Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Promotion oder nicht Promotion?


von Robin (Gast)


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Promotion oder nicht Promotion?

Letzte Woche habe ich mein Elektrotechnikstudium (Uni) abgeschlossen. 
Meine Diplomarbeit habe ich bei einem der großen deutschen 
Automobilherseller im Bereich Batterien/eDrive angefertig. Zunächst 
werde ich ein paar Monate auf Rreisen gehen. Für die Zeit danach hat mir 
jedoch meine Abteilung, bereits mit Zustimmung der verschiedenen 
Instanzen, eine Promotionsstelle angeboten. Jetzt stellt sich für mich 
die große Frage, ob ich diese annehmen soll oder lieber gleich 'richtig' 
Arbeiten gehe.

Die Entscheidung kann mir hier natürlich keiner Annehmen, mich würde 
aber interressieren unter welchen Gesichtspunkten ich in der Industrie 
promovieren sollte. Ich würde sicherlich im Gegensatz zu einer 
Uni-Promotion wesentlich mehr für die eigentliche Arbeit unrelevante 
Dinge erledigen müssen. Andererseits sehe ich die Möglichkeit einen 
Einstieg in ein Solides Unternehmen zu finden bei dem ich 'bleiben' 
kann. Der finanzielle Aspekt spielt für mich, jedenfalls derzeit noch 
eine eher untergeordenete Rolle.

Kurz zu mir, was das Studium betrifft, bin ich sicherlich kein 
Überflieger. Richtig Vollgas habe ich auch erst so ca. ab der zweiten 
Hälfte gegeben, was sich auch deutlich im Schnitt auswirkt. Für die 
Endnote von 1,9 werd ich mich nicht schämen müssen, für eine Promotion 
ist sie aber sicherlich gerade mal noch ausreichen.




Viele Grüße,

     Robin

von Mine Fields (Gast)


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Robin schrieb:
> Ich würde sicherlich im Gegensatz zu einer
> Uni-Promotion wesentlich mehr für die eigentliche Arbeit unrelevante
> Dinge erledigen müssen.

Das glaube ich nicht. Du hast keine Diplomanten zu betreuen, keine 
Vorlesungen und Seminare zu halten und was sonst noch dem Professor 
alles einfällt.

In der Industrie hast du das nicht am Hals.

von Marx W. (Gast)


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Robin schrieb:
> Letzte Woche habe ich mein Elektrotechnikstudium (Uni) abgeschlossen.
> Meine Diplomarbeit habe ich bei einem der großen deutschen
> Automobilherseller im Bereich Batterien/eDrive angefertig.
Na, Nix neues!
> Zunächst
> werde ich ein paar Monate auf Rreisen gehen.
Schau, dass du im Lebenslauf das nicht angeben mußt, ich persönlich hau 
solche Bewerbungen in die Tonne!
> Für die Zeit danach hat mir
> jedoch meine Abteilung, bereits mit Zustimmung der verschiedenen
> Instanzen, eine Promotionsstelle angeboten.
Willste mal ein Prof. werden, dann nimm an!
> Jetzt stellt sich für mich
> die große Frage, ob ich diese annehmen soll oder lieber gleich 'richtig'
> Arbeiten gehe.
Geh arbeiten, und  bilde dich generalistisch weiter!
Den Daktarie kannste dir auch einfach über die richtigen Stellen 
nebenberuflich zulegen!
(Gemeint ist nix alá Gutenberg und Co!)

von Robin (Gast)


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@Stefan
Ganz so ist es auch nicht. Habe natürlich schon mit verschiedenen 
Doktoranden gesprochen. 20%..30% Projektarbeit, die überhaupt nichts mit 
der Promotion zu tun hat ist normal. Habe aber vereinzelt hier im 
Konzern welche kennengelernt, die meinten sie wären zu 70 bis 80% anders 
beschäftigt. (und werden deshalb voraussichtlich bald kündigen)

In der Forschungsarbeit ist man an der Uni sicherlich freier, dafür 
läuft man stärker Gefahr, sich immer weiter in ein Thema zu vertiefen, 
das später in der Industrie kaum Relevanz hat.
Die Industrie-Promotionen sind in der Regel praxisbezogener und bieten 
meiner Meinung nach danach größere Möglichkeiten sich danach beruflich 
zu entfalten.

