den Ausgang von einem differenzverstaerker filtern. Ich
>habe in einer Beispielloesung von Energy micro, dass sie es so gemacht
>haben, deswegen wollte ich wissen, warum haetten sie nicht einfach einen
>RC filter genommen...

Der Hersteller des LTC1602 macht es auch mit einem simplen RC-Filter am 
Ausgang. Von daher könntest du das wohl auch machen. Wahrscheinlich hat 
man hier eine Anwendung mit kräftigem Ripple, da ist eine aktive, 
zweipolige Tiefpaßfilterung mit niedriger Güte (also Bessel-, 
"Kompromiß"- oder Butterworth-Charakteristik) oft von Vorteil.

Ich glaube, die Schaltung ist sowieso halbwegs falsch. Offenbar hat man 
nicht verstanden, daß der LTC1602 einen Stromausgang hat. Demnach bringt 
der LTC1602 wegen R126 schon einen Innenwiderstand von 12k in die 
Schaltung mit, womit sich der eine wirksame Filterwiderstand auf R126 + 
R377 also 22k erhöht, was von R378 also 10k kräftig abweicht. Mit R375 
und R376 ist das kein typisches Sallen-Key-Filter mit gleichen 
Komponenten mehr. Beläßt man R375 und R378 wie sie sind, ist es ein 
Butterworth-Filter. Das macht Sinn. Macht man R375 und R376 dagegen 
anpaßbar, was diese Anordnung ja suggeriert, macht es keinen Sinn mehr.

Schreibt Energy Micro denn irgendetwas dazu?

von Ralph B. (rberres)


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Thomas schrieb:
> ja ich wollte den Ausgang von einem differenzverstaerker filtern. Ich
>
> habe in einer Beispielloesung von Energy micro, dass sie es so gemacht
>
> haben, deswegen wollte ich wissen, warum haetten sie nicht einfach einen
>
> RC filter genommen...

Das Filter ist ein Sallen_Key Filter 2ter Ordnung.
Mit der Verstärkung dieser Stufe, welche durch das Verhältnis R376 zu 
R375 festgelegt wird, kannst du stufenlos die Filtercharakteristik von 
Besselfilter über Butterworthfilter bis zum Thebycheffilter mit 
beliebiger Welligkeit im Durchlassbereich einstellen. Bei zu großer 
Verstärkung wird das Filter anfangen zu schwingen. Bei einer Verstärkung 
von 2 hast du glaube ich Butterworthcharakteristik.

Setzt man die Verstärkung auf 1, dann ist das Filter stark unterkritisch 
und hat ein viel zu flachen Übergang von Durchlass in den Sperbereich.
In diesem Falle müßte man über das Verhältnis der beiden Kondensatoren 
die Filtercharakteristik einstellen.

Über die verschiedene Filtercharakteristiken solltest du dich mal in 
wikipedia schlau machen, und raussuchen, welche die geeignete für dich 
ist.

Ralph Berres

von Ralph B. (rberres)


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Ina schrieb:
> Demnach bringt
>
> der LTC1602 wegen R126 schon einen Innenwiderstand von 12k in die
>
> Schaltung mit, womit sich der eine wirksame Filterwiderstand auf R126 +
>
> R377 also 22k erhöht, was von R378 also 10k kräftig abweicht. Mit R375
>
> und R376 ist das kein typisches Sallen-Key-Filter mit gleichen
>
> Komponenten mehr. Beläßt man R375 und R378 wie sie sind, ist es ein
>
> Butterworth-Filter.

Bist du dir wirklich sicher das da eine Butterworthfilter bei rauskommt?

Ralph Berres

von Ina (Gast)


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>Bist du dir wirklich sicher das da eine Butterworthfilter bei rauskommt?

Nicht genau natürlich, es ist etwas schlapper. Ein typisches 
Sallen-Key-Filter mit gleichen Bauteilewerten ist aber auch nicht, weil 
die Ausgangsimpedanz des LTC1602 in dieser Schaltung 12k beträgt.

Aber den Threadersteller scheint es ja sowieso nicht mehr zu 
interessieren...

von Helmut L. (helmi1)


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Thomas schrieb:
> deswegen wollte ich wissen, warum haetten sie nicht einfach einen
> RC filter genommen...

Mit RC Filter ohne Verstaerker erhaelts du keine konjugiert komplexen 
Pole im Nenner. Diese komplexe konjugierten Polstellen erhaelts du nur 
mit aktiven oder RLC Filtern. Um ein Filter mit Bessel (linearer 
Phasengang) , Butterworth (maximal flacher Amplitudengang) oder 
Tschebycheff (moeglichst steiler Verlauf von Durchlass in den 
Sperrbereich) Charakteristik zu bauen benoetigts du aber diese 
Polstellen.

von wayne (Gast)


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von Michael (Gast)


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Von TI gibt es das Filterdesigntool FilterPro zum durchrechnen von 
aktiven Filtern
http://focus.ti.com/docs/toolsw/folders/print/filterpro.html

von Helmut S. (helmuts)


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Das ursprüngliche Tiefpassfilter (10k, 1n) hatte 10kHz Grenzfrequenz. 
Durch die zusätzlichen 12kOhm ist diese noch 6,2kHz. Ein Nachteil vom 
Sallen-Key Filtern 2. Grades ist, dass bei hohen Frequenzen Signale am 
Opamp vorbei durchkommen, da dort der Opamp keine Verstärkung mehr hat. 
Dieses Problem lässt sich in der hier gezeigten Schaltung durch einen 
zusätzlichen 1nF Kondensator parallel zum 12k Widerstand lösen lösen. 
Damit sinkt die Grenzfrequenz auf 4,8kHz. Durch Erhöhen von R376 könnte 
man die Grenzfrequenz anheben.
R375 sollte übrigens eher 10k als 1k sein. Wenn amn dann auch noch R376 
zu 0Ohm macht, dann lässt man R375 besser gleich ganz weg.

von Tante Käthe (Gast)


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Hallo Thomas! Ihr seid ja schon ein Stück weiter in der Diskussion 
gekommen.
Ich wollte meine Erfahrung mit Energy Micro teilen, da ich den Kommentar 
von Ina - „was sagt Energy Micro dazu“ - gelesen habe:
Ich habe gute Erfahrung mit support.energymicro.com gemacht. Die Frage 
würde ich auch da platzieren. Allerdings geht es nur auf Englisch (oder 
Norwegisch :-)).
Tschüss...
TK

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