Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Extreme Temperatur für Feuchtesensor


von Johannes (Gast)


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Hallo,

ich möchte bei extrem kalten Temperaturen die Luftfeuchtigkeit messen. 
Genauer gesagt bei bis zu -60°C.

Am liebsten würde ich einen
-SHT71 
http://www.sensirion.com/de/01_humidity_sensors/05_humidity_sensor_sht71.htm

oder einen
-HYT271 
http://www.hygrosens.com/produkte/sensorelemente/digitale-feuchtesensoren/hyt-271-allroundtalent.html

einsetzen.
Beide sind aber bloß bis -40°C angegeben. Funktionieren die Sensoren 
noch bei -60°C, auch wenn dann natürlich die Genauigkeit etwas leidet?

Oder sollte ich ein rein kapazitives Modul benutzen und mit 30cm Leitung 
eine Auswerteschaltung in einen temperaturgeschützten Bereich packen?

Danke für die Hilfe

von Lutz (Gast)


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Johannes schrieb:
> Oder sollte ich ... eine Auswerteschaltung in
> einen temperaturgeschützten Bereich packen?

Das wird dann die Luftfeuchte wohl verfälschen bzw. müßte berücksichtigt 
werden.

Im Datenblatt ist bei -40 Grad Schluß; und dann schon mit ziemlichen 
Fehler. Außerdem macht es wohl nicht mehr viel Sinn, eine 
Luftfeuchtigkeit bei so geringen Temperaturen zu messen. Ist nämlich 
praktisch keine mehr da.

von Michel (Gast)


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Lutz schrieb:
> Außerdem macht es wohl nicht mehr viel Sinn, eine
> Luftfeuchtigkeit bei so geringen Temperaturen zu messen.

Immerhin kann die relative Feuchte immer noch zwischen 0 und 100% liegen
;-)

von Timm T. (Gast)


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Michel schrieb:
> Immerhin kann die relative Feuchte immer noch zwischen 0 und 100% liegen

Das kann der Sensor aber nicht mehr messen, weil der auswertet, wieviel 
Wasserteilchen sich zwischen den Kondensatorplatten befinden. Und das 
sind ziemlich wenig...

Bei so tiefen Temps und entsprechend geringem Wassergehalt in der Luft 
ist eine kapazitive Messung nicht mehr drin. Es ginge noch

Taupunkt / Eispunktsensor mit Peltier, der Sensor wird unter die 
Umgebungstemp gekühlt und die Betauung / Vereisung detektiert 
(elektrisch, optisch). Anhand der Temp des Sensors und der Umgebung kann 
die RH berechnet werden.

Interferenzoptischer Sensor, der Wassergehalt ändert die Brechzahl einer 
optischen Schicht, die Interferenz von Licht an Vorder- und Rückseite 
der Schicht ist von Schichtdicke und Brechzahl abhängig. Durch 
spektroskopische Auswertung der Interferenzmaxima kann die Brechzahl und 
damit der Wassergehalt bestimmt werden, unter Berücksichtigung der Temp 
kann auf RH umgerechnet werden. Damit können bei allerdings langer 
Messdauer noch geringste Wasseranteile in der Luft gemessen werden.

So ziemlich alle Messverfahren messen eigentlich den Wassergehalt der 
Luft und rechnen dann über die Temp auf die RH um.

von Johannes (Gast)


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Ok, nachdem das ein Hobbyprojekt werden soll und ich mich nicht in 
Unkosten stürzen möchte, heißt das wohl, dass ich bei -60°C kaum 
möglichkeiten habe vernünfitge werte zu erhalten.

von Michel (Gast)


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Timm Thaler schrieb:
> Michel schrieb:
>> Immerhin kann die relative Feuchte immer noch zwischen 0 und 100% liegen
>
> Das kann der Sensor aber nicht mehr messen, weil der auswertet, wieviel
> Wasserteilchen sich zwischen den Kondensatorplatten befinden. Und das
> sind ziemlich wenig...

Da hast du natürlich recht.