Was jetzt speziell in meinem Fall dafür spricht ist, dass das Umfeld 
stimmt, das Thema mit Sicherheit in den nächsten 20Jahren gewissermaßen 
relevant sein wird und ich darüberhinaus einen Einstieg in ein 
Unternehmen bekomme, dass sehr viele Perspektiven bietet und bei dem ich 
mir Vorstellen kann, auch später zu bleiben.

von Robin (Gast)


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@Marx
Promotion parallel zum Job kann ich mir kaum vorstellen. Solche Versuche 
enden oft darin nach 10Jahren ständigen versuchens dann doch abzubrechen 
und dazu Freunde, Freundin und Familie permanent zu vernachlessigen. Nur 
um mich Dr. nennen zu können ists mir das nicht wert.

von PostMortem (Gast)


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Also ich seh das so:

Promotion an der Uni:

1) Vorteile:
- akzeptables Gehalt, meist mindestens doppelt so hoch wie bei Promotion 
in der Industrie

2) Nachteile:
- 5 Jahre lang bist du die kleine Bitch vom Prof., hat der Prof. 
schlecht geschissen am Morgen, lässt er seine miese Laune an dir aus und 
du hast nicht die geringste Handhabe gegen ihn, 5 Jahre Prostitution und 
Arsch kriechen sind angesagt, wenn du Pech hast...der Muff von 1000 
Jahren ist halt immer noch vorhanden
- den Gehaltsnachteil holst du möglicherweise nie wieder rein, denn auch 
trotz Dr.-Titel macht dir jeder, der schon 5 Jahre "richtig" im Job ist 
(also freie Wirtschaft bzw. Industrie) erstmal was vor

Promotion im Unternehmen:

1) Vorteile:
- du knüpfst direkt schon industrielle Kontakte und bist entweder sicher 
oder mit großer Wahrscheinlichkeit auch nach der Promotion "an Bord", 
also dein späterer Werdegang ist quasi safe und die Promotionsjahre 
lassen sich zweifelsfrei schon als industrielle Beruserfahrung verkaufen
- zumindest theoretisch in 3 Jahren machbar...THEORETISCH...Realität 
sieht sicher anders aus
- raus aus dem Unimuff der letzten 1000 Jahre und daher weniger der 
Willkürlichkeit des Prof.'s unterworfen

2) Nachteile:
- jede Einzelhandelskauffrau verdient jahrelang mehr als du, das Gehalt 
ist eine unglaubliche Frechheit bei viele Unternehmen, den 
Gehaltsnachteil holst du definitiv viele Jahre lang nicht mehr rein

Ich persönlich - aber das ist wirklich nur meine eigene Meinung - halte 
eine Promotion als Ingenieur für verschwendete Zeit. Kohle und Karriere 
machst du anders. Bei uns sind die Führungsposten mit den guten 
Allroundern besetzt, die sowohl menschlich, fachlich als auch in Sachen 
wirtschaftlichem und Alltagsdenken gut dabei sind - Dr.-Titel haben da 
die wenigsten. Die Dr.-Leute findet man vorwiegend da, wo halt wirklich 
fachlich viel Wissen gefragt ist, in der Entwicklung und Forschung. Wenn 
man also gezielt auf fachliche Tiefe aus ist, mag eine Promotion der 
richtige Weg sein.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Stefan L. schrieb:
> Du hast keine Diplomanten zu betreuen, keine
> Vorlesungen und Seminare zu halten und was sonst noch dem Professor
> alles einfällt.

Und das ist gut so! Die Promotion ist u.a. die Voraussetzung für eine 
mögliche Berufung. Dann steht die Wissensvermittlung  durch Vorlesungen 
und Seminare im Vordergrund. Gut wenn man schon in der Promotionszeit 
geübt hat. Dem Prof. sollte noch vielmehr einfallen die fachliche und 
didaktische Qualifikation seiner Promoventen zu fördern.

PostMortem schrieb:
> - 5 Jahre lang bist du die kleine Bitch vom Prof., hat der Prof.
> schlecht geschissen am Morgen, lässt er seine miese Laune an dir aus und
> du hast nicht die geringste Handhabe gegen ihn, 5 Jahre Prostitution und
> Arsch kriechen sind angesagt,...

Wo hast du denn das aufgeschnappt? Im Wirtshaus um die Ecke?

von MaWin (Gast)


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Wenn du es fachlich vom Wissen her hinbekommst, diese Promotion ohne 
extreme Überlastung hinzubekommen, dann mach sie. Es ermöglicht immerhin 
einige weitere Arbeitsmöglichkeiten, Führungsposition oder Professur.

Wenn du die eigentlich nicht schaffen kannst, und dich ewig strecken 
müsstest, Professoren bestechen, abschreiben :-) dann lass es.

Einen Doktor nur der Vistitenkarte wegen ist sinnlos, denn jeder Hirsch 
merkt gleich daß der wohl eher gewonnen als passend war.

> Meine Diplomarbeit habe ich bei einem der großen deutschen
> Automobilherseller im Bereich Batterien/eDrive angefertig.
> Für die Endnote von 1,9 werd ich mich nicht schämen müssen.

Klingt nach sein lassen.

von Robin (Gast)


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@PostMortem
sehr guter Kommentar, vielen Dank!

Meine Diplomarbeit habe ich in der Konzerninternen Forschung gemacht, 
sie ging selber jedoch eher in Richtung Entwicklung. Meine persönlichen 
Erfahrungen kommen deswegen aus diesem Bereich. Beschäftigt waren dort 
nahezu ausschließlich promovierte oder Doktoranden. 'Nur' mit dem Diplom 
hat man kaum die Chance dort reinzukommen.

Ich selber strebe nicht an in absehbarer Zeit in den Aufsichtsrat 
aufzusteigen, viel mehr lege ich darauf Wert, eine Solide Stelle zu 
bekommen, ein gutes Arbeitsklima zu haben und bezüglich der 
Arbeitszeiten so flexibel zu sein um sie gut mit der Famile (also dann 
mal später) vereinbaren zu könenn. (was nicht heißt, dass es auch mal 
eine 60-70h Woche geben darf wenns wirklich klemmt).
Was das Gehalt betrifft, ich bin überzeugt davon, dass ein 
Ingenieursgehalt bei einer großen deutschen Firma in Festanstellung 
ausreicht um über die Runden zukommen.

von yannik23 (Gast)


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Quatsch,
Zur Beruffung ist eine Promotion nicht unbedingt erforderlich soll zB im 
Kunst und Architekturbereich nicht die Ausnahme sein ohne diese Beruffen 
zu werden!

"Dem Prof. sollte noch vielmehr einfallen die fachliche und
didaktische Qualifikation seiner Promoventen zu fördern."

Fachlich und didaktisch wird durch die Habilitation nachgewiesen deshalb 
ist es Unfug in der Promotion seine Zeit mit 1 und 2 Semester Studenten 
zu vergeuden.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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yannik23 schrieb:
> Quatsch,
> Zur Beruffung ist eine Promotion nicht unbedingt erforderlich soll zB im
> Kunst und Architekturbereich nicht die Ausnahme sein ohne diese Beruffen
> zu werden!

Hoffentlich weiß das auch die Berufungskommission! Im Zweifelsfall hilft 
das jeweilige Hochschulgesetz des Landes. Außerdem haben wir hier nicht 
über Kunst diskutiert sondern über Ingenieurwissenschaften. Hier ist die 
Promotion Voraussetzung zur Berufung. Im Ausnahmefall können 
gleichwertige Leistungen erbracht werden.

yannik23 schrieb:
> Fachlich und didaktisch wird durch die Habilitation nachgewiesen deshalb
> ist es Unfug in der Promotion seine Zeit mit 1 und 2 Semester Studenten
> zu vergeuden.

So, so. Das wurde wohl auch im Wirtshaus um die Ecke vermittelt? 
Tatsächlich wird im Rahmen des Habilitionsverfahrens die facultas 
docendi  festgestellt, ist jedoch nicht Voraussetzung für eine Berufung.
Zeit mit der Wissensvermittlung zu verbringen ist nie vergeudete Zeit.

von Christian B. (casandro)


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Die Frage ist, ob Du was zur Gesellschaft beitragen möchtest, oder in 
einem Unternehmen versauern willst.

In Europa ist es nun mal so, dass man in Unternehmen mehr Geld verdient, 
dafür jedoch hauptsächlich unsinnige, oder gar gesellschaftsschädliche, 
Dinge machen muss.

von PostMortem (Gast)


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Joe G. schrieb:
> Wo hast du denn das aufgeschnappt? Im Wirtshaus um die Ecke?