Ein Taupunkthygrometer hört sich sehr spannend an. Vermutlich kann man 
da doch mit einem gut belüfteten Spiegel, der per Peltier 
Temperaturzyklen fährt und durch das Verschwinden des Reflexes einer 
Leuchtdiode anzeigt, wenn er beschlägt, auch als Hobbyprojekt etwas 
hinkriegen. Hört sich interessant an.

von Hoschi (Gast)


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Johannes schrieb:
> Ok, nachdem das ein Hobbyprojekt werden soll und ich mich nicht in
> Unkosten stürzen möchte, heißt das wohl, dass ich bei -60°C kaum
> möglichkeiten habe vernünfitge werte zu erhalten.

Na dann erzähl mal, was das werden soll. Sind ja schon extreme 
Bedingungen.

von Andreas K. (derandi)


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Bei -60° dürfte die relative Luftfeuchigkeit stets bei 100% liegen, 
immerhin bewegt man sich absolut betrachtet bei so einem niedrigen 
Taupunkt schon im ppm-Bereich.

von Timm T. (Gast)


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http://de.wikipedia.org/wiki/Taupunktspiegelhygrometer

ganz unten. Bau es möglichst klein auf. Idealerweise nur das Peltier und 
den PT100 rein, die Detektion mit LED und PD von aussen.

Die Umrechnung von Taupunkt / Eispunkt musst Du über Tabellen machen, da 
gibt es keine Formel für. Beachte, dass die Taupunktkurve einen anderen 
Verlauf als die Eispunktkurve hat.

Die spektroskopischen Sensoren wurden mal entwickelt für Messungen, wo 
man mit elektrischen Sensoren nicht rankommt (Kernspintomograph, 
radioaktive Strahlung), Anbindung war über LWL. Das Problem war die 
Kalibrierung, weil es für kleine RHs kaum Vergleichsgeräte gab.

von Michel (Gast)


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Andreas K. schrieb:
> Bei -60° dürfte die relative Luftfeuchigkeit stets bei 100% liegen

Warum? Wenn die Luft vorher kälter war und die Feuchte als Rauhreif 
abgegeben hat, wird nach Erwärmung die RH schon unter 100% sein.

von Timm T. (Gast)


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Andreas K. schrieb:
> Bei -60° dürfte die relative Luftfeuchigkeit stets bei 100% liegen,

Nicht zwingend, wenn das in einem geschlossenen System passiert und die 
Atmosphäre aus einer Stickstoffflasche kommt, kann das immer noch 
"trocken" sein. Ausser Du machst es im kalten Zustand auf... ;-)

von Ulrich (Gast)


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Die Kapazitiven Sensoren Messen oft nicht die Feuchtigkeit in der Luft, 
sondern die Feuchtigkeit die ein hygroskopisches Sensormaterial 
aufnimmt. Die Aufgenommene Feuchtigkeitsmenge hängt dabei im 
wesentlichen von der relativen Luftfeuchte ab, nicht von der absoluten. 
Bei tiefen Temperaturen wird das Einstellen des Gleichgewichts relativ 
lange dauern.

Wenn man die Temperatur des Sensors auf Konstant z.B. -40 C (oder ggf. 
auch -20 C) erhöht misst man die absolute Luftfeuchte. Der Sensor wird 
dazu vor nur bei niedrigen rel. Feuchten benutzt, z.B. im Bereich von 
0-25%.

von Johannes (Gast)


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Naja es geht um ein Ballonprojekt. Höhe: ca. 30km und da kanns nunmal 
bis zu -60°C haben. Nachdem auf der elektronik noch platz ist, sollten 
halt noch verschiedene Sensoren drauf. Temperatur, Druck, Licht, 
Beschleunigung 3achsig und halt auch Feuchte.
Aber das wird wohl zumindestens mit der Feuchte nichts. Zumindestens 
nichts bessere als ein Schätzwert.

Das mit der Taupunktmessung klingt aber sehr vielversprechend. Kann ich 
da einfach im abwechselnd Aufheizen und Abkühlen und muss nur den 
Taupunkt/Eispunkt genau erwischen? Oder muss sich ein Gleichgewicht 
einstellen?

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