Spar dir deine Polemik. Dann antworte ich dir vielleicht auch beim 
nächsten Mal inhaltlich.

von yannik23 (Gast)


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Eine Promotion ist nicht nötig!
Es genügt wie ich gesagt habe "besondere Befähigung zu künstlerischer 
Arbeit", das wird de jure nicht auf Kunsthochschulen und Kunstfakultäten 
begrenzt!


"Tatsächlich wird im Rahmen des Habilitionsverfahrens die facultas
docendi  festgestellt, ist jedoch nicht Voraussetzung für eine Berufung.
Zeit mit der Wissensvermittlung zu verbringen ist nie vergeudete Zeit."

"Die zusätzlichen wissenschaftlichen oder künstlerischen Leistungen nach 
Absatz 1 Nr. 4 Buchst. a werden in der Regel durch eine Habilitation 
oder im Rahmen einer Juniorprofessur "




Thüringer Hochschulgesetz
- ThürHG -

§ 77
Einstellungsvoraussetzungen für Professoren

(1) Einstellungsvoraussetzungen für Professoren sind neben den 
allgemeinen dienstrechtlichen Voraussetzungen mindestens

ein abgeschlossenes Hochschulstudium,
pädagogische Eignung,
besondere Befähigung zu wissenschaftlicher Arbeit, die in der Regel 
durch eine qualifizierte Promotion nachgewiesen wird, oder besondere 
Befähigung zu künstlerischer Arbeit und
darüber hinaus je nach den Anforderungen der Stelle
zusätzliche wissenschaftliche oder zusätzliche künstlerische Leistungen 
oder
besondere Leistungen bei der Anwendung oder Entwicklung 
wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden in einer mindestens 
fünfjährigen beruflichen Praxis, von der mindestens drei Jahre außerhalb 
des Hochschulbereichs ausgeübt worden sein müssen.


(2) Die zusätzlichen wissenschaftlichen oder künstlerischen Leistungen 
nach Absatz 1 Nr. 4 Buchst. a werden in der Regel durch eine 
Habilitation oder im Rahmen einer Juniorprofessur oder im Rahmen einer 
Tätigkeit als wissenschaftlicher oder künstlerischer Mitarbeiter an 
einer Hochschule oder einer außeruniversitären Forschungseinrichtung 
oder im Rahmen einer wissenschaftlichen oder künstlerischen Tätigkeit in 
der Wirtschaft oder in einem anderen gesellschaftlichen Bereich im In- 
oder Ausland erbracht. Satz 1 gilt nur bei der Berufung in ein erstes 
Professorenamt. Die für die Besetzung einer Professur erforderlichen 
zusätzlichen wissenschaftlichen oder künstlerischen Leistungen werden 
umfassend im Berufungsverfahren bewertet.

(3) Auf eine Stelle, deren Funktionsbeschreibung die Wahrnehmung 
erziehungswissenschaftlicher oder fachdidaktischer Aufgaben in der 
Lehrerbildung vorsieht, soll nur berufen werden, wer eine dreijährige 
Schulpraxis nachweist. Professoren für Fachhochschulstudiengänge müssen 
die Einstellungsvoraussetzungen nach Absatz 1 Nr. 4 Buchst. b erfüllen; 
in besonders begründeten Ausnahmefällen können solche Professoren 
berufen werden, wenn sie die Einstellungsvoraussetzungen nach Absatz 1 
Nr. 4 Buchst. a erfüllen.

(4) Soweit es der Eigenart des Faches und den Anforderungen der Stelle 
entspricht, kann abweichend von den Absätzen 1 bis 3 als Professor auch 
eingestellt werden, wer hervorragende fachbezogene Leistungen in der 
Praxis und pädagogische Eignung nachweist.

(5) Professoren mit ärztlichen, zahnärztlichen oder tierärztlichen 
Aufgaben müssen zusätzlich die Anerkennung als Gebietsarzt, 
Gebietszahnarzt oder Gebietstierarzt nachweisen, soweit für das 
betreffende Fachgebiet nach Landesrecht eine entsprechende Weiterbildung 
vorgesehen ist.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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PostMortem schrieb:
> - 5 Jahre lang bist du die kleine Bitch vom Prof., hat der Prof.
> schlecht geschissen am Morgen, lässt er seine miese Laune an dir aus und
> du hast nicht die geringste Handhabe gegen ihn, 5 Jahre Prostitution und
> Arsch kriechen sind angesagt, wenn du Pech hast...

Sehr geehrter Herr PostMortem,

entschuldigen Sie bitte mein Vergleich mit dem Wirtshaus. Ihre Wortwahl 
„Bitch“, „geschissen“ und „Arsch kriechen“ hat mich voreilig dazu 
hinreißen lassen. Es ist unverzeihlich sich auch auf dieses Niveau 
herabzulassen.
Doch was veranlasst Sie zu der Meinung, dass der deutsche Promovent der 
Willkür seines betreuenden Professors ausgesetzt ist? Haben Sie 
diesbezüglich schlechte Erfahrungen gemacht?  Wenn ja, was veranlasst 
Sie dazu, Ihre privaten schlechten Erfahrungen auf alle Promoventen zu 
extrapolieren?

von Fnord (Gast)


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>> Zunächst
>> werde ich ein paar Monate auf Rreisen gehen.
> Schau, dass du im Lebenslauf das nicht angeben mußt, ich persönlich hau
> solche Bewerbungen in die Tonne!
Und du hast wirklich Angestellte? Wer will für jemanden mit deiner 
Einstellung arbeiten?

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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yannik23 schrieb:
> Eine Promotion ist nicht nötig!
> Es genügt wie ich gesagt habe "besondere Befähigung zu künstlerischer
> Arbeit", das wird de jure nicht auf Kunsthochschulen und Kunstfakultäten
> begrenzt!

Lassen wir doch mal die Wortklauberei. Woher hast Du ein Wissen? Hast Du 
je in einer Berufungskommission gesessen? Hast Du schon mal an einem 
Verfahren teilgenommen? Kennst Du die Abläufe an einer Hochschule, 
beginnend von der Ausschreibung bis zur Berufung? Wenn Du diese Fragen 
mit JA beantworten kannst, dann weißt Du auch wie das ThürHG praktisch 
gehandhabt wird.

von PostMortem (Gast)


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Joe G. schrieb:

> Doch was veranlasst Sie zu der Meinung, dass der deutsche Promovent der
>
> Willkür seines betreuenden Professors ausgesetzt ist? Haben Sie
>
> diesbezüglich schlechte Erfahrungen gemacht?  Wenn ja, was veranlasst
>
> Sie dazu, Ihre privaten schlechten Erfahrungen auf alle Promoventen zu
>
> extrapolieren?

Abgesehen davon, dass du mein in dem Fall bewusst salopp gewähltes, 
sprachliches Niveau mit inhaltlichem Niveau durcheinanderwirfst, 
beantworte ich mal den Rest deines Beitrags:

Was veranlasst dich dazu, mir irgendwelche privaten, schlechten 
Erfahrungen diesbezüglich zu unterstellen?

Ich habe das schlichtweg an verschiedenen Uniinstituten beobachten 
können (das Gegenteil übrigens auch). Es ist einfach so, dass du als 
Doktorand der Willkür das Professors unterworfen bist, geanu so wie als 
Diplomand z. B. auch. Du machst da jahrelang irgendwas und welche Note 
du dafür bekommst, über Gedeih und Verderb, da hat als einziger am Ende 
der Prof. (und seine Freunde...) was zu melden. Es ist nunmal nicht 
jedermanns Sache, sich auf so ein unsicheres Unterfangen einlassen zu 
wollen - ich würde es nicht tun. Es birgt ein Risiko. Die Assistenten an 
zwei Uniinstituten taten mir sehr Leid...am einen hat der Prof. sie wie 
Dreck behandelt und sie teils auch mit schlechten Noten abgestraft, am 
anderen hat der Prof. sie als Sklavenarbeiter missbraucht und die 
Promotionen bewusst und mit verschiedenen Taktiken über mehr als 7 Jahre 
in die Länge gezogen. Das Gegenteil habe ich wie gesagt auch gesehen, wo 
der Prof. vorbildlich und respektvoll mit den Doktoranden umging und für 
gute Leistungen auch gute Noten vergeben hat.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Na prima, dann nehmen wir die "guten" Profs. als Vorbild, die schlechten 
sterben aus.

von yannik23 (Gast)


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rechtsverbindlich ist das jeweilige Landeshochschulgesetz, dh es ist 
nicht notwendig die jeweilige Anwendung zu kennen! Grade das macht doch 
den Rechtsstaat aus! Ich kann anhand der Verwaltungsvorschriften und den 
Gesetzen (die über Verwaltungsvorschriften stehen) sagen ob er Ablauf so 
möglich ist oder nicht! In einen Rechtsstaat müssen sich auch die 
staatlichen Einrichtungen an diese Vorgaben halten da sonst die Berufung 
ungültig ist (nicht umsonst muss sie auch noch vom träger also 
Land/Bundeswehr etc genehmigt werden!)
dh du kannst deine kleine Liste auch noch erweitern und fragen ob ich im 
Bildungsministerium gesessen haben etc pp aber das ist wie gesagt alles 
nicht nötig !
Deiner Theorie nach müsste dann jeder Richter eben auch an diesen 
Entscheidungen mit gewirkt haben um sagen zu können ob die Entscheidung 
illegitim war, aber das ist in einen Rechtsstaat nicht nötig!

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Lies bitte das Gesetz noch mal richtig. Nach Deiner Argumentation könnte 
ein besonders befähigter Künstler zum Professor für Mathematik oder 
Elektrotechnik berufen werden. Integrieren ist zwar Kunst, doch reicht 
der künstlerische Umgang mit Ölfarben zur Lehre der Feldtheorie aus – 
ich möchte hier vorsichtig meine Zweifel anmelden.

von yannik23 (Gast)


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"Nach Deiner Argumentation könnte
ein besonders befähigter Künstler zum Professor für Mathematik oder
Elektrotechnik berufen werden."

Das ist lediglich deine Interpretation dessen was ich geschrieben habe.

Andererseits war mein Prof. für Physik m.W. auch Dr.-Ing. und der Bwl 
Prof den ich hatte war m.E. auch VWLer, es ist also durch aus möglich 
außerhalb seiner Promotion berufen zu werden. (und zB kann ein 
Physikstudent wenn er ein passendes Thema findet durchaus auch an der 
Fakultät für Maschinenbaulehre promovieren oder ein Ing. (zB tech. Inf) 
an der Fakultät für Informatik und schon ist er Doktor der Informatik... 
Ich glaub ich hatte Informatik auch mit Dr.Ings)
also so unflexibel ist man da nicht;D

von Gastino G. (gastino)


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Robin schrieb:
> Promotion oder nicht Promotion?

Wenn die Randbedingungen stimmen, dann ja.

> Letzte Woche habe ich mein Elektrotechnikstudium (Uni) abgeschlossen.
> Meine Diplomarbeit habe ich bei einem der großen deutschen
> Automobilherseller im Bereich Batterien/eDrive angefertig. Zunächst
> werde ich ein paar Monate auf Rreisen gehen. Für die Zeit danach hat mir
> jedoch meine Abteilung, bereits mit Zustimmung der verschiedenen
> Instanzen, eine Promotionsstelle angeboten. Jetzt stellt sich für mich
> die große Frage, ob ich diese annehmen soll oder lieber gleich 'richtig'
> Arbeiten gehe.

Eine Promotionsstelle in der Industrie ist "richtiges Arbeiten". Das ist 
meines Erachtens auch der beste Weg: Man erwirbt Berufserfahrung in der 
Industrie und gleichzeitig die Promotion. Wenn die Randbedingungen 
stimmen, dann schlag da zu!

Zu Deiner Reiserei: Falls Du ohnehin nicht eher da anfangen kannst, ist 
das ok. Ansonsten: Ganz schlechte Idee. Die Monate hätten dann am Ende 
gefehlt, um noch vor dem Canceln des Projektes die entscheidenden 
Ergebnisse zu gewinnen. Gerade in der Industrie ist eine Promotion immer 
ein Wettlauf gegen die Zeit!
Mal abgesehen davon, dass sich monatelange, nicht gut erklärbare 
"Fehlzeiten" in der Bewerbung niemals gut machen.

> Die Entscheidung kann mir hier natürlich keiner Annehmen, mich würde
> aber interressieren unter welchen Gesichtspunkten ich in der Industrie
> promovieren sollte. Ich würde sicherlich im Gegensatz zu einer
> Uni-Promotion wesentlich mehr für die eigentliche Arbeit unrelevante
> Dinge erledigen müssen. Andererseits sehe ich die Möglichkeit einen
> Einstieg in ein Solides Unternehmen zu finden bei dem ich 'bleiben'
> kann. Der finanzielle Aspekt spielt für mich, jedenfalls derzeit noch
> eine eher untergeordenete Rolle.

Projektarbeit ist nicht negativ, sondern hilft, Erfahrung zu sammeln und 
Fachwissen für das Promotionsthema. Es sollte vorher aber klar sein, wie 
hoch der Anteil an reiner Projektarbeit und dem eigentlichen Thema ist!

Allerdings schreibst Du nichts zu den Rahmenbedingungen. Wie lange ist 
die Laufzeit? 3 Jahre sind in der Regel zu kurz. Wie sicher ist das 
Projekt? Gibt es klare Planungen bezüglich der Freiräume für das 
Promotionsthema oder ist das alles noch recht nebulös? Am besten sind 
immer öffentlich geförderte Projekte, denn die können nicht mal eben so 
einfach gecancelt werden.

> Kurz zu mir, was das Studium betrifft, bin ich sicherlich kein
> Überflieger. Richtig Vollgas habe ich auch erst so ca. ab der zweiten
> Hälfte gegeben, was sich auch deutlich im Schnitt auswirkt. Für die
> Endnote von 1,9 werd ich mich nicht schämen müssen, für eine Promotion
> ist sie aber sicherlich gerade mal noch ausreichen.

Sollte ausreichen, ja. Wichtig ist vor allem Selbstdisziplin und 
Durchhaltevermögen. Das haben in meinem Jahrgang die "Überflieger" 
ausnahmslos nicht mitgebracht und so haben die nun ihre Promotion, die 
ähnliche (trotzdem noch klar überdurchschnittliche) Abschlussnoten, aber 
deutlich mehr "Biss" hatten.

von Robin (Gast)


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@Gastino G.
Danke für den sehr objektiven Kommentar. Ich nehme an, du hast entweder 
selbst promoviert oder bist gerade dabei.

Die Promotionsstelle wurde mir sicherlich nicht wegen meinem 'tollen' 
Diplom angeboten, also nehme ich an, sie trauen es mir aufgrund der 
Leistungen während der Diplomarbeit trozdem zu (oder brauchen eine 
günstige Arbeitskraft..)

Rahmenbedingungen:
Bezüglich des Themas wurde mir nur grob die Richtung vorgegeben, was 
daraus wird hängt davon ab, was ich daraus mache - sehr große Freiheit, 
jedoch auch das Risiko in die falsche Richtung zu laufen.

Betreuung und Umfeld: Sehr gut, bestes Verhältnis, sowohl zum 
Teamleiter, alsauch zum Betreuer und ChefChef.

Finanzierung: Allein meine Diplomarbeit hat sich der Konzern schon ca. 
20.000€ kosten lassen, sollte keine weitere Wirtschaftskrise auftreten 
müsste ausreichend Budget vorhanden sein. Zudem wird das Thema durch 
öffentliche Förderung unterstützt.

Laufzeit: Generell beschränkt auf drei Jahre. Kaum einer von denen die 
ich kenne, hat es in der Zeit geschafft. In der Regel fangen sie an zu 
Arbeiten, schreiben nebenher weiter, schreiben von zu Hause aus fertig 
(in Vollzeit, ohne Gehalt) oder bekommen einen Vertrag als externer 
Mitarbeiter, erledigen Projektarbeit und können in ihrer gewohnten 
Umgebung fertig promovieren


Grüße

   Robin

von oszi40 (Gast)


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Robin schrieb:
> Promotion parallel zum Job

Bringt bei schnelllebigen Themen hohes Risiko. Bevor Deine Erfindung 
nach 10 Jahren fertig beschrieben ist, hat Dich die Zeit überholt.
z.B.: MS:640k sind "genug".

Wichtig ist, daß Deine Mühe am Ende ausreichend durch Erfolg belohnt 
wird (ohne Deine Familie zu ruinieren).

von Gastino G. (gastino)


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Robin schrieb:
> @Gastino G.
> Danke für den sehr objektiven Kommentar. Ich nehme an, du hast entweder
> selbst promoviert oder bist gerade dabei.

Ich habe das schon hinter mir. Auch in der Industrie. Ich hatte damals 
zwei Angebote - an der Uni oder in der Industrie (als Externer). Ich 
habe Letzteres gewählt und nie bereut.

> Die Promotionsstelle wurde mir sicherlich nicht wegen meinem 'tollen'
> Diplom angeboten, also nehme ich an, sie trauen es mir aufgrund der
> Leistungen während der Diplomarbeit trozdem zu (oder brauchen eine
> günstige Arbeitskraft..)

Wie schon gesagt, die Promotion ist nicht unbedingt (nur) etwas für 
fachliche Überflieger. Ich habe es immer so (auch bei 
Kommilitonen/Kollegen) erlebt, dass die Profs sich Diplomanden 
ausgesucht haben, die fachlich sehr gut und auch engagiert und 
selbstständig waren. Die suchen Leute, die selbstständig über ein paar 
Jahre bestimmte Projekte bearbeiten, auch mal Durststrecken durchstehen, 
Studenten betreuen und ihre Ergebnisse schriftlich und mündlich (auf 
Konferenzen) anständig kommunizieren können. Keine Überflieger, die nur 
durch die Pizzaklappe kommunizieren. ;)

Und so schlecht ist der Schnitt von 1,9 nicht, bei uns war das schon 
deutlich über dem Durchschnitt, wenn auch die ganz wenigen Besten so um 
1,1 und 1,2 hatten. Bei mir war es 1,8 und ich habe auch erst nach dem 
Vordiplom den "Nachbrenner gezündet". ;)

> Rahmenbedingungen:
> Bezüglich des Themas wurde mir nur grob die Richtung vorgegeben, was
> daraus wird hängt davon ab, was ich daraus mache - sehr große Freiheit,
> jedoch auch das Risiko in die falsche Richtung zu laufen.

Das solltest Du mit dem Prof jedenfalls schon vorab versuchen zu 
detaillieren. Die haben meistens schon gewisse Vorstellungen, die man 
vorher kennen sollte. Also am besten schon mal die Inhalte recht konkret 
planen und dem Prof vorstellen. Der wird Dir idealerweise auch 
Rückmeldung geben, was realistisch ist und was nicht und was er 
erwartet. Und das solltest Du dann auch mit Deinen Chefs in der Firma 
vorher abstimmen.

> Betreuung und Umfeld: Sehr gut, bestes Verhältnis, sowohl zum
> Teamleiter, alsauch zum Betreuer und ChefChef.

Das sind gute Voraussetzungen. Promotionen stehen und fallen mit dem 
Umfeld. Sterbende Projekte (oder Professoren - gibt es auch) können dem 
Vorhaben "Promotion" ein schnelles Ende bereiten.

> Finanzierung: Allein meine Diplomarbeit hat sich der Konzern schon ca.
> 20.000€ kosten lassen, sollte keine weitere Wirtschaftskrise auftreten
> müsste ausreichend Budget vorhanden sein. Zudem wird das Thema durch
> öffentliche Förderung unterstützt.

Ok. Öffentliche Projekte, mit denen auch noch Deine Stelle 
(teil)finanziert ist, sind eine ganz gute Voraussetzung.

> Laufzeit: Generell beschränkt auf drei Jahre. Kaum einer von denen die
> ich kenne, hat es in der Zeit geschafft. In der Regel fangen sie an zu
> Arbeiten, schreiben nebenher weiter, schreiben von zu Hause aus fertig
> (in Vollzeit, ohne Gehalt) oder bekommen einen Vertrag als externer
> Mitarbeiter, erledigen Projektarbeit und können in ihrer gewohnten
> Umgebung fertig promovieren

Ja, in drei Jahren ist eine anständige Diss kaum zu schaffen. Die Zeit 
brauchst Du schon für die praktischen Arbeiten und ein paar 
Veröffentlichungen. Und da sollte auch nicht viel themenferne 
Projektarbeit dabei sein (max. 30%). Schreiben muss dann danach am 
Wochenende und abends stattfinden.
Ich hatte damals den Luxus, 4,5 Jahre als Doktorand da arbeiten zu 
dürfen, wovon ein Jahr als Projektarbeit am Anfang draufging (was mir 
aber schon Einiges an Wissen und Routine eingebracht hat), ca. 3 Jahre 
für das eigentliche Projekt und Veröffentlichungen blieben und sogar ein 
halbes Jahr so ca. 70% der Zeit für das Schreiben da war.

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